Freitag, 26. August 2022

Von Opas und Enkeln

Hat ihn, in dem Jahrzehnt, das uns nur
sporadisch vergönnt war, zu
meinem unerschütterlichen Vorbild  
gemacht: Jean, mein Großvater
Beziehungen zwischen Großvätern und Enkeln sind selten nur so harmonisch wie in Kitschfilmen. Es gibt einflussreiche Faktoren, über die man erst nachdenken kann, wenn man sich unmittelbar mit ihnen beschäftigen muss..

Ich konnten zum Beispiel nur zu einem meiner Großväter eine Beziehung herstellen, weil ich den anderen nur noch auf dem Sterbebett wahrnehmen konnte. Gerade als ich selbst noch keine Vorstellungen vom Tod hatte. Zum Vater meiner Mutter jedoch hatte ich eine innige Fernbeziehung von nur ein paar Wochen pro Jahr. Die reichte zumindest dazu, dass der Mann trotz seiner Schroffheit und Strenge mein liebevoll nachhaltiges Vorbild war.
Meinem Sohn ging es ähnlich, weil der Vater meine Frau lange schon verstorben war, bevor er selbst geboren wurde. Auch die neun Jahre  Beziehung zu meinem Vater reichten ihm kaum, um sich nachhaltig von ihm beeinflussen zu lassen. Aber irgendein Band muss bestanden haben, denn etwa zwei Jahre nach dessen Tod stürmte sein Enkel laut weinend in unser Küche, weil ihm da erst bewusst geworden war, dass er seinen Opa nie wiedersehen würde...

Hier in Ligurien spielen Nonno und Nonna eine viel entscheidendere Rolle, so ihnen das Heranwachsen ihrer Enkel am Lebensabend vergönnt ist. Sie wird auch von den anderen Großeltern im fernen Geburtsland meines Schwiegersohns vorausgesetzt. Unter dieser Prämisse, dass eben die nepalesischen Großeltern ihren Enkel bislang lediglich auf dem Messenger zu sehen bekommen und ihn  vielleicht erstmals  in Natura erleben würden, wenn dessen Kinderjahre vorüber sind, ergab sich ein überraschend tiefsinniges Gespräch zwischen mir und meinem Schweigersohn.
Quintessenz: Ich brächte mich nicht genug als Opa ein. Sein Sohn müsse von mir doch der Tradition folgend wesentliche Impulse fürs Leben bekommen...

Tatsache ist, dass meinen Enkel und mich nicht nur 67 Lebensjahre trennen, sondern auch dass sein unermüdlich, überschäumendes Temperament kaum dauerhafte Brückenschläge zulässt. Es ist auch so, dass ich mich bei unserem unterschiedlichen Lebensrhythmus schwerlich in so einer Pflicht sehen kann. Ich war schon in punkto Erziehung meiner eigenen Kinder kein besonders erfolgreicher Vater. Wie sollte ich dann als Opa auf einmal über die notwendigen Talente verfügen?
Der Poser mit seinem Babbo Natale. Jetzt kommt mein Enkel schon in die Schule.
Mal sehen, wie lange uns noch für unsere Enkel-Opa-Beziehung bleibt

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