Montag, 23. August 2021

Risotto rattenscharf

In den Ländern des Fernen Ostens sind die Menschen überzeugt, dass die Hitze mit kochend heißen, feuchten Tüchern und extrem scharfen Speisen am besten zu ertragen ist. Da werden  Geschmacks-Grenzen für uns Westler eingerissen, aber dafür steht dann meist auch eine Schale mit frischen Kokos-Raspel zum"Löschen" auf dem Tisch. Meine Grenze habe ich einmal in Thailand bei einem Spezialitäten-Restaurant erreicht, das ein Geheimtipp unter Einheimischen war. Da half kein Englisch und ohne Speisekarte musste gegessen werden, was auf den Tisch kam. Aber wie immer - wenn der erste Gaumen-Schock vorbei war - entfalteten sich nie entdeckte Geschmacks-Nerven.

Ganz so scharf ist mein heutiger Rezept-Vorschlag nicht, obwohl die Fürsorglichste nach der ersten Gabel-Probe ganz schön fauchte. Sie hat sich dann aber noch einmal nach genommen...

Hier hat es seit Wochen nicht geregnet, und die Nächte sind kaum kühler gewesen als die Tage. Da erinnerte ich mich, was die extra scharfen Currys mir auf Sri Lanka  einst für wohlige Nächte bereitet hatten. Das musste sich doch "italienisch" umsetzen lassen...

Risotto Aglio e Olio con Peperoncino

Einfach das Spaghetti-Rezept auf den Reis umzusetzen, brächte es natürlich nicht. Denn ein Risotto dauert ja mindesten 20 Minuten und benötigt die permanente Zugabe von Flüssigkeit.
Als Hauptgericht ist dieser Risotto sicher zu "langweilig". Ich würde gemäß der italienischen Menü-Reihenfolge von einem idealen Primo sprechen, der den Gaumen in doppelten Sinn für ein edles Hauptgericht schärft. Ich habe alles aus eigenen Quellen verwendet. Deshalb habe ich  für Nachahmer, die keinen Horto oder entsprechende Nachbarschafts-Quellen haben gute Alterativen hinzu geschrieben.

Zutaten für ein Zwischen-Gericht
auf vier Personen berechnet:

12 mittelgroße, frische Knoblauch-Zehen
1  große, Schote Peperoncino frisch oder getrocknet (die trockenen sind schärfer) ersatzweise pro Person eine kleine Thai-Chilli frisch
1 Kaffee-Becher voll mit einem Risotto-Reis, den man kennt und am liebsten mag
1 gehäufter Esslöffel Vegata oder 1 kleiner Würfel handelsüblicher Gemüse-Brühe
2 gehäufte Esslöffel mit frischem 'Thymian und Oregano - zur Not tute es aber auch eine getrocknete Provence-Kräuter-Mischung
1 überreife Cuore di Bue Tomate (ca. 250g) oder ersatzweise eine kleine Dose mit gehäuteten Tomaten-Würfeln
Olivenöl, Salz und Zucker
Als alten Casareccia-Trick - so vorhanden - eine großzügig abgeschnittene Rinde vom Parmesan oder Grano Padano mit köcheln lassen
Kopf-Blätter vom Basilikum
sind allemal eine schöne Deko,
aber wer nicht auf Kalorien achten
muss, kann den Risotto auch
mit Crème Fraiche zum Unterrühren schmücken


Zubereitung
Den Knoblauch nicht hacken, sondern fein schneiden, damit alle ätherischen Öle erhalten bleiben.
Auch die Kräuter nur grob schneiden. Bei einer Kräuter-Mischung ist das eher egal...
Knoblauch, Kräuter und die fein gehackte Peperoncino-Schote gemeinsam in ein Schälchen geben.
Dazu je zwei Teelöffel Salz und braunen Zucker nach Gusto drüber und dann trocken vermengen. Das ganze danach mit einem kräftigen Schuss Olivenöl übergießen und für ein Weilchen zum "Fermentieren" zur Seite Stellen
Das fermentierte Gemisch in einem geeigneten Topf bei kleiner Flamme anrösten, bis es goldgelb und etwas "krokantig" wird. Dann den Reis hinzugeben. Der muss fleißig gewendet werden, ehe er nach ein, zwei Minuten mit der zuvor geschälten und gewürfelten Cuore di Bue abgelöscht wird.
Jetzt wird es rührend. Die Emulsion darf nicht zur Ruhe kommen. Dann wird ein Glas Rotwein, der Brühwürfel sowie nach und nach aus dem zum Abmessen verwendeten Kaffee-Becher Wasser hinzu gegeben. Wer die besagte große Käser-Rinde hat, wirft sie nun auch dazu. Das gibt dem Reis eine einzigartige Sämigkeit. Vor dem Servieren muss die Rinde natürlich heraus gefischt werden! Dann noch zwei, drei Schuss dunklen Balsamico unterrühren - und  schon ist der Risotto fertig. Aber wenn Zeit-Knauserer dann zur Kontrolle auf die Uhr schauen, sind doch gut 45 Minuten vergangen. Deshalb ist Time-Management hier für ein komplettes Menü durchaus angebracht... 

Ob pro Person je zwei gehäufte Esslöffel noch in den Brei geschüttet und verrührt werden, oder der Käse nach Gusto von jedem selbst über den fertigen Risotto gerieben wird, bleibt dem Anlass überlassen.
Ganz wichtig: Der Risotto muss warm gehalten werden und unter einem sauberen Küchentuch mindestens fünf Minuten abdampfen. Am besten schmeckt sowieso ein allerdings eher seltener Rest, der nach dem Servieren lauwarm dem Chef bleibt... Hihi!

Buon Appetito!



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