Freitag, 6. August 2021

Screen-Kids

Meine Güte, was habe ich mich mit dem neuen Smartphone schwer getan. Das habe ich jetzt schon fünf Jahre, und alle seine Funktionen kenne ich immer noch nicht!

Mein fünfjähriger Enkel hingegen hat überhaupt keine Probleme mit seinen anderen Großeltern in Nepal per Videochat zu kommunizieren. Wenn ihm unter Erwachsenen zu langweilig wird, leiht er sich das Handy seines Vaters aus und tippt gelassen die Apps an, auf denen er spielen oder Trickfilme anschauen kann.

Jetzt mit dem Schulbeginn in einigen Bundesländern und mit der bevorstehenden Wahl steht wieder die heischende Diskussion an, wie wir als Gesellschaft die Kinder heil durch die Pandemie bringen. Dabei fällt auch da wieder auf, dass mit dem Brustton der Überzeugung über Sachen diskutiert wird, zu denen absolut keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen. Aber man raunt schon wieder vom unwiederbringlichen Schaden für die sogenannte Covid-Generation.

Wieder mal alles vergessen? Die Jugendlichen und Kinder, die die Kriegsjahre noch mit vollem Bewusstsein über- und miterlebt haben, waren am erfolgreichen Wiederaufbau und Erblühen unserer Republik maßgeblich beteiligt. Eher schädlich waren da die Alten, die in ihrem Nazi-Glauben so weiter machten.

Viele Kinder haben genug Phantasie um einer Traumatisierung auszuweichen, viele Kinder haben auch keine Eltern, die im eingeschlossen Sein nicht gleich durchdrehen und zur Gewalt neigen. Ganz im Gegenteil - sie haben dieses durch Kurzarbeit und Lockdown erzwungene Beisammensein genutzt, um diese einmalige Nähe in einer Art zu prägen, die ihnen die Arbeit sonst verwehrt.

Ich vertraue dabei eher auf die Beobachtung des Umfeldes als auf die genauso hastig wie beim Impfstoff vorgenommenen Studien und Analysen. Und dieses künstlich angefeuerte Gejammer, wir würden durch die angebliche Bildungs-Blockade zurückfallen. Wenn ich mit unseren Italienischen Nachbarn über deren Kinder in dieser Studien-Situation spreche, höre ich überwiegend Begeisterung zum  digitalen Lern-Eifer.

Tatsächlich hat es in Deutschland seit 2019 mit derzeit annähernd 30.000 so viele Promotionen gegeben wie noch nie. Die Länder mit den strengsten Covid-Regeln - Bayern und Baden-Württemberg liegen dabei sogar noch vorne. Wegen eines Bildungsmangel muss die Menschheit um die Zukunft eher nicht bangen. Vielmehr um das Ausmaß, das alles anzuwenden, was unser Verstand uns Menschen erschließt und ermöglicht.

Rabia von Basra 713 bis 801
Die Mystikerin gilt als eine der 
ersten Suffisten - quasi eine Vorgängerin
von Hildegard von Bingen
Quelle: Wikipedia
Da gibt es das viel zitierte Wort der Rabia von Basra, das uns bremsen könnte, wenn uns nicht die Künstliche Intelligenz (KI) das Denken dereinst völlig ab nähme:
Der Augenblick hat größere Tiefe als die Zukunft. Was kannst Du noch einmal ernten vom Felde der Zukunft?

Was ich an der Zunft am wenigsten mag, ist dass ich nicht mehr überprüfen kann, ob alle die Unkenrufe Widerhall gehabt haben. Meine Mutter meinte kurz vor ihrem Tod, dass sie es wohl trotz des Krieges besser gehabt habe als wir. Ich wäre fast geneigt, heute den Meinen das selbe zu prophezeien, wäre  es nicht schon immer in der Folge-Genration anders gekommen als gedacht. Wir - die Kinder der Friedenszeit - sind davon verschont geblieben, uns am eigenen Schopf wieder aus dem Sumpf zu ziehen zu müssen. Wie es meinem Enkel ergehen wird, werde ich eher nicht mehr erleben. Hoffentlich erkennt er dann noch, dass er seine liebevoll lächelnde Mutter dereinst im Homeoffice gezeichnet hat und erinnert sich als "Veteran", wie er damals mit den Folgen der Pandemie fertig geworden ist...



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