Freitag, 3. Juni 2022

In den Schuhen des Fischers

Dieser Tage kam die Witwe meines im vergangenen Sommer verstorbenen Künstler-Freundes vorbei und brachte mir sehr aufwendig gefertigte Sandalen. Weil ich mir doch gerade so schwer mit dem Gehen tue...

Mein Lebtag habe ich keine Sandalen getragen - nicht mal am Strand. Bei Sandalen erschienen mir immer karikierte Deutsche vor Augen, die mit Adiletten, weißen Söckchen und Shorts durch den Petersdom schlurfen. Wohl aber weiß ich, wie es ist, in Schuhen anderer zu gehen oder gar in große Fußstapfen zu steigen.
Vier Jahre nach dem Tod meines Lieblings-Opas hatte ich nicht nur seine Schuh- sondern auch seine Kleidergröße erreicht. Im Herbst nach der Konfirmation war ich schon aus dem dafür angeschafften Anzug rausgewachsen. Ich war unter multiplen Trainings regelrecht auf 186 cm Länge und 80 Kilo Kampfgewicht explodiert. Das brachte meine Mutter, die nie etwas fort warf in schiere Verzweiflung. Allerdings hielt mein Gehirn mit dem Wachstum nicht schritt, und so begann ich die Kleidungsstücke meines Großvaters auszuprobieren. Der war ein Grandseigneur gewesen und trug nur klassische Maßanfertigungen.

Auf Klassenfotos von damals mit heutigem Blickwinkel wäre ich in den Zweireihern und den am Bund verengten Schlabberhosen ein Influencer. Aber in der Zeit waren eben Trompetenhosen mit Extra-Schlag, lange, indische Hemden und Prinz-Heinrich-Mützen angesagt. Da stach ich mit meinen geerbten, diversen Humphrey-Bogart-Borsalini auf dem Kopf eher ulkig aus der Menge. Was soll ich sagen: Opas Schuhe trug ich - als handgenäht nur von Älteren erkannt - mit Begeisterung weit über die Mode mit den Torero-Absätzen hinaus.

Dann kam das Jahr 1968, in dem meine noch neue Freundin dann aber spätere Ehefrau, mich modisch total umpolte. Zum ersten Mal musste ich von meinem kargen Lehrlings-Lohn Bluejeans kaufen, und ansonsten war nur noch Cordsamt angesagt.
1968 war für viele andere unserer Generation ein Schicksalsjahr: Die Attentate auf Martin Luther King, Robert Kennedy und Rudi Dutschke erschütterten uns genauso wie der im Nachhinein unsinnige Vietnam-Krieg. aus dem für Afghanistan und die Golfkriege in der Folge nichts gelernt wurde. Aber für mich das Grausigste war die Niederschlagung des "Prager Frühlings", den ich kurz zuvor selbst vor Ort noch erleben durfte (siehe auch meine Erzählung "Ronny" im Burgschreiber-Blog gepostet am 25.6. 2015).

Und jetzt komme ich auf die geschenkten Sandalen zurück. Während ich mit ihnen - ohne Socken - eine bequeme Runde um den Borgo machte, schaute ich auf meine Füße und hatte sofort den Titel "In den Sandalen des Künstlers" für einen nächsten Text im Sinn.  

Anthony Quinn
1815 . 2001

Quelle: wikipedia

Meine 1968 immer noch sehr katholische Freundin nahm mich  wohl kurz vor Weihnachten in den Film "In den Schuhen des Fischers" mit. Der griechisch orthodoxe Antony Quinn spielt darin einen ukrainischen Priester der dem Russischen Straflager in Sibirien nach 20 Jahren entkommt, nach Rom geht, dort zum Kardinal geweiht und schließ zum Papst gewählt wird. Als Pontifex Maximus reißt er nicht nur Konventionen ein, sondern mischt auch Vatikan und Supermächte politisch derart auf, wie wir Ungläubigen das in der grausamen Gegenwart eigentlich von Franziskus erwartet würden.

Quinns Rollen-Name lautete Kiril Lakota. Kiril - war da nicht grade etwas? Ach ja: Da wäre ja aktuell Kyrill I, der enge Freund Putins, der als Patriarch der russische Orthodoxen gerade den Angriff auf die Ukraine abgesegnet hat, und jetzt wegen der Sanktionen gegen diesen Kirchenfürsten von Viktor Orban missbraucht wird, um sich dem Öl-Embargo der EU weiter zu verweigern.
Und was macht die EU? Sie knickt erneut einmal mehr vor dem Monopol-Demokraten ein, anstatt ihn endlich aus der EU zu schmeißen. Seinen Bonus für die Hilfe Ungarns bei unserer Wiedervereinigung und das Ermöglichen der Union hat er mit Korruption, Erpressen und fortwährendes Bremsen der Gemeinschaft längst aufgebraucht.

Ihr erkennt, weshalb ich diesen Text unbedingt posten musste...

Es gibt diesen alten Film noch bei amazon
Die Schuhe beziehen sich auf
den Kirchengründer, den Apostel Petrus

Due bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und dir werde ich den Schlüssel zum Himmel geben. Tu es Petruset super hanc petram aedificabo ecclesiam meam....

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