Mittwoch, 17. August 2022

Wartalkers

Sorry liebe Leserinnen und Leser! Seit mir langes Lesen nicht mehr so leicht fällt. sehe ich mir immer mehr Filme an, Dabei stelle ich in meiner persönliche Statistik fest, dass Kriegsfilme im Moment bei den Streaming-Diensten eine eigenwillige Konjunktur erleben; ausgerechnet in Zeiten massiver kriegerischer Bedrohungen!
Dass die Schnelllebigkeit der aktuellen Geschichte kaum mehr Spielraum für Glorifizierung lässt, ist offenbar egal. Dort wo die an der ISTAF in Afghanistan beteiligten Nationen ihre Traumata abarbeiten, wird das besonders deutlich. Denn sinnloser könnte ein Sakrifizium von Mensch und Material angesichts des Scheiterns am Hindukusch nicht dargestellt werden. Aber hinterher weiß auch der Unwissendste eben alles besser.

Von Sklaven zu Kämpfern für ihre Freiheit:
Buffalo Soldiers im Civil War. Siehe auch den Song von Bob Marley*
Quelle: wikipedia.org

Mir treiben vor allem Filme Tränen in die Augen, die davon handeln,  wie von der eigenen Regierung rassistisch niedergemachte Volksgruppen dennoch ihren Beitrag für die Freiheit einer Nation geleistet haben. Das fängt mit den "Buffalo Soldiers", den Regimentern aus Schwarzen an. Das Thema wurde gleich viermal aus unterschiedlichen Zeiten und Blickwinkeln cineastisch angegangen.

Die historischen Tuskegee Airmen
Quelle:welt,de

Einen besonderen Bezug hatte ich auch zu den "Red Tails",  der Geschichte der rein schwarzen US-Jagdstaffel 322, weil einer der Fotografen, die ich später beschäftigte, in ihr gedient hatte. Die Tuskegee Airmen gingen - ungeachtet der rassistischen Anfechtungen während ihrer Ausbildung - später als begehrter Begleitschutz für die überwiegend weißen Bomber-Besatzungen in die Luft.

Die Red Tails von der Jagdstaffel 322 im Film.
Quelle: movieplot de

Und dann die über vierhundert Navajos, die als "Windtalkers" im Pazifikkrieg durch einen auf ihrer Sprache basierenden mündlichen Code die japanischen Decodierer austricksten. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer! Diese in den USA immer noch verbreitet rassistische Ansicht muss man bei dem Film im Hinterkopf haben. Es geht nämlich darum, dass ein weißer Elite-Soldat so einen strategisch wichtigen Windtalker im Getümmel der Schlacht mit seinem Leben beschützen muss.

Quelle:  movieplot.de

Wow! Das ist vom O.belix mal wieder bauchig so ein richtiger cineastischer Rundumschlag für ein ganz anderes Thema, dass ihm unter den Tippfingern brennt:
Der Krieg Putins gegen die Ukraine, begonnen unter fadenscheinigen rassistisch politischen Begründungen, dauert jetzt bereits ein halbes Jahr an. Ausgerechnet zum Höhepunkt des digitalen Informations-Zeitalters wissen wir aber eigentlich gar nicht, was da tatsächlich abläuft. Auch wenn die britischen Geheimdienste dazu übergegangen sind, täglich Updates  ihrer Erkenntnisse in den sozialen Medien zu posten, ist das ja keine Garantie für wahres Geschehen. Die Nachrichten-Foren bringen zu ihren Meldungen extra kenntlich gemachte Hinweise, nicht alles von den Schilderungen zu glauben, weil zum Wesenszug dieses speziellen Krieges eben auch permanentes Lügen als Verschleierungstaktik gehöre...

Zu den "Kriegsgewinnlern" gehört gerade deshalb vor allem eine Gruppe vorher weitestgehend unbekannter Menschen, die nun als Experten in unermüdlichen TV-Talkrunden auftreten. Ich nenne sie in Anlehnung an den oben zitierten Film der Einfachheit halber mal die "Wartalkers". Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu Friedenszeiten mal hochrangige Militärs waren, als Berufspolitiker zu Stippvisiten in der Ukraine gewesen sind oder als Studierte dort geboren wurden und jetzt im sicheren Ausland leben. Da diese Gruppe nicht unbegrenzt zu vergrößern ist, wird ihr Personal von Sender zu Sender kräftig durchgewechselt. So soll beim Publikum der Eindruck von Allwissenheit entstehen, was auch durch heischende Talkmaster, die ja nie irren, geschickt verstärkt wird. Vor allem weil sich das vorgefertigte Abfragen immer nur in Nuancen unterscheidet.

Quelle: ARD tagessachau.de
Eine von den hochgejubelten Expertinnen ist die amerikanisch-polnische Historikerin Anne Applebaum, der zumindest 2017 mit ihrem Buch "Russian Hunger" die präzise Voraussage des geplanten, russischen Genozids an der Ukraine anzurechnen wäre. Aber was sie im groß promoteten Interview beim ARD-Format "Kontraste" abgab, war eher eine Analyse von Altbekanntem, das in einer falschen Weissagung endete. Aber lest selbst:
https://www.tagesschau.de/russland-diktatur-applebaum-101.html

Mein Fazit:
Putin ist nicht in seinem Krieg, sondern allenfalls durch seinen eigenen Tod zu besiegen. Als Frau will  sich Applebaum vielleicht nicht vorstellen, in welche Abgründe vom Männlichkeitswahn beflügelter Narzissmus die Welt treiben könnte. Wenn Putin verliert, zieht er sich in seine Kommando-Zentrale zurück, drückt den "Knopf" und sieht beim Lauschen heldenhafter, russischer Chöre zu, wie die Welt verbrennt, die ihn eben einfach nicht verdient hatte: Der Nero des Atom-Zeitalters...

*https://www.youtube.com/watch?v=S5FCdx7Dn0o

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen