Mittwoch, 29. Juni 2022

Abgezogen und in Richtung Krieg abgebogen

Bleibt der Bundeswehr
 nur noch ein
"spärliches" Lächeln?
Quelle: bundeswehr.de
Heute vor einem Jahr zog sich die Bundeswehr geradezu panikartig nach beinahe 20 Jahren aus Afghanistan zurück. Die Bedrohung unserer Freiheit - das wissen wir jetzt - wurde am Hindukusch nicht geschmälert. Sie wurde um im Militärjargon zu bleiben camoufliert. Während der Taliban im zähen Kampf mit primitiver Ausrüstung die hochtechnisierten Schutztruppen der engagierten Westmächte letztendlich besiegte, wurde die Bundeswehr quasi zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Uns Luxus-Pazifisten, gepampert durch sieben Jahrzehnte Frieden auf Deutschem Boden, hat das sehr gefallen.

Vier Monate Krieg in der Ukraine haben nun auch die Grünen eines Besseren belehrt. Die Ampel hat nach der "Zeitenwende" mit fast allen Stimmen des Bundetages den 100 Milliarden-Sonderetat zum wieder Aufpäppeln unserer Verteidigungskräfte gebilligt. Schlaumeier könnten nun vorrechnen, dass die 17,3  bis 43 Milliarden, die der Afghanistan-Einsatz gekostet hat, sofort im eigenen Land eingesetzt, einen solchen Klimmzug nicht erforderlich gemacht hätten. Doch das ist eine Milchmädchen-Rechnung, weil die Welt - zwar vorher unvorstellbar - im ersten Halbjahr 2022 eine vollkommen andere geworden ist. - Und vielleicht für lange Zeit in diesem erzwungenen Balanceakt ums Gleichgewicht kämpfen muss. Deshalb sind Schuldzuweisungen aus keiner Ecke angebracht!

Mörderische Karikaturen ihrer selbst. Heute kaum noch
zu glauben, dass diese Pickelhauben einen
Weltenbrand entfachten. Leider nicht zum Totlachen

Quelle: history,com


Wer ein Netflix-Abo hat, kann sich seit ein paar Tagen die Dokumentation "Der lange Weg zum Ersten Weltkrieg" anschauen. Darin sind neuere historische Aspekte auch aus osteuropäischen Quellen gebündelt, die zeigen, dass lange taktisch kalkulierter und provozierter Blutdurst zum Ausbruch führte und nicht etwa politische Unvereinbarkeiten.

Das tödliche Duell
der Schnauzbart-Egomanen
Auf Lager bei amazon
Dass das russische Riesenreich zweimal - zunächst unter dem Zaren im Ersten  und dann im Zweiten unter Stalin - zum Dödel gemacht wurde, nimmt Putin jetzt zum Anlass selbst "präventiv" zu werden. Er will dabei nicht wahrhaben, dass die Welt auch seit den Jahren des Eisernen Vorhangs und dem Fall der Mauer erneut eine andere geworden war. Vor allem seit der Turbo-Kapitalismus in seinem Land drohte. die "Glorreiche SU" in Vergessenheit geraten zu lassen.

Ähnlich wie dies auch die einstige "VR China" im Vergessen von Mao gerade durchlebt. Wenn schon die schalen Ideale des gescheiterten Kommunismus verblassen, wollen sich die beiden Supermächte nicht damit zufrieden geben, zu den Big Playern im globalen Verbund zu gehören. Sie wollen an dem Tisch sitzen, an dem über die Zukunft der Welt bestimmt wird. Dass sie sich das jetzt auf eine möglicher Weise lange Zeit verbaut haben, beschwört die eigentliche Gefahr eines dritten Weltkrieges herauf: Dann einer aus Eitelkeit.

Montag, 27. Juni 2022

Gartenzwerg-Mentalität

Quelle: amazon
Der Professor von den Zinnen, unser Gegenüber und ich hätten es leichter miteinander, wäre mein Italienisch einfach besser. Politisch sind wir annähernd kongruent. Man könnte uns - da gleich alt - als zahme 68er bezeichnen. Vom Russlands Krieg über den bevorstehenden G7-Gipfel und die Lieferung schwerer Waffen landen wir aber in diesen Tagen schnell bei dem Nachbarschaftsstreit mit der älteren Dame, die sich drei Kammern in der Basis der Burg gekauft hat. Nun glaubt sie, sie könne uns, was die Pflanzen auf der Piazza angeht,  ihren Willen mit Unterstützung des Bürgermeisters aufzwingen. Der hat sich sogar wieder einmal hier hoch bemüht, weil die Signora einer großen Sippe angehört, aus der der Sindaco bei Wahlen reichlich Stimmen generiert. Er ist ja mit Unterbrechungen daher schon einige Male wieder gewählt worden...

Der Musik-Professor hat ihm daraufhin in einem offenen Brief ordentlich die Meinung gegeigt, Fast könnte man sagen, den Marsch geblasen. Aber als ehemaliger vom Staat Bezahlter hat er natürlich auch in der textlichen Klaviatur die richtigen Töne und Tempi zwischen allegro und adagio moderat. 
Ich weiß das, weil er mir eine tadellose Übersetzung in Deutsch vorgelegt hat, die meine Frau und ich nur unterschreiben konnten. Aber wird das viel nutzen? Rund um die untere Piazza wohnen in allen drei Gassen beinahe ausschließlich Zugereiste oder Ausländer ohne offizielle Residenz, die sie zu lokalen Abstimmungen berechtigte.

Aber ich komme jetzt endlich zum Thema. Ich wollte dem Schlauen Mann eine deutsche Begrifflichkeit erläutern, die wir  ja für so ein Verhalten gelegentlich benutzen: die Gartenzwerg-Mentalität. Bei der Umschreibung für Gartenzwerg hakte es, weil ich nicht extra das Handy bemühen wollte. Begriffe wie kleiner Mensch der mit roter Zipfelmütze in Gärten so tut, als arbeitete er.. Da dämmerte es ihm langsam.

Aber wir kamen eben auf keinen gemeinsamen Nenner, weil unser Begriff für Gartenzwerg vom falschen Maß ausgeht. Ein Zwerg definiert zwar einen kleinen Menschen, die Typen aus Terrakotta sind aber viel zu klein, um als Zwerge durchzugehen. Deshalb heißt er im Italienischen auch Gnomo da Giardino, die Franzosen nennen ihn Nain de Jardin und selbst die Englischsprachigen wissen es besser als wir, wenn sie ihn als Garden Gnome längenmäßig richtig einordnen. Im Italienischen ist der Zwerg eben Nano (nicht zu verwechseln mit Nonno, dem Großvater).

Quelle: ZDF Spielfilm
Und wie die anderen doch alle recht haben! Ich habe sowohl neue als auch alte Darstellungen von Schneewittchen angeschaut. Die sieben Zwerge reichen ihr immerhin bis zur Hüfte. Gartenzwerge gehen einem aber meist nur bis zum Knie, Also wie wäre es mit einer Begriffsänderung? Gartengnom klingt durch die Alliteration ja auch nicht schlecht.

Ein reisender Garten-Gnom im Dienste
der Wissenschaft, Er hieß Kern
und wies nach, dass die
Schwerkraft nicht an allen
Orten auf dem Globus gleich ist
Quelle: 20minch

Der Professor - als wir endlich wussten, worüber wir reden - erinnerte mich dann als alter Revoluzzer auch noch an eine Sache, die ich schon längst vergessen hatte: Die legendäre, aber letztlich gescheiterte Aktion, die Garten-Gnome mit der "Front zur Befreiung der Gartenzwerge" aus ihrer Fron zu holen. Sie ging bezeichnender Weise 1996 von Frankreich aus und verbreitete sich zunächst wie ein Lauffeuer auch in den Nachbarländern. Gartenzwerge wurden aus ihrem Habitat befreit und im Wald ausgesetzt, oder auf Reisen geschickt, um aus allen Teilen der Welt Bilder von sich zu schicken. War witzig aber leider zu kurzlebig gedacht, weil doch ein Eigentums-Delikt..

Freitag, 24. Juni 2022

Schönes Schattendasein

 Das Wörterbuch erläutert Schattendasein als Zustand von geringer Bedeutung oder weitgehender Vergessenheit. Ein Schattendasein zu fristen, sei gleichzusetzen mit kümmerlicher Existenz und verpasster Weiterentwicklung. Ja geht's noch?

Entweder werden solche Begrifflichkeiten im kühlen Keller oder in klimatisierten Räumen zugeordnet. Jedenfalls nicht in den vergangenen zehn Tagen, während eine viel zu frühe Hitzewelle über ganz Europa hereinbrach. Sogar das sonst so sachliche ARD-Wetterforum haute nur ein kurzes Urteil über die heurige Klimalage raus: Zu früh, zu heiß und zu trocken! Wer da nicht auf Verkümmern umschaltet, riskiert bei den gleichzeitig extrem hohen UV-Werten seine Gesundheit. Da ziehe ich doch lieber weiter einen Zustand von geringer Bedeutung vor, und gegen die weitgehende Vergessenheit schreibe ich heute einmal einen Post, wie einer sich das Schattendasein schön machen kann, ohne in der Schattenwelt zu landen. Über den eigenen Schatten kann man im Schattendasein mangels Licht sowieso nicht springen.

Im Negev habe ich einmal beim Sonnenaufgang den gefühlt längsten Schatten meines Lebens geworfen. Er reichte bestimme einige hundert Meter weit, aber richtig witzig wurde er durch Tanzbewegungen der langen Beinschatten, auf denen ein kleiner Kopf wackelte.
Die Schatten der Vulkane auf den Inseln Teneriffa und Grand Komore reichen in der Morgensonne angeblich über die Kimmung hinaus, Wie die je 30 Kilometer Schattenlänge allerdings gemessen worden sind, wurde nicht erläutert.

Meine Leserinnen und Leser denken vermutlich jetzt schon, dass ich durch die Hitze  einen ziemlichen Schatten habe. Aber den längsten Schatten in unserem Wahrnehmungsbereich muss ich doch noch schnell erwähnen. Den wirft unsere Erde.  Der Erdschatten variiert sogar. Weniger beeinflusst durch den Abstand zum Mond, sondern vor allem durch die Entfernung der Sonne zu unserem Planeten...Ja, was das Wörterbuch mit seinen negativen Aspekten nicht berücksichtigt, ist, wie herrlich man schlaff vor sich hin denkend im Schlagschatten dösen kann, selbst wenn nur ein laues Lüftchen weht. Da reicht mir dann schon der kleine Kosmos unserer Piazza:

Bei Hitze mein wanderndes Schattenreich, gewissermaßen
 mein "Mare Tranquillitatis" um im Bild oben zu bleiben

Fotos: Claus Deutelmoser

Mittwoch, 22. Juni 2022

Frau Mückes letzte Sekunden

Frau Mücke in einer Karikatur von de,freepik,de
Wir Menschen neigen ja aus Selbstüberschätzung oder Überheblichkeit dazu, alles  Leben aus unserer Perspektive zu betrachten. Wir sind nicht bereit, uns einmal in die Wahrnehmung anderer Wesen hinein zu versetzten. Was auch schwierig ist, weil unsere Sinne derart verkümmert sind, dass wir überfordert werden.

Am größten ist die Diskrepanz zwischen Mensch und Mücke. Zum einen verständlich, weil sie in weiten Teilen der Welt todbringend sein kann (Malaria und Dengue-Fieber), zum anderen weil sie uns vor allem in unseren Breiten nächtens in den Wahnsinn treiben kann.
Ich schreibe wir, obwohl das für meine Frau und mich so nicht gilt. Wenn wir abends beim leichten Essen auf der Piazza sitzen, wird sie innerhalb von ein paar Sekunden trotz diverser Sprays von Angriffswellen der kaum sichtbaren Insekten umschwirrt und angegriffen. Dann geht sie los die verzweifelte Prügelei, und ich muss mir am nächsten Morgen im Bett die Geschichte zu jedem einzelnen Biss anhören, wenn Körperteile mal wieder aussehen, als hätte sie Masern
Bestimmt klingt diese Schilderung herzlos, aber ich würde freiwillig ein Dutzend Bisse in kauf nehmen, um ihr Klagen nicht mehr hören zu müssen. Aber an mich gehen die Blutsauger nicht, auch wenn ich direkt neben ihr sitze oder liege. 

Deshalb sei es mir gestattet, dass ich mich auch einmal in die Mücke hinein versetze. Nicht als Mensch, sondern aus Menschlichkeit. Natürlich gäbe es anhand des zoologischen Zyklus der Stechmücke (siehe Darstellung) dafür kaum Ansatzpunkte. Zweifellos sind Mücken überall auf der Welt eine Plage, aber auch sie müssen und wollen leben. Dazu gehört auch dass Mücken nicht stechen, sondern sich mit zwei blitzschnell in ihrem Rüssel wetzenden Kiefer-Blättern durch die Haut zum Blut ihres Opfers sägen - also beißen, um dann des leichteren Aussagens wegen Blutverdünner einspritzen. Und es sind eben nicht die Mücken insgesamt, die beißen, sondern allein die Weibchen, die das Blut als Nährstoff für ihre Eier benötigen.
Schulbuch raabe.de

Um das ganze zu vermenschlichen - hier ein Einblick in das Leben von Frau Mücke nach menschlichen Maßstäben. Von einem Männchen geschwängert, das sofort wieder abhaut, wird sie gleich in die Rolle der alleinstehenden Mutter gedrängt, die mit ihren einzigartigen Sinnen aus großer Entfernung das Blut riecht, dass sie für ihre Eier dringend benötigt. Mit dem Instinkt von Myriaden Geschlechtsgenossinnen vor ihr in den Genen, weiß sie dass sie auf einem Himmelfahrts-Kommando unterwegs ist. Sie ist eine schnelle Tänzerin, die in Bruchteilen einer Sekunde Anflug-Manöver durchführen kann. Aber dann hört sie auf einmal eine liebevolle Stimme, die sie aus dem Konzept bringt:
"Setz dich nur meine kleines Mücklein. Mach's dir gemütlich!"
'Na wenn das so ist, dann nehme ich die Einladung doch gerne an', sind die letzten Botschaften, die ihre Ganglien weiterleiten. Dann nur noch ein endliches Wusschhhhh.
"Erwischt", sagt meine Frau mit bösartig triumphierender Stimme und einem Blutfleck auf ihrem Unterarm...
Jede Menge schwere Waffen gegen Mücken
Amazon liefert ohne zu zögern


 

Montag, 20. Juni 2022

L'Indirizzo di Babbo Natale

 Unser letztes Einschreiben nach Deutschland hat kürzlich zwölf Tage gedauert. Manche Grußkarten sind gar nicht erst angekommen. Es wäre zu einfach das alles den Poste Italiane zuzuschreiben. Seit wichtige Briefe, die wir in München direkt vor unserer Haustür eingeworfen hatten, auf nimmer Wiedersehen verschwunden sind, halte ich mich mit Schuldzuweisungen zurück.  Es ist schon möglich, dass das Zeitalter des Internets und der Lieferdienste mit einfachen Briefen oder Postkarten nicht mehr recht etwas anfangen kann. Mein Bestelldienst liefert sowohl mit eigener Logistik als auch mit DHL. Lieferprognosen sind mit dessen eigener Logistik immer präziser und schneller. Wir benutzen die Schneckenpost nur noch selten. Deshalb kann es aber auch sein, dass wir wieder einmal eine der ständigen Tarif-Änderung verpasst und falsch Frankiert haben.

Die nächste echte  Post in München (nicht die diversen Annahmestellen) ist 15 Autominuten entfernt. Hier müssen wir an drei Tagen pro Woche nur einige hundert Stufen in den Capo Luogo hinunter, um beispielsweise Zahlungen  per Postanweisung vorzunehmen.

Ich habe als Kind nicht zu denen gehört, die an Weihnachten Postkarten mit Wünschen an komische Orte wie das mecklenburgische Himmelpfort oder das Santa Claus Village in Finnisch Lappland geschrieben haben. Das ganze Weihnachtsmann-Getue ging an mir vorbei, bis ich auf einer Nikolaus-Party meiner Kinder selbst in diese rote Kapuzenkutte schlüpfte und ziemlich versagte.

Ausgerechnet hier in Ligurien holte mich schon vor Jahren der Weihnachtsmann wieder ein, weil ein Pizzabäcker und die Mädels vom Heizungsservice mir wegen meines Aussehens immer "ciao Babbo Natale" zuriefen. Mittlerweile bin ich sicher, dass sich der Spitzname ganz schön verbreitet hat. Denn auch die neue Postina steuerte vor ein paar Tagen in der Gluthitze des Mittags direkt unsere Tür an, um uns die Weihnachtsgrüße unserer Nachbarin, der Bürgermeisters-Witwe zu bringen.

Die Wege der Post sind unergründlich. Wir schreiben unserer uns mittlerweile ans Herz gewachsenen Nachbarin jedes Jahr aus München zu Weihnachten. Die rüstige 84jährige, die ihren Garten noch selbst bestellt und jede Last zu ihrem Haus nahe der Piazza hochschleppt, wollte sich nicht lumpen lassen und schrieb zurück- Aber irgendwie hat sie im Weihnachtstrubel mit ihrer Familie nur die halbe Adresse auf den Umschlag geschrieben.

Als Nachforschungen noch von Menschen und nicht von Klarlese-Automaten erledigt wurden, hätte die Karte eigentlich zeitig ankommen müssen. Denn die Postleitzahl war richtig, und unter der gäbe es auch nur eine Familie unseres Namens.

War das der Grund, weshalb die Postina den Brief nicht an die Absenderin auslieferte, sondern ihn uns geradezu konspirativ mit verschwörerisch leiser Stimme direkt aushändigte?

Sie erkannte natürlich l'Indirizzo di Babbo Natale... - und wir kühlten uns bei 30 Grad symbolisch an der verschneiten Winterlandschaft auf dem Weihnachtsgruß...

Freitag, 17. Juni 2022

Sechs Staatsmänner suchen ihre Rolle (in der Geschichte?)

Putin, Xi, Erdogan, Orban. Lukaschenko und Johnson.

Wer kennt schon heute noch den Sizilianer Luigi Pirandello? Selbst wenn der 1934 - auf  dem Höhepunkt des Faschismus den Literatur-Nobelpreis erhielt. Denn Tatsächlich konnte er seine erste Begeisterung für Mussolini und dessen Tun nicht mehr revidieren, weil er 1936 verstarb. Immerhin tat das sein Werk posthum für ihn.. Nicht zuletzt weil herausragende Theater-Leute den Mut zur Interpretation seiner dramaturgischen Ideen hatten.

Luigi Pirandello
1867 - 1936
Quelle: wikipedia

Das Theaterstück "Sechs Personen suchen ihren Autor" könnte als Parabel auf meine Überschrift angewandt werden. Denn es machten Weg frei für das absurde Theater. der Nachkriegsjahre,
Wenn das ganze Desaster des Jahres 2022 irgendwann einmal theatralisch aufgearbeitet werden kann, sollte deutlich werden, dass die oben aufgeführten Staatsmänner zwar ihre Rollen nach dem gleichen Script angelegt, aber ihre Darstellung wohl - sich selbst überschätzend - falsch interpretiert haben.

Wieso? Weil sie ihre Völker, ihr Publikum gewissermaßen, durch Propaganda für blöd verkaufen wollten. Wenn das Stück schlecht ist, kann der Applaus einfach nicht durch gewaltsame Unterdrückung und Staats-Terrorismus erzwungen werden. Dann entsteht - wie immer in der Geschichte  - ein Subscript, das mit stets wachsendem Erfolg aus dem Untergrund diversifiziertes Handeln verlangt.

Die verzwickte Botschaft Pirandellos möchte ich als nicht dramaturgisch Geschulter mal so auf den Punkt bringen: Jeder, der eine Bühne betritt, wird zum Theater.
Wie ist das dann mit Politikern, die die Weltbühne betreten?

Hier einmal eine nicht mehr mögliche "pirandellische" Rollen-Interpretation:

Die Putin-Matruschka

Putin:

Ein kleinwüchsiger Großtuer mit pompösen Auftritt, der sich durch Schläue zum Tyrannen laviert hat. Je mehr Macht er bekommt, desto rücksichtsloser setzt er sie ein. Eine Nachwelt interessiert ihn nicht. Er bezeichnet andere gern als Nazis, ist aber selbst auf dem besten Weg ein historischer Kriegsverbrecher wie Napoleon oder Hitler zu werden.

Winke-Katze mit
Eisbär-Mimik
CD-paint-collage

Xi Jing Ping:

Er gibt die immer lächelnde, chinesische Version der asiatischen Winke-Katze Maneki-Neko. Den verschiedenen Legenden nach soll sie Glück und Wohlstand bringen aber auch Hoffnung. Xi erfüllt solche Wünsche mit seiner Version des "Staatsmonopolistischen Kapitalismus" für alle, die nach seiner Pfeife tanzen. Doch während er vorne so freundlich wie bei den Olympischen Winterspielen die Welt grüßt, treibt er perfide im Chinesischen Meer hinterrücks Insel für Insel einsackend die von ihm historisch begründete Eroberung Taiwans voran. Uiguren und altgediente Hongkonger lässt er entgegen jeglicher vertraglicher Zusagen über die Klinge springen.

Quelle: web.de

Erdogan:

Er wäre so gerne ein Ata Türk geworden, aber ihm fehlt es einfach an staatsmännischer Fortune. Bei jedem Versagen sind andere schuld. Ob Gülen, Kurden oder Oppositionelle - ein korruptes Rechtssystem mit absurden Schauprozessen hält ihm bislang noch den Rücken frei. Sollte das nicht mehr gelingen, könnte ihm das Antichambrieren mit Putin die Macht erhalten. So sehen wir auf der Bühne ulkige Vorgänge,  die einander derart  ähneln, dass sie einer identischen Regie-Anweisung entsprungen sein könnten. Geografische Gegebenheiten werden auf einmal historisch angezweifelt, um absurde Ansprüche geltend zu machen. Was Putin Krim und Ostukraine sind, könnten nach Erdogan bald Rhodos, Kreta und der Dodekanes sein. Dass Griechenland wir die Türkei NATO-Mitglied ist, schert doch den GRÖTAZ* nicht.

Eher Spaltpilz als Joker
Quelle: redbubble.com

Orban:

Es wäre nicht nur politisch inkorrekt den Ungarn in der Rolle des Zigeunerbarons zu sehen. Auch wenn sein agieren schon sehr an das klischeehafte Verhalten der Magyaren erinnert: Gib man dir - so nimm! Nimmt man dir - so schrei! Immer wieder verhindert Ungarn, dass die EU in Geschlossenheit agieren kann. Dass ganze hat System. Könnte ja sein, dass sich Europa wegen des Krieges in der Ukraine bald in Schall und Rauch auflöst. Dann passte es, dass man  - wie schon einmal 1956 - "gut Freund" mit den Russen ist.


Die Karikatur seiner selbst
Quelle: badische-zeitung-de

Lukaschenko:

Eigentlich hat Weißrusslands Lukaschenko in dieser elitären Besetzung nichts zu suchen. Aber wir brauchen auf der Bühne ja noch den feigen Schwächling, der nur schurkisch sein kann, weil der große Bruder ihm den Rücken freihält. Aber immer mehr ähneln seine großmannnssüchtigen Auftritte den politischen Karikaturen, die sie im Untergrund seines unterdrückten Volkes anfertigen


Johnson:

Das Staatsensemble ist ja ohne Hofnarren nicht komplett. Wir müssen bei der Zersetzung von Demokratien ja nicht nur gen Osten blicken. Wo sich doch in unserem Rücken auch was tut. Wie konnte sich das grandiose Vereinigte Königreich nur so einen Jester als Premier wählen? Wie konnte sich eine einst historisch verpflichtete Parlamentarische Monarchie  auf einen derartigen Spaltpilz einlassen. Die "Große Urkunde der Freiheit", die Magna Carta von Heinrich I. 1100 vorformuliert und 1215 von König Johann Ohneland wörtlich übernommen, verbriefte schon grundsätzliche politische Freiheiten, wie wir sie in den westlichen Demokratien auch heute noch gerne in Anspruch nehmen. Schon beim mit Macht-Allüren in endlosen Verhandlungen rücksichtslos durchgepeitschten Brexit verprellte Johnson die Hälfte seiner Bürger. Dem folgte das Totalversagen während der Pandemie, in der er mit dem Party-Gate und dem Belügen des Parlamentes mitunter wie ein Pausen-Clown auftrat. Das Vertrauens-Votum in der eigenen Partei konnte er nur deshalb erzielen, weil die Tories-Getreuen genau wussten, dass ihre Partei mit einem Schatten-Nachfolger bei den nächsten Wahlen untergehen. So angeschlagen Bolt-Boris ist - das hat er von Trump gelernt - hindert es ihn nicht daran, der EU mit der Missachtung der Nordirland-Vereinbarungen einmal mehr eins vor den Latz zu ballern. Wohl wissend, dass die verantwortungsvollen Staatsmänner derzeit alles tun. um die Ukraine-Krise zu meistern...

Big- and Little Brother
Quelle: Beide Karikaturen toonpool.com


*GRÖTAZ - Größter Türke aller Zeiten

Mittwoch, 15. Juni 2022

Kriegsgewinn(l)er

Was gut gemeint war, kam nicht beim Verbraucher an


Auf das kleine l kommt es hier besonders an

Ist einer Sieger oder gar doch ein Schuft?

Hat einer im Blute selber kämpfen müssen

Oder Geld gemacht mit hochgelegten Füßen


Zivilisten, die um Existenz und Leben bangen,

Während andere nur in ein Portfolio langen

Kriegsgewinnler sind  stets Kriegsgewinner

So war das leider seit Genrationen schon immer


Machtlose können da schon gar nichts machen,

Während die Zündler sich ins Fäustchen lachen

Im globalen Spiel mit Mangel gegen Überfluss

Fällt bei den Spekulanten sicher gar kein Schuss


Das Schieben und Verteuern ist ein Computerspiel

 Und führt nur die reichen Gamer an ihr perfides Ziel

Ja wenn der Staat nur darauf einen Zugriff hätte...

So heißts  bedauernd und lapidar: hätte, hätte Lieferkette


Übergewinn versteuern, fordert man voreilig und schnell

Aber wir sind doch nicht schuld, klagt da das Kartell

Was können wir schon für den bösen, bösen Krieg?

Die Reichen da am reicher Werden zu hindern? Ein Pyrrhus-Sieg



Montag, 13. Juni 2022

Die scheue Untermieterin

Zum ersten Mal sahen wir sie in unserem Haus, als meine Frau beim Abwaschen in der Küche war. Helfen wollte sie wohl nicht, und sie war auch schnell verschwunden, als ich sie mir anschauen wollte. Sie muss wohl unbemerkt eingezogen sein, weil wir ja fast den ganzen Tag die Haustür  zur Piazza offen stehen haben. Aber sie ist geblieben, und hat es  sich jetzt im Esszimmer auf der gleichen Ebene häuslich eingerichtet.

Nascht gerne mal von
einem hart gekochten Ei
Sie ist von schlanker Gestalt und eine typische Vertreterin ihrer Gattung- Nicht mehr jung aber auch noch nicht ausgewachsen. Da ich im Haus immer barfuß unterwegs bin, habe ich sie schon zweimal aufgeschreckt, als sie sich ihr Bäuchlein auf den alten Kacheln kühlte, von denen sie sich kaum abhebt.

Und deshalb kann ich auch ziemlich sicher sagen, was sie für eine ist:
Sie ist eindeutig ein Weibchen und gehört zu den Ruinen-Eidechsen - also den "Echten Eidechsen". Im Moment ist sie noch nur etwas über zehn Zentimeter lang, was zwei bange Fragen meiner Frau auf einmal beantwortet. Nein, sie wird im Haus keine Eier legen, weil sie erst drei Jahre alt und etwa 20 Zentimeter lang werden muss, um geschlechtsreif zu werden. Für ihr Gelege aus drei bis neun länglichen Eiern bräuchte sie eine weiche abdeckbare Mulde und keine Kachelböden.
Es gibt  allein von der Ruinen-Eidechse rund 60 verschiedene Arten, die sich extrem in den Farben unterscheiden können. Forscher haben eine auf Capri entdeckt, die schwarz ist und einen leuchtend blauen Bauch hat.

Respekt muss man eigentlich nur vor Attacken der Perl-Eidechse haben, die mit bis zu  60 Zentimetern Länge die größte in Europa ist. Sie kann schon mal fauchend aggressiv werden und einen anspringen, wenn man ihr zu nahe kommt (siehe links)


.

Quelle: alle Bilder Wikipedia
Bis zur Paarung im nächsten Frühjahr ist es also noch hin. So lange wäre sie uns mit ihrem Appetit auf Fliegen und andere Insekten im Haus herzlich willkommen. Es ist aber anzunehmen, dass dieses äußerst flinke und neugierige Reptil bei nächster Gelegenheit auf gleichem Weg in ein passendes Habitat, also eine der Ruinen rund um die Piazza wechselt, um sich auf ein erwachsenes Eidechsen-Leben vorzubereiten... Ein fescher Partner könnte zum Beispiel  dieser hier rechts sein.

Schließlich ist sie eben eine Ruinen-Eidechse. Ist unser Haus hier etwa eine Ruine? Also raus mit dir! Unverschämtheit!

Freitag, 10. Juni 2022

Die Legende von Dottore Basilico Pesto

Wieso schmeckt dein Pesto nicht wie der Genovese? Was ist da drinnen, was wir nicht hinein tun? So lauten die Fragen der Burgdamen, wenn ich beim Cena in Piazza die Kompanie-Portion meiner Pasta al Pesto verteile. Wenn wieder einmal alles ratzeputz ausgeleckt ist, setze ich mich erschöpft hin und erzähle mit meinem Speisekarten-Italienisch die Story von der Herkunft meines Pestos, die so erstunken und erlogen ist, dass sich die Balken in unserem Esszimmer bögen, könnten die denn hören...

Sie geht so:
Als wir unser Haus zum ersten Mal entkernten, war im Esszimmer eine der schweren Bodenkacheln locker (ist sie immer noch). Da alle anderen seit vermutlich mehr als hundert Jahren bombenfest, saßen weckte das natürlich meine Neugier. Mit einem Stemmeisen hob ich sie also an und fand ein vergilbtes Pergament. Ich bin überzeugt, dass alle meine Leserinnen und Leser dieser Rezeptur würdig sind. Deshalb veröffentliche ich sie locker übersetzt, damit all das Fragen nach meinem Rezept ein Ende haben möge.


Questo è mio
Eredità: un pesto che rende tutti felici e in salute. Chi lo trova dovrebbe conservare la sua ricetta fino a quando non ci saranno abbastanza persone degne per passarglielo...
Pesto al basilico del dottore

Dies ist mein
Vermächtnis: Ein Pesto, der alle glücklich und gesund macht. Wer es findet, soll seine Rezeptur so lange bewahren, bis sich genügend Würdige finden, um es an sie weiter zu geben... Doktor Basilico Pesto

Zutaten für vier Personen: 

1 Bund Liebstöckel

3 Bund Basilikum

2 Esslöffel Pinienkerne

3 Teelöffel grüner Pfeffer

6 Stück Parmesan oder Grano Padano (etwa so groß wie Zuckerwürfel) Bloß nix Gemahlenes!!!

1 Teelöffel brauner Melasse-Zucker

2 Teelöffel Salz

2 große Zehen frischen Knoblauchs

1 Esslöffel Limonen-Saft

Alles zusammen in eine Moulinette oder Mixer. Zunächst im Hack-Gang vermischen lassen. Dann im schellen Fein-Gang unter Zugabe des besten Olio Extra Vergine so lange mischen, bis die Konsistenz eines Baby-Breis erreicht wird. Dann umfüllen in eine passende Schüssel. Deckel drauf und im Kühlschrank zur Aroma-Entfaltung mindestens einen halben Tag vor dem Verzehr quellen lassen.

Sollte wider Erwarten etwas übrig bleiben, hielte sich der Rest fest verschlossen noch eine Weile...

Ob Spaghettini, Taglieatelle, Troffie, Gnocchi, Ricotta-Ravioli -
Pesto passt fast immer

Buon Appetito!

P.S- Muss ja niemand wissen, dass meine Frau gegen die obligaten Haselnüsse allergisch ist. - Und dass einmal einfach zu wenig Basilikum da war und ich zum Erreichen der nötigen Menge den genialen Geschmack von Liebstöckel ergänzte. Es geht also absolut ohne das Maggi-Kraut. Kein Italiener würde jemals etwas Zucker für den Pesto verwenden, und ein Mixer geht stylisch schon gar nicht. Der Pesto Genovese wird traditionell im Mörser angerieben - aber das dauert, wenn viele Leckermäuler bedient werden wollen wie bei unserer Cena in Piazza.
Alle Fotos: Claus Deutelmoser



 

Mittwoch, 8. Juni 2022

Nix los!

Die Anrufe aus der Heimat laufen eigentlich immer nach dem gleichen Fragen-Schema ab: Wie geht's? Alles in Ordnung bei euch? Was macht ihr denn so den ganzen Tag? Gibt' was neues? Antworten: Ja, ja, ne ne!
Die Fürsorglichste und ich lieben es, uns über den Ereignisreichtum unserer Tage hier oben nicht weiter auszulassen, damit die Freunde und Adepten erstens nicht neidisch werden und uns zweitens nicht für komplett durchgeknallt halten. Hätten wir gesagt, dass der gestrige Tag unglaublich ereignisreich gewesen war, wären wir gezwungen gewesen, alles detailliert zu schildern, So sagen wir einfach: passiert ja nix!

Oder wie würden meine Leserinnen und Leser durch folgenden Tagesablauf wohl gelangweilt:

Betörend duftend, aber
einmal unbeobachtet
los geklettert, hält
den Kletter-Jasmin nichts mehr auf
Quelle: as-garten.de
In den Morgenstunden werde ich durch den betörenden Duft der beiden Kletter-Jasmine an den Nachbarhäusern geweckt. Jasmin ist für mich schon immer der Trigger für den Beginn der heißen Jahreszeit gewesen, Da ändert auch der Klimawandel durch sein ständig wechselndes Wetter nichts. Mein Kopfkissen liegt ja quasi auf der Regenrinne des gegenüber liegenden Hauses, dass nun schon seit Jahren kaum noch bewohnt wird, Im vergangenen Jahr schwärmten da noch emsig sammelnde Wildbienen vom Morgengrauen bis in die Dämmerung aus dem Kamin. Heuer hüpft mir die emsig fütternde Blaumerle auf der Nase herum. Kann einer schöner noch einmal weiter schlafen?

Meine Frau hört leider nicht mehr so gut, dafür sieht sie mit ihren neuen Linsen wie ein Raubvogel. Ich hingegen bräuchte für verschieden Entfernungen mehrere Brillen. Aber ich höre sprichwörtlich Flöhe husten und kann daher quasi mit den Ohren sehen. An einem ausgestorbenen Tag wie gestern komme ich mir bei meinem Morgenkaffee auf der Piazza-Bank vor wie ein Karajan im Konzert der animalischen Laute. Denn natürlich achten alle auf mich und was ich tue, Rechts summen Nektar-Sammler in den gerade aufgebrochenen Blüten des Oleander. An mir vorbei zischen für die Perkussion die fast an meinen Kopf prallenden Mauersegler im Tiefflug ihre unsichtbaren, in der Burg-Wand versteckten Nester ansteuernd. Schlaff, schlaff, plusch  verschwinden mit kaum gebremsten Tempo. Von der Dachrinne unseres Haues beobachtet eine anderes Blaumerlen-Paar tirilierend die ersten Flugversuche ihres Nachwuchses, während klitzekleine Finken, die ich bisher nicht bestimmen konnte, im Chor dazu zwitschern.

Als meine Frau von der Cantina auf die Piazza hochkommt, verstummt das Konzert. Sie berichtet  erstaunlich ungerührt, dass sie gerade ein mittelgroßes Exemplar der hiesigen, laubgrünen Riesen-Ringelnattern beobachte hat, die von der Gasse in Richtung Fredos Garten verschwunden ist: "Hoffentlich hat die nicht die Jungvögelchen erwischt."

Elaphe longissima: Bis zu zwei Meter lang, hier
 in den Valle d'Olio  oft giftgrün aber ungefährlich,
ist die Äskulapnatter die größte Schlange Europas-
Quelle:äskulapnatter- biologieseite.de

In der Hitze des Nachmittags hält offenbar auch die Tierwelt eine Art Siesta. Deshalb klingen die Kirchenglocken viel lauter und holen zumindest mich aus dem Nachmittags-Schläfchen. Wieder ist der Himmel voller Segler, Ach, wenn die sich denn auch der Mücken widmen könnten, die nun in kleinen Geschwadern über meine Frau herfallen, weil sie gerade die Piazza-Pflanzen gegossen hat. Zum Abendessen vor dem Haus erscheint sie in einer Duft-Schwade von Mückenspray. Was aber nichts daran ändert, dass ich nicht einen Biss abbekomme. Das war schon immer so, aber drinnen essen wollen wir dennoch nicht.

Zum Abschluss dieses ereignislosen Tages kommt die Familie Berg Stelz auf unsere Dachterrasse und führt  auf der Brüstung in der untergehenden Sonne ihren Nachwuchs vor. Die haben wohl damit gerechnet, das meine Frau für sie schon die Bade-Saison eröffnet. Aber die gewohnte Wasser-Schüssel ist noch leer. Es war ja noch nicht heiß genug gewesen...

Wie eine Bachstelze mit kurzen Beinen.
Dieser Berg Stelz stand mir auf dem
Fensterbrett meines Arbeitszimmers Modell

Soll ich etwa den Anrufern solche Nichtigkeiten erzählen? Da sage ich doch lieber: Nix los!



Montag, 6. Juni 2022

Aus dem Gleichgewicht

 Von den Schlaumeier-Sprüchen, die sich in letzter Zeit mehren, geht mir einer besonders auf den Zeiger:
Wer zu sehr in der Vergangenheit lebt, verpasst die Zukunft.
Eigentlich könnte der logisch doch nur für Menschen in der Lebensmitte gelten, woran auch immer sich die festmachen lässt. Wenn jemand nur 60 Jahre alt würde, hätte so ein Mensch seine Lebensmitte ja schon mit 30. Jenseits so eines fiktiven Moments schrumpft dessen Zukunft dann schon täglich. Die Vergangenheit jedoch wird immer länger. Sofern also ein inhaltreiches Leben geführt wird, gewinnt das Erlebte mehr und mehr an Bedeutung...

Quelle: de.freepik.com

Offenbar haben sich die Mächtigsten dieser Erde vor lauter in die Zukunft schauen, nicht genug mit der Vergangenheit - sprich Geschichte - dieses Planeten auseinander gesetzt. Ansonsten wäre das Leben auf ihm nicht derart aus dem Gleichgewicht geraten. Wer will denn in Zukunft noch auf dieser Erde leben, wenn wir zerstören, anstatt zu erhalten. Wenn wir immer wieder die Grenzen des Machbaren rücksichtslos ausloten und dann aber aus Unwissenheit tödliche Fehler wiederholen.

Immanuel Kant
1724 - 1804
Der Mangel an Geschichtsbewusstsein - also das ungebildet sein - ist der eigentliche Grund, wieso sich Geschichte immer wiederholt. Selbst alle unsere technologischen Errungenschaften führen ja nicht dazu, dass sich das Grundmuster des Homo Sapiens (des wissenden Menschen) wesentlich ändert. Ob einer mit der Keule auf den Kopf bekommt, mit einer Granate oder am Ende atomar verdampft wird ist faktisch kein Unterschied: tot ist tot! 

Sapere aude! Wag ja nicht, zu wissen! Sagten vor Immanuel Kant schon die alten Römer.

Bei Menschen in meinem Alter macht sich im Moment der krasse Fatalismus breit, weil unser bisheriges Leben nur von gewissen, entfernten Bedrohungen begleitet wurde. Aber offensichtlich waren wir in unserem Friedens-Kokon nicht mehr auf das Unfassbare vorbereitet. Genauso wie wir ja gedankenlos Ressourcen  ausgeschöpft haben, von denen wir ja längst wussten dass sie so endlich sind wie unser Leben.

Nehmen wir die Neonazis oder Putin mit ihren Geschichtsklitterungen. Sie biegen sich halbgare Fakten zu einer ideologischen Beweislage zurecht. Wer dieser widerspricht, wird im besten Fall wieder zuerst nur angepöbelt. Im schlechtesten Fall verschwinden die Widersprechenden auf immer in einem Todeslager...

Will mir da einer verdenken, dass ich lieber an all die einzigartigen Erlebnissen meines privilegierten  Lebens zurück denke, als zu analysieren, was aus der Welt wohl werden könnte? Ich kann ja nichts mehr ändern an meiner Angst vor der Zukunft. Ist ja ohnehin nicht mehr lang hin.
Aber ich denke dabei mit wenig Hoffnung immer wieder an eine Erzählung meines Vaters. Dessen Urgroßvater hätte seinem Vater auf dem Sterbebett folgendes prophezeit: Jungchen - die Menschen haben viel erreicht, aber fliegen werden sie nie!

Der motorisierte Wright-Glider 1908
Quelle:wikipedia

Da hatten die Gebrüder Wright ihren Gleiter schon mit einem Motor ausgerüstet.  Kaum zehn Jahre später brach der Erste Weltkrieg aus, in dem erstmals Flugzeuge als Kriegswaffen eingesetzt wurden.

Freitag, 3. Juni 2022

In den Schuhen des Fischers

Dieser Tage kam die Witwe meines im vergangenen Sommer verstorbenen Künstler-Freundes vorbei und brachte mir sehr aufwendig gefertigte Sandalen. Weil ich mir doch gerade so schwer mit dem Gehen tue...

Mein Lebtag habe ich keine Sandalen getragen - nicht mal am Strand. Bei Sandalen erschienen mir immer karikierte Deutsche vor Augen, die mit Adiletten, weißen Söckchen und Shorts durch den Petersdom schlurfen. Wohl aber weiß ich, wie es ist, in Schuhen anderer zu gehen oder gar in große Fußstapfen zu steigen.
Vier Jahre nach dem Tod meines Lieblings-Opas hatte ich nicht nur seine Schuh- sondern auch seine Kleidergröße erreicht. Im Herbst nach der Konfirmation war ich schon aus dem dafür angeschafften Anzug rausgewachsen. Ich war unter multiplen Trainings regelrecht auf 186 cm Länge und 80 Kilo Kampfgewicht explodiert. Das brachte meine Mutter, die nie etwas fort warf in schiere Verzweiflung. Allerdings hielt mein Gehirn mit dem Wachstum nicht schritt, und so begann ich die Kleidungsstücke meines Großvaters auszuprobieren. Der war ein Grandseigneur gewesen und trug nur klassische Maßanfertigungen.

Auf Klassenfotos von damals mit heutigem Blickwinkel wäre ich in den Zweireihern und den am Bund verengten Schlabberhosen ein Influencer. Aber in der Zeit waren eben Trompetenhosen mit Extra-Schlag, lange, indische Hemden und Prinz-Heinrich-Mützen angesagt. Da stach ich mit meinen geerbten, diversen Humphrey-Bogart-Borsalini auf dem Kopf eher ulkig aus der Menge. Was soll ich sagen: Opas Schuhe trug ich - als handgenäht nur von Älteren erkannt - mit Begeisterung weit über die Mode mit den Torero-Absätzen hinaus.

Dann kam das Jahr 1968, in dem meine noch neue Freundin dann aber spätere Ehefrau, mich modisch total umpolte. Zum ersten Mal musste ich von meinem kargen Lehrlings-Lohn Bluejeans kaufen, und ansonsten war nur noch Cordsamt angesagt.
1968 war für viele andere unserer Generation ein Schicksalsjahr: Die Attentate auf Martin Luther King, Robert Kennedy und Rudi Dutschke erschütterten uns genauso wie der im Nachhinein unsinnige Vietnam-Krieg. aus dem für Afghanistan und die Golfkriege in der Folge nichts gelernt wurde. Aber für mich das Grausigste war die Niederschlagung des "Prager Frühlings", den ich kurz zuvor selbst vor Ort noch erleben durfte (siehe auch meine Erzählung "Ronny" im Burgschreiber-Blog gepostet am 25.6. 2015).

Und jetzt komme ich auf die geschenkten Sandalen zurück. Während ich mit ihnen - ohne Socken - eine bequeme Runde um den Borgo machte, schaute ich auf meine Füße und hatte sofort den Titel "In den Sandalen des Künstlers" für einen nächsten Text im Sinn.  

Anthony Quinn
1815 . 2001

Quelle: wikipedia

Meine 1968 immer noch sehr katholische Freundin nahm mich  wohl kurz vor Weihnachten in den Film "In den Schuhen des Fischers" mit. Der griechisch orthodoxe Antony Quinn spielt darin einen ukrainischen Priester der dem Russischen Straflager in Sibirien nach 20 Jahren entkommt, nach Rom geht, dort zum Kardinal geweiht und schließ zum Papst gewählt wird. Als Pontifex Maximus reißt er nicht nur Konventionen ein, sondern mischt auch Vatikan und Supermächte politisch derart auf, wie wir Ungläubigen das in der grausamen Gegenwart eigentlich von Franziskus erwartet würden.

Quinns Rollen-Name lautete Kiril Lakota. Kiril - war da nicht grade etwas? Ach ja: Da wäre ja aktuell Kyrill I, der enge Freund Putins, der als Patriarch der russische Orthodoxen gerade den Angriff auf die Ukraine abgesegnet hat, und jetzt wegen der Sanktionen gegen diesen Kirchenfürsten von Viktor Orban missbraucht wird, um sich dem Öl-Embargo der EU weiter zu verweigern.
Und was macht die EU? Sie knickt erneut einmal mehr vor dem Monopol-Demokraten ein, anstatt ihn endlich aus der EU zu schmeißen. Seinen Bonus für die Hilfe Ungarns bei unserer Wiedervereinigung und das Ermöglichen der Union hat er mit Korruption, Erpressen und fortwährendes Bremsen der Gemeinschaft längst aufgebraucht.

Ihr erkennt, weshalb ich diesen Text unbedingt posten musste...

Es gibt diesen alten Film noch bei amazon
Die Schuhe beziehen sich auf
den Kirchengründer, den Apostel Petrus

Due bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und dir werde ich den Schlüssel zum Himmel geben. Tu es Petruset super hanc petram aedificabo ecclesiam meam....

Mittwoch, 1. Juni 2022

Schwarze Löcher

 

Hätte ich nicht gleich drauf kommen müssen, als die NASA die ersten  Bilder vorn den schwärzesten Löchern au dem All veröffentlichte? Die jüngst stets klamme US-Weltraum-Agentur hätte ja den Wettbewerb mit den privaten Raumfahrt-Unternehmen kaum noch stemmen können, hätte es die StarWars-Phantasmen und die Besiedlungs-Pläne vom Mars, die Donald Trump noch angeschoben hat, nicht gegeben. Ist die Entdeckung schon Wahlkampf oder Wunschdenken, der Ex-Präsident solle sich schon mal auf den Weg dorthin machen. Sind ja nur 236.000.000 Lichtjahre - ein Klacks für den Großsprecher!.

Sieht aus wie ein typisch donaldistischer Doughnut und hat dazu auch die Farbe von Trumps Haaren.
Das Smiley aus den den tiefsten Tiefen des Universums könnte uns verraten: Ich komme wieder!

Quelle: NASA






















Immerhin ist die Theorie von Albert Einstein wohl durch diese Entdeckungen belegt worden. Was mir wirklich einen Schauer über den Rücken laufen lässt, wenn ich darüber nachdenke, wie das Gehirn des Genies so etwas projizieren konnte.  Mir als Laien ist nicht klar, wie ganze Galaxien samt ungeheuren Mengen an Energie von diesen Schwarzen Löchern verschluckt werden. Und was verschluckt wird, muss ja nach dem Vorbild animalischer Verdauungstrakte auch irgendwo wieder ausgeschieden werden. Gibt es etwa eine Kläranlage für verdaute Galaxien, und werden in diesem Urschlamm dann neue Galaxien fürs Universum gezüchtet?

Einstein und Hawking haben da keine Lösungen angeboten und gingen davon aus, dass sich das Universum in seiner Unendlichkeit einfach immer weiter ausdehnt. Wenn ich da an die kolportierte Gläubigkeit Einsteins denke, muss er zu dem Schluss gekommen sein, dass darüber nur noch ein Gott steht- als ewiger Gärtner.(siehe auch "Mein besseres Ich am anderen Ende der Galaxis " vom 21. 7. 20915).

Ist es Ehrfurcht oder einfach nur die Angst vor unvorstellbaren Dimensionen? Dabei plagen mich die Sorgen um Schwarze Löcher ganz in meiner Nähe. Das nächste ist - während ich schreibe - die Tastatur, die mir meine Sohn aus den unendlichen Weiten seiner Computer-Welten samt zusammen aus alt neu gebasteltem Computer zur Verfügung gestellt hat, als sein abgelegter Steinzeit-Laptop in die Ewigkeit abstürzte.

Diese Combi verschluckt nicht nur ganze geschriebene Sätze, sondern gleichzeitig die zerzausten Gedanken, die zu ihnen geführt haben. Hinzu kommt, dass meine rechte Gehirnhälfte, die links steuert, offenbar mittlerweile schneller ist als die linke. Was zu merkwürdigen Buchstaben-  oder Zahlen-Verdrehern führt. Flugs war Descartes vor ein paar Posts plötzlich 254 Jahre alt geworden.
Diese "Tastatur des Teufels" produziert in meiner Galaxie
Schwarze Löcher ohne Wiederkehr
Ich will ja nicht behaupten, dass ich mit zehn Fingern blind tippen kann, Aber etwa achteinhalb sind es doch. Aber wenn ich dieses extrabreite Keyboard nicht direkt mittig mit meinem Text im Halbdunklen nach dem Bildschirm ausrichte, dann erhalte ich zumindest eine Ahnung was in so einem schwarzen Loch vor sich geht. Da hilft dann auch kein Warp-Antrieb um den Weg zum letzten krummen Gedanken in Hyper-Lichtgeschwindigkeit zu verkürzen. Wie funktioniert bitte Telepathie? Einstein Hilf!
Ein Gerät um die Krümmungen
in meinen Gedanken zu verkürzen.
Wie sich Science Fiction das zeitnahe
Reisen dirch die Wurmlöcher der Galaxien vorstellt
Quelle: wikipedia