Mittwoch, 31. August 2022

Nur ein zufälliger "Kollateralschaden" in Putins Krieg? Ein Hauptziel ist die Zersetzung der EU

 Ist das alles das teuflische Timing einer stringenten Strategie

Mal im Zeitraffer:

Der Tanzbär Jelzin und der
garstige Gnom Putin als Usurpator

Quelle: spiegel.de
Ein meist trunkener Tanzbär walzt alles nieder, was von Gorbatchows Glasnost und Perestroika übrig geblieben ist. In seinem Schatten wächst ein Gnom zu gefährlicher Größe, der beim KGB den Niedergang der DDR live vor Ort miterleben musste.
Als er an die Macht kommt, wandelt er den "Wandel durch Handel" im Umkehrschwung zu einer turbokapitalistischen Oligarchie, deren treu gemachte Vertreter sich am Finanzplatz London breit machen und mit ihrem Geld den Brexit auf den Weg bringen. 

Unter Boris Johnson als Londons Bürgermeister wollte
niemand wirklich wissen, wessen Geld in
all den Monsterbauten steckt
Quelle: capital.de

Damit war die EU schon einmal um einen nicht unwesentlichen Faktor geschwächt. Dann aber spielen auch instabile Demokratien im Kern-Europa dem Zarewitch weiter in die Karten. Es sind vor allem die Kleinen, die mit russischem Geld ins Wanken geraten. Weil die EU nicht paritätisch regiert, ist auch dieser Trick mit mittelfristiger Wirkung erfolgreich, Dazu kommen einst russisch dominierte und immer noch infiltrierte Beitrittskandidaten deren Wankelmütigkeit historisch bedingt ist sowie noch ein NATO-Partner mit großem, stehenden Heer, der gerne in die EU möchte, aber derart erpresserisch agiert, dass man ihn auf die lange Warteliste schiebt. Währenddessen werden neofaschistische und populistische Parteien undercover überall in Europa durch starke Verbindungen nach Moskau und Geld geködert.

Wird seine Leistung in der
Zeitenwende von den Medien
künstlich geschrumpft?
Bundeskanzler Olaf Scholz
am vergangen Wochenende.
bei seiner Grundsatz-Rede in Prag

 Wie allein wird er bald wohl bald sein?
Quelle: tagesspiegel.de
Nun ist es an der Zeit, da Covid nicht nur Europa schwächt, die überwiegend stark pazifistische Verteidigungs-Haltung der EU vom Gleis zu stoßen, um damit die Bündnispartner weltweit in die Bredouille zu bringen. Fadenscheinige Narrative begründen die Invasion des größten europäischen Landes - der Ukraine. Und die verlangt von den Demokratien eine "Zeitenwende". Eine Neuausrichtung. die enormer finanzieller Aufwendungen bedarf und gleichzeitig durch zerstörte Lieferketten und Rohstoff-Engpässe der dominierenden westlichen Wirtschaft schaden soll. Preissteigerungen von inflationärem Ausmaß werden vor allem die unzufriedeneren, vom Wohlstand abgekoppelten Bevölkerungsschichten treffen, weil die - historisch belegt - am ehesten für faschistisch. populistische und rassistisch fremdenfeindliche Parolen empfänglich sind. 

Selbstverliebte Schwestern im Ungeist und
Einklang ihrer populistischen Parolen:

Giorgia Meloni und Marie LePen
werden gleichermaßen gute
Kontakte zum Kreml nachgesagt
Quelle: it-it. facebook-com

In Italien reicht das schon für die kommende Machtübernahme, in Frankreich ist das nur noch eine Frage der Zeit, und in Deutschland nutzt die AfD ihren demokratisch eigentlich aussichtslosen Status, um unterstützt von den sogenannten Querdenkern  und Verschwörungstheoretikern über sozialen Medien die vermeintlich Frierenden und Hungernden zu einem heißen Herbst auf die Straßen zu treiben...

Könnte das alles nur bloßer Zufall sein?

Montag, 29. August 2022

Den Wachhund bewachen

Man könnte sagen, die Familie meiner Tochter hätte bei der Wahl ihres Hundes einen Glücksgriff getan. Aber dann täte man der umsichtigen Züchterin und dem Instinkt meiner Tochter für Tiere Unrecht.

Bevor die Züchterin einen Welpen aus dem nächsten Wurf ihrer Irish Terrier fortgibt, unterzieht sie dessen künftige Familie bei Besuchen und Gegenbesuchen einer gründlichen Inspektion. Den ursprünglich auserwählten Jubaka empfand sie nicht so geeignet und empfahl ein anderes Hundchen aus dem Wurf. Abgeliefert in seinem zukünftigen Zuhause wurde er im Kreise seiner Geschwister und der Mutter. Ein paar Minuten noch gemeinsames Spielen in der anderen Umgebung, dann war das Kerlchen ohne großen Trennungsschmerz angekommen. Der Name Jubaka blieb ihm. Sein leicht zotteliges Fell erinnert tatsächlich an den rieseigen Co-Piloten von Han Solo aus den Starwars-Filmen; auch sein hohes Fiepsen, wenn ihm was nicht passt.

Ich nenne ihn lieber Chewy, weil er ständig etwas zum Kauen braucht. Wie die meisten Hunde hatte er von Anfang an keine Probleme mit mir. Allerdings bin ich auch ein bewährter Dauer-Krauler und Öhrchen-Knacker. Es ist ja sein zweiter Aufenthalt auf der Burg. Als er ankam, stürmte er über die Piazza direkt auf  mich zu, obwohl es ein Jahre her war und wir uns sechs Monate nicht gesehen hatten.

Jubaka ist ein fabelhafter Familienhund. Für einen Terrier dank Hundeschule aber auch gehorsam und gelehrig. Das macht sich sofort bemerkbar, wenn ein Mitglied seiner Familie nicht in seiner unmittelbaren Nähe ist. Dann schaltet er sofort auf Wachhund-Modus um. Als mein Enkel mit uns allein war, weil die Eltern zum Einkaufen ins Tal hinunter mussten, wich er für die Zeit ihrer Abwesenheit nicht von dessen Seite. Da konnte man ihn noch so sehr mit Leckerli locken.

Aus dreierlei Gründen ist Ligurien kein idealer Aufenthalt für einen Terrier. Die Hitze war er heuer zwar auch aus der Großstadt gewohnt, aber der Borgo ist eben auch ein Paradies für streunende Katzen und Hunde. Da sind meist an der Leine geführte Hunde im Nachteil. Vor allem wenn sie sich dann - ihrem Instinkt - folgend als Platz-Hunde fühlen, die ihr Revier verteidigen wollen. 

Wenn die Familie an den Strand will - die Hundestrände sind hier wirklich nicht zu empfehlen, spiele ich gerne den Wachhund für den Wachhund. Denn Chewy denkt tatsächlich, er müsse mich als verbliebenes Mitglied des Rudels beschützen. In Habacht-Sitz-Position lehnt er sich fest an meine Beine, schnüffelt prüfend in alle Himmelsrichtungen und scannt mit seinen wachsamen Augen sogar den Himmel über der Piazza nach möglichen Angreifern ab. Das hatte unser Airedale-Terrier früher nie gemacht. Für den gab es kein Oben, obwohl er ja auch teilweise in den Bergen gelebt hatte.

Gemeinsam ist ihnen allerdings, dass sie sich zum Entspannen ein Plätzchen suchen, an dem sie von allen Seiten geschützt sind. Wenn Chewy es sich unter der Bank und unter mir mit dem Hintern zur Mauer genüsslich seufzend gemütlich macht, bin ich dann an der Reihe und wache wirklich über den Wachhund...



Freitag, 26. August 2022

Von Opas und Enkeln

Hat ihn, in dem Jahrzehnt, das uns nur
sporadisch vergönnt war, zu
meinem unerschütterlichen Vorbild  
gemacht: Jean, mein Großvater
Beziehungen zwischen Großvätern und Enkeln sind selten nur so harmonisch wie in Kitschfilmen. Es gibt einflussreiche Faktoren, über die man erst nachdenken kann, wenn man sich unmittelbar mit ihnen beschäftigen muss..

Ich konnten zum Beispiel nur zu einem meiner Großväter eine Beziehung herstellen, weil ich den anderen nur noch auf dem Sterbebett wahrnehmen konnte. Gerade als ich selbst noch keine Vorstellungen vom Tod hatte. Zum Vater meiner Mutter jedoch hatte ich eine innige Fernbeziehung von nur ein paar Wochen pro Jahr. Die reichte zumindest dazu, dass der Mann trotz seiner Schroffheit und Strenge mein liebevoll nachhaltiges Vorbild war.
Meinem Sohn ging es ähnlich, weil der Vater meine Frau lange schon verstorben war, bevor er selbst geboren wurde. Auch die neun Jahre  Beziehung zu meinem Vater reichten ihm kaum, um sich nachhaltig von ihm beeinflussen zu lassen. Aber irgendein Band muss bestanden haben, denn etwa zwei Jahre nach dessen Tod stürmte sein Enkel laut weinend in unser Küche, weil ihm da erst bewusst geworden war, dass er seinen Opa nie wiedersehen würde...

Hier in Ligurien spielen Nonno und Nonna eine viel entscheidendere Rolle, so ihnen das Heranwachsen ihrer Enkel am Lebensabend vergönnt ist. Sie wird auch von den anderen Großeltern im fernen Geburtsland meines Schwiegersohns vorausgesetzt. Unter dieser Prämisse, dass eben die nepalesischen Großeltern ihren Enkel bislang lediglich auf dem Messenger zu sehen bekommen und ihn  vielleicht erstmals  in Natura erleben würden, wenn dessen Kinderjahre vorüber sind, ergab sich ein überraschend tiefsinniges Gespräch zwischen mir und meinem Schweigersohn.
Quintessenz: Ich brächte mich nicht genug als Opa ein. Sein Sohn müsse von mir doch der Tradition folgend wesentliche Impulse fürs Leben bekommen...

Tatsache ist, dass meinen Enkel und mich nicht nur 67 Lebensjahre trennen, sondern auch dass sein unermüdlich, überschäumendes Temperament kaum dauerhafte Brückenschläge zulässt. Es ist auch so, dass ich mich bei unserem unterschiedlichen Lebensrhythmus schwerlich in so einer Pflicht sehen kann. Ich war schon in punkto Erziehung meiner eigenen Kinder kein besonders erfolgreicher Vater. Wie sollte ich dann als Opa auf einmal über die notwendigen Talente verfügen?
Der Poser mit seinem Babbo Natale. Jetzt kommt mein Enkel schon in die Schule.
Mal sehen, wie lange uns noch für unsere Enkel-Opa-Beziehung bleibt

Mittwoch, 24. August 2022

Der Geschmack der Fische

 

Weil ich mir dieses tolle, symbolische Bild vom 2022 Horoskop
der Deutschen VOGUE ausgeborgt habe, will ich natürlich
auch die Astrologin Kirstin Hanser hier mit
Ihrer Weissagung zitieren:

Fische besitzen leider die Eigenschaft, sich bisweilen so zu verausgaben und sich aus lauter Idealismus so viel zuzumuten, dass sie in eine Erschöpfung geraten, die sie viel zu spät bemerken. Obwohl sie dem Element Wasser zugehörig sind, können sie auch auf Wolken schweben. Dann allerdings auch aus enormer Höhe stürzen, in die unergründlichen Tiefen des menschlichen Seins. Von der Illusion in die Desillusionierung, ein emotional aufreibendes Wechselbad.







Dass 2022 ein derart schwieriges Jahr für Fische - also sowohl die im Wasser als auch die im Sternzeichen Geborenen - sein würde, war so auch von Astrologen nicht abzusehen. In der Oder ereilt sie ein Massensterben, und in den Märkten eine Verknappung und Verteuerung in bisher nicht gekanntem Ausmaß.

Gründe sind diesmal nicht allein Umweltsünden. Auch der Ukraine-Krieg hat indirekte Auswirkungen, weil die hohen Treibstoff-Preise die Fischerboote, die ja zuvor schon an der Rentabilitätsgrenze schipperten, in ihren Häfen fest hielten. Und dann diese Dauerhitze, die hier am Capo Berta eine Wassertemperatur von rekordverdächtigen 29 Grad verursachte. Je kühler das Wasser desto ergiebiger die Fänge, galt lange Zeit als Faustregel für Fischer. Jetzt müssen die ligurischen Kutter eben weiter hinaus zu tieferen Gewässern,. in die die aussichtsreichen Fänge in kühlere Wasserschichten  abgetaucht sind. Das ist natürlich ein Vorteil für den preiswerteren Farm-Fisch, der bei den ligurischen Feinschmeckern lange Zeit allenfalls mit gerümpfter Nase gekauft wurde. Jetzt wird er im Vergleich zum Frei-Fang um  bis zu 50 Prozent billiger angeboten.

Seit Sonntag ist mein Schwiegersohn mit seiner Familie auf der Burg, und wie immer lässt der Küchen-Chef es sich nehmen, auch in seiner Freizeit für uns zu kochen, was er persönlich einkauft; als eine kleine Marktanalyse gewissermaßen. In Italien ist Frischfisch zur Zeit sogar teurer als in  Deutschland.

Branzino: Ein schlanker eleganter
Speisefisch von nussig sanftem Geschmack
Quelle: dreamstime.com

Es gab je zwei Orate (Goldbrasse) und Branzini (Seewolf), die er vor gegart und dann kurz unter den Grill gelegt hatte. Dazu reichte er eine glasierte, mittelscharf mit unseren Kräutern abgeschmeckte orientalisch mundende Gemüse-Mischung und in der Pfanne erhitztes Naan (indisches Fladenbrot): eine wunderbar leichte Komposition für ein spätes, sommerliches Abendessen.

Aber all die raffiniert abgestimmten Gewürze und Zutaten konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass die in perfekter Saftigkeit aufgetischten Fische sich kaum im Geschmack unterschieden. 
Wie ich mich an die von meinem Boot aus gefischten Exemplare erinnerte, war der Branzino von edlem, sanft nussig schmeckendem Fleisch, das sich in perfekten Filets von der Gräte lösen ließ. Die Orata hingegen war eher würziger, und deren Wohlgeschmack musste man sich von den großen Gräten herunter arbeiten.

Die Orata ist ein köstlicher Grillfisch,
mit sehr großen Gräten. Gut filettiert
ist er eine kulinarische Augenweide

Quelle: dreamstime.com

Der Kauf meines Schwiegersohns war tagesfrisch und nicht abgetaut aber eben allevata (gezüchtet). Irgendwann geht es uns mit dem Fisch so wie mit Eiern, Tomaten, Gurken und anderen Naturprodukten. Was wir an Genuss eingebüßt haben, erkennen wir doch nur noch, wenn wir durch private Privilegien an solche kommen, wie sie unsere Schweizer Freundin hier noch in Bio-Kleinproduktion erzeugt.

Die Fischstäbchen- und BigMac-Generationen per se werden aber wohl nie mit eigenem Gaumen erfahren, was wir ihnen durch unsere Bequemlichkeit an Geschmack und Genuss versaut haben...

Montag, 22. August 2022

Schallmauern

Sich in andere hinein zu versetzten, ist weitgehend ein harmloses Abenteuer - es sein denn, die eigene Phantasie spielt einem dabei Streiche.

14 Tage lang war unser Burg-Berg wie ein Bienenstock. Nun, nachdem der Ferragosto-Trubel versiegt ist und die "Nächte der rollenden Koffer" weniger werden. stört eigentlich nur noch der Hubschrauber mit seinen Kontrollflügen die neue Stille. Da die leichten Regenfälle der vergangenen Tage, die herrschende Trockenheit kaum gemildert haben, wurde wohl die Frequenz der Überwachungsflüge erhöht. Abgesehen von einem unverbesserlichen Nachbarn, der durch das verbotene Verbrennen von Gartenabfällen durch die starke Rauchentwicklung in Richtung Dorfmitte die ganze Nachbarschaft in Panik versetzte, kam es bislang zu keinem der gefürchteten Brände.

Schon die alten Griechen
konnten mit akustischen Phänomenen
umgehen: Wer vom Mittelpunkt
in Ephesus mit normaler Stimme 
rezitierte, wurde bis zu den
 höchsten Rängen deutlich verstanden.
Foto: Claus Deutelmoser
Als die Vielfalt der Urlauber-Stimmen morgens und abends ihren Höhepunkt erreicht hatte, spazierte meine Phantasie ab ins Mittelalter. Ich stellte mir vor, wie es wohl war, als hier niemand zu seinem Vergnügen wohnte, sondern der Borgo die Heimat von Bauern und Landarbeitern war, die unter Aufsicht der Grafen Gandolfo vom Sonnenaufgang bis zur Abenddämmerung  schufteten, um ihr karges Leben zu fristen. Der Gestank in den Gassen muss infernalisch gewesen sein, denn die Riesen-Ochsen für Transport und Pflug waren ja in den Untergeschossen Mitbewohner in den Häusern. Genauso wir Hunde, Katzen, Federvieh und Ratten. Es gab  ja auch noch keine individuellen Wasserleitungen, und die Kanalisation war primitiv. Wehe. die Zisterne am oberen Dorfrand lief trocken. Dann wird die Not schon entsprechend gewesen sein. Unsere Feriengäste der Gegenwart murren ja schon, wenn unten am Aufgang zu den Gassen der mittlerweile mehrsprachige Aufruf zum Wassersparen hängt.

Ja die Gassen! Sie waren damals genauso breit und eng wie heutzutage. Maximal vielleicht drei Meter, meist jedoch auch enger. Wenn alle Fenster im Hochsommer offen standen, war Privatleben so gut wie undenkbar. Zum Streiten musste man wohl in den Keller, und um Geheimnisse zu bewahren, half oft selbst das Liebesgeflüster durch Mauerspalten nichts (Shakespeare: Ein Sommernachtstraum) . Denn die Mauern der Häuser sind zwar mitunter bis zu einem Meter dick, aber unter ihnen sorgt ein Netz aus versteckten Gängen und geborstenen als Fundament gedachten Fels-Sockel für eine erstaunliche Schalldurchlässigkeit.

Mein Büro ist von 70 Zentimeter
dicken Mauern umfasst

Heute mögen ja die einstigen Trockenmauern in der Mehrheit modern verputzt sein, dafür leiten die glatten Oberflächen außen aber jedes Geräusch in der Enge so um, dass es kaum möglich ist, die Herkunft der Gespräche ohne Kenntnis der Personen abzuleiten. Wir haben hier eben recht ulkige Schallmauern.

Wenn ich morgens noch im Bett liege, höre ich beispielsweise die Piazza-Pflege unserer geliebten Professoressa, als fegte sie auf meinem Kopfkissen: Schrapp, schrapp, wusch! Das ist eigentlich ein ganz leises Geräusch, und mein Schlafzimmer liegt im ersten Stock in der Nachbargasse. Die nach Westen offene Piazza wirkt aber offenbar als ein Schall-Gewölbe, wie man sie von früheren Kurpark-Konzerten kennt.

Nicht dass wir Bewohner rund um die Piazza uns daran störten, dass man unsere Gespräche überall im Dorf hören kann. Meine Fürsorgliche und ich brüllen uns ja schon bei intimer Konversation auf der Bank so laut an, dass man meinen könnte, wir stritten. Wenn sich dann noch die Prinzessin der Zinnen temperamentvoll von oben herab am Gespräch beteiligt, sowie Dorf-Lautsprecherin Danna von unterhalb der Treppe ihren Senf dazu gibt, wird in den "Hörgängen" der alten Gemäuer öfter der Schall gebrochen als durch die Flüge der NATO-Jäger, die über unserem Tal gerade gerne mal den Ernstfall proben...

Quelle: de.gofreedownload.net

Donnerstag, 18. August 2022

Gold. Gold. Gold! Die Gier nach Gold

Sutter's Mill romantisiert: Tatsächlich war es eine der brutalsten
zivilen Landnahmen in der Geschichte

Quelle: pinterest

 Am 19. August 1848 hat eine Veröffentlichung der Zeitung New York Herald eine weltweite Hysterie ausgelöst. Der Bericht über erste Goldfunde am längsten Fluss Kaliforniens, dem Sacramento, löste den "Gold Rush" aus und sorgte dafür, dass die Bevölkerung der gerade erst begonnen Besiedlung auf ein Zehnfaches anschwoll.

Der Schweizer Auswanderer John Sutter wurde dabei zur tragischen Figur, weil der von ihm beauftrage Zimmermann James Wilson Marshall beim Bau der mit Wasserkraft betriebenen Sägemühle ein paar Goldflocken im Kies fand. Sutters Kolonie "New Switzland" wurde in der Folge - alle Besitzrechte ignorierend - von den Goldgräbern überrannt.

Gold Digger 1889
Quelle: history.com
Heute liegt die Stadt Sacramento in etwa auf seinem ehemaligen Besitz. In der vier Jahre andauernden kalifornischen Gold-Hysterie wurde vergleichsweise "nur" Gold  im Wert von zwei Milliarden Dollar geschürft, Währenddessen der Klondike Gold Rush im Kanadischen Yukon-Territory von 1896 bis 1899 zwar zunächst nur 29 Millionen Dollar einbrachte, aber bis heute noch ergiebig ist, weil das Gros der damaligen Gold Digger sich schon drei Jahre später neuen Funden rund um Nome in Alaska zuwandte. Ohnehin wurde das ganz große Geld nicht von Schürfern, sondern von Bar- und  Restaurant-Besitzern der Boom-Towns gemacht. Wer beispielsweise Sauerteig zum Teilen bei sich hatte, ließ ihn sich in Gold aufwiegen...

Doch diese Einzelschicksale von damals zählen nicht mehr, nachdem die Goldförderung in der Gegenwart von staatlich geschützten Konzernen betrieben wird. Nach China sind Australien. Russland sowie die USA und Kanada  die größten Goldgräber. die jährlich kontrolliert etwa 3000 Tonnen ans Tageslicht befördern. Ergiebiger wäre bereits das  Recycling von Handys. Im Durchschnitt müssen Erzeuger eine Tonne Erz bewegen, um ein Gramm Gold zu gewinnen. Das ist die Menge, die in etwa in 41 Mobiltelefonen verarbeitet wurde...

Bei einem geschätzten Restbestand im Boden unseres Planeten von etwa 52.000 Tonnen Gold wird also noch einiges in unserer geschundenen Erde verbleiben, bis wir sie gänzlich zerstört haben...

Die Erkenntnis, dass man Gold nicht essen kann, wird daran nichts ändern. Denn trotz aller Schwankungen ist die Fein-Unze eben eine prachtvolle Kapital-Anlage:

Der Durchschnittspreis pro Fein-Unze Gold lag 1980 bei 613,88 US-Dollar.. Heute liegt er bei 1.766,73 Dollar und hat sich bald verdreifacht.

168.590.798.820 US-Dollar ist der jährliche Gesamtwert aktuell geförderten Goldes.

457,6 Milliarden Euro beträgt der Bundeshaushalt 2022.

Mittwoch, 17. August 2022

Wartalkers

Sorry liebe Leserinnen und Leser! Seit mir langes Lesen nicht mehr so leicht fällt. sehe ich mir immer mehr Filme an, Dabei stelle ich in meiner persönliche Statistik fest, dass Kriegsfilme im Moment bei den Streaming-Diensten eine eigenwillige Konjunktur erleben; ausgerechnet in Zeiten massiver kriegerischer Bedrohungen!
Dass die Schnelllebigkeit der aktuellen Geschichte kaum mehr Spielraum für Glorifizierung lässt, ist offenbar egal. Dort wo die an der ISTAF in Afghanistan beteiligten Nationen ihre Traumata abarbeiten, wird das besonders deutlich. Denn sinnloser könnte ein Sakrifizium von Mensch und Material angesichts des Scheiterns am Hindukusch nicht dargestellt werden. Aber hinterher weiß auch der Unwissendste eben alles besser.

Von Sklaven zu Kämpfern für ihre Freiheit:
Buffalo Soldiers im Civil War. Siehe auch den Song von Bob Marley*
Quelle: wikipedia.org

Mir treiben vor allem Filme Tränen in die Augen, die davon handeln,  wie von der eigenen Regierung rassistisch niedergemachte Volksgruppen dennoch ihren Beitrag für die Freiheit einer Nation geleistet haben. Das fängt mit den "Buffalo Soldiers", den Regimentern aus Schwarzen an. Das Thema wurde gleich viermal aus unterschiedlichen Zeiten und Blickwinkeln cineastisch angegangen.

Die historischen Tuskegee Airmen
Quelle:welt,de

Einen besonderen Bezug hatte ich auch zu den "Red Tails",  der Geschichte der rein schwarzen US-Jagdstaffel 322, weil einer der Fotografen, die ich später beschäftigte, in ihr gedient hatte. Die Tuskegee Airmen gingen - ungeachtet der rassistischen Anfechtungen während ihrer Ausbildung - später als begehrter Begleitschutz für die überwiegend weißen Bomber-Besatzungen in die Luft.

Die Red Tails von der Jagdstaffel 322 im Film.
Quelle: movieplot de

Und dann die über vierhundert Navajos, die als "Windtalkers" im Pazifikkrieg durch einen auf ihrer Sprache basierenden mündlichen Code die japanischen Decodierer austricksten. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer! Diese in den USA immer noch verbreitet rassistische Ansicht muss man bei dem Film im Hinterkopf haben. Es geht nämlich darum, dass ein weißer Elite-Soldat so einen strategisch wichtigen Windtalker im Getümmel der Schlacht mit seinem Leben beschützen muss.

Quelle:  movieplot.de

Wow! Das ist vom O.belix mal wieder bauchig so ein richtiger cineastischer Rundumschlag für ein ganz anderes Thema, dass ihm unter den Tippfingern brennt:
Der Krieg Putins gegen die Ukraine, begonnen unter fadenscheinigen rassistisch politischen Begründungen, dauert jetzt bereits ein halbes Jahr an. Ausgerechnet zum Höhepunkt des digitalen Informations-Zeitalters wissen wir aber eigentlich gar nicht, was da tatsächlich abläuft. Auch wenn die britischen Geheimdienste dazu übergegangen sind, täglich Updates  ihrer Erkenntnisse in den sozialen Medien zu posten, ist das ja keine Garantie für wahres Geschehen. Die Nachrichten-Foren bringen zu ihren Meldungen extra kenntlich gemachte Hinweise, nicht alles von den Schilderungen zu glauben, weil zum Wesenszug dieses speziellen Krieges eben auch permanentes Lügen als Verschleierungstaktik gehöre...

Zu den "Kriegsgewinnlern" gehört gerade deshalb vor allem eine Gruppe vorher weitestgehend unbekannter Menschen, die nun als Experten in unermüdlichen TV-Talkrunden auftreten. Ich nenne sie in Anlehnung an den oben zitierten Film der Einfachheit halber mal die "Wartalkers". Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu Friedenszeiten mal hochrangige Militärs waren, als Berufspolitiker zu Stippvisiten in der Ukraine gewesen sind oder als Studierte dort geboren wurden und jetzt im sicheren Ausland leben. Da diese Gruppe nicht unbegrenzt zu vergrößern ist, wird ihr Personal von Sender zu Sender kräftig durchgewechselt. So soll beim Publikum der Eindruck von Allwissenheit entstehen, was auch durch heischende Talkmaster, die ja nie irren, geschickt verstärkt wird. Vor allem weil sich das vorgefertigte Abfragen immer nur in Nuancen unterscheidet.

Quelle: ARD tagessachau.de
Eine von den hochgejubelten Expertinnen ist die amerikanisch-polnische Historikerin Anne Applebaum, der zumindest 2017 mit ihrem Buch "Russian Hunger" die präzise Voraussage des geplanten, russischen Genozids an der Ukraine anzurechnen wäre. Aber was sie im groß promoteten Interview beim ARD-Format "Kontraste" abgab, war eher eine Analyse von Altbekanntem, das in einer falschen Weissagung endete. Aber lest selbst:
https://www.tagesschau.de/russland-diktatur-applebaum-101.html

Mein Fazit:
Putin ist nicht in seinem Krieg, sondern allenfalls durch seinen eigenen Tod zu besiegen. Als Frau will  sich Applebaum vielleicht nicht vorstellen, in welche Abgründe vom Männlichkeitswahn beflügelter Narzissmus die Welt treiben könnte. Wenn Putin verliert, zieht er sich in seine Kommando-Zentrale zurück, drückt den "Knopf" und sieht beim Lauschen heldenhafter, russischer Chöre zu, wie die Welt verbrennt, die ihn eben einfach nicht verdient hatte: Der Nero des Atom-Zeitalters...

*https://www.youtube.com/watch?v=S5FCdx7Dn0o

Montag, 15. August 2022

Mythos Ferragosto

Quelle: de.dreamstime.com


Weil so gut wie alle Läden am 15. August das Schild "chiuso per ferie" hinter ihre Schutzgitter geklebt hatten, dachte ich als kleiner Junge immer, dass von da an alle Italiener in General-Ferien waren. Die getüftelt ausgearbeiteten Reisepläne meines Vaters, die in den Ferien ja meist irgendwie nach Frankreich führten, mussten da noch keinen Bogen machen, weil die Ferienordnung allein schon dafür sorgte, dass wir nicht in diesen italienischen Ausnahmezustand gerieten.
Dann aber nach Bayern versetzt, fand mein Vater auf seiner mit blauen Strichen, die rote Ziel-Punkte der Route entsprechend verband, für den 15. August einmal einen besonderen, der bis heute alle meine Erinnerungen überlagert:

Das kleine Örtchen hieß Domaso und lag am Westufer des Comer Sees. Gleich gegenüber machte einst Konrad Adenauer immer in Cadenabbia beim Boccia-Spielen Urlaub von der Weltpolitik. Mein Vater, der Liebhaber der Berge, hielt das für einen guten Kompromiss mit seiner badeverrückten Familie. Ferragosto am Meer hielt er für unzumutbar. Was für ein Glück! Meine beiden älteren Schwestern verschwanden Tage- und Nächte weise mit zwei bildhübschen holländischen Studenten, die eher wie Italiener aussahen, aber eben gut Deutsch sprachen. Die Gardinen-Predigt meines Vaters für die Galane, die die Mädels einmal erst weit nach Mitternacht von einer Party heimbrachten, fiel entsprechend harsch aus, verfehlte aber ihre Wirkung, weil er sie ihnen im Schlafanzug hielt. Im Windschatten ihrer "Verfehlungen" hatte ich freie Bahn. Der See war zwar kalt und hatte in Ufernähe durch den Kies gerne etwas Milchiges, aber meine italienischen  Spielkameraden liebten es, von einem grob gezimmerten. schrägen Steg in immer wieder neuen Figuren ins Wasser zu springen. Abends tobten wir durch das Dorf und guckten seitenverkehrt die italienische Schwarzweiß-Schnulzen des Open-air-Kinos von einem Balkon hinter der Anlage. Einmalig, wenn dann rund um den See die Feuerwerke gezündet wurden.

Bruder und Schwester auf Ischia- selten
Hand in Handaber damals gemeinsam
auf Freiers Füßen.
 Später allerdings  mit
unterschiedlicher Bestimmung
Quelle: Archiv Deutelmoser
Übertroffen wurde jener 15. August nur von einem, den ich mit flammendem Herzen in Sant'Angelo auf Ischia erleben durfte. Da hatte Amor gleich mit zwei Pfeilen getroffen: Meine Schwester lernte da ihren späteren Ehemann kennen, und ich verliebte mich in ein gleichaltriges Klavier-Wunderkind aus Paris, das heute ein Weltstar ist. Das Teenager-Alter ist für große Lieben in Fernbeziehungen leider gnadenlos. Eine Erkenntnis, vor der ich auch meinen Sohn nicht bewahren konnte. Meine Schwester hatte es da besser. Ihr Mann fürs Leben studierte in Verona und stammte aus einer Dynastie von Konstrukteuren schneller Autos. Da war die Entfernung nach München eben nicht so groß und kompliziert wie die Reise nach Paris, die mir zeitnah nur einmal gelang...
Quelle:ischiatipps.com

Heute, hier in Ligurien, hat der "Festtag des Augustus", der länger gefeiert wird als die am selben Tag begangene "Mariä Himmelfahrt", für mich an Mythos verloren. Ich gehe ihm lieber aus dem Weg, wenn ich an die Menschenketten unten im Wasser denke. Die großen Supermärkte haben ja immer offen, und an diesem Festtage zum Essen ins Restaurant zu gehen, ist meist eine Tortur. Dennoch folgen die Italiener*innen - so sie können - unbeirrt diesem Kulminationspunkt des Familien-Sommers bewusst. Wer es sich einrichten kann, nimmt schon aus Tradition ein paar Tage frei. Das Dorf ist deshalb voll, und die Piazza bleibt die schattige Spielhölle, auf der jetzt auch manche Kinder und Enkel herumtollen. Das ist italienisches Ferragosto-Leben im Kleinen, und es reicht durchaus zur Wiederbelebung alter Träume.

Wo geht's denn da zum Wasser?
Quelle: taz,de



Freitag, 12. August 2022

Es gibt tatsächlich nichts, was es nicht doch irgendwie gibt

Quelle: pixers.de

Heute morgen saßen die Fürsorglichste und ich völlig ausgedörrt und ermattet von einer weiteren Hitzenacht am Küchentisch und machten keine Pläne für den den Tagesablauf. Stattdessen versuchten wir Sinn in eine mögliche Unterhaltung zu bringen, bevor wir seitlich vom Stuhl kippen würden.
"Also, das war jetzt die dritte Nacht, in der es direkt über unseren Köpfen geblitzt und gedonnert hat, ohne dass ein einziger Tropfen Regen gefallen wäre," gab ich zu bedenken.
"Ein Trockengewitter", meint sie halb weg getreten.
"Sowas gibt es doch gar nicht!"
"Schau nach, und wenn es das doch gib, hast du gleich ein Thema für den nächsten Post. Wieso solltest du dagegen sein. Dir fällt ja doch nichts besseres ein!"

Ein wesentlicher Bestandteil unserer Ehe ist, dass ich immer gleich tue, was sie verlangt.

Seit mehr als vierzehn Tagen arbeitet mein alter Computer nun schon  nach seinen Vorstellungen, aber ich erwische ihn in einem Moment, in dem er keinen Widerstand leistet. Und siehe da, es gibt tatsächlich das Wetterphänomen Trockengewitter. Meteorologen haben es sogar schon wissenschaftlich analysiert. Wir kennen es in unseren Breiten nur nicht, weil sich Trockengewitter bislang auf die Iberische Halbinsel beschränkten oder in amerikanischen und afrikanischen Wüsten-Ebenen die Vorstufe für Wirbelwinde und Tornados sein können.

Ooops, da geht es nach einem
der hier typischen Gewitter
schon mal für ein halbes Jahr
nicht zum Nachbarort
Foto. J. Labartino
Dass der Klimawandel sie nun vermutlich auch ins ligurische Vorgebirge bringt, ist für uns neu. Seit wir hier leben, haben  Gewitter eher mit Starkregen und Hagel für weggerissene Brücken und tragische Ernteausfälle gesorgt. Wir verzeichnen aber mittlerweile die zehnte Woche ohne Regen. Von ein paar "Fallout"-Tröpflein aus heiterem Himmel wegen der hohen Luftfeuchtigkeit einmal abgesehen...

Meine Beobachtung, wie die Sonne die spärliche Bewölkung über unserem Kessel-Tal regelrecht auffrisst, habe ich ja schon beschrieben. Aber in den letzten Tagen nimmt die mehrschichtige Bewölkung im Tagesverlauf derart  zu, dass sich über den Schleierwolken, die an unseren Bergen kratzen, gewaltige Wolkenberge auftun, die an Hagel-Türme erinnern.

Das wäre natürlich die Höchststrafe für unsere Olivenbauern. Die wegen der anhaltenden Trockenheit winzigen Oliven, die schon beginnen, von selbst abzufallen, brauchen mindestens einen mehrere Tage andauernden Landregen (piogga fine), um doch noch halbwegs Ertrag zu bringen. Hagel würde sie vernichten.
Also müssen wir den Trockengewittern eher dankbar sein?

Also zu dem, was die Meteorologen meinen:
Je höher die Wolken von der Hitze über Grund gedrängt werden, also je größer ihr Abstand dann zum Boden ist, regnen die Gewitter zwar ab, aber so verdampfen die Tropfen schon auf halbem Weg komplett und sorgen nur für noch mehr Luftfeuchtigkeit. Es ist logisch, dass Blitz und Donner in solcher Höhe weit zu sehen und zu hören sind. Gewisse Hoffnungen, die sie wecken, sind aber leider trügerisch.

Ein Grund, weshalb sich die GPS-gestützten Wetterfrösche unserer Region bei der Ankündigung von Gewittern mit der Prognose einer Regenmenge schwertun. Für heute sind wieder Gewitter über der Burg angekündigt, die Vorhersage für Regen liegt aber dennoch nur bei 70 Prozent. Es wird aber eine Luftfeuchtigkeit von 73 Prozent prognostiziert...

Die unteren Wolken erscheinen harmlos. Die hohen, oberen Schichten
können beim Aneinanderstoßen jedoch gewaltige Blitze und Donner erzeugen,
ohne, dass ein Tropfen zu Boden fällt

Quelle: pixaby


Mittwoch, 10. August 2022

Die andere Dimension der Sünde

 Auf einen Nenner gebracht ist die Sünde ein Verstoß gegen göttliche Gebote. Aber schon lange haben die Untaten des Menschen die Dimension der 10 Gebote gesprengt, Vor allen Dingen weil die, die sie bewahren und beschützen sollten, sie zur Machtentfaltung nutzten, um selber in gröbsten Maße mit Schutzbefohlenen gegen sie zu verstoßen.

Ist es nicht ein Hohn, dass ausgerechnet
der Waffen-Lobbyist Charlton Heston
den biblischen Empfänger  der 10 Gebote
gespielt hat?
Quelle: fernsehserien.de

Als Oberwächter ist Papst Franziskus mit viel Vorschusslorbeeren als möglicher Erneuerer für die Gläubigen angetreten, aber erwies sich im gerade angesagten kriegerischen Sinne als Rohrkrepierer. Seine lauen Kommentare zum Einmarsch der Russen in die Ukraine, das Saubermachen hinter den weltweiten Sex-Skandalen seiner Kirche, vor allem aber das Ächten des "Synodalen Weges" der Deutschen Bischöfe zeigen eben, dass gegen die starre Verklemmtheit der vatikanischen Polit-Struktur auch mit seinem Intellekt nicht anzukommen ist. Es wäre an der Zeit, zugunsten eines Erneuerungswilligen  zurückzutreten wie der "Ratzi". Dann könnte ein kirchliche Triumvirat aus drei noch lebenden Päpsten die katholische aber vielleicht sogar die gesamte Christenheit wieder hoffnungsfroher stimmen.

Als publizierender Agnostiker habe ich Respekt vor allen Gläubigen der Weltreligionen. Ich beneide sie zum Teil sogar, weil sie in ihrer Verzweiflung etwas haben, an dem sie festhalten können. Leider übersieht die Inbrunst eben, wie perfide sich die Mächtigen der Gläubigkeit  bedienen, um abzulenken, Die Auftritte von Putin mit dem Patriarchen Kyrill I sind ein historisches Beispiel, aber auch Erdogans immer stärkere Hinwendung zum Islam - je mehr sich seine einst so aufgeklärte Nation dem Untergang nähert.

Die Vertreibung aus dem Paradies von Michelangelo.
Die Darstellung lässt von der Position her vermuten, dass sich Eva eher von einem
anderen Tun der "Erkenntnis" hat ablenken lassen

Quelle: m.museivaticani,va


Die in unserer Zeit mit dem Wissen immer noch an die Kindeskinder weiter gegebene eher lächerliche Legende vom "Sündenfall" ist obsolet. Nackt wie Gott sie schuf - wohl doch als Erwachsene - sollen Adam und die verführerische Eva sich erst "erkannt" haben, als eine Schlange mit einer Frucht vom "Baum der Erkenntnis" sie in Versuchung geführt hatte? Ich weiß, das soll eine Parabel über die Verführung sein. Aber nach der allgemeinen Lesart war ja wohl auch die Schlange ein Geschöpf Gottes und nicht etwa jener Teufel, der vom Klerus hinzu erfunden wurde, um das Volk in Angst und Schrecken gefügig zu halten.

Und hat nicht das Paradies als Traumvorstellung von einem Lebensraum längst ausgedient, wenn sich jeder Verbrecher, jeder Diktator, jeder Blutsauger an einer Nation selbst ein persönliches mit korrupt erworbenen Geldern bauen kann? Mag es auch noch so geschmacklos sein.

Erdogans Protzpalast trotzt bald nicht einmal
mehr der hausgemachten, türkischen Inflation

Quelle: bild.de
Die Sünde lohnt sich wie eh und je, was gerade im Jahr 2022 erneut demonstriert wird. Und was letztlich Sünde ist, wurde im Schatten hinter den Geboten schon immer von Profiteuren bestimmt.

Dass sie immer weiter und vielfältiger in unendliche Dimensionen vorstoßen konnte, beweist, dass sie auf keiner Ur-Sünde fußt, und kein Gott etwas mit ihren neuen Formen zu tun haben könnte. Wer's glaubt wird selig? Den Schlamassel haben allein andere Menschen uns eingebrockt! - Wenn wir selbst überhaupt frei von Sünde sein sollten...

Nur wenige Narzissten erkennen,
wie lächerlich sie sich oft bei
ihren Auftritten machen, und
es sind natürlich immer die Anderen, die sündigen
Quelle: wiwo.de


Sonntag, 7. August 2022

Wenn meine Gedanken alleine verreisen

 

Die heißen Tage wären vermutlich leichter zu ertragen, blieben die Temperaturen in den lautlosen Nächten nicht auch noch knapp unter dreißig Grad! Alle Nachbarn klagen wie ich unter Schlaflosigkeit, nur die Fürsorglichste aller meiner Ehefrauen legt sich hin und ist ein paar Minuten später sanft eingeschlafen. Ich gönne es ihr von Herzen. Leider entwickelt sich ihr Körper dabei zum Brutofen, sodass ich nach einigem Wälzen und Abstandhalten einen Teil vom Bettzeug nehme, um auf eine Expedition nach einem kühlen Schlafplatz zu gehen.
Auf  dem Boden zu schlafen, bringt schon mal nichts, weil die diversen Kachelböden so warm sind, als hätten wir eine Fußboden-Heizung. Eine Rettung brachte in der Vergangenheit unser Gästezimmer (die einstige Hauskapelle). 90 Zentimeter Mauer trennt es vom Esszimmer. Bislang ein Garant, um sich an ihr zu kühlen; nicht in diesem Jahr. Sie ist so lau, dass ich das Bett von ihr wegrücken muss. Und dann liege ich da wie ein Maikäfer auf dem Rücken und kann nicht schlafen.

Mein Problem ist, dass Schlaflosigkeit und Reglosigkeit meinen Kopf nicht vom Denken abhalten. Ich kann es mit Mantras zum Tiefschlaf versuchen, aber meine nun vermeintlich abgelenkten Gedanken machen sich einfach ohne mich auf Reisen. Sie nützen die Schwächen des Über-Ichs und lassen mein "Unter-Ich" Dinge Denken, die ich eigentlich verabscheue, die sogar gegen meine persönliche Lebensphilosophie verstoßen:

Quelle: analyze.that,de

Kein Jahr meines Lebens hat bei mit den Alterungsprozess bislang derart angetrieben wie 2022 mit den unbegreiflichen Dingen, die da geschehen; und das nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Ich habe es satt, dass die greisen Machtmenschen, nur weil sie sich irgend ein Zeug einpfeifen und täglich von Leibärzten aufgeputscht werden, sich anmaßen, mit der Zukunft der Nachfolge-Generationen Gewalt-Poker zu spielen.

Auf meinem Glashaus-Blogg habe ich vor der Eröffnung der Olympischen Spielen von Peking meine Ahnung geäußert, dass es mit dem "Olympischen Frieden" in diesem Jahr nicht weit her sein wird. Jetzt wummert die sogenannte Volksrepublik nach ihren Piraterie-Streichen im Chinesischen Meer seine Waffen gegen ein Eiland, das nicht so enden will wie Honkong. Taiwan existiert nun schon so lange selbständig, dass die sogenannte "Ein-China-Doktrin" von Xi nur noch mit Gewalt zu verwirklichen wäre. Das war klar, nachdem Russland in der Ukraine einmarschiert ist, und schon für Gleichgewichtsstörungen unserer Welt gesorgt hat.

Und ich - der anerkannte Pazifist - denke in meiner ligurischen "Matratzengruft", dass wir gerade noch so existierenden Demokratien unsere demütige "Pfötchen-Haltung" zugunsten geballter Fäuste aufgeben müssen. Dass China ein wichtiger Handelspartner ist, darf ja keine Einbahnstraße sein. Deshalb müssten bei der nächsten Drohung oder dem Einmischen in Besuchspläne  einer souveränen Demokratie, die freien Völker endlich mal auf den Putz hauen. Auch wenn das für uns westliche Weicheier massiven Konsum-Verzicht bedeuten könnte.
Schlagartig müssten die chinesischen Lieferketten gesprengt, und ein Embargo auf alles angeordnet werden, was an Waren die durch Corona ohnehin schon angeschlagene Volksrepublik verlässt. Die freien Völker, die nicht so enden wollen wie Hongkong, verzichten  gleichzeitig auf einen Export nach China, so lange der eben dauern muss.

Und wenn die chinesischen Massen mit Invasion drohen, müssen eben auch Massen Vernichtungswaffen in Stellung gebracht werden! Die Freie Welt kann sich doch nicht ständig durch mögliche Atomschläge bedrohen lassen, ohne klar zu machen, dass sie mit den gleichen Pfunden wuchern kann. Der Planet Erde ist doch ohnehin nicht mehr zu retten.

Quellen: Statista und SIPRI


Donnerstag, 4. August 2022

Schattenspiele

Das ist die Stamm-Runde, die eiserne , die oft bis in den Sonnenuntergang
hinein spielt und sogar "la cena" vergisst
Fotos: Claus Deutelmoser

 Scopa heißt im Italienischen eigentlich Besen. Wenn sich die Seniorenrunde rund um de Piazza so zusammenruft, ist aber auch nicht das Lieblings-Haushaltsgerät unserer Professoressa gemeint, die - wie berichtet - als eine Art Zen im Morgengrauen gerne unsere kaum verunreinigte Piazza fegt: "Schrapp, schrapp wusch!", vernimmt man dann im Halbschlaf.

Nein, wenn der Ruf "Scopa" ertönt, dann geht es jetzt täglich zum Kartenklopfen - den wechselnden Schatten ausnutzend - rund auf der Piazza.

Scopa ist eines der beliebtesten Kartenspiele hier, weil es in variablen Zusammensetzungen und mit unterschiedlich vielen Teilnehmern gespielt werden kann.

Vorzugsweise wird mit den traditionellen Neapolitanischen Karten gespielt. In Ligurien herrscht das italienisch-spanische Blatt vor oder die carte piacentine, wie sie seit dem Mittelalter aus Piacenza kommen. Unsere Nachbarn spielen bevorzugt die Variante Scopone. Das wird zu viert gespielt, was aber nicht heißt, dass immer nur vier an den kleinen, transportablen Tischchen sitzen, Scopone ist so sozialisierend, dass es jede Menge "Kiebitze" aus den in die Piazza mündenden Gassen anlockt. Dann wird lachend kommentiert und "nachtarockt".

Ich habe immer noch das Aufjaulen
des leider im Frühjahr verstorbenen
Nachbarn Vicenco im Ohr. wenn diese
Ladies ihn mal wieder ausgetrickst hatten.

In so einem Moment schwärmt Dario, der "La Perla", seiner Frau, gerade mit viel Mühe und Schweiß das Häuschen an der Ecke des Burgtunnels hergerichtet hat:
"Das ist jetzt echt italienisches Piazza-Leben!"
Und ich erwidere ein wenig sarkastisch:
"...Das nur von den Deutschen gestört wird."
"Ihr seid doch längst wichtiger Bestandteil der Republica libera della Piazza Castella!"RLDPC

Zwischen sechs und sieben am Abend, bieten die drei Stockwerke unseres Hauses nämlich den angenehmsten Schatten, so dass quasi direkt vor unserer Haustür und an unserer Kräuterbank gespielt wird. Zocken darf  man aber nicht sagen, denn  es werden nur Punkte gezählt, um einen Sieger der Runde zu ermitteln:
"Wir alle sind viel zu arm, um um Geld zu spielen!", meint Dario - selbst wenn die "Professoressa" mitspielt.

Wer als "Kiebitz" mitreden will, sollte die gelegentlich abweichenden Spielregeln zumindest ansatzweise verstehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Scopa_(Kartenspiel)#:~:text=Scopa%20(italienisch%20f%C3%BCr%3A%20Besen),existiert%20in%20regional%20verschiedenen%20Versionen.

So sieht der "neapolitanische Karten-Satz" aus.
Für uns zunächst ebenso befremdlich anzuschauen
wie Bayrische Schafkopf-Karten vermutlich für Italiener
Quelle: wikipedia

Mittwoch, 3. August 2022

Überalterung und Ausverkauf

Die bange Frage: Werden künftige Generationen diese Romantik
genauso wertschätzen, wie wir sie uns einst erkauft haben?
Foto: Claus Deutelmoser


Wer wirklich bei diesen Temperaturen hinauf zum oberen Dorfrand geht, dem fällt auf, dass die Schilder "Vendesi" an immer  mehr schmucken Häusern zu finden sind. "Zu verkaufen" ist wohl eine der Reaktionen auf die verschärften Bestimmungen beim Übertragen von Haus- und Wohnungs-Eigentum auf Verwandte und andere potenzielle Erben.

Wer als Tourist auf die malerische Piazza
kommt, entwickelt schnell schon mal
den Wunsch, hier leben zu wollen

Foto: Claus Deutelmoser

Auch wir hatten in diesem Herbst ja eigentlich vor, das Haus hier unseren Kindern zu überschreiben. Aber dann kam Juliana, die Deutsch-Italienerin vom Nachbardorf, die gerade ziemliche Mühe hatte, für Kunden einen derartigen Vorgang abzuwickeln. Offenbar wird dabei nun ein bauhistorisches Update verlangt, das von Geometri durchgeführt werden muss und Nachweise im Kataster über Eingriffe in die Struktur der Gebäude verlangt. Wehe, wenn da Umbauten aufgespürt oder nicht  ordentlich registrierte Veränderungen entdeckt werden. Dann drohten neben dem ohnehin schon teuren Feststellungsverfahren für die Übertragung (kann bis zu 5000 Euro kosten) auch Rückbauten oder gar Teil-Abriss. Das meint auch Freund Marcello, der das als Commercialista ja wissen müsste. Er rät uns, ganz normal zu vererben, wenn ein Verkauf nicht zur Diskussion stünde. Übrigens hat der Mann meiner besten Freundin, dessen Trauzeuge ich war, gerade den gemeinsamen Palazzo mit Rundumblick von der Terrasse nach langem Zögern ziemlich unter Wert an ein deutsches Ehepaar in etwa gleichem Alter verkauft. Als Mittfünfziger wurden ihnen nun doch die Wege  zur Arbeit zu weit. Sie haben ja auch noch ein Jahrzehnt vor sich, bevor sie an Ruhestand denken könnten...

Eindeutig bestünde in solch historischen Gemäuern wie unserem Borgo derzeit ein Käufer-Markt, denn außerhalb der Großstädte befinden sich die Immobilienpreise aktuell im freien Fall. Aber der Schein trügt hier oben natürlich, denn einen Ausverkauf wird es es auf der Burg trotz der "Vendesi"-Schilder nicht geben. Die Alteingesessenen denken allerdings, sie befänden sich immer noch in einem Kaufrausch von Ausländern wie zur Jahrtausend-Wende. Deshalb beharren die betagten Eigentümer immer noch auf Phantasie-Preisen, die auch nicht berücksichtigen, dass meist noch gewaltige Summen in das Herrichten und Bewahren der historischen Bausubstanz investiert werden müssen. Es gilt nämlich fast für jedes Haus im Angebot die Faustregel: Das, was du beim Kauf bezahlst, musst du zusätzlich auch noch für die Renovierung drauflegen!

Hinter schmucken Fassaden
lauert beim Renovieren
meist massiver Handlungsbedarf.
Das ist dann gar nicht mehr so romantisch
Fotos: Don Bertoldo

Ob nach der derzeitigen Überalterung auf der Burg irgendwann, wie einst, jüngeres Blut nachströmt, hängt sehr davon ab, ob den Nachkommen das Leben in solchen Gemäuern genügend schmackhaft gemacht wurde. Bei den italienischen Eigentümern ist das eher nicht der Fall. Deshalb gibt es auch seit Jahren einen enormen Leerstand, weil manche dann lieber ein Haus gar nicht nutzen, als es zu verkaufen. Sind am Ende keine direkten Erben da, bleiben Häuser oft vernachlässigt zurück.

Sollte die Weltlage weiterhin und auf Dauer so kompliziert bleiben, wird zum Überleben des Dorfes auch der  einst so starke Wunsch vom Kauf von Ferien-Domizilen bei Käufern aus dem Norden ausbleiben. Vor allem dann, wenn eine mögliche neofaschistische Regierung bei den vorgezogenen Wahlen im Oktober mit einer Anti-Europa-Haltung die latente Fremdenfeindlichkeit der ligurischen Landbevölkerung wiederbelebt  Noch mehr aber kommt es darauf an, ob eine neue Generation sich auch noch nach dem Arbeitsleben dafür erwärmen kann, zu bleiben. Also diese im Alter schon etwas mühseligeren Lebensbedingungen auf der Burg weiterhin in Kauf zu nehmen...

Bleiben Energiepreise und Mieten aber weiterhin derart hoch und die die Umwelt-Belastung in Ballungsräumen unverändert, könnte vielleicht für besser verdienende Italiener eine neue Stadtflucht hin aufs Land beginnen. Wir würden uns das wünschen, aber wohl leider nicht mehr erleben. Für Arbeiten im Home-Office zum Bespiel müssten die Download-Geschwindigkeiten des Internets endlich den Versprechungen in den Verträgen entsprechen.

Ich hatte hier oben vor Jahrzehnten als einer der Ersten ISDN, aber so richtig weiter gekommen ist der Standard seither nicht...

 

Montag, 1. August 2022

Wie wird es ohne Wasser werden?

So alltäglich selbstverständlich bis es ausbleibt und eben nicht mehr alltäglich ist
Quelle: pixabay


Es ist auch auf der Burg Hochsaison. Das Dorf ist voll, und die Einheimischen, die ihr Auto nicht bewegen müssen, hüten sich, ihren Parkplatz aufzugeben.
Der Dorf-Funk von Mund zu Ohr - ich nenne ihn  "Rete Castello"  - vermeldet zwar, dass alle unserer Versorgung dienenden Zisternen voll seien. Am Freitag jedoch bekamen wir dennoch einen gehörigen Schreck, als der Wasserdruck plötzlich nachließ und für etwa eine halbe Stunde kein Wasser mehr aus den Hähnen kam. Mein Freund Marcello stand gerade unter der Dusche. Es gelang ihm noch den Schaum abzuspülen, dann schrie er voller Galgenhumor auf die Gasse hinunter: "Ich wollte mir doch gerade noch die Haare waschen!" - Marcello gehört allerdings zu den profiliertesten Glatzköpfen unter den Burggeistern...

Wenn schließlich der öffentliche
Brunnen versiegt wie 2018, helfen Bier und Wein
auch nicht mehr lange über die Durststrecke.
Foto: Archiv Deutelmoser

Aber ehrlich - wann wird uns das Lachen vergehen? Der GPS-gestützte Wetterbericht für unser Burgdorf verspricht keinerlei Wasser vom Himmel bis Ferragosto. Der 15. August sorgt hier traditionell für den größten Wasserverbrauch des Jahres. Was, wenn Strände, Hotels und Bars nach den ganzen Pandemie-Verlusten nun auch noch auf dem Trockenen sitzen werden.

Regional-Präsident Giovanni Toti hat bereits vor drei Wochen den  Status "Wasser-Notstand" in Rom beantragt und eine Soforthilfe von 10 Millionen Euro gefordert. Aus meiner Sicht hinunter ins Tal des nahezu ausgetrockneten Impero wäre das vermutlich aber nur ein sprichwörtlicher "Tropfen auf den heißen Stein". Durch die leichtfertig erzwungene Regierungskrise wird jedoch genauso wenig Geld wie Wasser fließen. Der Notfallplan für unser Dorf sagt Marcello, sieht vor, dass die immer noch intakte Zisterne am oberen Dorfrand von Tanklastern mit Brauchwasser befüllt wird, aber ob die über die marode - weil strittige - Konsortiums-Straße überhaupt dorthin kommen, ist fraglich. Und jeden Liter zum Verzehr abzukochen, kann bei den horrende gestiegenen, vorher immer schon hohe Preisen fürs Gas für einige Nachbarn zur zusätzlichen Existenzfrage werden.

Die Weltnachrichten melden vorrangig im Moment über den ganzen Globus  verteilt entweder riesige Waldbrände oder gewaltige Überschwemmung. Dazu kommen Taifune und Tornados mit zerstörerischer Kraft. Es ist nahezu ein Wunder, dass bislang in unserem von Bränden so häufig betroffenen Kesseltal noch nicht ein einziges Feuer ausgebrochen ist. Die täglichen Kontrollflüge scheinen also doch etwas zu bewirken. Auch beruhigend ist, dass die Feuerflieger nicht obendrein Süßwasser verbrauchen. Sie nehmen im Landeanflug aus dem Meer Salzwasser auf...

Hoffentlich kommt uns in der anhaltenden Dürre kein Feuer so nahe wie das von 2009
Foto: Claus Deutelmoser