Mittwoch, 24. August 2022

Der Geschmack der Fische

 

Weil ich mir dieses tolle, symbolische Bild vom 2022 Horoskop
der Deutschen VOGUE ausgeborgt habe, will ich natürlich
auch die Astrologin Kirstin Hanser hier mit
Ihrer Weissagung zitieren:

Fische besitzen leider die Eigenschaft, sich bisweilen so zu verausgaben und sich aus lauter Idealismus so viel zuzumuten, dass sie in eine Erschöpfung geraten, die sie viel zu spät bemerken. Obwohl sie dem Element Wasser zugehörig sind, können sie auch auf Wolken schweben. Dann allerdings auch aus enormer Höhe stürzen, in die unergründlichen Tiefen des menschlichen Seins. Von der Illusion in die Desillusionierung, ein emotional aufreibendes Wechselbad.







Dass 2022 ein derart schwieriges Jahr für Fische - also sowohl die im Wasser als auch die im Sternzeichen Geborenen - sein würde, war so auch von Astrologen nicht abzusehen. In der Oder ereilt sie ein Massensterben, und in den Märkten eine Verknappung und Verteuerung in bisher nicht gekanntem Ausmaß.

Gründe sind diesmal nicht allein Umweltsünden. Auch der Ukraine-Krieg hat indirekte Auswirkungen, weil die hohen Treibstoff-Preise die Fischerboote, die ja zuvor schon an der Rentabilitätsgrenze schipperten, in ihren Häfen fest hielten. Und dann diese Dauerhitze, die hier am Capo Berta eine Wassertemperatur von rekordverdächtigen 29 Grad verursachte. Je kühler das Wasser desto ergiebiger die Fänge, galt lange Zeit als Faustregel für Fischer. Jetzt müssen die ligurischen Kutter eben weiter hinaus zu tieferen Gewässern,. in die die aussichtsreichen Fänge in kühlere Wasserschichten  abgetaucht sind. Das ist natürlich ein Vorteil für den preiswerteren Farm-Fisch, der bei den ligurischen Feinschmeckern lange Zeit allenfalls mit gerümpfter Nase gekauft wurde. Jetzt wird er im Vergleich zum Frei-Fang um  bis zu 50 Prozent billiger angeboten.

Seit Sonntag ist mein Schwiegersohn mit seiner Familie auf der Burg, und wie immer lässt der Küchen-Chef es sich nehmen, auch in seiner Freizeit für uns zu kochen, was er persönlich einkauft; als eine kleine Marktanalyse gewissermaßen. In Italien ist Frischfisch zur Zeit sogar teurer als in  Deutschland.

Branzino: Ein schlanker eleganter
Speisefisch von nussig sanftem Geschmack
Quelle: dreamstime.com

Es gab je zwei Orate (Goldbrasse) und Branzini (Seewolf), die er vor gegart und dann kurz unter den Grill gelegt hatte. Dazu reichte er eine glasierte, mittelscharf mit unseren Kräutern abgeschmeckte orientalisch mundende Gemüse-Mischung und in der Pfanne erhitztes Naan (indisches Fladenbrot): eine wunderbar leichte Komposition für ein spätes, sommerliches Abendessen.

Aber all die raffiniert abgestimmten Gewürze und Zutaten konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass die in perfekter Saftigkeit aufgetischten Fische sich kaum im Geschmack unterschieden. 
Wie ich mich an die von meinem Boot aus gefischten Exemplare erinnerte, war der Branzino von edlem, sanft nussig schmeckendem Fleisch, das sich in perfekten Filets von der Gräte lösen ließ. Die Orata hingegen war eher würziger, und deren Wohlgeschmack musste man sich von den großen Gräten herunter arbeiten.

Die Orata ist ein köstlicher Grillfisch,
mit sehr großen Gräten. Gut filettiert
ist er eine kulinarische Augenweide

Quelle: dreamstime.com

Der Kauf meines Schwiegersohns war tagesfrisch und nicht abgetaut aber eben allevata (gezüchtet). Irgendwann geht es uns mit dem Fisch so wie mit Eiern, Tomaten, Gurken und anderen Naturprodukten. Was wir an Genuss eingebüßt haben, erkennen wir doch nur noch, wenn wir durch private Privilegien an solche kommen, wie sie unsere Schweizer Freundin hier noch in Bio-Kleinproduktion erzeugt.

Die Fischstäbchen- und BigMac-Generationen per se werden aber wohl nie mit eigenem Gaumen erfahren, was wir ihnen durch unsere Bequemlichkeit an Geschmack und Genuss versaut haben...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen