Freitag, 24. Juni 2022

Schönes Schattendasein

 Das Wörterbuch erläutert Schattendasein als Zustand von geringer Bedeutung oder weitgehender Vergessenheit. Ein Schattendasein zu fristen, sei gleichzusetzen mit kümmerlicher Existenz und verpasster Weiterentwicklung. Ja geht's noch?

Entweder werden solche Begrifflichkeiten im kühlen Keller oder in klimatisierten Räumen zugeordnet. Jedenfalls nicht in den vergangenen zehn Tagen, während eine viel zu frühe Hitzewelle über ganz Europa hereinbrach. Sogar das sonst so sachliche ARD-Wetterforum haute nur ein kurzes Urteil über die heurige Klimalage raus: Zu früh, zu heiß und zu trocken! Wer da nicht auf Verkümmern umschaltet, riskiert bei den gleichzeitig extrem hohen UV-Werten seine Gesundheit. Da ziehe ich doch lieber weiter einen Zustand von geringer Bedeutung vor, und gegen die weitgehende Vergessenheit schreibe ich heute einmal einen Post, wie einer sich das Schattendasein schön machen kann, ohne in der Schattenwelt zu landen. Über den eigenen Schatten kann man im Schattendasein mangels Licht sowieso nicht springen.

Im Negev habe ich einmal beim Sonnenaufgang den gefühlt längsten Schatten meines Lebens geworfen. Er reichte bestimme einige hundert Meter weit, aber richtig witzig wurde er durch Tanzbewegungen der langen Beinschatten, auf denen ein kleiner Kopf wackelte.
Die Schatten der Vulkane auf den Inseln Teneriffa und Grand Komore reichen in der Morgensonne angeblich über die Kimmung hinaus, Wie die je 30 Kilometer Schattenlänge allerdings gemessen worden sind, wurde nicht erläutert.

Meine Leserinnen und Leser denken vermutlich jetzt schon, dass ich durch die Hitze  einen ziemlichen Schatten habe. Aber den längsten Schatten in unserem Wahrnehmungsbereich muss ich doch noch schnell erwähnen. Den wirft unsere Erde.  Der Erdschatten variiert sogar. Weniger beeinflusst durch den Abstand zum Mond, sondern vor allem durch die Entfernung der Sonne zu unserem Planeten...Ja, was das Wörterbuch mit seinen negativen Aspekten nicht berücksichtigt, ist, wie herrlich man schlaff vor sich hin denkend im Schlagschatten dösen kann, selbst wenn nur ein laues Lüftchen weht. Da reicht mir dann schon der kleine Kosmos unserer Piazza:

Bei Hitze mein wanderndes Schattenreich, gewissermaßen
 mein "Mare Tranquillitatis" um im Bild oben zu bleiben

Fotos: Claus Deutelmoser

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen