Sonntag, 30. Juli 2023

Der letzte Brief

 Irgendwie war in unseren italienischen Momenten heuer von Anfang an der Wurm drin, aber so lautet eben Murphys Gesetz.

Ich verschone Euch mit den Highlights der ĺetzten Tage. Nur soviel: Es musste ein neues Hüftgelenk her, und jetzt warte ich auf meinen Rücktransport zur Reha nach Deutschland.

Vor ein paar Tagen dachte ich, dass wär's ein für alle mal von der Burg, so weit hatte sich meine Motorik vom Körper entfernt. Aber dann müsste ich an meine Freundin, die Bürgermeisterwitwe, denken, die sich mit über 80 noch zwei Hüften hat einbauen lassen. Mit 84 zieht sie hier oben ihren Einkaufswagen treppauf, treppab und ist fast beleidigt, wenn man ihr Hilfe anbietet.

Das müsste mir doch auch gelingen. Noch bin ich allerdings derart traumatisiert, dass der Weg zurück in die Zukunft mir unendlich lang erscheint.

Wenn zwei Stufen Reha vollbracht sind, ist auch der Sommer vorbei und eine nochmalige Rückkehr nach Ligurien eher unwahrscheinlich.

Wann ich in unserem Appartement im Glashaus das Steinewerfen wieder aufnehmen kann, ist ja auch noch fraglich.

Es würde mich glücklich machen, wenn Ihr meine Posts auch nach mindestens einem Monat Pause weiter in steigender Zahl frequentieret...

Ciao by nie!

Sonntag, 23. Juli 2023

Mitleid in Mitleidenschaft

 Selbst so in Mitleidenschaft gezogen, bin ich doch überrascht, dass mein Mitleid für meinen Bettnachbarn Jon doch größer ist, als die Besorgnis, wie es mit mir in den nächsten Tagen weiter geht.

Was das über meinen Gemütszustand  aussagt, versuche ich noch zu ergründen.

Jon ist ein sportlicher Mittfünfziger, dessen zwei bildhübsche Töchter ihn im Wechsel mit ihrer Mutter täglich besuchen und zusätzlich versorgen. Ihn im Rollstuhl aus der Enge unseres Zimmers herauszufahren, dafür reicht die Personaldecke der Pflege nicht,

Jon hat am linken Oberarm ein flächiged Tatoo im Maori-Style, und  wenn man sich die Mädchen genauer ansieht, ranken sich an ihnen filigrane, farbige  Märchenmotive unter den Sommerblusen.

Obwohl  wir täglich öfter miteinander reden,  sparen wir aus, was uns widerfahren ist. Demnach hat es Jon viel schlimmer erwischt als mich, denn er ist schon seit über einem Monat hier, ohne dass sich wohl etwas gebessert hätte.

Er beklagt sich nicht, aber ich höre ihn stöhnen, wenn er nachts den Spannmechanismus seiner Orthesen nachjustiert. 


Samstag, 22. Juli 2023

Krankenhaus-Geschichten

 2. Und dann kam der Hundertjährige mitten in der Nacht und verschwand gleich wieder. Aus dem Fenster konnte er ja nicht. Das  liegt im vierten Stock hoch über Sanremo und ist aus gutem Grund nicht zu öffnen.

Als er im Morgengrauen plötzlich wieder im Bett lag, kam Leben in den liegenden Dreimännerbund. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, und manchmal  kommentiert er auch nur  sein Hörbuch, das ihn flach liegend wie weggetreten wirken lässt. Dass er ein respektierter Mann ist, macht auch  sein Umgaang mit den weiblichen Pflegekräften deutlich. Dann kommt noch täglich ein hochgewachsener Mann, der ihn liebe- und  respektvoll mit Padrino anspricht, um ihm von Tagesaktualitäten zu erzählen,

Jetzt weiß ich ein wenig mehr über den Dottore. Gestern ist Giuseppe 100 Jahre alt geworden. Es könnte leicht sein, dass er noch ein paar Jährchen  draufpackt.. 

Forte Flusso

 Krankenhaus-Geschichten mag man nur hören, wenn man gerade eine glücklich überstanden oder schon genug Abstand zu ihr gewonnen  hat. Aber deshalb keine Bange. Ich werde Euch nicht zumuten, darob dem Mitleid zu verfallen.  Aber neben all dem täglichen Leid muss einer auch mal der Ironie freien Lauf zu lassen:

1. Unser malträtierter  Gesundheitsminister sieht ja leider immer so aus, als hätte man ihn für den Schleudergang zu lange in der Trommel gelassen. Deshalb stellte ich ihn mir heute Nacht in umserm Dreibettzimmer mit beägstigend tief eingehängter Decke vor, dass er  als Professore Carlo Forteflusso gegen die täglichen Unwägbarkeiten dieses seit Jahrzehnten konglomerat aus sich herauswuchernde Klinikums angeht. Dann werden Sie sehen - Herr Minister - Dass sie es als Lauterbach ganz gut hinbekommen haben, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt nicht nur durch Krisen zu führen. Vielleicht schaffen sie das Ehrgeizigste ja nicht. Dann haben wir es aber immer  noch besser getroffen als Italien...

Morgen schreibe ich von meinem Bettnachbarn Giuseppe, der heute Geburtstag feierte



Donnerstag, 20. Juli 2023

Transport-Logistik

 Zugegeben - eine leichte Liebe war Casanna  in all den 23 Jahren nicht. Dazu verlangte sie einem viel zu viel ab.  Zurück gab sie Schönheit und Willkommen, aber mitunter blieb sie doch einiges schuldig. Vor allem dann, wenn sie neben einer liebevollen Ausbesserung mal wieder das nächste Bruchstück auf den Teppich warf.

Aber erst als wir alle Peobleme endlich von Experten lösen ließen, war es das einst erträumte Domizil in Italien. Es ist trotz aller Umbauten ein verwinkeltes Haus, das wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinen Baubeginn erfuhr. Je älter wir werden, desto riesiger erscheint es uns. Wegen der Sicherheit hatten wir an Gefahrenstelllen extra Handläufe installiert. Aber wenn gerade auf so einer schönen Treppe uns der schlimmste Unfall ereilt, dann müssen wir uns eingestehen, unser Haus wird wie alle andren hier mit den Jahren immer gefährlicher. Dass jemand nach einem Sturz in seinem Haus schon vom ADAC  heimugeholt werden musste, hatten  wir schon öfter. Mit meinem gleichschweren Nachbarn  Moritz geriet die Freiwillige Feuerwehr  auf einem zu.gewagten Weg aus dem Borgo in die Klemme. Die Bare hatte sich so fest gefressen, dass der arme Moritz eine Stunde auf das Ersatz-Gerät warten musste, ehe ihn die Vigili del Fuoco rausgeschmitten hatten.

Und dann kommt der nicht gerne schwere Rettungaufgaben provozierende  Obelix und beweist, dass jeder Verletzte aus  Castello heraus geholt werden kann. Es braucht nur einen Plan.

Der.Blogger erinnert sich.nicht gern, wie er per Feuerwehr aus dem vierten Stock vom Glashaus gekurbelt wurde. Aber auch die Aussicht an einem Heli hängend nach Sanremo zu gondeln, stimmte ihn nicht hoffnungsfroher.

.Auch in Italien scheint es ein Wettrennen der Ambulanzen zu geben. Jedenfalls war die eine schon unter der Burg zu hören, während die Einsatzleitung einer anderen noch haarklein  alles wissen wolĺten.

Ob sich die beiden Ersten über ihre Schnelligkeit lang freuen konntenbleibt fraglich. Jdenfalls machten sie gute Mine zum professionellen Spiel. Als sie meine 130 Kilo Elend so abschätzten, riefen sie schon nach Verstärkung. Kurze Zeit später waren die zu zehnt. Wie die alle auf der engen Treppe samt meiner.zurecht kommen wollten?

Ich hatte offenbar viel von der Arbeit meiner Bergwacht-Fteunfe vergessen, denn.es klappte wie am Schnürchen oder sollte ich besser sagen - am Seil: Vier hinten mit zwei Seilen am Rettumgsbrett, die zwei Stärksten zum Bremsen vorne. Zwei mit ungelenkten Seilen als Sicherung von.der Balustrade. Aber damit waren die engen Winkel noch  nicht ausmanövriert.  Türen mussten raus, vollgepackte Schränke bis an ihre Belastungsgrenze verschoben werden. 

Ich machs jetzt kurz: Die schlimmsten Schmerzen.meines Lebens hätte ich durch den Formel 1-Aspiranten am Steuer des Sankas..



Dienstag, 18. Juli 2023

Behindert

 Als die Olympiade für Sportler mit Handicap aus Berlin übertragen wurde, habe ich tatsächlich mal wieder Sport geguckt. In Erinnerung blieb mir von allen eine junge Gymnastin mit  Downdyndom

 Als sie ihre Übung beendet hatte, breitete sich auf ihrem Gesicht ein derart zufriedenes und glückliches Vollbracht aus, dssd ich sie fssr ein wenig beneidete. Inklusion von der schönstem Seite darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es weiter erhebliche Defizite gibt. Vor allen in.den Köpfen der Normalos. Auch ich muss mich im Umgang  immer wieder zusammenreißen...

Seit dem vergangenen Wochenende weiß ic - hoffentlich nur vorübergehend  - was es bedeutet, wenn einem 80 Prozent  der Körperfunltionen aufgrund von Schmerzen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ein Segen, dass ich die "Fürsorglichste" an meiner Seite  habe.

Sonntag, 16. Juli 2023

Mamma mia!

 Akropolis über Mittag geschlossen, 10 italienischen Städte unter Hitze-Alarm, Rom mit Rekordtemperatur von 41,8 Grad. Auf Sizilien  und Sardinien soll es noch heißer gehen, Der Blogger ist heute Nacht die Treppe hinunter gestürzt und kann sich kaum bewegen

Deshalb gibt es heute nur ein Mazschhirn-Gedicht:


Mamma Mia! Mamma mia che Caldo!        Ruft die Madonna von den Zinnen visavis.    Auch ich wär lieber auf dem Monte Baldo!  So heiß wär's auf der Piazza hier noch nie.  Das Wandern mit dem Stuhl zum Schatten,  Macht  nur dann wirklich eiinen Sinn,            Wenn die brezze tese nicht ganz ermatten.  Die Hitze siegt  egal, wes Geistes Kind ich bin

Und wieder ein Hauch, mich zu entspannen Die Kanne Tee ist auch schon wieder  leer!  Verlorner Schweiß  füllte so  viele Wannen.  Ich komm mit dem Trinken kaum hinterher. Was, wenn das Wasser wieder knapp ist ?  Dörre ich dann wohl aus wie Trockenobst? Gibt uns der Klimawandel noch eine Frist,  Wenn du  den Morgen vor dem Abend lobst?

Fragen, die niemand  lösen will oder kann. Dabei war der Planet uns doch nur gebongt.  Jetzt hält wütendes Wetter uns im Bann!     Zu spät der Blick zum Himmel nun besorgt! Kommt da gleich ein Starkregen-Gewitter?  Über'm Tal das immer gleiche Schauspiel:    Und im letzten Akt wird"s dann bitter.       Dramatisch,  aber der Dramaturgie zu viel!

Wolken türmen sich drohend zu Bergen auf, Aber werfen kaum kühlen Schatten.          Dann warner Wind  vom Meer kurz drauf,  Lässt uns erneut in Ohnmacht ermatten.    Azurblaue frisst die schönen Wolkenhaufen. Feucht schwül und wieder drückend heiß! Da hilft wohl nur noch, weiter zu saufen.    Das Klima im Wandel kümmert's "nen  Sch

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Donnerstag, 13. Juli 2023

Von Freunden in der Fremde

 Ein Freund, ein guter Freund, das sei das beste, was es auf der Welt gäbe - singen die ,"Drei von der Tankstelle" in dem immer noch köstlich anzuschauenden UfA-sw-Film aus den Dreißigern. Da war Freundschaft  -wie die einzig wahre Liebe  vielleicht noch der heilige Gral. 

Heute empfinde ich Freundschaft oft als inflationären Begriff. Gerade wurde der Jahrestag des Deutsch-Französischen Frrundschaftsvertrages gefeiert. Als ob eine vetragliche Freundschaft nach Jahrhunderten, in denen man sich die Köppe einschlug, die nächsten Generationen davon abhielte, das Kriegsbeil wieder auszugraben. Im Begriff Freunde fürs Leben liegt schon die Tücke, weil dieser ja eigentlich erst posthum vom überlebenden Teil so gewertet werden kann. Es sei denn, sie stürben in aller Freundschaft gemeinsam... 

Es muss ja nicht allein  ein drohender oder angedrohter Tod sein, der Freundschaft auf die Probe stellt. Oft kann ja bereits ein minderschweren Casus knacksus zum Ende einer Freundschaft führen.

In meinen wenigen Freundschaften sind alle Szenarien vorgekommen: Am häufigsten sorgten tatsächlich die zu frühen Tode  für Schmerz, der bis heute anhält. Das Abdriften in ein anderes Leben nach beispielsweise einer Scheidung, einem beruflich bedingten Ortswechsel oder durch einen anderen Freundeskreis empfinde ich rückblickend als inakzeptabel. Aber ergibt sich aus Letzteren nicht automatisch die Gegenfrage, ob ich selbst nach meinen eigenen Maßstäben immer ein guter Freund gewesen bin.

Früher wurde ich häufig nach Freundschaften gefragt, die ich in der Fremde geschlossen hätte. Es gab so viele herausragende Begegenungen mit einzigartigen Menschen in unwiederbringlichen Erlebnissen und Abenteuern, aber das unstete Reporterleben läßt keine Freundschaften - höchstens später gemeinsame Erinnerungen zu.

Die eine Ausnahme war die Begegnung mit einem Kunden bei einem Inzentiv. Der Mann war zwar 25 Jahre älter als ich, aber Humor, Interssen und die Liebe zu den gleichen Sportarten festigten eine Freundschaft, die ich als die beste bezeichnen würde.

Es war abzusehen, dass der Altersunterschied und die Tatsache, dass er an der französischen Atlantik-Küste lebte, einer tieferen Freundschaft im Wege stehen würde. Aber wir fanden alljährlich Wege diese echte Männer-Freundschaft, selbst als der Krebs ihn gepackt hatte, immer aufs Neue zu beleben. 

Dass ich in seinen letzten Stunden nicht bei ihm sein konnte, veranlasste mich tatsächlich, ihm  mit meinem Manuskript "Strohfeuer"  mein persönliches Denkmal zu setzen. Siehe mein Blogg "Der Burgschreiber".

Habe ich denn hier auf der Burg keine Freunde?  Wir haben freundschaftliche Verhältnisse zu unseren Nachbarn, und unser "Social Life" mag hier intensiver sein als in München, aber irgendwie bleiben wir Eindringle wie seinerzeit die Sarazenen oder die Piraten der Grimaldis.

Dienstag, 11. Juli 2023

Vom Abfahren und Ankommen

 Mal sehen, wohin mich dieser Post führen wird? Und das Rätseln liegt nicht daran, dass mein Hirn bei Außentemperaturen von annähernd 40 Grad die reinste Synapsen-Sauce ist. Es liegt daran, dass ich es angesichts der von russischen Medien selbst ermittelten 45 000, eigenen, gefallenen Soldaten in diesem alles amdere als "Vaterländischen" Krieg für unstatthaft halte, über eigene Befindlichkeiten zu reflektieren.

Obwohl, wenn man es philosophisch betrachtet, ja auch der Soldat zu einer ungewissen Ankunft hin abfährt. Der Vater meiner Mutter war bedtimmt kein Parade-Krieger, als er in den Ersten Weltkrieg aufbrach. Aber er vertraute den Befehlshabern: "Wenn das Herbstlaub fällt, seid ihr wieder daheim". Es folgten für ihn jedoch vier Jahre in den Gräben am "Chemin des Dames". Gleich nach seiner offenbar nicht traumatisierten Rückkehr zeugte er meine Mutter, die gerade noch rechtzeitig im Jahr 1918 ankam.

Noch nicht einmal zwei Jahrzehnte später stimmte er ihrer Hochzeit mit dem Sohn des Mannes zu, der im Oberkommando West mit seinen Nachrichten "aus dem Westen" mit dafür gesorgt hatte, dass das "Stahlgewitter" so absurd lange gedauert hat Schade, dass die Betroffenen von damals keine Kritik mehrzu dem durch Oscars hoch gejubelten Siegerfilm dieses Jshres abgeben können.

Auch die dramatischen Lebensläufe meiner Eltern haben wohl nie dazu geführt, dass sie nach all dem Abreisen ins Ungewisse, jemals das Gefühl hatten, im Leben nicht angekommen zu sein.

Deshalb verbiete ich mir hier und  jetzt - nach einem Leben voller Ab- und Anreisen - darüber zu jammern, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fällt, abzureisen, weil ich Angst vorm Ankommen habe...

Es geht wohl dabei auch um das Abwerfen von Ballast, wenn wir nach all den Jahren immer noch packen, obwohl hier alles im Haus ist, was wir zum Übersommern brauchen.

Unten im Auto warten derweil immer noch meine Reisetasche und das Köfferchen, meiner Frau auf den Transport zur Burg hoch. Wir sind einfach zu faul geworden. Und so wird es sein.wie im vergangenen Jahr. Unser Gepäck reist unberührt so wieder ab,  wie es angekommen ist. Ein Luxus, von dem die Millionen Flüchtlinge auf dieser Welt nur träumen können.


Montag, 10. Juli 2023

Postpandemisches Prädikat

Leider musstet Ihr Euch auch für diesen Restaurant-Tipp wieder meinen Hummer links oben vorstellen. Aber nun liefere ich vom heimischen Computer aus:

Das Phänomen war uns ja schon von München her bewusst: Nach der Pandemie war in der Gastronomie kaum etwas noch so wie vorher. Restaurants, die hier am Meer lagen, hatten im Juni 22 nicht nur ihre Preise radikal hoch gefahren, sondern gleichzeitig ihre alte Qualität in Küche und Service vernachlässigt. Eines der traurigsten Beispiele: Unser Lieblingsrestaurant Al Pescatore am Kai in Borgo di Focce von Porto Maurizio.

Wenn so ein kulinarischer Meilenstein im Brackwasser versinkt, ist es um so wichtiger, einem pandemischen Überlebenskünstler ein Prädikat zu verleihen

Wir fuhren und fahren zum Essen - eigentlich egal, was uns dort  kulinarisch erwartete  - immer gerne nach Riva Ligure. Deshalb kennen wir das Restaurant zwischen der sehenswerten Kirche und dem Strand in allen Aggregatszuständen seit zwei Jahrzehnten. Einst als Piazetta in den Nullerjahren ein Schickimicki-Treff hätte es mit seinen enorm großen und verzweigten Innenräumen und dann auch mit diversen Wirten zu kämpfen.

Noch  vor der Pandemie trat dann ein gastronomischer Sinneswandel ein. Fast nach dem alten Spruch: Wir kochrn nicht mehr für die Reichen, um arm zu werden, sondern für die Ärmeren zu Preisen, die uns überleben lassen...

Wie die "Trattoria della Salute" - so lautet ihr Name jetzt -  es einerseits geschafft hat, nicht nur die Preise und die Qualität von vor der Pandemie zu halten,  sondern auch das Personal. Das bleibt ein Rätsel, das uns der junge  Cameriere aus Tunesien, der uns dort seit mehr als einem Jahrzehnt bedient, auch nicht verraten wollte...

Einen Platz zum Mittagessen im Schatten des Außenbereichs ohne Prenotatione zu bekommen, war schon jetzt in der Vorsaison schwierig. Das war im Juni letztes Jahr noch nicht so. Wir hatten da die Karte inklusive der spektakulären Desserts rauf und und runter gegessen.Diesmal bestellten wir, was wir sonst nie machen, das selbe, weil wir vorher auf diverse Teller und ihre Anrichtung geschielt  hatten.

Wir begannen mit einem in kleinen Würfeln dargereichten Tartar vom Thunfisch. Es war nur zart gebeizt, was mir eigentlich gereicht hätte,  aber meine Frau war von den beiden in Streifen über den Teller gewischten Saucen derart begeistert, dass ich den rohen Fisch auch eintauchte. Echt was Besonderes!

Schon vorher hatten wir gesehen, dass sich das Fritto Misto di Paranza sehr hoch und dekorativ auftürmte. Da wurden wir von Gier und Hunger geleitet. Auch der war von der leichten Pannade her ohne Fehl und Tadel, hatte aber den einzelnen Bestandteilen  seinen individuellen Geschmack bewahrt.

Tatsächlich waren wir dann zu satt für den berühmten in einer Espresso-Kanne ausgebackenen Nachtisch.

Wo gibt es an der Riviera dei Flori noch ein Thun-Tartar für 9.50 oder so ein Gourmet-Fritto für Zwölf Euro? Selbst die Insalata Mista für zwei war weit über Standard dekoriert und abgestimt (5€).

Wir gehen wieder hin und schauen, ob dieser Standard in der Hochssison gehalten wird:

Trattoria  Della Salute SRLS

Piazza Matteotti 6

Riva Ligure IM

00490184637064

Die "Skyline" von Riva Ligure mit entzückenden, kleinen Stränden







Samstag, 8. Juli 2023

Albicocca

 Ach könnte ich doch den erzwungenen Handy-Posts auch Bilder hinzufügen. Aber meine Kinder und ich sind immer noch auf der Suche nach einer adäquaten Lösung, bei der mich der Provider während der halbjährigen Abwesenheit nicht über den Tisch zieht. Auf alle Fälle werde ich manche Posts im Spätherbst nachträglich mit den geschossenen Fotos bestückeni

Ich hätte Euch gerne gezeigt, was die Natur an unbeugsamem Überlebenswillen von selbst entfaltet. Wenn nicht wieder einmal ein riesiger Meteor einchlägt, bin ich mir deshalb sicher, dass die Natur uns Menschlein und unsere leichtfertige Zerstörung dereinst mit Vergessen überwuchert und die Erdoberfläche so nutzt, wie sie in ein paar Millionen Jahren verschoben sein wird.

Immerhin war ja die heutige Antarktis  - wie jüngste Funde belegen - einst eine Tropenlandschaf mit entsprechender Fauna und Flora.

Ich erlebe in unserem alten Gemäuer Wunder, die ich in unseren früheren Gärten gar nicht hätte bestaunen können, weil wir denen bei der Gestaltung keine Möglichkeit zur Entfaltung gaben:

Seit 23 Jahren kümmert in einer großen Amphore auf unserer Dachterrasse ein Weinstock dahin, der einst prächtig kletterte und sogar gut essbare Trauben trug. Er nahm uns dann aber den permanenten Ortswechsel übel. Bis nach dem kalten, letzten Winter. Jetzt hat er mit ein wenig Hilfe meiner Frau offenbar sein Überleben selbst übernommen. Er rankt auf einmal wieder mit kräftige Blättern, und vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja auch wieder Trauben...

Dem Wein gegenüber steht ein nicht ganz so altes Zitronenbäumchen. das wir wegen eines Schädlingsbefalls eigentlich schon entsorgen wollten.  - Wenn da nicht dieses Transportproblem gewesen wäre. Also musste es zunächst radikal bis auf den Hauptstamm zurück geschnitten werden. Das weckte offenbar seine Überlebenskräfte. Jetzt steht es nach ein paar Wochen voll im Laub und trägt herrlich duftende Blühten.

Doch das größte botanische Wunder  vollbrachte die Urmutter aller meiner Yukkas, die sich leider im vergangenen Herbst so prachtvoll zu Tode geblüht hat. Vor ein paar Jahren hat da offenbar jemand in der Erde an ihrem Stamm Aprikosenkerne entsorgt.  Das daraus entstandene Pflänzchen ließen wir im Palmenschtten zunächst unerkannt weiter wachsen. Aber dann wurde es frech immer größer und stellte uns nun vor die Entscheidung, die beiden zu trennen. Der Tod der Yukka machte den Weg frei für das  Überleben eines neuen Baumes, der sich dann auch mit zwei süßen, wohl schmeckenden Früchtchen als Aprikose - wie erahnt - zu erkennen gab. 

Der Professore als Gartemann der Tat zögerte nicht lange und säbelte die Yukka am Stumpf radikal ab. Ich sicherte das nun hochgebundene Bäumchen gegen Stürme ab, und nach ein.paar Krümeln Dünger reckt sich der kleine Albicocca jetzt kerzengrade dem nächstjährigen Pflücken entgegen. Für die Burggeister rund um die Piazza wird das als ein Zeichen gewertet.

Übrigens  - an die zurück liegende "Machtübernahme" der Yukkas erinnernd, ist sich Il Professore sicher, dass auch aus dem Stumpf wieder neue Generationen erwachsen. Mal sehen, ob der Albicocca ähnlich schützend diese Triebe auch gedeihen lässt.


Donnerstag, 6. Juli 2023

Die Spazzatura-Spionin

 Es begab sich aber, dass Ligurien oder gar ganz Italien eine Müllverordung erließ: Ein jeglicher hatte sich in der Gemeinde einzufinden, um sich mittels namentlicher Registrierung einen Schlüssel abzuholen. Fortan sollten nämlich alle verschlossenen Müllcontainer zu Füßen des Burgbergs nur den "Aufgeschlossenen" zur Entsorgung zugänglich sein.

Da erhob sich aber oben auf der Burg ein lautes Schreien der Betagten und der  Gastgeber mit ihren Ferienwohnugen. - Womit hinfort tonnenmäßig dort oben alles beim Alten blieb... Vorerst!

So oder so ähnlich wird es dereinst über den kommunalen Schildbürger-Streich in den castellaren Chroniken vermerkt sein.

Schon vor Jahren habe ich in einem Post über das Verhältnis unserer Valli zum  Müllmann gemutmaßt. Dieser ist durch seine Pünktlichkeit und seinen Fleiß in der Gemeinde-Hierarchie mittlerweile aufgestiegen. Seinen Nachfolger ereilt aber nun das selbe Schicksal: Kaum lässt er seine Ape rückwärts leise im Leerlauf unter unser Haus zum Unterstand mit den diversen zur Mültrennung dort untergebrachten Tonnen rollen, schießt die Valli aus einem Hinterhalt daher. Und dann beginnt ein nicht enden wollendes Geschnatter, zu dem dem armen Müllmann keine Gegenrede gestattet ist.  Das ganze wäre nicht so nervtötend im Morgengrauen, wenn die Valli nicht jede ihrer Feststellungen mit einem krächzende Äääh bestärkte.

Bis vor ein paar Tagen glaubten wir, die Valli litte an einem nicht ausgelebten "Müllmann-Fetisch". Bei einem Abendessen mit Nachbarn erfuhren wir endlich die ganze Wahrheit: Die Valli sieht sich als  selbsternannte Müllbeauftragte des Borgos, die  den Müllmann  per Telefonino dirigiert, obwohl der ja von.selbst montags, mittwochs  und freitags anrollt. Das erklärt nun auch, wieso sein Davonrauschen mit Vollgas die enge Gasse hoch immer derart nach Erlösung klingt.

Er will möglichst rasch der gnadenlosen Spazzatura-Spionin entkommen. Wer hält die wie von einem menschlichen Maschinengewehr ohne Stottern im ligurischen Dialekt abgefeuerten Wortsalven über die Müllsünden der Nachbarn auf Dauer schon ohne Blessuren aus?

Mittwoch, 5. Juli 2023

Wieder einmal Wetter

 Es heißt ja immer, wenn einem nichts einfällt, redet einer übers Wetter. Aber was soll einem denn zum aktuellen Wetter  ünerhaupt noch einfallen?

Seit wir hier sind, schauen wir voller Erstaunen auf die Temperaturen nördlich des Alpenhauptkammes. In Deutschland soll es der zweitsonnigste Juni aller Zeiten gewesen sein, während wir durchwachsenes wechselhaftes Wetter hatten, bei dem wir einen Tag fröstelten, um am nächsten in der feuchten Schwüle zu stöhnen.

Wir trösteten uns damit, dass die Gärten dadurch wenigstens die Chance hatten, das kalte Frühjahr noch wett zu machen. Aber die Gemüse-Lieferungen unserer Schweizer Freundin blieben bislang dennoch hinter den Erwartungen zurück

Allerdings könnte uns der Wassermangel der vergangenen Jahre hier eventuell erspart bleiben, denn nach den gefährlichen Regennassen im Frühjahr setzt jetzt mit einer gewissen Regelmäßigkeit kurzer, gerade herabfallender Landregen ein. Den nimmt der Boden begierig auf.

Wie wird es dann weiter gehen? Reisen die Italiener in.Zukunft nach Deutschland zum Strandurlaub, während wie hier eine echte "Sommerfrische" erleben?

Vermutlich nicht. Die aktuelle Prognose lautet, dass die Temperaturen bis zum Sonntag auch auf der Burg bis auf 35 Grad ansteigen werden.

Dann hätten wir mal wieder in etwa Gleichstand mit München.

Montag, 3. Juli 2023

U(h)rzeiten

 Wem die Stunde schlägt, dem sei stets angeraten, mit zu zählen. Wir treiben dahin in einem Meer aus Momenten, in dem sich Monate kaum von Minuten unterscheiden. Dadurch wirken diese wie ein einziger in die Länge gezogener Augenblick.

Wenn ich von wir sprechen, meine ich die sechs bis zwölf Leute, die nur in der wärmeren Zeit noch an der Piazza leben, oder jene, die sich dann zu denen gesellen. Leben zieht Leben an.Ich habe aktuell einmal nachgerechnet: Zusammen kommen wir je nach dem auf über 700 Jahre bereits überwiegend gelebten Lebens. Wobei Daniele,  Mitsechziger - der junge Ehemann unserer ehemaligen Gymnasiallehrerin, die in.dieser Woche 80 wird - und die gleichalte, ehemalige Trägerin buntester Jogging-Anzüge den Schnitt ja sogar noch senken.

Aus Frust und Jux haben Daniele und ich im vergangenen Jahr nach der Wahl von Giorgia  Meloni die RLDPC als über den Wolken schwebende Zuflucht ausgerufen -die "Republica Libera della Piazza Castello"...

Ein dummes Unterfangen, weil wir zu fünfzig Prozent Berlusconi-Anhängerinnen hätten akzeptieren müssen. Ob wir jetzt -nachdem der Cavaliere verstorben ist - bessere Chancen haben, nicht in einem Reichsbürger-Millieu zu enden, ist fraglich.

Also beschränkt sich die politische Diskussion lautstark auf die täglichen Auseinandersetzungen an den Kartentischen. Ist auch friedlicher so. Denn wir können die Welt von hier aus ja sowieso nicht mehr ändern. Aber auf unserem "Zauberberg" können wir die Zeit ja trefflich ausblenden. Mehr noch, wir könnten sogar gänzlich wie in Urzeiten auf Uhren verzichtet. Denn pünktlicher als zum Glockenschlag unserer Kirchenuhr müssen wir ja nirgends mehr hin.

Aber da gibt es eben doch noch die Handys. Jeder von uns Alten hat nstürlich eines. Zur Sicherheit hier haben unsere Kids auch meiner Frau vor dem Ortswechsel ihr Steinzeit-Telefonino entzogen und durch ein nicht allzu kompliziertes Smartphone ersetzt. Tatsächlich ist es eine im Format kleinere Version meines Modells. Aber es funktioniert über ein anderes Display. Einer der Gründe für sie, es abzulehnen. Bislang hat die ansonsten so Fürsorgliche nur Nummern gespeichert, die sie wirklich braucht. Aber sie läßt es meist liegen und lernt nur peu a peu mal eine weitere Funktion.

Sie  ignoriert sogar die Zeit auf  dem Display  oder die Timer-Funktion, die ihr gegen das permanente Vergessen  oder beim Kochen helfen könnte. Stattdessen schielt sie auf die winzige Uhr,  die sie vor sechs Jahrzehnten zur Kommunion bekommen hat. Ein Handaufzugs-Model, das es mit der Genauigkeit nicht mehr so drauf hat und gerne mal stehen bleibt.

"Mist", höre ich ihre Stimme dann über die Piazza schallen, wenn ihr deswegen mal wieder etwas angebrannt oder übergekocht ist.

Sehr "uhrsprünglich" ist eben, das Leben hier oben!