Donnerstag, 25. Juli 2013

Die Hühner sind los!

Wenn alle hier eine Ortsveränderung vornehmen, weil sie Ferien haben, weshalb sollten wir dann noch  zu Hause bleiben? So dachten sich das wohl drei der schönsten Hühner des Borgos und machten sich in der Dämmerung auf den Weg...

Ihre Herrin Gutemiene weilt ausgerechnet bei den Römern, während Majestix in Imperia die Panini verdienen muss. Wer immer die Prachtweibchen füttern sollte, hatte die Käfigtüre offen gelassen. Also wanderten die drei gefiederten Grazien den Weg von der Piazza Santa Anna hinunter zum Castello – wohl ahnend, dass die immer sorgfältig gießende Zweitbeste in den mittlerweile mannigfaltigen Blumentöpfen allerhand leckeres Getier als Speiseplan-Ergänzung zur eintönigen Körner-Diät heranzüchtet.

Und was das für ein Gegacker und Getratsche bei jeder Begutachtung einer Leckerei war! Da wurden die weiß gefiedert ondulierten Köpfchen ruckartig zusammen gesteckt und jeweils Meinungen eingeholt. Ja Köpfe zusammenstecken, das können die Hühner! Und als seien sie sich der eigenen Wirkung bewusst, setzten sie sich eitel knusperbraun in leuchtend rote Geranien-Töpfe und sahen aus wie verwegene Hut-Kreationen.

Um ehrlich zu sein, das sah tatsächlich aus, als gehörte es so. Aber es kann das schönste Huhn ja nicht in Frieden leben, wenn es den besorgten Nachbarn nicht gefällt. Und so nahm die Ketten-Reaktion ihren Anfang: Die Zweitbeste rief nach der Seelenfängerin (als sei die auch für geflügelte anime zuständig):“Polli, polli in piazza!“

Die Seelenfängerin rief Vittorio, der ja bekanntlich einen ganzen Stall voller Hähne und Hühner hatte, als es ihm noch besser ging. Doch Vittorio weilte zum Morgen-Kaffee unten bei der Girasole. Also musste Signora Eddas Nepote von der Baustelle der Santa Anna her, und im nu waren vier, fünf Leutchen hinter den drei als fleißig bekannten Legehennen her.

Doch bitte! Das mit den dummen Hühnern ist ein Vorurteil von Stadtmenschen. Die drei Burg-Brüterinnen jedenfalls ruckten kurz mit ihren Köpfen und legten ihren Galopp-Gang ein, um unter dem Torbogen von einem der drei Piazza-Ausgänge zu verschwinden.

Zickezacke Hühnerkacke waren sie in einem vorher ausgekundschafteten Stall verschwunden und blieben dortselbst – unerreichbar für Besen und längste Arme...

Seither sind einige Tage vergangen. Anstatt sich mit Bongiorno zu begrüßen, stellen sich die Burg-Geister nun die Frage, ob man etwas von den Hühnern gehört oder gesehen habe.
„Ja, sie waren vorhin gemütlich in der Via Colombo unterwegs, aber als sie mich sahen, waren sie sofort verschwunden.“

Man macht sich Sorgen wegen möglichen Begegnungen der unangenehmen Art. Was wenn Lazaro und Ginger, die samtpfotigen Jäger,  über die Hühner herfallen? Auch aus der Luft drohen ja Angriffe des Rauhfuß-Bussards, des Poiana Calzata.

Komisch, dass da keiner den zynischsten Räuber von allen im Kalkül hat: den ansonsten auf Wildschweine spezialisierten Obelix. Dem kam doch tatsächlich beim Anblick dieses herrlichen Federviehs seine legendäre Hühnersuppe La Belle Poule in den Sinn. Eine einzigartige Essenz aus möglichst fettem Hühnerfleisch, Hummerscheren und Sommertrüffeln – abgeschmeckt mit Estragon, Zitronengras und geriebenem, frischem Ingwer...

Aber dafür ist es ja viel zu heiß!

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