Dienstag, 22. September 2020

Von der Freiheit, die wir uns nehmen

Im Zusammenhang mit den Beschränkungen, die die Pandemie eindämmen sollen, gehen ja allenthalben viele auf die Barrikaden, weil sie sich nicht durch Verordnungen gängeln lassen wollen. Sie ignorieren die horrenden Fallzahlen und halten sie sogar für das Instrument einer Verschwörung. Vermutlich sind solche Irrungen und Wirrungen darauf zurück zu führen, dass diese Zweifler im näheren Umfeld niemanden hatten, der ernsthaft betroffen war.

Hier in unserer italienischen Nachbarschaft kannte vor vier Monaten beinahe jeder ernsthaft Betroffene. Ja, selbst auf der Burg gab es eine uns bekannte Dame, die mit Corona verstarb. Die ins Altersheim verbannte Seelen-Sammlerin hingegen - bekannt aus früheren Posts samt ihrer nicht so geliebten Schwester im gleichen Asilo - hatten sich über 80jährig auch den Virus eingefangen, ihn jedoch überlebt.

So geht Disziplin auf
Ligurisch: Der von 
einem Dutzend Gängen,
Weinen und Grappa
erschöpfte Blogger
nach einem 
Pranzo di Domenica.
Bis zum Tisch und
vom Tisch weg an die
Kasse herrscht
bis vor die Tür
Masken-Pflicht
Foto: Uli Kreh
Trotz unserer Zurückhaltung bei engen Kontakten können wir sagen, dass die Ligurer ihre Lektion aus dem Frühjahr offenbar gelernt haben. Selbst bei der nachbarschaftlichen Stehparty auf unserer Piazza wurde auf den entsprechenden Abstand geachtet. Obwohl mir da mit deutlich über 30 Personen ohne Masken schon ein wenig mulmig war. Aber die niedrigen Fallzahlen in unmittelbarer Nähe zu den Hotspots an der Cote d'Azur sind ein Beweis für diese hiesige, uns immer wieder erstaunende Disziplin.
Während andernorts in Europa die Fallzahlen innerhalb von 24 Stunden in die Tausende gehen, gab es in Ligurien vom 2. bis zum 20. September lediglich 1205 neu registrierte Covid-Infektionen.
https://www.google.com/searchq=corona+fallzahlen+italien&oq=corona+fall&aqs=chrome.2.69i57j35i39l2j69i59j0l4.11962j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8
Dagegen ist die Lage in unserer Münchner Heimat ja schon wieder so krass, dass Meetings mit Maske im Feien auf fünf Personen beschränkt sind. Was sogar auch für Familien-Feste gelten soll.

War die Freiheit, die sich die Europäer  während der Ferienzeit wieder nehmen durften, wirklich angebracht? Dabei ist gar nicht allein die Reise-Freiheit gemeint, sondern vor allem auch die heimatliche Freizeit-Sucht nach der langen Isolation.  

Die Freien Demokraten in Deutschland forderten ja auf ihrem gerade zu ende gegangenen Parteitag ultimativ, dass es nicht zu einem weiteren Lockdown kommen dürfe. Sind solche Forderungen bei der Bedeutungslosigkeit der FDP nicht bloßes Getöse? Aber was wäre denn die Alternative? Dass sich jeder Anstecken muss, bis viele immun genug sind, um zu überleben? Wirtschaftet die "freie" Marktwirtschaft einfach weiter, während das Virus - zynisch betrachtet - einerseits für eine "Belebung" des Arbeitsmarktes und andererseits für freie Plätze in der Pflege sorgt?

Leute kommt zur Besinnung! So lange es noch  keinen Impfstoff gibt, müssen wir uns alle mit Abstand die Freiheit nehmen, solidarisch zusammen zu halten!

Selbst bestimmte Freiheit muss ja nicht gruppendynamisch sein
Quelle: hab-mehr-vom-leben.de


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