Donnerstag, 4. August 2022

Schattenspiele

Das ist die Stamm-Runde, die eiserne , die oft bis in den Sonnenuntergang
hinein spielt und sogar "la cena" vergisst
Fotos: Claus Deutelmoser

 Scopa heißt im Italienischen eigentlich Besen. Wenn sich die Seniorenrunde rund um de Piazza so zusammenruft, ist aber auch nicht das Lieblings-Haushaltsgerät unserer Professoressa gemeint, die - wie berichtet - als eine Art Zen im Morgengrauen gerne unsere kaum verunreinigte Piazza fegt: "Schrapp, schrapp wusch!", vernimmt man dann im Halbschlaf.

Nein, wenn der Ruf "Scopa" ertönt, dann geht es jetzt täglich zum Kartenklopfen - den wechselnden Schatten ausnutzend - rund auf der Piazza.

Scopa ist eines der beliebtesten Kartenspiele hier, weil es in variablen Zusammensetzungen und mit unterschiedlich vielen Teilnehmern gespielt werden kann.

Vorzugsweise wird mit den traditionellen Neapolitanischen Karten gespielt. In Ligurien herrscht das italienisch-spanische Blatt vor oder die carte piacentine, wie sie seit dem Mittelalter aus Piacenza kommen. Unsere Nachbarn spielen bevorzugt die Variante Scopone. Das wird zu viert gespielt, was aber nicht heißt, dass immer nur vier an den kleinen, transportablen Tischchen sitzen, Scopone ist so sozialisierend, dass es jede Menge "Kiebitze" aus den in die Piazza mündenden Gassen anlockt. Dann wird lachend kommentiert und "nachtarockt".

Ich habe immer noch das Aufjaulen
des leider im Frühjahr verstorbenen
Nachbarn Vicenco im Ohr. wenn diese
Ladies ihn mal wieder ausgetrickst hatten.

In so einem Moment schwärmt Dario, der "La Perla", seiner Frau, gerade mit viel Mühe und Schweiß das Häuschen an der Ecke des Burgtunnels hergerichtet hat:
"Das ist jetzt echt italienisches Piazza-Leben!"
Und ich erwidere ein wenig sarkastisch:
"...Das nur von den Deutschen gestört wird."
"Ihr seid doch längst wichtiger Bestandteil der Republica libera della Piazza Castella!"RLDPC

Zwischen sechs und sieben am Abend, bieten die drei Stockwerke unseres Hauses nämlich den angenehmsten Schatten, so dass quasi direkt vor unserer Haustür und an unserer Kräuterbank gespielt wird. Zocken darf  man aber nicht sagen, denn  es werden nur Punkte gezählt, um einen Sieger der Runde zu ermitteln:
"Wir alle sind viel zu arm, um um Geld zu spielen!", meint Dario - selbst wenn die "Professoressa" mitspielt.

Wer als "Kiebitz" mitreden will, sollte die gelegentlich abweichenden Spielregeln zumindest ansatzweise verstehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Scopa_(Kartenspiel)#:~:text=Scopa%20(italienisch%20f%C3%BCr%3A%20Besen),existiert%20in%20regional%20verschiedenen%20Versionen.

So sieht der "neapolitanische Karten-Satz" aus.
Für uns zunächst ebenso befremdlich anzuschauen
wie Bayrische Schafkopf-Karten vermutlich für Italiener
Quelle: wikipedia

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