Freitag, 31. Juli 2020

Die versteckte Menagerie

Bin ich nun besonders phantasiebegabt oder schlicht am Verblöden? Wenn ich mich auf unsere neue, von Piero spendierte "panchina" setze, springt mich tatsächlich ein Platzhirsch an. Da der Begriff im Deutschen so vieldeutig ist, übersetze ich ihn wörtlich ins Italienische: Cervo della Piazza.

Ich erinnere mich noch gerne daran, wie ich Ugo dem Bewahrer den versteckten Leviathan an der Fontana  sichtbar machen wollte, und er nur meinte, ich solle in den Schatten gehen. Erst als ich ihm dessen Umrisse auf meinem Smartphone gezeigt habe, konnte er meine "Sichtweise" ein wenig nachvollziehen. Ich erzählte ihm dazu, dass wir in Deutschland so ein Kinderspiel haben: Ich sehe, was was du nicht siehst. Posso vedere quello che non puoi vedere... 

- Seit dem grüßte er mich eine zeit lang wie der Nervenarzt seinen Patienten. Il tedesco pazzo...

Aber - wie ihr seht - habe ich daraus gelernt, und der "Junghirsch" ist mir in die Foto-Falle getappt:

Mittwoch, 29. Juli 2020

Der leere Himmel

Da wird weltweit über ein Open-Skies-Abkommen verhandelt, und dann zeigt Corona uns, wie blau alle Theorie über eine Liberalisierung des Luftverkehrs ist, wenn Fluggesellschaften allesamt ohne Staatshilfen nicht mehr abheben. Haben sie vorher zu abgehoben operiert?

Aus dem vierten Stock des Glashauses in München war die Szenerie schon gespenstisch. Da flogen im ersten Halbjahr nur die Polizei- und Rettungshubschrauber.

Aber wenn ich hier als Claus "Guck-in-die-Luft" nach acht Uhr abends in den Himmel schaue, sehe ich nur die dekorative Mondsichel in einem makellos blauen Firmament. Vor Corona war das um diese Zeit mit einem dichten Gitter aus Kondens-Streifen dekoriert, der den Landeanflügen auf Nizza und Genua sowie diversen "Rennstrecken" nach Nordafrika geschuldet war.

Das Gefühl in meiner Brust ist dabei zwiespältig. Einerseits, weiß ich wie wichtig der Tourismus für die diversen Flug-Ziele ist - und was die Luftfahrt generell für die Erholung der Weltwirtschaft bedeutet. Andererseits ist der pandemische Effekt des Fliegens ebenso nicht von der Hand zu weisen wie sein Einfluss auf den Treibhaus-Effekt...

Wir selbst fliegen ja nicht mehr und vermissen auch das nächtliche Gedonner der Jets im Steigflug nicht. Aber wir sind auch immer noch der naiven Hoffnung, dass der staatlich unterstützte Neustart von einem immer Mehr und überall Hin zu Qualitativen Reduktion führen könnte. Muss denn in Zeiten von Internet-Conferencing noch jeder Hiwi-Manager um den Globus düsen. Sollte das Fliegen der westlichen und östlichen Welt genau wie das Fleisch nicht auch zum geringeren Konsum teurer werden, damit die kommenden Genrationen solche Himmels-Spektakel frei durchatmend mit Glücksgefühlen betrachten können?


Montag, 27. Juli 2020

Ein Hauch von Jackson P.

Vor einiger Zeit gemalt, als meine Hände noch nicht so
gezittert haben: Fliehende Sepia Tinten-Wolke ausstoßend.
Acryl auf Malkarton
Claus Deutelmoser in den 2010ern
Wir werden sicher keine Familie, die in die Kunstgeschichte eingeht. Aber meine Kinder und ich haben im Gegensatz zu meinen Eltern keine Mühe und Kosten gescheut, damit wir uns künstlerisch ausleben können. Es reicht uns aber allein, die Ergebnisse unseres Schaffens gegenseitig zu präsentieren. Wobei Mütti - wie die Kinder ihre Mutter nennen - sowieso von allem begeistert ist. Wir legen es also weder in der Malerei noch bei der sehr hörbaren Musik meines Sohnes und dem Gesang meiner Tochter auf Außenwirkung an (Hörbeispiele auf den Homepages der Formation "Swingshot" und der Band "House of Leaves").

Vor ein paar Tagen erreichte mich im telegram-Shat die Botschaft, dass meine Tochter wieder mit dem Malen (ihrer eigentlichen Bestimmung) begonnen hat, und ihren Sohn gleich mit einbezog. Möglich macht das in dem gentrifizierten Münchner Viertel trotz Corona ein öffentlicher Atelier-Raum für jedermann.
Poitillismus-Beispiel
Pinterest

Natürlich kam dann sofort die Frage, was mit meinem Malen ist. Leser meines "Steinewerfer"-Blogs kennen ja meine Wutbilder aus dem zurück liegenden Winter-Halbjahr. Die sind deshalb so grob, weil meine Hand beim feineren Pinselstrich sofort anfängt zu zittern. Meine Frau hat deshalb schon gelästert, ich sollte mich vielleicht wegen meiner Zitterei am Pointillismus  orientieren. Der Verlust der Feinfühligkeit beflügelt jedoch gleichermaßen meine bösartige Hinterlist...



Claus Deutelmoser 2020
nero di seppia , pomodore rosso, extra vegine
auf weißem Scherben
Ich verteilte daher dieses Beispiel meines neuen "Mal-Stils" via telegram: Das Werk entstand innerhalb zweier Stunden am Freitag, und ich nannte es: DIE ABZWEIGUNG.
Die Ergänzungen zur Malweise habe ich natürlich hier nur meinen Lesern verraten, damit das Rätselraten der Meinen ein wenig spannender werde...Erste Reaktionen waren Entsetzen. Dann aber gefiel es doch plötzlich. Meine Frau, die einst zusammen mit mir vor dem riesigen Millionen Dollar schweren Farb-Monster im Guggenheim-Museum von Venedig stand, hat mich dann aber erst zu dem eigentlichen  Fake animiert:
"Sieht ja aus wie ein Bild von Jackson Pollock!, rief sie begeistert. - Leider erst als wir unsere Teller mit Riso Nero ausgelöffelt hatten, ehe ich ein Foto von der gelungenen Umsetzung eines Rezeptes der  berühmten Mafia-Köchin Signora Zavoca machen konnte...

So sah dann mein "Kunstwerk"
DIE AUFLÖSUNG aus
Spätestens da wurde der Rest der Familie gewahr, dass ihr Vater wohl einmal keine 140 Mio Dollar bekommen wird, wie weiland Jackson Pollock für sein Werk No. 45 aus seinem Schaffensjahr 1948.

Aber posthum sorgte er mit seinen "covers&citations" doch noch für einen lustigen Abschluss dieses Posts:
Am nächsten Tag wollte meine Frau unserer holden Schweizer Freundin zeigen, wie wir die Kinder reingelegt hatten. Aber anstatt unserer leer gegessenen Teller zeigte sie ihr dann tatsächlich den Pollock, den ich zum Vergleich mitgeschickt hatte...
Jackson Pollock: covers&citations
Quelle für beide Bilder: Wikipedia
Jackson Pollock 1912 - 1956


Freitag, 24. Juli 2020

Wieso glauben die. sie seien unsterblich?

Wäre die Welt  ohne die Garantie, dass wir alle sterblich sind, ein besserer Ort,? Gewiss nicht!
Memento mori! Denke daran, dass du sterben musst, sangen die Mönche im Mittelalter, das ja auch absolutistisch geprägt war.
Zum Bild des Narzissmus gehört immer schon, dass sich die herrschenden Narzissten - trotz ihre ablaufenden Lebensuhr - wohl auch der Illusionen hingeben, ausgerechnet sie könnten von diesem Schicksal ausgenommen sein...

Quelle: Wikipedia
Was treibt zwei Männer an, die älter sind als ich Trottel, unbedingt ins machtvollste Amt der Welt zu wollen? Wieso werden Kirchen-Männer erst kurz vor ihrem Verfallsdatum zum Papst gekürt? Was hat  Ex-Formel 1-Patriarch Bernie Ecclestone gespritzt geschluckt oder geraucht, um mit 89 seine 50 Jahre jüngere Frau noch erfolgreich schwängern zu können? Wieso könnte der bald 84jährige Europa-Abgeordnete Silvio Berlusconi als Führer seiner FORZA ITALIA aus dem Hinterhalt noch den mühsam ausgehandelten Euro-Deal zur Bewältigung der Corona-Krise torpedieren?

Wenn ich mich in meinem Bekannten-Kreis umschaue, sind die meisten jenseits der 70 oder gar 80 hyperagil und umtriebig. Gerade las ich auch von einer Untersuchung, dass diese Altersgruppe, die ja als erheblich gefährdet gilt, psychisch besser mit den "Lockdowns" zurecht gekommen ist, als zuvor befürchtet wurde. Vermutlich weil sie die Bedrohung gar nicht richtig mitbekommen haben, und sie das Haus ohnehin nicht mehr verlassen hätten...

Das könnte eine Antwort auf meine Fragen sein. Aber was ist mit dem altersbedingten Starrsinn, der Schwerhörigkeit und dem ständigen Vergessen von Dingen? Vertrotteln politische Populisten nicht? Oder ist ein ausgeprägter Narzissmus gar die Super-Formel gegen Demenz oder Alzheimer? Dann fange ich aber sofort damit an, mich super klasse zu finden und behaupte vollmundig, ich sei die allerbeste Wahl für die Nachfolge von Angela Merkel, die ja korrekt mit dem Eintritt ins Rentenalter abtreten will...

Kann es sein, dass vor allem die Follower dieser Super-Senioren etwas verwechseln? Alt zu sein, bestätigt nämlich keinesfalls den Konservativismus - und Populismus rechtfertigt primitives nicht Mitdenken schon gar nicht!

Die Jungen sind dringend aufgerufen, das Tun der bösen, alten Männer im Weltgeschehen zu hinterfragen. Schon allein deswegen, weil sie sich stets vergegenwärtigen sollten, dass es da auch eine Schattenseite in dem beschatteten Denken der "Altmächtigen" geben könnte.
- Nämlich deren Zynismus: "Ist doch mir piepegal! Ich erlebe - von dem, was ich da angerichtet habe - die Auswirkungen ja sowieso nicht mehr. Fick dich - Unsterblichkeit!"

Dienstag, 21. Juli 2020

Il Borgo bedeutet nicht immer nur Geborgenheit

Je mehr Häuser jetzt bewohnt werden, desto wahrscheinlicher ist es, das die Harmonie der Stille durch harsche Töne gestört wird. Wir kennen das und sind es als Nicht-Residenten gewohnt, uns noch weiter zurück zu ziehen, als wir das sowieso schon tun. Wir wollen keinen Streit mit Nachbarn und schon gar nicht mit Freunden. Aber immer gelingt uns das nicht.

In der Standard-Belegung ist der Borgo ein Hort der Geborgenheit. Das ändert sich aber nicht nur weil der Tourismus einkehrt, sondern auch weil Leute, denen ein Haus hier gehört auf einmal die Herren-Karte ausspielen und sich dann gerne im Ton vergreifen. Vor allem wenn der Haussegen in Schieflage gerät. Auch wir reagieren dann mitunter unangemessen, und sobald die Worte rausgerutscht sind, bedauern wir sie schon wieder, weil es Leute trifft, denen wir sonst sehr zugetan sind.

Beispiel 1:
Unser Musikprofessor von den Zinnen gegenüber engagiert sich wirklich mit  "La Proferessa" beispielhaft für die Piazza. Die Piazza hat unter ihrem ganzjährigen Wirken wirklich an Zauber gewonnen. Immer mehr Wanderer halten ein und staunen. Selbst der junge Internet-Techniker, der mich wieder mit der Welt verbunden hatte, blieb eine Weile sitzen, um die Schönheit zu genießen.

Professore Piero, der mit Blumenkübeln viele Sitzplätze belegt hat, kam deshalb auf die Idee, die wegen Corona fort genommenen Bänke von der Aussichtsplattform am Parkplatz unter uns auf die Piazza schaffen zu lassen. Aber gewohnt an klangliche Harmonie ist ihm dabei die optische ein wenig entglitten. Die beiden Sitzgelegenheiten waren einfach überdimensioniert und ließen die kleine Piazza ungewohnt schrumpfen. Unverholen wie wir normaler Weise unter Freunden sind, kommentierten wir die Versuche, die Monster zu stellen, in unserem Speisekarten-Italienisch vielleicht ein wenig zu schroff. Was folgte waren Irritation und eine Mail von Piero, in der er sich furchtbar entschuldigte: Er habe es doch nur gut gemeint. Natürlich schrieb ich noch in der gleichen Nacht zurück, unter Freunden und Nachbarn brauche man sich doch nicht zu entschuldigen. Aber ich schlug auch vor, die Gemeinde anzuhauen, uns eine kleine, dekorative Bank zur Verfügung zu stellen, die die Harmonie nicht störe. Und dann wurde ich so richtig beschämt. Einen Tag später waren die Monster-Bänke nicht nur verschwunden. Wie herbei gezaubert stand eine wetterfeste, kleine schwarze Bank aus Leichtmetall unter der Yucca-Palme und fiel überhaupt erst beim zweiten Hinsehen auf. Piero hat sie aus eigener Tasche spendiert, und ich wäre ihm trotz Corona vor Reue fast um den Hals gefallen...
In lauschiger Nacht einfach hinsetzen, den Stimmen des Sommers lauschen
und einfach nur träumen - dann klappt's auch mit den Nachbarn

Beispiel 2:
Wie haben aus einer zu früh erhofften, nur anscheinend bewältigten Vergangenheit einen italienischen "Nachbarn" aus der Stadt, dessen Frau hier oben über Häuser und reichlich Grund verfügt, mit denen er fürchterlich angibt. Weil er sich sporadisch um deren Ausbau kümmert, spielt er zur Ferienzeit gerne den großen Zampano und versucht, die notdürftig hergerichteten Immobilen an Touristen zu verkaufen.. Es ist nicht das erst Mal, dass Giuseppe die internationale Nachbarschaft gerade in der Ferienzeit mit abstrusen Vorhaben brüskiert. Aber meist geschah das außer Sichtweise unter der östlichen "Burgmauer". Nun kam er gestern mit dem Anspruch, er wolle die Fontana mit einer Rohrleitung anzapfen, um eine Immobilie mit dem Gratis-Wasser zu versorgen. Notfalls, indem er die Piazza aufreißt.
Rohre über die Piazza? Da war doch schon
einmal etwas ohne Erfolg vor Jahresfrist


In dem Palaver, das dann folgte, gab es ein Maschinengewehr-Salven ähnliches Wortgefecht mit schlimmsten Bedrohungen und Flüchen. Als Giuseppe mit Anwalt und Schließung der Straße drohte, die ihm gar nicht gehört. ließ ihn unser wackerer Professor derart auflaufen, dass er ganz kleinlaut versönlichere Töne anschlug.

Gerade treffen sich die Streithähne beim Sindaco. der gestern Nachmittag schon klammheimlich und vermeintlich unbemerkt mit einem Gemeinde-Assi zur Ortsbesichtigung über die Piazza schlich.

Einerseits ist der Blogger traurig, weil sein Italienisch immer noch so schlecht ist, dass er dem tapferen Professor nicht Flanken-Deckung geben kann. Andererseits verspricht das Drama auf Dauer spannenden Lesestoff, wenn man weiß, wie sich solche Dinge hier hinziehen, und wer alles hineingezogen werden könnte...

Sonntag, 19. Juli 2020

Der siebte Tag

Wir Alten haben leicht Reden! So wir Corona bislang überlebt haben, konnte uns ja weder die Isolation noch die immer gleichen Tages-Abläufe in punkto Psyche etwas anhaben. Den mit den Jahren immer größer werdenden "Dachschaden" kompensieren wir sowieso mit immer beherrschender werdenden Ritualen.

Wehe wenn die fürsorglichste Ehefrau von allen nicht den 'Tag ungestört mit einer Kanne Labber-Kaffee und extra schweren Sudokus beginnen kann. Und wenn ich nicht schlecht gelaunt in den Tag starten soll, habe ich mich bis zehn Uhr in Ruhe aber auch wachsender Unruhe über den Zustand der Welt informiert und mindestens eine Stunde damit verbracht, Gedanken schriftlich festzuhalten, die mich in den wirren, halb wachen, frühen Morgenstunden durchzuckt haben...

Um zehn - so will es das Protokoll - serviere ich meiner Frau und mir einen vernünftigen, also starken Kaffee in der Küche. Dann informiere ich sie auch noch über die Nachrichtenlage und meine Befindlichkeit, die ja nicht immer einfach ist.

Wenn die Tür zur Piazza offen steht, ist das ein Zeichen für unsere Freunde und Nachbarn, dass wir - - oder zumindest meine Frau - ansprechbar sind. An manchen Morgenden geht es dann zu wie im Taubenschlag. Das ist unsere Art Sozialisation.

Wir nennen es Spätstück, wenn wir uns um die Mittagszeit an den über hundertjährigen Eichentisch im Esszimmer setzen. Das kann samt Geplauder gut mal bis zwei Uhr dauern. Danach haben wir "frei".

Immer häufiger passiert es in diesem Gleichklang, dass wir vergessen, was für einen Wochentag wir haben. Dann wird in unseren auf Zeitlupe laufenden Oberstübchen anhand von Erinnerungsfetzen eine Rekonstruktion der letzten Tage angestellt. Aber im Prinzip ist es ja egal. Wann Wochenende ist, hören wir ja anhand der ratternden Rollkoffer unter uns in der Gasse.


Und jetzt bin ich endlich beim eigentlichen Thema. Seit die Betschwestern hier oben immer weniger werden, merken wir nur am hektischen Geläute aus dem Tal, dass Sonntag ist. Ansonsten hat das Heimatland des Katholizismus den siebten Tag der Schöpfung quasi abgeschafft. Wer am Abend zuvor sein Häuschen bezogen hat, geht erst einmal ans Meer und danach in aller Ruhe in die angenehm gekühlten Supermärkte, die Vorräte für die kommende Woche einkaufen.


Italien hat die Öffnungszeiten nämlich schon lange abgeschafft, während in Deutschland vor der zweiten, bald anlaufenden Corona-Welle immer noch ohne Ergebnis über verkaufsoffene Sonntage diskutiert wird. Kein Zweifel: Ein siebter Tag zum Einkaufen entspannt die Lage und könnte dem Handel zumindest ein wenig tragende Luft unter die durch Corona erschlafften Flügel blasen...
Allerdings nützt die schönste Maske nichts,
wenn der Abstand nicht stimmt


Wer hier Sonntags am frühen Nachmittag zum Einkaufen geht, trägt zwar Maske, aber muss sich an der Kasse dann nicht sorgen. Dass  zum Beispiel der Einkaufswagen-Abstand ignoriert wird. Was unter der Woche bei der Ungeduld der Einheimischen jetzt doch schon wieder zunehmend ein Problem wird, obwohl ja Italien so extrem betroffen war...

Hoffen wir, dass es so bleibt und alles gut geht.

Freitag, 17. Juli 2020

Mama Marmellata





Hey what's that funky taste
 In your mammas marmalade? 
Almost 40 years I've been searching high and low
What is in that recipe I just gotta know 
I’ve been through all ingredients 
One and every kind 
Still there's just this special one 
I couldn’t find


Chris Grey&TheBlueSpand geht es in ihrem Lied Mamma Marmelaid, aus dem ich hier die Anfangs-Strophe zitiere, auch nicht besser als mir. Immer wenn ich heraus schmecken will, wieso die Arancia Amaro meiner Frau mir besser mundet als selbst die renommiertesten Produkte aus der Feinkost-Abteilung, ist mein Gaumen schon voreingenommen. Und ich versichere, dass mir nicht die Liebe zu ihr, die Objektivität raubt. Und ich lasse mich auch von Freunden und Nachbarn nicht beirren, denen sie meist viel zu bitter ist.

Tatsache ist, dass sie jedes mal ein wenig anders schmeckt. Das liegt daran, dass die Jahre, in denen die bitteren Orangen reifen, vom Wetter her nicht mehr so konstant sind wie früher. Im vergangenen Jahr gab es bei unseren Nachbarn keine und wohl auch sonst kaum, denn es war sogar schwer, die Marmelade in den Regalen der Alimentari zu finden. Die Früchte, die uns der Lebensgefährte unserer Schweizer Freundin vor einigen Tagen vorbei brachte, waren nicht so prall wie früher, aber dafür doch aromatisch genug. Ein weiteres Problem: Die normalen Orangen aus heimischer Ernte, die es zum "Verschneiden" braucht, waren bereits saftloser und strohiger.

Quelle: Wikipedia
Wenig Saft, weniger Marmelade - das ist leider ein Grundgesetz. Ganze vier Gläser plus Probier-Schälchen kamen nach dem Kochen heraus. Das wird kaum für unseren Aufenthalt hier und schon gar nicht für ein Heimweh-Glas nach München reichen. Denn sie ist wieder unvergleichlich gut geworden, obwohl sie sehr viel dunkler (fast bräunlich) und dafür weicher ist als ihre Vorgängerinnen. Diesmal sind die mitgekochten Zesten mit dem braunen Melasse-Zucker und diesem Hauch Zimt eine Geschmacks-Kombination eingegangen, die sehr an die Orangen-Bitterschokolade einer renommierten Firma erinnert. Aber wieso ist sie trotz des anders Sein wieder so besonders geworden?
Die gewisse Frage am Ende der Strophe oben, ist vielleicht so zu beantworten:

                           Mit Liebe gemacht und mit Liebe verschnabuliert...


Mittwoch, 15. Juli 2020

Vom Abenteuer, ein Brot zu backen

Die ersten französischen Worte, die ich kannte, waren "quattre baguettes s'il vous plait". Da war ich kaum länger als die Brotstangen, die ich vom Bäcker holen musste, wenn wir "avec les tantes" an wechselnden Orten in Südfrankreich einige Ferientage verbrachten. Nicht immer waren die Boulangeries um die Ecke, aber es gab sie eben noch recht zahlreich  - auch auf dem Land.

Klare rechtliche Bestimmungen und Preisbindungen haben dem Baguette wohl bis heute seine einheitliche Qualität bewahrt.
Neulich erzählte ich bei einem Openair-Grillabend meines Schwiegersohns, dass der Münchner Feinkost-König Käfer sich im Gourmet-Boom der 1970er täglich über Nacht einen Kleinlaster voller frischer Brotstangen aus Lyon heran karren ließ, weil ein einfaches Baguette auch von seinen Leuten offenbar nicht richtig nach zu backen war. Selbst hier an der Grenze zu Frankreich schmeckt man den Unterschied tatsächlich immer noch, sobald man die überschreitet.

Und dann machte ich einen riesen Fehler:
Ich verkündete, selbst ein Baguette backen zu wollen, sobald ich auf der Burg bin. Ich lud mir von einer französischen Gourmet-Seite das ultimative Original-Rezept samt detailliertem Back-Vorgang herunter und schickte meinem Sohn einen Link.
Ach hätte ich doch geschwiegen, ich wär' in meinem Scheitern allein geblieben. Wo ich doch genau weiß: Wer sich in die Öffentlichkeit begibt kommt darin um!

Mein Sohn ist ja nicht nur ein Computer-Nerd und ein unterschätzter Singer-Songwriter - er erarbeitet sich auch bei jedem Thema, das ihn ernsthaft interessiert eine Art Guru-Status. Statt der Hefe in meinem Rezept riet er zu selbstgemachten Sauerteig aus dem Beispiel-Video eines amerikanischen Baguette-Bäckers.
Zur Erinnerung: Die Amis sind die, die ihre Burger in schwammigen Semmel-Leichen begraben und ihren Kindern tote Toast-Scheiben bestrichen mit Erdnussbutter und künstlichem Erdbeer-Gelee als Pausen-Brot in die Schule mitgeben...

Aber in meinem Hinterkopf hatte sich eben auch die Geschichte fest gesetzt, dass diejenigen, die beim Goldrush am Yukon verlässlich am reichsten wurden, die waren, die einen gut gefütterten Sauerteig in Portiönchen an die ausgehungerten und meist glücklosen Goldgräber verkauften...

Also schwenkte ich von der traditionellen, frischen Hefe auf meinen angesetzten Sauerteig um. Die von den Franzosen angegebene Arbeitszeit war dadurch schon pulverisiert. Aber der Sauerteig macht bei der Herstellung eines Baguette-Teigs auch mehr zusätzlich Gär- und Knet-Gänge erforderlich. Dann muss der auch noch über Nacht ruhen. Er forderte dann auch noch Zeit zum Beruhigen meiner Frau, die Sauerteig-Geruch nicht ab kann. Was ich ja auch nicht ahnen konnte.

Mein erstes Backen scheiterte nicht einmal auf hohem Niveau, sondern war das absolute Desaster. Das Ergebnis waren zwei Tonnen schwere, nicht aufgegangene innen noch feuchte Brot-Embryos, die nur ein Leichen-Fledderer wie ich, mutig probieren konnte. Inzwischen war die angegebene Produktions-Zeit um 28 Stunden überschritten.

Zweiter Fehler: Mit meinem Scheitern heulte ich mich bei der ''Schweizer Garde" aus. Meine mit Abstand längste Freundin ist ja nicht nur in ihrer Azienda Agricola umtriebig, sondern entwickelt sich auf ihrem Weg zurück zur Natur auch noch zum Fixstern des "bene essere". Aber sie kann eben nicht heraus aus ihrer über 180 Zentimeter Höhe rundum gespannten, Schweizer Haut. Und die verlangt bei Hilfestellung eben nicht nur absolute Präzision - wie die berühmten Uhrwerke aus ihrer Heimat, sondern fordert auch Disziplin. Der lieferte ich mich aus, weil sie mich zur Legitimation ihrer Dominanz ein Pracht-Exemplar eines Sauerteig-Brotes aus eigener Produktion verkosten ließ...

Aufs Gramm genau "impfte" ich Wasser und Mehl mit einer Portion meines Sauerteigs. Die Brühe sah zwar nicht vielversprechend aus, aber sie entwickelte sich über Nacht zu einem vielversprechend aufgegangenen Grundteig. Jetzt sollte es auf der Granit-Platte zum Unterkneten des auf der Elektro-Waage perfekt ausgewogenen Mehls gehen, aber das schob mich schon die "Fürsorglichste von allen" mit den Worten zur Seite: "Das kannst du nicht, das mache ich!"
Da hatte ich mich innerlich schon ausgeklinkt, denn sie knetete, ließ ruhen, faltete eins ums andere Mal und hielt dabei noch sämtliche Zeitvorgaben unserer Freundin ein, die zur Kontrolle auch noch ein paar mal vorbei kam.

Es war inzwischen soviel Zeit vergangen, dass der Teig in Plastik fest verpackt in den Kühlschrank kam. Vermutlich war das der Fehler. Oder es war mein Sauerteig. Oder böse Back-Geister ballerten dazwischen. Jedenfalls der auf die Sekunde und technisch detailliert vorgeschriebene Back-Vorgang erbrachte zwar keine angerösteten Embryos mehr, dafür aber Sechs-Monats-Föten, denen man mit viel Phantasie schon anmerken konnte, dass sie nach neun Monaten Back-Abenteuer eventuell ein prachtvolles Zwillings-Brot ergeben hätten.

Aber seht selbst!

Montag, 13. Juli 2020

Maria mal ohne Knoblauch

All die Piemontesi und Lombardi die verächtlich über die ligurische "Armeleute"-Küche ihre Gourmet.Nasen kraus ziehen, sollten bald mal über den Apennin düsen, um etwas gegen ihre Vorurteile zu tun.

In diesem Blog habe ich ja schon öfter über die Trattoria "Da Maria" in Vessalico geschrieben; meist im Zusammenhang mit der Knoblauch-Messe, die diesen 300 Seelen zählenden kleinen Ort im Tal der Arroscia zu touristischem Weltruhm verholfen hat.

Corona bedingt fehlten am 2. Juli mit weitem Abstand zwischen ausschließlich einheimischen Knoblauch-Anbauern heuer die übrigen Stände mit Krimskrams und den weiteren kulinarischen Trouvaillen. Deshalb haben wir die "fiera dell'aglio" diesmal ausgelassen. Hätte uns nicht die Schließung eines Lieblings-Restaurants in höherer und kühlerer Lage zum Umdenken gezwungen, wäre uns ein kulinarisches Highlight entgangen. Denn das Traditions-Lokal mit Tischen im einzigartigen Garten war so gut wie nie in den zwei Jahrzehnten, in denen wir es besucht haben.


7. und 8. Fluffige so nie geschmeckte
Torta Verde und eine Insalata
Russa der absoluten Sonderklasse
Eben einmal mehr ein Beweis, dass es nicht unbedingt Trüffel oder Steaks von erlesenen Rindern sein müssen... Wenn einfache, einheimische Produkte mit Raffinesse und Können zubereitet werden, ist das die wahre Gourmet-Küche. Aber seht selbst! Alles hat so gut geschmeckt wie es hier aussieht. Einziger Kritik-Punkt: Das aromatische Fleisch beim Vitello Tonnato war eindeutig zu dick geschnitten und beeinflusste so den Genuss der nach einem speziellen Rezept zubereiteten Thunfisch-Creme:

Alle Speisen mit Liebe hausgemacht. Dazu Vermentino, Mineralwasser, Espressi und Schnaps für 35 Euro pro Person alles inklusive. Wegen massiver Computer-Problemen konnte ich Melone mit Schinken, Crespelle mit Steinpilzen in Mascarpone, die frittierte Zuchini-Blüte und das Vitello Tonnato nicht mehr unterbringen. Aber das sind ja solche Klassiker, dass die meisten sie schon gesehen haben...
Die Calamari und Lamm-Koteletts waren wie die Nachspeisen  zur Auswahl.

Herausragend die Mascarpone-Pfannkuchen mit Porcini

Calamari vom Stein
1. Gebackene Steinpilze
2. Carpaccio Limone mit Rucola 
Rosa Lammkoteletts
Panna Cotta mit Beeren
Tiramisu im Glas
Macedonia mit Eis
Unspektakulär aber dann doch irgendwie
anders: Melone mit Schinken
und Krapfen als Vor-Vorspeise
6. Tortelloni mit Spinatfüllung


5. Tagliatelle mit Steinpilzen

Freitag, 10. Juli 2020

Meer mit Maske

Kaum nimmt die eigentliche Ferien-Saison Fahrt auf, erhöhen sich entlang der Reiserouten und an den beliebtesten Zielen die Corona-Fallzahlen. Auf den Balearen herrscht nun sogar wieder allgemeine Masken-Pflicht - aus Vorsorge. Die bislang unter diesem Aspekt weniger restriktive Schweiz verschärft die Verordnung wieder, und Österreich spricht erneut Reisewarnungen aus.
Die Angst vor der sogenannten "zweiten Welle", der neuerlichen Pandemie, wächst.
Das ist keine gute Nachricht für die Erholungssuchenden nach dem Stress im Shutdown und es ist sie erst recht nicht für die Erholung der europäischen Wirtschaft.

Die Sehnsucht nach Sozialisation allein kann ja nicht der Grund sein, wieso es so populär ist, überfüllte Strände aufzusuchen. Als Familie haben wir unsere Aversion gegen Menschen-Ansammlungen am Meer , die wir schon als junge Menschen mit noch vorzeigbaren Körpern ausgeprägt entwickelt hatten, an die Kids weiter gegeben. Keiner von uns sucht solche Strände auf und vielleicht verstehen wir sie deshalb nicht.
Ob es irgendwann wieder so dicht wird?
Quelle: virginiahotel.it


Seit vergangenem Sonntag sind Paul und Paula unser hiesigen Nachbarn aus dem Rheinischen wieder da. Sie liegen seit gut vier Jahrzehnten im Juli an immer dem selben Strand. Heuer mussten sie nicht nur unter besonderen Bedingungen vorbestellen, sondern auch die strengen Regeln an ihrem kommerziellen Strand im Bezug auf die Masken einhalten. Diese besteht an den kommerziellen Strände exakt wie für die Innenräume von Restaurants; also unter Angabe der Adresse etc.. Die Strand-Betreiberin wacht streng über die Abstandsregeln und hat die Lettini samt Schirm nach Vorschrift aufgestellt. Aber wer kann dann in dem Trubel schon noch Abstand halten? Die Leute gehen ja nicht mit Maske ins Wasser. Und wenn sie wieder herauskommen, wollen Sie ja auch mit Bekannten ratschen und Spaß haben...
Mit Maske bei Sommerhitze am Strand
Quelle:help.of.at


Die alte Dame die den Nachbar-Strand gepachtet hat, sähe das mit ihren Söhnen aber schon lockerer, meint Paula als sie nach dem ersten Strand-Tag auf einen Drink zu uns auf die Piazza kommt. Deshalb habe sie für die Familie ihres Sohnes (zwangsweise?) auch dort gebucht. Denn obwohl zwei Liegen mit Schirm samt Umkleide-Kabine pro Tag immerhin 30 Euro kosten, war  alles doch schon überraschend ausgebucht. Wessen Privathaushalt von der Corona-Krise nicht allzu betroffen war, spart vermutlich am Urlaub zuletzt...

Dennoch, es gibt auf den Weg zum Capo Berta - ein paar Kilometer ostwärts auch in der Saison völlig einsame Steinstrände mit smaragdklarem Wasser. Des Menschen Wille sei sein Himmelreich - oder besser: chacun à son gout!
Machen Masken am Meer melancholisch?
Quelle: tagesanzeiger.ch

Mittwoch, 8. Juli 2020

Von Küken im Corona-Klima

Vielleicht hat jemand ja diese beängstigende Fiction-TV-Doku, was aus der Welt würde, gesehen, sobald es die Menschen nicht mehr gäbe. Darin schlägt die Natur unbeirrt in Computer-Animation zurück. Das dauert keine Äonen wie der tatsächlich abzusehende Zerfall unserer Erde, sondern geschieht darin  in Sprüngen von Dekaden.

Wir haben hier unter dem Burgberg ein echtes Beispiel, dass die Natur uns ohne Einhalt platt macht, sobald wir es an Fürsorge und Pflege mangeln lassen;
Seit noch nicht einmal einem Jahrzehnt steht das einst legendäre Weingut Rocca San Nicolao unter Gläubiger-Schutz und zerfällt. Die dekorative Auffahrt ist bereits überwuchert, Beton-Teile werden von Ranken gesprengt, welche Flora und Fauna sich innerhalb der Wirtschaftsgebäude ausgebreitet hat, obliegt der Phantasie. Lediglich um die kostbaren Weinstöcke kümmert sich jemand. Vermutlich der frühere Konkurrent, der jetzt ja hier eine Art Monopolstellung auf Vermentino und Pegato hat...

Die Menschheit mag ja durch Corona einen Schuss vor den Bug bekommen haben, aber Covid-19 wird aus den Köpfen schnell verdrängt sein, weil es in den Demokratien immer mehr Alleinunterhalter gibt, denen ihr Volk wurst ist. Weshalb sollten da die Untertanen einlenken, wenn jene nur im Hier und Jetzt ihres Machthungers und ihrer Eitelkeiten leben.

Ich bin so überaus dankbar, dass ich einen Teil meines Rest-Lebens hier oben verbringen kann, wo der Klimawandel zwar spürbar, aber letztendlich doch weit weg ist.

Mit ein wenig Bauschutt und noch weniger
Mutter-Erde wuchsen sie in kürzester
Zeit über die Türstöcke hinaus
Fotos: Claus Deutelmoser
Vor ein paar Jahren gestand ich hier im Blog, dass ich ein Agent der "fünften Kolonne" der Jucca-Palme bin, als ich aus einem abgebrochenen Exemplar vier Überlebende machte. Seht, wie sich das Burg-Chapter inzwischen gemacht hat:
Die Yucca ist nämlich durch ihre Klima-Ignoranz prädestiniert irgendwann in der Zukunft die Weltherrschaft zu übernehmen.

Meine hochverehrte Schweizer Freundin und ihr wetterharter Lebensgefährte hätten sich deren Widerstandskraft in diesem Frühjahr für ihre Azienda Agricola sicherlich gewünscht, als Kälte und Dauerregen mit darauf folgender Gluthitze einen Großteil ihrer Gemüse verrotten ließen.

Aber in gewisser Weise sorgte dann der "Gallo Nero", den ich ihr im vergangenen Jahr schenkte und den ich auf den Namen "Chianti" taufen durfte, für Kompensation. Was macht man am besten bei Corona-Shutdown?...

Ihr könnt ja mal nachschauen, wie ihn die Hennen damals bei seiner Ankunft zerrupft haben. Jetzt besteht wirklich kein Zweifel mehr, wer hier Hahn im Korb ist.


Quak quak quak quak ...
Dock dock dock dock...
Ich wollt', ich wär' ein Huhn,
Ich hätt' nicht viel zu tun,
Ich legte vormittags ein Ei und abends wär' ich frei.
Mich lockte auf der Welt kein Ruhm mehr und kein Geld.
Und fände ich das große Los, dann fräße ich es bloß.
Ich brauchte nie mehr ins Büro. Ich wäre dämlich, aber froh.
Ich wollt', ich wär' ein Huhn,
Ich hätt' nicht viel zu tun,
Ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei.
Lala lala ...

Der Mann hat's auf der Welt nicht leicht, das Kämpfen ist sein Zweck.
Und hat er endlich was erreicht, nimmt's eine Frau ihm weg.
Er lebt, wenn's hoch kommt, hundert Jahr und bringt's bei gutem Staat
Und nur, wenn er sehr fleißig war, zu einem Rauschebart.
Ich wollt', ich wär' ein Huhn,
Ich hätt' nicht viel zu tun.
Toc toc toc toc...
Mich lockte auf der Welt kein Ruhm mehr und kein Geld.
Toc toc toc toc...
Ich brauchte nie mehr ins Büro.
Und Du wärst dämlich, aber froh.
Ich wollt', ich wär' ein Huhn,
Ich hätt' nicht viel zu tun,
Ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei.
La la la la ...
Alle Hühnerfotos
Susan Ludescher

Ich wollt', ich wär' ein Hahn,
Dann würde nichts getan.
Ich legte überhaupt kein Ei und wär' die ganze Woche frei.
Dann lockt mich auf der Welt kein Ruhm mehr und kein Geld.
Ich setz' mich in den Mist hinein und sing' für mich allein.
Ich ginge nie mehr ins Büro,
Denn was ich brauchte, kriegt' ich so.
Ich wollt', ich wär' ein Hahn,
Dann würde nichts getan.
Ich würd' mit meinen Hühnern gehen, das wäre wunderschön.
Quelle: Musixmatch

Songwriter: Peter Kreuder / Hans Friz Beckmann / Wilbur Pauley
Songtext von Ich wollt‘, ich wär‘ ein Huhn © Bmg Music Publishing Muenchen Gmbh

Montag, 6. Juli 2020

Weniger Menschen - mehr Meer


Historischer Hafen von Porto Maurizio am 5. Juli um 15 Uhr
Nicht, dass einst so wenig
vom Tourismus zurück bleibt
wie vom mittelalterlichen
Handelshafen an gleicher Stelle...
In ein paar Jahren - sagen die Forscher - werden rund drei Milliarden Menschen an den Welt-Meeren  leben. Da sind die Reichen und ihre Versorger, die an den großen Seen auf diesem Globus leben, noch nicht hinzu gerechnet.

Dass die Anziehungskraft (Adhäsion) des Wassers zur Physik der Menschheit gehört, beginnen wir hier auf der Burg zu spüren, denn eines ums andere "Sommerhaus" wurde an diesem Wochenende wieder von seinen ausländischen Eigentümern bezogen. Kaum angekommen, geht es gleich hinunter an die Stammplätze an den Stränden. Da weicht die Angst vor Corona zurück - und das ist gut so. Denn die Einheimischen brauchen jetzt jeden Cent für die wirtschaftliche Erholung.

Gestern haben wir geschaut, ob es unser Lieblings-Restaurant im Stadtteil Prino von Borgo Maurizio noch gibt. Wir waren sehr erleichtert, dass es die fünf Monate Schließung bei unveränderter Qualität überstanden hat. Sogar die junge Frau, die seit Jahren unsere Bestellungen aufnimmt, hat ihren Job behalten. So erhielten wir auf viele offene Fragen Antwort. Die fünf Monate ergaben sich durch die Betriebsferien im Januar, und das Überleben ist der patriarchalen Struktur dieses Familien-Betriebes mit Hausbesitz geschuldet.
Das leere Pescatore an einem
Sonntag-Mittag im Juli


An einem Sonntag-Mittag - wenn sonst die Terrasse am historischen Hafen rammelvoll ist - waren nur zwei Tische von Italienern besetzt. Der Rest war frei. Karte und Preise waren zwar unverändert, aber es werden sich wohl erst Touristen aus dem Norden die gehobenen Preise wieder leisten können.
Wir schlucken ja auch jedesmal im doppelten Sinne, wenn die Rechnung kommt. Weil wir in nicht so toller Lage die gleiche Qualität schon um dreißig Prozent weniger bekämen...

Bei der Parkplatz-Suche waren wir erstaunt, wie viele Einheimische auf den Straßen sogar  unterwegs noch ihre Masken tragen. Am ersten Tag mit Temperaturen über dreißig Grad wäre ich mit Maske wegen Schnappatmung wohl umgefallen.

Zunächst dachten wir, die alte Mole, auf der die Sonnenanbeter sonst wie Ölsardinen liegen, sei wegen der Mittagszeit so verwaist gewesen, aber als ich nach dem Essen gegen 15 Uhr diese Bilder für den heutigen Blog schoss, hatte sich an dessen "Belegschaft" nichts geändert.

Weniger Menschen bedeuten im Moment also zur Zeit noch mehr Meer. Ganz gegen mein privates Empfinden wünsche ich Italien möglichst schnell den gewohnten touristischen Betrieb!
Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren genossen wir die einzigartige Kulisse
von Porto Maurizio ohne einen einzigen Bau-Kran

Freitag, 3. Juli 2020

Fatale Freiheit gebremster Generationen

Immer wieder begeistert mich, wie schnell sich die Italiener auf Gegebenheiten einstellen. Sie haben es nun wirklich nicht leicht gehabt in den vergangenen fünf Monaten:
Gerade hat mich der junge Vodafone-Techniker hier wieder mit der Außenwelt verbunden. Ohne Masken zwar, aber mit quasi automatisch eingehaltenem Abstand.

Bei meinem Lieblings-Bäcker L'Angolo del Pane bedienen und kassieren die drei Ladys hinter einer Totalverglasung, was sie jedoch nicht davon abhielt, laut zu jubeln als sie mich nach neun Monaten Abwesenheit trotz Maskierung sofort erkannten. Eine Karriere als Bankräuber kann ich mir wohl abschminken - bei diesem fatalen Wiedererkennungs-Effekt... Der beliebte Wochenmarkt wurde - mit großzügigem Abstand zwischen den Ständen - einfach an den Großparkplatz bei der Mole vom Alten Hafen verlegt, und die Restaurants, die die Krise überlebt haben servieren eben im Freien.

Natürlich begrüßen alle die neue Bewegungsfreiheit, aber sie erliegen nicht der Euphorie; zu drastisch aber auch häufig geschürt waren die Ängste noch vor kurzem.

Aber was ist mit den jüngeren Generationen, wenn die Normalität wieder in den Alltag eingezogen ist?

Mit Abstand am Stern der Ruhe
Vorgestern Abend passierte auf unserer Piazza Denkwürdiges: Im Dunklen hob plötzlich lautes Gelächter und Jauchzen sowie munteres Geschnatter an. Seit zwei Jahrzehnten hat die Burg nicht mehr so viele junge Leute auf einmal in ihren Gemäuern erlebt. Gut zwei Dutzend Mädchen und Jungen im fortgeschrittenen Teeny-Alter lagerten vor der Fontana auf dem weißen Stern und amüsierten sich. Ein Abwechslung in der Toten-Stille hier oben. Viele Häuser sind ja immer noch verrammelt.Als es elf war, setzten sie sich rücksichtsvoll wieder ihre Motorino-Helme auf und verschwanden behutsam zu ihren Maschinen. Ein Spuk? Denn in der nun wieder alles verschluckenden Stille kamen mir infolge der ersten Gespräche hier mit Freunden unheilvolle Gedanken.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat in Italien ja besonders die nachrückenden Generationen getroffen. Fertig studierte und diplomierte Akademiker finden keine adäquate Anstellung und müssen sich als Tagelöhner verdingen. Das ohnehin schon extrem niedrige Lohn-Niveau in Ligurien wird von den ins Trudeln geratenen Unternehmen nun bis zur Schmerzgrenze weiter gesenkt. Wer einen Job mit rund tausend Euro monatlich und ohne Krankenkasse hat, kann sich schon glücklich schätzen. Julia aus dem Nachbardorf, die sich in unserer Abwesenheit um unser Haus gekümmert hat, muss damit zurecht kommen, dass ihr Sohn vor dem Abitur durch Corona ausgebremst wurde, und dass ihre in der Hotspot-Lombardei studierenden Tochter erst im Januar ins fort zu zahlende Studentenheim und zum Studium zurück kehren kann. Da bieten auch die schönsten Strand-Tage nur vorübergehend Entspannung.

Als hätte er den richtigen Riecher gehabt, macht der Sohn meiner besten Freundin nun krisenfeste Karriere bei den Carabinieri.

Auch in Deutschland versucht ja die Bundeswehr gerade aus der Krise mit Werbespots in allen Medien eine qualitativ verbesserte Personaldecke abzuschöpfen. Ob damit dann aber das Drama mit den Sicherheits-Spezial-Kräften behoben wird, bleibt abzuwarten....
Alle hoffen, dass sich die grauen Wolken bald verziehen
Fotos: Paolo Bensa (oben) und Claus Deutelmoser