Mittwoch, 31. Juli 2013

Wind-Kreuze

Bislang brauchten wir der Verwandtschaft in Deutschland nichts vorzustöhnen. Was die Hitze anging, waren die uns heuer immer ein paar Grade voraus. Wenn wir im Fernsehen die Bilder von einem der heißesten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland sahen, kam da immer irgendwie Urlaubsstimmung und Ferien-Aktivismus rüber. War das bei uns früher auch so?

Jetzt jedenfalls verfallen wir in einen Zustand, den Zoologen vermutlich als das genaue Gegenteil von Winterschlaf bei einer Spezies beschreiben, die später mal homo gerontos heißen könnte. Während sich die Feriengäste tagtäglich zum Strand hinunter begeben, führen wir ein regelrechtes Schatten-Dasein. Da sind wir auch froh, dass wir außer der Terrasse noch die Piazza vor der Haustür haben. Nur zum Gießen nach Sonnenuntergang und zum Sterne-Gucken (jetzt ist ja die Zeit der Plejaden mit jeder Menge Sternschnuppen, bei denen man sich etwas wünschen kann) ist es da in diesen Tagen auszuhalten. Noch nach Mitternacht fühlen sich ihre Fliesen an, als habe jemand eine Fußbodenheizung auf volle Pulle gestellt, und durch die vielen Pflanzen-Töpfe wabern dort auch noch Wolken blutdurstiger Mini-Bestien durch die Dunkelheit...

Die Piazza also! Haben die Burg-Baumeister von einst das in weiser Voraussicht so vorgehabt, oder ist die nach Westen offene Lage auf dem erhöhten Podest des Felsgrates einfach nur eine Anpassung an die Gegebenheiten gewesen? Jedenfalls gibt es mit dem Wandern der Sonne immer wieder ein Schattenplätzchen auf der Piazza, an dem man es eine Zeit lang selbst bei größter Hitze gut aushalten kann.

Der Burg-Baumeister aus Deutschland, der sich vor mehr als drei Jahrzehnten des zentralen Gemäuers angenommen hatte, brachte uns gegenüber eine genau ausgerichtete Sonnenuhr an, die sogar die Sommerzeit anzeigt. Allerdings ist beim derzeitigen Zenit dieser inzwischen als Blödsinn enttarnten Zeitumstellung der Schlagschatten des Burg-Daches so stark, dass die Uhr für Stunden außer Funktion ist (siehe Foto rechts oben).
Aber wir haben - da unsere Armbanduhren an Burg-Tagen ausrangiert sind - ja auch noch die Glocken von Santo Stefano. 
Wenn es um diese Tageszeit dann selbst im Schatten nicht mehr aus zu halten wäre, gibt es eine weitere Option: die Wind-Kreuze...

Unsere drei Hauptgassen führen nahezu parallel von Süden nach Norden den Berg hoch. So gibt es - egal ob überhaupt ein Wind geht - allein durch die steigende Thermik einen steten Hauch. Da die Piazza drei überschattete Ausgänge hat und nach Westen offen ist, entstehen zusätzliche Strömungen, die sich an bestimmten Stellen kreuzen. Dorthin stelle ich dann meinen Stuhl und genieße quasi eine natürliche Klima-Anlage, damit mein von der Hitze zermatschtes Hirn sich solche langweiligen Hundstage-Posts ausdenken kann wie diesen hier...

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