Dienstag, 16. Juli 2013

Auf Entzug

Manchmal kann die Zweitbeste so provozierend praktisch sein. Da heule ich in die geborstenen Eingeweide des Burg-Computers, und sie sagt im Vorbeigehen:
„Ja, dann schreib doch einfach mal wieder mit der Hand!“

Herrliche cyberspacige Naivität – kein Internet, kein Blog, kein Post. So sieht sie aus - die traurige Realität. Ganz abgesehen davon, dass ich nur noch so selten mit der Hand schreibe, dass die Glückwünsche auf eventuellen Geburtstagskarten auch für mich ein so unleserliches Gekrakel abgeben, dass sie auch Verfluchungen sein könnten...

Nun möchte man meinen, dass der Mensch im Älterwerden so manchen Entzug durchmacht um folgende schneller überwinden zu können: Dass der Sport nicht mehr so geht, die Wichtigkeit durch den Beruf fehlt, die einst herausragenden Leistungen als „latin lover“ eher zur „Ochsentour“ geraten (um es dezent auszudrücken), und dass im Vorfeld dazu auch noch das Hinternzwicken heißblütiger Italienerinnen ausbleibt.

Aber das Schreiben in diesen Tagen ist ein so bequemer Genuss geworden, dass die Komplikationen infolge eines Computer-Crashs mich härter getroffen haben, als ich zunächst wahrhaben wollte.

Die Not macht jedoch auch erfinderisch. Der alte Computer der Zweitbesten, der einst der Buchhaltung diente, ist zwar allein auch nicht mehr internet-tauglich, aber bei ihm funktioniert das „Word“-Programm wenigstens. Also sitze ich jetzt an dieser Kiste, um meine Posts zu verfassen. Dann schiebe ich das geschriebene Dokument auf meinen USB-Stick und warte, dass meine liebe Freundin und Nachbarin Petronella bei ihrem Job an der Rezeption eines Grand Hotels entweder einen freien Tag oder eine Schicht hat, die es mir erlaubt, über ihren Computer an meinen Blog zu kommen.

Das hat noch zwei Vorteile: Ich lerne dabei die adäquaten Befehle auf der italienischen Tastatur und bekomme dazu einen ihrer herausragenden Espressi serviert.

Meine Leser haben allerdings bis zum Ende der Saison hier den Nachteil, dass sie die Posts jetzt immer in Portionen  bekommen, und ich in der Statistik so nicht erkennen kann, wie der einzelne jeweils angekommen ist. Ich habe mich nämlich entschlossen, den alten Burg-Computer nicht mehr zu reparieren, sondern stattdessen einen neuen Zwilling des Glashaus-Computers für die Burg anfertigen zu lassen...


Von wegen Entzug! Von wegen mit der Hand schreiben! Ich doch nicht!

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