Freitag, 11. September 2020

Pasta al Padrino in moda mia

Lesen macht dick. Zumindest wenn einer so gestrickt ist wie ich. Bei Mario Puzo und Andrea Camilleri läuft mir beim bloßen Lesen oft schon das Wasser im Munde zusammen.

Als im ersten Band von "Der Pate" Capo Peter Clemenza die Jungs des Corleone-Clans wegen des Banden-Kriegs "auf die Matratzen schickt" bekocht er sie im Versteck simpel, sättigend aber auch enorm wohlschmeckend. Woher ich das weiß? Weil ich ein guter Nachschmecker bin, der obendrein phantasiebegabt genug ist, aus dem Gelesenen und dem im Film Gesehenen selber etwas zu komponieren.

Vor 50 Jahren haben mein Schwager und ich beeindruckt von der Lektüre zum ersten Mal in San Vicenzo an der toskanischen Küste das gekocht, was ich hier heute als meine Weiterentwicklung vorstelle:


Die Pasta des Paten auf meine Art
 

In der literarischen Vorlage werden Polpette al Sugo an die Teigwaren gegeben. Das ist dem amerikanischen Gaumen mittlerweile so vertraut, dass eigene Supermarkt-Regale mit Produkten in Dosen oder für die Mikrowelle als Fertig-Gerichte gefüllt werden. Schrecklich!

Meine Interpretation ist etwas ausgefallener, aber die halbe Stunde, die die frische Zubereitung erfordert, lohnt sich da allemal. Hier auf der Burg bekomme ich die Zutaten ja oft geschenkt, aber auch in Deutschland gibt es mittlerweile ja so viele italienische Alimentari, dass die Beschaffung von Original-Zutaten kaum ein Problem ist. Vorweg sei aber gesagt, dass mein Rezept auch mit Tomaten-Mark, griechischen oder türkischen Paprikaschoten und zerbröseltem Brät von Thüringer oder Nürnberger Bratwürsten funktioniert. Man hört dann allerdings beim Essen nicht virtuell wie von selbst die Leitmelodie vom Paten. Da kann man aber heute mit dem Internet nachhelfen...

https://www.youtube.com/watch?v=qEhci1YYF3o


Hier die Zutaten für "Moda mia"
Für vier Personen als "Primo":

12 kleine, spitze aber nicht scharfe Paprikaschoten
12 "Nester" Tagliatelle einer guten Marke, wenn
frisch gemachte nicht zu bekommen sind
600g Salsiccia Siciliana im feinen Darm am Stück in Schnecken-Form
2 mittelgroße überreife und durch Abbrühen gehäutete Tomaten
je 1 Espresso-Löffel voll frischem Thymian, Oregano und Majoran
2 große Zehen frischen Knoblauchs
4 mittelgroße, frische Peperoncini (auch Thai-Chilli passt)
2 gehäufte Teelöffel braunen Melasse-Zuckers
Salz nach Belieben

Zubereitung:

Die Paprikaschoten fein vom Strunk aus mit einem spitzen Tourniermesser vom Gehäuse und den weißen Ansätzen befreien.
Die frische Salsiccia-Schnecke vorher für eine Stunde ins Gefrierfach stellen. Sie lässt sich so besser teilen, ohne dass sie dann auseinander fällt . Die angefrostete Wurst in Finger lange Stücke oder direkt individuell auf Länge der Schoten zerteilen.. Die Schoten so vorsichtig damit stopfen, dass sie gut mit Druck ausgefüllt sind. So zerplatzen sie nicht beim Schmoren.
Nur zwei Esslöffel bestes Olivenöl zum Anbraten auf niedriger Flamme in einer Pfanne mit hohem Bord und Deckel. Und von Anfang an den Deckel drauf. Dadurch ergibt sich der köstliche typische Brat-Saft als Grundlage für die Geschmeidigkeit
Nach der Hälfte der etwa 45 Minuten Garzeit die gepellten, in Würfel geschnittenen Tomaten mit allen Kräutern, dem Knoblauch den zerhackten Peperoncini, eventuell übrig gebliebener Wurst und zwei weiteren Esslöffeln Öl dazugeben.
10 Minuten vor dem Servieren der Pasta das kochende Wasser für die Tagliatelle kräftig salzen und die Nester oder die Frisch-Ware hinein geben. 
Achtung: Frisch gemachte Tagliatelle haben nur eine Garzeit von drei bis vier Minuten. Die in "Nestern" angebotenen Fertigprodukte können in einem flachen Topf von Wasser bedeckt nach Anweisung so vorsichtig gegart werden, dass sie dann mit einer Loch-Kelle unversehrt herausgehoben und so auf vorgewärmten Tellern zur "Gourmet"-Variante mit den Schoten sternförmig dazwischen optisch eleganter angerichtet werden.
Natürlich bevorzuge ich die Mafia-Art mit der in der Pfanne unter gehobenen Pasta. Das ganze mitten  auf den Tisch, und jeder nimmt sich selbst! Besonderen Pfiff bekommt die Mahlzeit, wenn man statt des üblichen Parmesan oder Grana Padano mal Pecorino stagionato drüber hobelt...

Buon Appetito!









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