Dienstag, 11. Juli 2023

Vom Abfahren und Ankommen

 Mal sehen, wohin mich dieser Post führen wird? Und das Rätseln liegt nicht daran, dass mein Hirn bei Außentemperaturen von annähernd 40 Grad die reinste Synapsen-Sauce ist. Es liegt daran, dass ich es angesichts der von russischen Medien selbst ermittelten 45 000, eigenen, gefallenen Soldaten in diesem alles amdere als "Vaterländischen" Krieg für unstatthaft halte, über eigene Befindlichkeiten zu reflektieren.

Obwohl, wenn man es philosophisch betrachtet, ja auch der Soldat zu einer ungewissen Ankunft hin abfährt. Der Vater meiner Mutter war bedtimmt kein Parade-Krieger, als er in den Ersten Weltkrieg aufbrach. Aber er vertraute den Befehlshabern: "Wenn das Herbstlaub fällt, seid ihr wieder daheim". Es folgten für ihn jedoch vier Jahre in den Gräben am "Chemin des Dames". Gleich nach seiner offenbar nicht traumatisierten Rückkehr zeugte er meine Mutter, die gerade noch rechtzeitig im Jahr 1918 ankam.

Noch nicht einmal zwei Jahrzehnte später stimmte er ihrer Hochzeit mit dem Sohn des Mannes zu, der im Oberkommando West mit seinen Nachrichten "aus dem Westen" mit dafür gesorgt hatte, dass das "Stahlgewitter" so absurd lange gedauert hat Schade, dass die Betroffenen von damals keine Kritik mehrzu dem durch Oscars hoch gejubelten Siegerfilm dieses Jshres abgeben können.

Auch die dramatischen Lebensläufe meiner Eltern haben wohl nie dazu geführt, dass sie nach all dem Abreisen ins Ungewisse, jemals das Gefühl hatten, im Leben nicht angekommen zu sein.

Deshalb verbiete ich mir hier und  jetzt - nach einem Leben voller Ab- und Anreisen - darüber zu jammern, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fällt, abzureisen, weil ich Angst vorm Ankommen habe...

Es geht wohl dabei auch um das Abwerfen von Ballast, wenn wir nach all den Jahren immer noch packen, obwohl hier alles im Haus ist, was wir zum Übersommern brauchen.

Unten im Auto warten derweil immer noch meine Reisetasche und das Köfferchen, meiner Frau auf den Transport zur Burg hoch. Wir sind einfach zu faul geworden. Und so wird es sein.wie im vergangenen Jahr. Unser Gepäck reist unberührt so wieder ab,  wie es angekommen ist. Ein Luxus, von dem die Millionen Flüchtlinge auf dieser Welt nur träumen können.


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