Dienstag, 16. Juli 2013

Das Fehlen der Burg-Baumeister

Jetzt sind auch Paula und Paul wieder da. Sie haben gerade noch in der Heimat Goldene Hochzeit gefeiert. Seit 1979 sind sie auf der Burg, und da gibt es natürlich zum Wiedersehenswein auch immer viel Nostalgie. Der Schwager von Paula, der den Borgo im damaligen Zustand akkurat mit seinem Zeichenstift festgehalten hatte, war als Architekt auch Impulsgeber für die Gestaltung der zentralen Gemäuer. Die beiden Ps haben aufgrund seiner Arbeit eines der überraschendsten Häuser hier. Der Besucher betritt es durch eine unscheinbare Eingangstür und einen Flur, der unter dem Vorderhaus hindurch führt. Dann öffnet sich auf verschiedenen Ebenen ein prachtvolles Stück Innenarchitektur, das Garten und Talblick  genial mit einbezieht.

Die jüngeren, erst später zugezogenen italienischen Nachbarn mögen zwar über den schwindenden Anteil der Deutschen spaßeshalber frohlocken, aber irgendwie merkt man bereits jetzt das Fehlen jener allesamt verstorbenen Burg-Baumeister aus dem Norden. Zu denen gehörten ja auch die Legenden Don Rolando und Don Bertholdo..

Nicht, dass die Eigentümer der Häuser an der Gesamtheit nicht interessiert wären, aber in Zeiten der Krise ist sich vorausschauend zunächst einmal jeder bei der Werterhaltung der eigenen Gemäuer der Nächste. Denn es ist klar, dass es am Meer unten eng und teuer wird – vor allem für Familien. So gibt es im Moment zwar noch jede Menge restaurierten Leerstand, aber bei Quadratmeter-Preisen von bis zu 7000 Euro in Imperia ist „Schöner Wohnen“ hier oben die Alternative.

Aber bis dahin wird Engagement für die Gesamtheit des Borgos gefragt sein. Mit Roland und Berthold , die ja auch im deutschen Baubüro ein Team waren, konnten sich alle verlassen, dass der Kommune bescheid gestoßen wurde, wenn etwas hakte. Vor allem Don Rolando hatte ja durch seine Gemeinde-Arbeit die direkten Drähte, und Berthold machte jeden Morgen seine generelle Inspektionsrunde und legte bei Schäden schon mal spontan selbst Hand an.

Das fehlt jetzt, da die Verwaltung  wohl sparen muss. Signora Giardini ist ja als Gemeinde-Gärtnerin auch noch für die anderen drei Dörfer zuständig, und die Hilfskraft wurde ihr offenbar gestrichen. Der Weihnachtsstern über der Piazza hing jedenfalls noch bis vor 14 Tagen. Jeden Tag lösen sich weitere Kacheln aus der Bepflasterung der unteren Gasse. Dabei ist das kaum einzusehen, weil der obere Teil nach dem gleichen System belegt trotz seiner Steilheit picobello aussieht. Ob das mit dem Drainage-Problem zusammenhängt? Seit der Bach oberhalb des Dorfes wegen eines privaten Bauvorhabens verschwunden ist, klagen Hausbesitzer unterhalb des Felsgrates über Einsickerungen.

Frisch gewählt konnte sich die modelmäßig auftretende  Bürgermeisterinnen-Beauty gar nicht oft genug hier oben blicken lassen. Jetzt macht sie sich genauso rar, wie ihr mit viel Start-Elan angekündigtes Kultur-Programm.


Zumindest in dieser Beziehung könnten ja das Professoren-Paar und ich unseren Beitrag leisten. Handwerklich habe ich ja eher zwei linke Hände, die nur aus Daumen bestehen...

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