Montag, 30. August 2021

Weniger Meer

Immer wenn ein mir wichtiger Mensch nicht mehr ist, erstelle ich Bilanzen meines eigenen Lebenswandels. Das ist ein bisweilen sehr schmerzhafter Vorgang. Weil ich eindeutig einer vom Leben überaus begünstigter Mensch bin, andererseits aber mit mir hadere. Was ich im Überfluss hatte oder betrieb und jetzt nicht mehr zur Verfügung habe oder vermag, es zurück zu gewinnen, ficht mich dabei selten an. Es sind die offenen Rechnungen mit meinen zum Teil irrwitzigen Ansprüchen.

In diesen heißen Tagen, an denen alle zum Meer hinunter streben fällt die Bilanz zwischen mir und den Meeren dieser Welt nicht ausgeglichen aus. Das hängt nicht damit zusammen, dass ich wegen meiner Erkrankungen nicht mehr schwimmen und nicht mal am Strand hinein gehen darf, sondern dass meine Liebe zu ihm oder ihnen in ihrer Gesamtheit nicht derart erwidert wurde, dass ich heute meinen Frieden mit ihnen machen könnte.

Ich war zumindest an den Gestaden aller Ozeane. Die meisten - bis auf die Polar-Meere - habe ich sogar befahren, bin in ihnen geschwommen und getaucht. Ausgerechnet das Mittelmeer jedoch ist mir aus meiner Sicht so viel schuldig geblieben, dass er mir heute schwer fällt. mich länger in seiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten. Dabei kam mir ja das "Mare-Monti-Konzept" hier in Ligurien letztlich als bester Alters-Kompromiss vor, denn eigentlich war ich ja seit meiner Jugend ein überzeugter "Atlantik-Mann".

Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass ich mein kleines Fischer-Boot verkaufen musste, weil ich nicht mehr alleine hinaus fahren wolltte, und alle mir lieb gewordenen Mitfahrer verstorben waren. Beinahe zwei Jahrzehnte hatte es mir einzigartige Glücksgefühle von Einsamkeit und Freiheit vermittelt. Ob ich etwas fing, war dabei nebensächlich. Südlich war der Horizont, nördlich die auf Mini-Spielzeug-Größe geschrumpfte Küste mit den manchmal noch verschneiten Bergen dahinter. Ich lernte die Farbe des Wassers zu lesen und erfuhr im Sinne des Wortes, wie ich mit diesem kleinen Gefährt Wellen meistern konnte, die größer waren. Nur zweimal geriet ich dabei in Gefahr, weil ich die Schnelligkeit eines heran stürmenden Unwetters noch nicht einschätzen konnte. Bei den Rasanten Wetter-Wechseln im Klimawandel von heute wäre ich vermutlich untergegangen.

Als hätte ich etwas erahnt, wollte ich meine Liebe zum Meer schon früh mit Phantasie zu fassen bekommen. Und wagte ich etwas, das Außenstehende vermutlich für Größenwahn halten:
Unter dem Titel "Der Mann vom Meer" begann ich, mir eine symphonische Dichtung auszudenken und nieder zu schreiben. Sie wird wohl unvollendet bleiben, obwohl der Handlungs-Ablauf, Texte aller Lieder ausgedruckt und alle Melodien samt Intermezzi fest in meinem Gehirn verankert sind. Leider habe ich in meinem Eifer nicht bedacht, dass meine Teilnahme am Musikunterricht derart unaufmerksam war, dass ich weder Noten lesen noch zu Papier bringen kann. Für meine "gute Note" konnte ich mich da stets auf meinen Bariton verlassen, der sowohl solo als auch im Schul-Chor sehr gefragt war und auch benötigt wurde...

So wird die Welt wohl davor bewahrt, sich das anhören zu müssen. Ich hatte immer davon geträumt, dass mein musikalisch multitalentierter Singer-Songwriter-Sohn, das mal so umsetzen würde, dass wir hier auf der Piazza in einer Multimedia-Schau mit seiner Folk-Rockband beim Zusammenspiel mit einem Klassik-Quartett die Premiere hätten durchziehen können...

Tempus fugit, und so ist auch "immer weniger Meer in mir". Vielleicht finden sich ja unter meinen Leserinnen und Lesern doch noch in Kompositions-Lehre Fortgeschrittene, denen ein Thema fehlt. Allerdings kann ich nur freie Unterkunft und Verpflegung anbieten.

Das Deckblatt für eine Original-Partitur wäre auch schon fertig.
Es gehört thematisch zum Chor mit dem Titel Denkzettel

DENK DIR NUR - WELCH' WONNE 

DREI MANN IN EINEM BOOT...
LENK MIR ZUR LETZTEN SONNE
DEN KAHN INS ABENDROT

EINER MUSS DEN KURS ANGEBEN
DU STEUERST IHN DANN BLOSS
NUR ÜBER'N SUND - WIRST'S ÜBERLEBEN
WAS BEDENKEST DU DA GROSS?

(im Chor)
DAS EINER RUDERN MUSS?
TUT DAS DOCH DER IN DER MITTE 
HAT ER JA KRAFT IM ÜBERFLUSS
DAZU IST ER DOCH DA  - DER DRITTE

AM RIEMEN SICH REISSEN
UND SICH IN SIE LEGEN
SOLL JENEM VERHEISSEN:
SICH REGEN BRINGT SEGEN!

(im Chor)
DAS WÄR' JA DOCH GELACHT
WENN'S IM BOOT NICHT FUNKTIONIERTE:
DER ORIENTIERTE UND DER, DER ÜBERWACHT...
SO IST'S - DAS ALTE SPIEL DER MACHT

DER IN DER MITTE TUT ZWAR DIE ARBEIT
DOCH HAT ER NACHGEDACHT:
LEISE, S'WAR JA AN DER ZEIT,
LIEF  ER AUS DEM RUDER MIT BEDACHT

INDEM ER'S RUDERN SEIN LIESS
UND MITTEN AUF DER REISE  GANZ SACHT
BEIDE AUS DEM NACHEN STIESS


Freitag, 27. August 2021

Vor der Jagdsaison

Bald wird hier in den umliegenden Steineichen-Wäldern wieder mehr geballert als getroffen. Aber immerhin - von Jahr zu Jahr ist die Jagdsaison hier leiser gestartet. Die Alten, die einfach nur auf alles geschossen haben, was bei drei nicht, nicht in die Bäume geflogen ist, sind weg gestorben, und die Jungen haben so wenig Geld, dass sie einfach sorgsamer mit der Munition umgehen müssen. Da verbitetet sich zu allererst das Abknallen von Singvögeln.

Gestern haben  die allerschweizerischste Helvetia und ich bei der Hitze im Schlagschatten unseres Hauses hier an der Piazza gesessen und haben einem Täuberich zugehört, der seine "Umturtelte" auf den Zinnen der Burg "begurrte". Um heraus zu finden, um was für einen Täuberich es sich handelte. schlug ich meiner ebenso langen, wie im Umgang mit modernen Medien versierten Freundin vor, das Handy  in ihrer Hand zur ornithologischen Bestimmung heran zu ziehen. Hatten wir dann einen Spaß, als sie dabei auf die App vogelstimmrn.de stieß.

Mitten in ihrer Vorstellung, dass wir als Digital-Ornitholgen gar nicht mehr durchs Unterholz streifen müssen, um Listen von Vogelarten ab zu haken, überraschte ich sie mit dem Hinweis auf die vor der Jagd Schutz suchende Menagerie zu ihren Füßen. Sie verstand nicht und ungläubig  hat sie auch nicht das gesehen, was ich ihr beschrieb. Mal sehen, ob ihr mehr drauf habt. 

Der erste Hinweis galt dem
scheuen Wild, das einst dem unter uns
ebenfalls zur Gemeinde zählenden
Ort seinen Namen gab:
Gazelli. Sie sind ausgestorben,
aber ein Exemplar hat noch
auf unserer Piazza Unterschlupf gefunden...

Nicht nur im Val d'Aveto haben
sie ein Schutzgebiet.
Auch hier auf der Piazza können
Wildkatzen in aller Ruhe
ihren Nachwuchs aufziehen.
Die Wildkätzchen haben sogar 
die Wahl zwischen gesäugt
Werden und herum Tollen...

Vor lauter nichts Finden
fallen deshalb die Jagdhunde
schon übereinander her...

Natürlich habt ihr noch nichts gesehen, weil ihr nicht so lange in der Sonne wart wie ich, und außerdem braucht man natürlich den richtigen Blickwinkel. Hier die nötigen "Seh-Hilfen":








Für das Größenverhältnis hat der Blogger oben rechts von der Gazelle seine Zehen ins Bild geschoben...
Und im  letzten Bild links oben sieht man, was er mittlerweile für einen gehörigen "Schatten" hat!

Mittwoch, 25. August 2021

Baustelle

Vom 11. bis 24. August gab es in Ligurien 2219 Neu-Infektionen und zwei Todesfälle. Trotz seiner Nähe zu den benachbarten Französischen Höchstrisiko-Provinzen rangiert es damit konstant im untersten Drittel der Italienischen Corona-Liga, obwohl es ja von seinen Hafenstädten aus wichtige Fährverbindungen zum westlichen Mittelmeer hat... Ungebrochen ist hier tatsächlich die Disziplin beim Maskentragen  und Abstandhalten. Alle Nachbarn sind doppelt geimpft und so erwarten wir das auch von den Ferien-Gästen.

Dass Italien dennoch mal wieder - wie es in meiner Kindheit hieß - am offenen Grab tanzt, ist seiner auf viel Kleinklein und Individualismus aufgebauten Infrastruktur geschuldet. Am besten ist das an dem zweimal pro Woche stattfindenden Markt zu erkennen, der nach meinem Empfinden währende der Pandemie und den Lockdowns komplett seinen Charme verloren hat und dabei noch zu den wenigen Zonen gehört, in denen  offensichtlich mehr Risiko eingegangen wird.

Bei dem seit zwei Monaten anhaltenden, schönen und warmen Wetter konnte die Gastronomie aufholen, und der Einzelhandel, so er überlebt hat, brummt auch wieder. An der Piazza Dante flanieren sie wie eh und je, und der Badebetrieb an den Stränden ist - wie die 24-Stunden Feeds der Webcams zeigen - für die Hochsaison eher moderat.

Unsere politisch interessierten italienischen Nachbarn, die auf den Macher Mario Draghi setzen, schielen natürlich nach Deutschland und die Wahl am Ende der hier nie besonders geschätzten Merkel-Ära. Es ist kein Geheimnis, dass der Ministerpräsident der angeordneten Technokraten-Regierung gerne einen technokratischen Partner als Deutschen Bundeskanzler hätte. Sein Verhältnis zum SPD-Kandidaten Olaf Scholz basiert auf fachlicher Akzeptanz und europapolitischen Konsens, und mittlerweile hat sich Himmelstürmer Emmanuel Macron von der Pandemie derart die Flügel sturzen lassen, dass er wieder als Bank für eine zweite Amtszeit nach Frankreichs Wahl im Frühjahr 2022 gilt.

Ginge es allein um Europa, wäre ein derartiges Trio für die Baustellen der EU wohl ein gutes Rescue-Team:
Der 74jährige Draghi, der 63jährige Scholz und der 43jährige Macron, wären von der Mischung der Temperamente und den Kenntnissen im Finanzwesen welche, die Europa von der enormen Schuldenlast in eine Zukunft ohne Überhandnahmen des Einbahn-Kapitalismus führen könnten.

Aber ob das die nationalistisch ausgeschaufelten Klein-Baustellen überhaupt zulassen?

Die vielen kleinen Baustellen, das Aufreißen und das dann liegen Lassen
könnte die Europäische Erholung mit Halteverboten bremsen..




Montag, 23. August 2021

Ciao Uli!

 



Das letzte Bild,
das Deine Doris
vor kurzem noch von
uns gemacht hat,
war das beste.
Sehen wir darauf nicht
aus wie Brüder?
Im Geiste waren wir
das ganz sicher:
Bilder erschaffen, 
Kochen und gut zu Essen
war aber nicht das
einzige, was uns 
verbunden hat.
In Seelen-Verwandtschaft
wird Dein Geist hier
weiter mit mir
durch die Gassen 
streichen...



Risotto rattenscharf

In den Ländern des Fernen Ostens sind die Menschen überzeugt, dass die Hitze mit kochend heißen, feuchten Tüchern und extrem scharfen Speisen am besten zu ertragen ist. Da werden  Geschmacks-Grenzen für uns Westler eingerissen, aber dafür steht dann meist auch eine Schale mit frischen Kokos-Raspel zum"Löschen" auf dem Tisch. Meine Grenze habe ich einmal in Thailand bei einem Spezialitäten-Restaurant erreicht, das ein Geheimtipp unter Einheimischen war. Da half kein Englisch und ohne Speisekarte musste gegessen werden, was auf den Tisch kam. Aber wie immer - wenn der erste Gaumen-Schock vorbei war - entfalteten sich nie entdeckte Geschmacks-Nerven.

Ganz so scharf ist mein heutiger Rezept-Vorschlag nicht, obwohl die Fürsorglichste nach der ersten Gabel-Probe ganz schön fauchte. Sie hat sich dann aber noch einmal nach genommen...

Hier hat es seit Wochen nicht geregnet, und die Nächte sind kaum kühler gewesen als die Tage. Da erinnerte ich mich, was die extra scharfen Currys mir auf Sri Lanka  einst für wohlige Nächte bereitet hatten. Das musste sich doch "italienisch" umsetzen lassen...

Risotto Aglio e Olio con Peperoncino

Einfach das Spaghetti-Rezept auf den Reis umzusetzen, brächte es natürlich nicht. Denn ein Risotto dauert ja mindesten 20 Minuten und benötigt die permanente Zugabe von Flüssigkeit.
Als Hauptgericht ist dieser Risotto sicher zu "langweilig". Ich würde gemäß der italienischen Menü-Reihenfolge von einem idealen Primo sprechen, der den Gaumen in doppelten Sinn für ein edles Hauptgericht schärft. Ich habe alles aus eigenen Quellen verwendet. Deshalb habe ich  für Nachahmer, die keinen Horto oder entsprechende Nachbarschafts-Quellen haben gute Alterativen hinzu geschrieben.

Zutaten für ein Zwischen-Gericht
auf vier Personen berechnet:

12 mittelgroße, frische Knoblauch-Zehen
1  große, Schote Peperoncino frisch oder getrocknet (die trockenen sind schärfer) ersatzweise pro Person eine kleine Thai-Chilli frisch
1 Kaffee-Becher voll mit einem Risotto-Reis, den man kennt und am liebsten mag
1 gehäufter Esslöffel Vegata oder 1 kleiner Würfel handelsüblicher Gemüse-Brühe
2 gehäufte Esslöffel mit frischem 'Thymian und Oregano - zur Not tute es aber auch eine getrocknete Provence-Kräuter-Mischung
1 überreife Cuore di Bue Tomate (ca. 250g) oder ersatzweise eine kleine Dose mit gehäuteten Tomaten-Würfeln
Olivenöl, Salz und Zucker
Als alten Casareccia-Trick - so vorhanden - eine großzügig abgeschnittene Rinde vom Parmesan oder Grano Padano mit köcheln lassen
Kopf-Blätter vom Basilikum
sind allemal eine schöne Deko,
aber wer nicht auf Kalorien achten
muss, kann den Risotto auch
mit Crème Fraiche zum Unterrühren schmücken


Zubereitung
Den Knoblauch nicht hacken, sondern fein schneiden, damit alle ätherischen Öle erhalten bleiben.
Auch die Kräuter nur grob schneiden. Bei einer Kräuter-Mischung ist das eher egal...
Knoblauch, Kräuter und die fein gehackte Peperoncino-Schote gemeinsam in ein Schälchen geben.
Dazu je zwei Teelöffel Salz und braunen Zucker nach Gusto drüber und dann trocken vermengen. Das ganze danach mit einem kräftigen Schuss Olivenöl übergießen und für ein Weilchen zum "Fermentieren" zur Seite Stellen
Das fermentierte Gemisch in einem geeigneten Topf bei kleiner Flamme anrösten, bis es goldgelb und etwas "krokantig" wird. Dann den Reis hinzugeben. Der muss fleißig gewendet werden, ehe er nach ein, zwei Minuten mit der zuvor geschälten und gewürfelten Cuore di Bue abgelöscht wird.
Jetzt wird es rührend. Die Emulsion darf nicht zur Ruhe kommen. Dann wird ein Glas Rotwein, der Brühwürfel sowie nach und nach aus dem zum Abmessen verwendeten Kaffee-Becher Wasser hinzu gegeben. Wer die besagte große Käser-Rinde hat, wirft sie nun auch dazu. Das gibt dem Reis eine einzigartige Sämigkeit. Vor dem Servieren muss die Rinde natürlich heraus gefischt werden! Dann noch zwei, drei Schuss dunklen Balsamico unterrühren - und  schon ist der Risotto fertig. Aber wenn Zeit-Knauserer dann zur Kontrolle auf die Uhr schauen, sind doch gut 45 Minuten vergangen. Deshalb ist Time-Management hier für ein komplettes Menü durchaus angebracht... 

Ob pro Person je zwei gehäufte Esslöffel noch in den Brei geschüttet und verrührt werden, oder der Käse nach Gusto von jedem selbst über den fertigen Risotto gerieben wird, bleibt dem Anlass überlassen.
Ganz wichtig: Der Risotto muss warm gehalten werden und unter einem sauberen Küchentuch mindestens fünf Minuten abdampfen. Am besten schmeckt sowieso ein allerdings eher seltener Rest, der nach dem Servieren lauwarm dem Chef bleibt... Hihi!

Buon Appetito!



Freitag, 20. August 2021

Schäbig!

Die Unterschätzten
Quelle: de.dreamstime.com

Wer hat nun wirklich Schuld an der Afghanistan-Apokalypse?
Keine Bange, ich werde meinen Senf da nicht dazu geben, und behaupten, Wissen zu haben, das mir das erlaubt. Aber ich möchte mich auf ein paar Fakten festlegen, die jeder mit klarem Menschenverstand durch Minimal-Recherchen aus Büchern und in Internet-Foren nachvollziehen kann.
Natürlich steckten die Briten lieber
Einheimische in ihre Uniformen.
Die Herati-Soldies sollten dann
auf Ihresgleichen schießen.
Es hat sich also ksum etwas geändert.
Quelle: wikiorg

1. Seit beinahe 200 Jahren versuchen die Großmächte das strategische Phänomen am Hindukusch in den Griff zu bekommen. So hoch gerüstet sie im Vergleich waren - sie haben sich alle mehr als eine blutige Nase geholt.

2. Afghanistan ist keine Nation, sondern ein ignoriertes Konglomerat aus verschiedensten Stämmen, das immer nur von außen im Form gebracht werden sollte.

3. Die Souveränität der Stammesführer wurde dabei ebenso unterschätzt wie die Bereitschaft der einfachen Menschen, für ihre Sicht der Dinge unter Vernachlässigung des eigenen Lebens bis aufs Messer zu kämpfen. In der Literatur ist es dabei oftmals richtig beschrieben worden: Nur mit ein wenig Wasser und ein paar Keksen ausgestattet können diese Kämpfer sich tagelang eingraben und geduldig auf den richtigen Moment für ihren Angriff warten.

4. Den Taliban gibt es als Einheit gar nicht, er hat sich aus Zweck-Gemeinschaften gegen Fremd-Bestimmung erst am Ende des 20. Jahrhunderts gruppiert und vereint eben nicht nur radikal islamische Kräfte, sondern wird auch als Wegbereiter für den nie versiegenden Hasch- und Opiumhandel missbraucht. Wer gegen die USA und seine DEA ist, kann nur mein Freund sein. Und deshalb gibt es im Tausch mit den Rauschmitteln stets neueste Waffen und Kommunikations-Elektronik.

5. Der Taliban, der zur Jahrtausend-Wende beinahe noch mit Musketen gekämpft hat, ist heute dank seiner Elite-Trainingscenter nahe der pakistanischen Seite des Khyber-Passes (von denen alle Dienste nicht erst seit der Ausschaltung Osama bin Ladens wussten, und das sogar öffentlich machten) eine offenbar auch strategisch der zusammengewürfelten ISAF überlegen operierende Macht.

Hat zwar durch die Schifffahrt
seine weltstrategische
Bedeutung verloren, ist aber weiterhin das
Nadelöhr für die Infiltration des IS:
der Khyberpass
Quelle pinterest

6. Der Hindukusch schallt wider vom Hohngelächter, seit der doch offenbar Alterserscheinungen erliegende Joe Biden in seiner Rechtfertigungs-Rede die strategischen Ziele für erreicht erklärt hat. Vor allem, dass gesichert sei, dass in Zukunft keine Terror-Anschläge mehr von dort initiiert werden könnten. Diese Gefahr wird mit einer Geschwindigkeit zunehmen,wie sie die Welt gerade bei der Rück-Eroberung durch die Taliban erlebt hat. Der zweite US-Rückzug der USA aus dem Irak wird zudem den sogenannten IS wieder beleben...

7. Es ist schäbig, aber eben im Stil der heutigen Wahlkämpfe, hin zu nehmen wie auf Heiko Maas als "schlimmsten Außenminister aller Zeiten" eingeprügelt wird. Die Kollektiv-Schuld trägt nämlich einmal mehr der Kader-Gehorsam, zu dem die NATO ihre Mitgliedsstaaten zwingt. Der Erdrutsch am Hindukusch wurde eigentlich durch den von Trump noch schnell angekündigten Rückzug ausgelöst, den er seinem Nachfolger als unausweichliche Falle hinterlassen hat.

Peter Struck am Hindukusch:
 Stratege wider Willen
Quelle: welt.de
8. Unsere Freiheit am Hindukusch zu verteidigen, war zwar eine Metapher von Verteidigungsminister Peter Struck SPD aber Schuld waren eigentlich eher DIE GRÜNEN, die mit ihren  Außenminister Joschka Fischer damals von ihrem Antikriegs-Dogma abgewichen sind. Seither gab es übrigens nur noch VerteidigungsministerInnen der CDU/CSU, die das sinnlose Sterben Deutscher Soldaten in Afghanistan mit zu verantworten haben. Die deutsche Verteidigungs-Politik steckt vermutlich vor allem, was die künftige Freiwilligkeit des Wehrdienstes angeht, nach diesem Desaster bald in der Krise. Die kann keine neue Bundesregierung  schnell beseitigen. Ob die Lusche Laschet das vermag, der ja schon an der heimischen Hochwasser-Front gescheitert ist oder die Quasselstrippe Baerbock?

Als Außenminister
war's dann bald vorbei
mit der Lässigkeit der GRÜNEN
Joschka Fischer
Quelle: spiegel.de

9. Allen beteiligten Parteien weltweit ist angeraten, nicht weiter übereinander her zu fallen, sondern Schaden zu begrenzen, wenn er denn je wieder gut zu machen wäre. Putin wird vermutlich sein süffisantes Lächeln aufsetzen, aber die Chinesen kauern bereits zum Einsatz bereit in den Startlöchern. Sie wollen sich die massigen Bodenschätze im Technologie-Austausch und wie üblich mit infrastrukturellen Investitionen sichern.

10. Da hat der Taliban diesmal eine allerdings kaum vorhersehbare Zwickmühle geöffnet.  Jeder Zug kann eigentlich nur einen weiteren Krieg nach sich ziehen.

Mittwoch, 18. August 2021

Unser täglich Brot...

Die  Vorstellung von den bevorstehenden Gräueltaten und der zusätzlichen Hungersnot in Afghanistan lässt es vielleicht profan erscheinen, dass ich gerade heute über Brot schreibe. Aber irgendwie muss ich meine Wut auf die Welt ja zügeln, indem ich über etwas schreibe, was mir am Herzen liegt. Und wie meint die fürsorglichste Ehefrau von allen mehrmals täglich: "Wir können es ja sowieso nicht ändern!"

Es gab eine Zeit, da haben die deutschen Italien-Reisenden ein wenig verzweifelt auf das Angebot von Brotsorten geschaut. Mich konnte man seit der Kindheit vor allem mit den ungesäuerten Panini in Schnecken-Form jagen: außen hart aber nicht knusprig, innen langweilig pappig und im Mund aber dafür an Volumen zunehmend...

Hübsch anzuschauen
aber pappig.
Quelle:samskitschen.at

Seit die Italiener aber uns angeblichen Reis-Weltmeistern überall auf der Welt Konkurrenz machen, haben sie auch Interesse an anderem Brot. Und sie lassen vor allem vergessene Rezepte rustikaler Backwaren aus den eigenen Gebirgs-Regionen wieder beleben. Allerdings sind die Bäcker, die so etwas allmorgendlich anbieten, meist Geheim-Tipps im Hinterland. Wie bei uns kommen sie in der Großstadt gegen die meist vorgefertigten Standards preislich nicht an.

Weil der zweimal wöchentlich stattfindende Markt rund um San Giovanni in Oneglia durch die Pandemie umgestaltet wurde, gefällt er uns mit seinem Überangebot an Klamotten nicht mehr und wir sind deshalb dem Angelo di Pane untreu geworden. Da sind wir einem nachbarschaftlichen Tipp gefolgt und haben eine winzige Bäckerei an der Piazza von Pontedassio ins Herz geschlossen. Der Laden ist kleiner als unsere Küche, und wie wir das bisher beobachten konnten, wird er allein vom Bäcker selbst und einer jungen, reichlich tätowierten und sehr freundlichen Verkäuferin geschmissen.

Der Laden ist kaum breiter
als seine Eingangstür,
fährt aber ganz groß auf und
macht seinem Namen alle Ehre

Neben dem Brot gibt es eine Reihe von casareccia gebackenen Keksen aber auch ein gutes Dutzend Varianten von Focaccie und Mini-Pizze, die einem das Kochen während dieser enormen Hitze ersparen.
Unser Focus liegt allerdings auf den Rustiche, die es in den Ausführungen morbide und crocante gibt.

Wir kaufen immer einen Wochen-Bedarf an den morbide, und deshalb erkennt sie uns schon hinter den Masken, auch weil wir unseren eigenen, voluminösen Brotbeutel mitbringen. Die Teile füllen zwei Schubladen unseres Tiefkühl-Abteils, und bevor jemand die Nase darüber rümpft: Kurz vor dem Essen herausgenommen, angetaut und dann für ein paar Minuten in den Ofen ergeben einen einzigartigen backfrischen Geschmack und eine Knusprigkeit, die wir in München leider nicht mehr erleben....

Fotos: Claus Deutelmoser


Montag, 16. August 2021

Was, wenn Pazifismus nur noch ein Privileg der Sicheren ist?

Taub vom weltweiten Kriegs-Getümmel - die Friedenstaube
Quelle: pinterest

Wenn der Krieg auf seiner eher sanften künstlerischen Seele Schaden hinterlassen hätte, ließ mein Vater es uns Kinder beim Heranwachsen zumindest nicht spüren. Als ich den Kriegsdienst offiziell verweigerte, musste er als hoher Staatsbeamter ganz schön etwas einstecken. Aber sein gepfefferter Brief ans Kreiswehrersatzamt war ein Dokument zu welchem Widerstand er wohl auch während der Nazi-Zeit fähig gewesen war. Leider waren wir uns erst kurz vor seinem Tod so nah, dass wir seine Schussverletzung, die er sich noch kurz vor Kriegsende bei der "Verteidigung" Berlins eingefangen hatte, thematisieren konnten; - auch die Schikanen, denen der an die Ostfront Strafversetze durch auf seine akademische Bildung neidischen Vorgesetzten ausgesetzt war...
Ein Volljurist wider Willen
als Gefreiter in Uniform

Heute Nacht - als ich an die Afghanistan-Katastrophe denken musste - fiel mir erst wieder ein, was er gesagt hatte, als man mich nach zäher öffentlicher Verhandlung wegen meiner rein politischen Argumente dennoch als Wehrdienst-Verweigerer anerkannt hatte:
"Dass dieses Land nach seiner kriegerischen Geschichte innerhalb eines viertel Jahrhunderts so weit gekommen ist, dass es deinen Pazifismus anerkennt, musst du als Privileg betrachten. Ich wünsche dir, dass deine Einstellung nie auf den Prüfstand muss..."

Jetzt bin bald so alt wie er (der zwei Weltkriege überlebt hatte), als er starb. Nie geriet ich in gewaltsame Auseinandersetzungen obwohl ich manche Gegenden bereiste habe, in denen heute nichts als nackter Terror regiert.  Tatsächlich betrachte ich nun meinen Pazifismus von Jahr zu Jahr mehr als tatsächliches Privileg. In meinem Kopf gerät er allerdings zunehmend auf den moralischen Prüfstand .

Was wäre, wenn die Europäische Idee - aus welchen Gründen auch immer - nur noch durch kriegerische Handlungen geschützt werden könnte. Wie man nicht nur am Beispiel Afghanistan sieht, ist dann mein Alter allein kein Grund mehr, sich heraus zu halten. Zwar ist gegen ideologisierte Mordlust gepaart mit Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Leben ohnehin kein Kraut gewachsen. Aber würde ich mich ohne Widerstand abschlachten lassen oder womöglich durch Flucht dann jenen Anfeindungen ausgesetzt zu sein, wie die Migranten, die bei uns Schutz suchen? 

Freitag, 13. August 2021

Party-Piazza

 Objektiv betrachtet ist der von Blumen umkränzte Burghof vor unserer Haustür ja eine Freigang-Zone für das Quasi-Altersheim rund herum. Denn die Teilzeit- und Vollzeit-Residenten haben alle über 70 manche schon über achtzig Jahre auf dem Buckel. Was wir aber unter uns nicht wahrnehmen, weil wir ja bereits zwei Jahrzehnte diese Nachbarschaft genießen.

Jetzt - kurz vor Ferragosto - ist plötzlich alles anders. Auf der Piazza ist die Hölle los!
Vor zwanzig Jahren - wenn ich auch im Winter mal hierher kam, um zu schreiben oder Konzepte zu entwickeln - waren wir zwei außer den damals noch lebenden Hundertjährigen Geschwistern zwei Gassen weiter allein: Die damals noch sehr aktive und verwitwete Gymnasial-Lehrerin im Nebenhaus an der Südost-Ecke der Piazza und ich.

Durch einen Verständnis- oder Hörfehler nannte ich sie für mich und in Texten lange La Perla. Sie war vom Selbstverständnis her, was wir Alten noch "ein heißer Feger" nannten. Immer flott aber eigenwillig gekleidet, und mit ihrer Tiefen Stimme die strenge Schulmeisterin intonierend.

Sie verfügt wohl auch heute noch über umfangreichen Immobilien-Besitz, denn auf einmal war sie hinunter in ihre Azienda agricola zur Mutter gezogen und hatte wie es hieß einen ehemaligen Schüler als Geliebten und später nach eingehendem Prüfen  zum Ehemann genommen. Das war auch praktisch, weil der sich dann nicht nur um Haus und Garten, sondern auch um die diversen Ferienwohnungen kümmern konnte.

Das Nachbarhaus machte sich dann im Laufe der Jahre der Sohn von La Perla - ein Hotelfachmanngemütlich, um mit seiner damals noch intakten Familie die Ferien hier zu verbringen. Eine Familie wie aus einem Werbefilm: Er eine Typ wie Liam Neeson, sie eine bildschöne Blondine - da konnten aus dieser Verbindung nur eine ebenso schönre Tochter und ein attraktiver Sohn hervorgehen. 

Ein paar Jahre haben wir die heißen Tage hier dann in bester Nachbarschaft verbracht, dann hielt die Familie wohl dem unsteten Leben eines Hoteliers nicht mehr stand. So lange sie noch Teens waren kamen sie dann mit den neuen Partnerinnen ihres Vaters noch her. Dann blieben die Kinder weg.
An Ferragosto war im Nachbarhaus allerdings immer Trubel, weil der nun in Rom Gelandete sehr viel Wert auf die Freunde aus seiner Jugend hier legte. Das waren heitere Abende auf der Piazza, die uns immer höflich vorher angekündigt wurden, wenn sie nicht sowieso bei der Cena in Piazza der Nachbarschaft mitmachten...

Daniele, der sich gerne
lang und laut reden hört,
gäbe einen idealen Herold ab

Bei seinem ersten Besuch in diesem Jahr merkten wir schon, dass sieh etwas ändern würde. Bei seiner Mutter war Parkinson diagnostiziert worden. La Perla wollte deshalb nicht mehr so lange unten im Gartenland allein bleiben, wenn sich ihr Mann tagelang wegen der Verwaltung hier oben aufhielt. Das Zähneknirschen war zwar bis in mein Arbeitszimmer zu hören, aber nun ist es so.

La Perla lebt jetzt seit ein paar Wochen wieder hier oben, und schon hat sie es geschafft, dass ihr Haus Mittelpunkt des Borgos ist, weil ihr Mann Daniele nicht nur Gäste von hier betreut, sondern auch seine allesamt jüngeren Freunde um sich versammelt. Ob zum Brindisi am Nachmittag oder zum Umtrunk gegen Abend, die wechselnden Party-Gesellschaften wandern nun mit ihren Stühlen und Tischen beinahe täglich mit dem jeweils verfügbaren Schatten rund um die Piazza.

Wenn man nur durch die Wimpern mit leicht geschlossenem Augen auf den Burghof hinunter schaut, könnte man meinen, das Treiben der Grafen Gandolfo sei wiederbelebt...

Bei gestern gemessenen 31 Grad am Nachmittag
ist auch der Dorfbrunnen
ein Kühlung versprechendes Plätzchen

Mittwoch, 11. August 2021

Der Duft des Silberwalds

Wenn die Sonne  jetzt am Nachmittag die sich ballenden Wolken bedrohlich dunkelgrau erscheinen lässt, raffe ich mich manchmal auf, den für mich mittlerweile beschwerlichen Gang in die Oliven-Haine rund um den Borgo anzutreten.

Da verwandelt sich das Blätter-Kleid der uralten, knorrigen Baum-Skulpturen in silbrige Duftwolken. Das ist meist nur von kurzer Dauer, weil die Bauern zur Vorbereitung der anstehenden Ernte mit den nervigen Draht-Propellern dem Kroppzeug zwischen den Bäumen lautstark den Garaus machen. Das ist notwendig, damit sie dann ihre Netze leichter auslegen können.
Quelle: wilderwegesrand.de

Die von der Sonne gedörrten Gewächse wie wilder Thymian, Fenchel, Johanniskraut und viele mehr entwickeln eine Melange intensivster Gerüche. Dazu wispern die silbernen Blätter über mir  im Libeccio und fächeln mich in eine Art Trance, die mich Kraft schöpfen lässt. Aber sie erinnert mich auch daran, dass schon in ein paar Wochen wieder ein Herbst mit ungewisser Perspektive  beginnt...

Quelle: italienische-ferien.de
Im Moment liegt Ligurien in der aktuellen Corona-Statistik mit nur knapp über tausend neu Infizierten innerhalb einer Woche auf dem vorletzten Platz der Italienischen Provinzen. Aber wie lange hält das im kleinen Grenzverkehr mit der Cote d'Azur? Wir hatten davon geträumt, mit unseren Freunden von hier zum Meeresfrüchte-Essen an die Place Garibaldi in Nizza zu fahren. Aber seit die Bundesregierung  Südfrankreich zum Risiko-Gebiet erklärt hat, ist das wegen unübersichtlicher Quarantäne-Auflagen eher nicht angeraten.  Die Hoffnung stirbt nach der Sehnsucht...

Montag, 9. August 2021

Wenn die Welt brennt



Als am 27. August 1883 der Indonesische Vulkan Krakatau regelrecht explodierte, hatte das für mehre Jahre massiven Einfluss auf das Weltklima. Die Detonation der Insel war von Mauritius bis Australien zu hören, Die Aschen-Wolke raste in der oberen Atmosphäre um den Erdball und sorgte für eine drastischste Abkühlung des weltweiten Klimas. Annähernd 40 000 Menschen starben bei und Nach dem Ausbruch durch Tsunamis von mehr als 40 Metern Höhe, Die unsichtbaren Druckwellen umkreisten den Globus insgesamt siebenmal und sorgten für schlechte Ernten, Depressionen und rätselhafte Erkrankungen. Es war eine Katastrophe von"biblischen Ausmaßen", wie es die Berichterstatter damals formulierten...

Die einst bewohnte Insel Krakatau und was
von ihr übrig blieb
Quellen: wikipedia.org und tageseanzeiger.ch
Wer an die Heilige Schrift glaubt oder überhaupt an eine höhere Macht, der muss das Jahr 2021 nun wohl auch als Abstrafung der Menschheit empfinden; als Vorstufe zur Apokalypse. Zeit meines Lebens kann ich mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass nicht nur das Böse überhand nimmt, sondern so viele Plagen unsere Erde gleichzeitig heimsuchen. Mitten in den höchst entwickelten Staaten ersaufen Menschen innerhalb von Minuten, weil die Versiegelung des Bodens derart zugenommen hat, dass er den Stark-Regen nicht mehr aufnehmen kann und für unberechenbare Überschwemmungen sorgt. Das ist beileibe kein neues, aber ein wachsendes Problem. Genauso wie andererseits der Wassermangel in vielen Regionen ein schleichend anhaltendes Phänomen ist. 

Wasser, das im Moment auch zur Feure-Bekämpfung dringend benötigt würde. Gerade gehen von Kanada bis zur russischen Taiga wieder einmal Millionen Hektar Wald gleichzeitig in Rauch und Flammen auf. Wald den wir zur Erhaltung eines gesunden Welt-Klimas dringend bräuchten. Aber die Potentaten geben ja lieber Geld für immer mehr Rüstung aus, als mit genügend Feuer-Fliegern gegen die Brünste gerüstet zu sein.
Am Samstag veröffentlichte die NASA ein Satelliten-Panorama, das alle gleichzeitigen Brände auf der Erde zeigt. Das ist sehr sehenswert aber auch ziemlich erschreckend. Schaut selbst!


 https://firms.modaps.eosdis.nasa.gov/map/#d:2021-08-06..2021-08-07;l:country-outline;@-230.0,-4.7,3z

Glauben unsere Politiker im Wahlkampf da tatsächlich, dass die Virus-Bekämpfung unser Hauptproblem ist?

Freitag, 6. August 2021

Screen-Kids

Meine Güte, was habe ich mich mit dem neuen Smartphone schwer getan. Das habe ich jetzt schon fünf Jahre, und alle seine Funktionen kenne ich immer noch nicht!

Mein fünfjähriger Enkel hingegen hat überhaupt keine Probleme mit seinen anderen Großeltern in Nepal per Videochat zu kommunizieren. Wenn ihm unter Erwachsenen zu langweilig wird, leiht er sich das Handy seines Vaters aus und tippt gelassen die Apps an, auf denen er spielen oder Trickfilme anschauen kann.

Jetzt mit dem Schulbeginn in einigen Bundesländern und mit der bevorstehenden Wahl steht wieder die heischende Diskussion an, wie wir als Gesellschaft die Kinder heil durch die Pandemie bringen. Dabei fällt auch da wieder auf, dass mit dem Brustton der Überzeugung über Sachen diskutiert wird, zu denen absolut keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen. Aber man raunt schon wieder vom unwiederbringlichen Schaden für die sogenannte Covid-Generation.

Wieder mal alles vergessen? Die Jugendlichen und Kinder, die die Kriegsjahre noch mit vollem Bewusstsein über- und miterlebt haben, waren am erfolgreichen Wiederaufbau und Erblühen unserer Republik maßgeblich beteiligt. Eher schädlich waren da die Alten, die in ihrem Nazi-Glauben so weiter machten.

Viele Kinder haben genug Phantasie um einer Traumatisierung auszuweichen, viele Kinder haben auch keine Eltern, die im eingeschlossen Sein nicht gleich durchdrehen und zur Gewalt neigen. Ganz im Gegenteil - sie haben dieses durch Kurzarbeit und Lockdown erzwungene Beisammensein genutzt, um diese einmalige Nähe in einer Art zu prägen, die ihnen die Arbeit sonst verwehrt.

Ich vertraue dabei eher auf die Beobachtung des Umfeldes als auf die genauso hastig wie beim Impfstoff vorgenommenen Studien und Analysen. Und dieses künstlich angefeuerte Gejammer, wir würden durch die angebliche Bildungs-Blockade zurückfallen. Wenn ich mit unseren Italienischen Nachbarn über deren Kinder in dieser Studien-Situation spreche, höre ich überwiegend Begeisterung zum  digitalen Lern-Eifer.

Tatsächlich hat es in Deutschland seit 2019 mit derzeit annähernd 30.000 so viele Promotionen gegeben wie noch nie. Die Länder mit den strengsten Covid-Regeln - Bayern und Baden-Württemberg liegen dabei sogar noch vorne. Wegen eines Bildungsmangel muss die Menschheit um die Zukunft eher nicht bangen. Vielmehr um das Ausmaß, das alles anzuwenden, was unser Verstand uns Menschen erschließt und ermöglicht.

Rabia von Basra 713 bis 801
Die Mystikerin gilt als eine der 
ersten Suffisten - quasi eine Vorgängerin
von Hildegard von Bingen
Quelle: Wikipedia
Da gibt es das viel zitierte Wort der Rabia von Basra, das uns bremsen könnte, wenn uns nicht die Künstliche Intelligenz (KI) das Denken dereinst völlig ab nähme:
Der Augenblick hat größere Tiefe als die Zukunft. Was kannst Du noch einmal ernten vom Felde der Zukunft?

Was ich an der Zunft am wenigsten mag, ist dass ich nicht mehr überprüfen kann, ob alle die Unkenrufe Widerhall gehabt haben. Meine Mutter meinte kurz vor ihrem Tod, dass sie es wohl trotz des Krieges besser gehabt habe als wir. Ich wäre fast geneigt, heute den Meinen das selbe zu prophezeien, wäre  es nicht schon immer in der Folge-Genration anders gekommen als gedacht. Wir - die Kinder der Friedenszeit - sind davon verschont geblieben, uns am eigenen Schopf wieder aus dem Sumpf zu ziehen zu müssen. Wie es meinem Enkel ergehen wird, werde ich eher nicht mehr erleben. Hoffentlich erkennt er dann noch, dass er seine liebevoll lächelnde Mutter dereinst im Homeoffice gezeichnet hat und erinnert sich als "Veteran", wie er damals mit den Folgen der Pandemie fertig geworden ist...



Mittwoch, 4. August 2021

Mords Politik!

Der letzte Apfel am Baum der Erkenntnis ist längst angebissen und wurmstichig
Claus Deutelmoser: Öl auf Leinwand

 Die meisten Menschen der Nachkriegsgenerationen in unseren Breiten hatten wohl Glück, dass sie weder gezwungen waren, Waffen in die Hand zu nehmen, noch zu töten. Dafür gucken sie sich mit Leidenschaft virtuellen Mord und Totschlag im Fernsehen und im Stream an, Könnte es seine, dass sie dadurch derart abstumpft sind, dass sie nicht mehr sehen, wie viel auf der Welt tatsächlich gemordet wird. Wie viele  anders Denkende auch im Exil nicht mehr sicher sind, weil ihnen staatlich beauftragte Mordbuben annähernd ohne Konsequenzen den Garaus machen können...

Die  junge belarusische Olympia-Sprinterin Timanowskaja hat sich heute in einer Geheim-Aktion aus Tokio in Richtung Europa begeben müssen, weil ihre Kommentare zum Zustand daheim sie für Jahrzehnte ins Gefängnis bringen könnten. Sie musste eine Flugroute nehmen, die nicht in die Nähe von Belarus liegt, weil ja Diktator Lukaschenko ja nicht davor zurück schreckt, Passagiermaschinen anderer Länder mit Jagdflugzeugen auf einen seiner Flughäfen zu lenken, um seiner Kritiker habhaft zu werden.

Erst hat er sich Schürf-
und Kratzwunden zugefügt und
dann selbst aufgehängt:
Vitali Schichow 26
Quelle: ARD.de
Gestern hing der mutmaßlich ermordete, belarusische Regime-Kritiker Vitali Schischow in einem Baum in der Ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Welt schaut auch auf den heute in Minsk beginnenden Prozess gegen die demokratische Oppositionspolitikerin Kolesnikowa. Aber sie schaut eben nur. Während sich die Länder im Kampf gegen den "normalen" Terrorismus vereinen, bleibt es gegen den Staatsterrorismus meist nur bei sogenannten Sanktionen.

Ob das der von den Saudi-Prinzen angeordnete Mord an Kashoggi, den Tiergarten-Mord oder um das Drama Rund um Nawalny geht, immer stehen die verstrickten Wirtschafte-Interessen härteren Maßnahmen entgegen.

Von Afghanistan bis Myanmar, von Kuba bis Tunesien, von Haiti bis Mali wird im Namen irgendeiner Relgion, einer Ideologie oder einem diffusen "Greater Good" Menschen das Lebenslicht ausgeblasen. Nirgendwo werden von der Staatsjustiz mit Scheinanschuldigungen in Schauprozessen derart viele Todesurteile verhängt wie bei unserem großen Handelspartner China. Dabei nutz doch der Schutz von Wirtschaftsbeziehungen längst nicht mehr, wenn die sogenannte "Volksrepublik" in einer Einbahnstraße ohne Gegenverkehr staatskapitalistisch weltweit alles aufkauft, was es zu kaufen gibt...

"We call it a classic":
Cäsars Ermordung
Quelle: pinterest
Nun könnte man meinen, dass das in der Geschichte der Menschheit schon immer so gewesen sei. Dass der politische Mord, heimtückische Staatstreiche mit Giftanschlägen gewissermaßen als gegeben hinzunehmen seien.

Aber dann stellen wir uns, der best informierten Welt-Gesellschaft aller Zeiten ein absolutes Armutszeugnis aus. Wenn der Wirtschafts-Globalismus zu nichts anderem mehr führt als der Rückkehr zu mittelalterlichen Methoden und der Abkehr vom mühsam erworbenen Humanismus, dann haben wir Waldbrände, Überschwemmungen, Dürre und Covid-19 mit all seinen Varianten und Mutanten mehr als verdient!

Montag, 2. August 2021

Wer surft am schnellsten auf der "Vierten Welle"

 Vom 18. bis 31. Juli gab es in Ligurien 1518 neue Corona-Fälle und einen Todesfall.
In den  Französischen Provinzen Guillaumes/ Alpes Maritimes gab es am 31. Juli 1085 neue Ansteckungen. Davon wurden bereits 96,7 Prozent der Delta-Variante zugeschrieben.
Für Deutschland meldet das RKI gestern 2097 Infektionen binnen eines Tages und einen Anstieg der Inzidenz auf 17,5.
Am 1. August wurden im Vereinigten Königreich jedoch bereits 25.782 Neu-Infektionen gemeldet bei einer Inzidenz von 278,4.

 Mit Maske als Kite und Spritze als Board .
So sieht der politische Karikaturist Oliver Schopf die
Politiker in der Pandemie
Quelle: oliver.schopf.com
Was sagen uns eigentlich die täglich auf den Bildschirmen erscheinenden Statistiken wirklich? Dass wir nicht etwa noch in der "Dritten Welle" der Pandemie mit schwimmen, wie das tatsächlich britische Virologen sehen, oder dass über uns der sich schon im Herbst brechende Kamm der "Vierten Welle" steigtt?

Als ich für meinen Altersruhesitz noch die Cote D'Argent im Auge hatte, saß ich mit meinem leider verstorbenen besten Freund bei Lacanau Océan auf einer der Riesen-Dünen und schaute zu, wie sich sein Sohn zu einem der besten Wellenreiter Frankreichs entwickelte. Der behauptete allerdings, dass man nach einer verpassten guten Welle immer mindestens bis zur siebten danach warten müsse, um wieder eine optimale Chance zu bekommen.
Idiotischer Weise musste ich hier gestern auf unserem Zauberberg fernab vom Masken-Tragen und trotz der täglichen  Neuankömmlinge an dieses "Surfer-Latein" denken. Es erinnerte mich daran, wie sehr einen auch die Experten an der Nase herumführen können, wenn wir selbst kein von Fakten gestütztes Insider-Wissen haben.

Ich fand es sensationell organisiert, wie München das Testen und das Impfen in seinen Zentren durchgezogen hat, und wir haben uns dort auch selbst gnadenloser in Quarantäne begeben, als wir das von den Vorschriften her hätten tun müssen. Nun hat Deutschland seit gestern neue Einreise-Maßnahmen ergriffen, obwohl ja die Reisewelle erst angerollt ist. Aus meiner Burg-Sicht habe ich dabei den Eindruck, es könne sich eher um Augenwischerei handeln, damit die absolute Hilflosigkeit der Administrationen so kurz vor der Wahl nicht offenkundig wird.

Wenn die erschreckenden Meldungen aus dem US-Staat Massachusetts nachdem sich da nach Großveranstaltungen erschreckend viele Geimpfte angesteckt haben ein Alarm-Singal sind, dann ist auch die "dritte Impfung" wohl keine Option mehr für uns Bürger, sondern eher Öl auf die Geldmaschinen der Impfstoff-Entwickler.

Was wissen wir über die sich immer schnelle ausbreitende "Delta-Variante" von Covid 19, die aus Brasilien und Peru womöglich schon eine "Lambda-Variante"  im Schlepp hat? - Eben nur die Aussage, dass wir an denen zwar schneller aber nicht mehr so schwer erkranken können, obwohl die Impfstoff-Erfinder ja  noch immer von der vollen Wirksamkeit ihrer ersten Vakzine überzeugt sind.

Nicht zuletzt drohte jetzt der Schutz vor dem Virus zu einem Kampf der Systeme zu werden - zu einem Wettstreit aus Über- und Desinformation. Was, wenn Boris Johnson mit seiner Methode, die Lebensbedingungen seiner Bürger ohne Rücksicht auf Verluste zu lockern, am Ende recht hat. Vielleicht denkt er  dabei an die These seines Landsmannes Charles Darwin: "The Survival of The Fittest". Oft als Überleben des Stärkeren interpretiert, deutet sie ja eher darauf hin, dass sich die, die sich am besten anpassen können den Sieg davon tragen. Eines ist noch bedrohlicher: Neue Lockdowns weltweit in der "Vierten Welle" werden die Wirtschaft aller Staaten derart irreparabel schädigen, dass unkontrollierte Gewalt ausbrechen könnte. Was wiederum den totalitären Supermächten in die Karten spielte, die sich ja och nie sonderlich um das Gemeinwohl des "Vokes" geschert haben...

North-Shore Oahu. Für die Reviere an der Nordküste
der Hawaiianischen Insel hat diese
Welle noch eher Normal-Höhe
quelle: surfholidays.com
Gälte die Surf-Wellen-Theorie auch für diese Pandemie, dann gäbe es erst 2024 für die dann noch bestehenden Staatsführungen die Chance, sich vor dem Kamm der letzten Welle aufs Brett zu schwingen und  davon zu rasen. Immer abwärts, immer abwärts -
bis einen das bockige Brett schließlich zum Untertauchen zwingt...

Aber keine Bange und kein Anlass zu weiteren Verschwörungs-Theorien: Ich habe - als absolut talentlos - dennoch an nahezu allen Surfer-Hotspots dieses Planeten am Ufer gesessen und die Wellen gezählt. Schon Oahu-North-Shore verlangt mit seinen Monster-Wellen an manchen Tagen selbst von Spitzen-Surfern, die ganz großen lieber auszulassen. Naja, und dann gäbe es da ja noch Portugal - als Covid-19-Risiko-Gebiet - quasi mit Doppel-Wellen-Herausforderung... Aber seht selbst:

https://www.youtube.com/watch?v=Al5LDb79MYY