Mittwoch, 5. September 2018

Digitally Yours!

Es gibt Momente, in denen ich mich der Tränen nicht mehr erwehren kann: Wenn ich Bilder von Meinem Enkel sehe, alte Familien-Fotos oder Filme, die mir zu Herzen gehen.
Ersterer ist mit bald drei Jahren ein geübter Nutzer von Digitalem, letztere können auch echter Kitsch sein. Das liegt dann meistens an der Verfassung meiner Seele.

Der Film "Kodakchrome" gehört allerdings nicht dahin. Er ist ein Meisterwerk und streift meine eigene Biographie.
Es ist ein Roadmovie bei dem ein Sohn, seinen einst berühmten, todkranken Fotografen-Vater auf einem Trip nach Kansas begleitet. Dort existiert das letzte Labor in den Staaten, wo das einst revolutionäre E16-Processing für Kodakchrome-Filme noch zum Entwickeln durchgeführt wird. Es stellt.bald die Arbeit ein. Ed Harris als alter Fotograf und Jason Sudeikis als sein Sohn liefern absolute Glanzrollen ab. Mehr verrate ich nicht.

Außer? Ja! Auch ich habe drei Jahrzehnte auf Kodakchrome und Ektachrome gebaut, aber dann war ich  noch jung genug, um sofort von den digitalen Möglichkeiten für die Fotografie inspiriert zu sein. Seit die Smart-Phones für den Haus-Gebrauch Spitzen-Fotos liefern und in Sekundenschnell versandt werden können, fristet meine letzte Digital-Ausrüstung ein Schatten-Dasein im Schrank.

Erste Tests machte ich mit einer JVC-Digital, die die Fotografien auf Disketten speicherte. Das Ganze war noch sehr "pixelig". Die Passagiere auf einem Vaporetto in Venedig staunten, wie ich einfach die Disketten wechselte. Die Fotos konnte man nicht aufblasen, aber ich machte aus der Not eine Tugend und startete meine erste "Digitally Yours"-Serie, bei der ich via Fotoshop die Pixel zu Gemälden wandelte.


Vor ein paar Tagen las ich dann, dass Kodak in Schwierigkeiten geraten sei, weil die digitale Fotografie komplett verschlafen wurde. Dabei hatte die Firma bereits die erste Digital-Kamera entwickelt.

Wieder einmal bestätigt sich der Spruch, der Michail Gorbatschow zugeschrieben wird:

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben...

Das heute ist mein letzter Brief von der Burg. Die Zeit ist rum, und nach einer kleinen Pause melde ich mich ab 21. September wieder mit Steinen aus dem Glashaus. Bleibt mir bis dahin gewogen.

Montag, 3. September 2018

Bäume

So unspektakulär sah die Via Veneto hinauf zur Burg
noch im Jahr 1956 aus
Für ein paar Tage wohl sind wir hier auf der Burg von der Außenwelt abgeschlossen. Die Gemeinde dachte wohl, direkt nach Ferragosto seien keine Touristen mehr vor Ort. Auch die, die von hier täglich zur Arbeit müssen, werden einfach ignoriert.

Nachdem die Wurzeln der Bäume auf dem unteren Teil der Via Veneto all die Jahre nicht damit aufgehört haben, mit ihren dürstenden Wurzeln jede neue Asphaltierung von unten wieder aufzubrechen, kommt jetzt die Brachial-Gewalt in Form eines Fäll-Kommandos. Da die Bäume so stattlich sind, und auf beiden Seiten wertvoller Hausbesitz hinzu gekommen ist, kann das dauern.
Aber Burg-Bewohner seien ja wohl für Belagerungen gewappnet, dachte man sich in der oft desolat agierenden Gemeinde-Verwaltung.

Zeit für ein paar Spaziergänge oberhalb der zwei Spitzkehren.
Die süßlich klebrigen Kaki-Früchte sind vom
Geschmack her nicht jedermanns Sache,
aber um zu verrotten, sind sie zu schade
Da tragen die Bäume jetzt reife Früchte, die ungepflückt zu Boden purzeln:. Äpfel, Feigen, Mandeln, Kaki und Aprikosen. Es sind eben meist die Älteren, die sie noch gepflückt haben. Die Jungen haben entweder keine Zeit, oder es ist ihnen zu mühselig. Da die Bäume einst zur Ernährung der Sippe gedient haben, sind sie sorgsam umzäunt oder hinter Trockenmauern geschützt. Und dort darf sie eben keiner aufsammeln, der nicht Eigentümer oder zumindest mit denen verwandt ist.

Schwund ist! Ein Paradies für Tiere, die sich nicht an menschliche Gesetze halten müssen. Bei uns hier hat das Sprichwort "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" eben eine ganz andere Bedeutung. Man kommt einfach nicht ran!