Mittwoch, 16. September 2020

Kein Klima für Wandel

Vor ein paar Jahren noch warb eine der deutschen Schurken-Banken, die nur mit unseren Steuergeldern gerettet werden konnte, in ihrem Spot mit der Frage:

Wollen wir wirklich so weitermachen wie bisher? 

Sie machte so weiter, und fährt jetzt wieder beträchtliche Gewinne ein und schüttet absurde Boni aus.

Mitten in der größten Gefahr durch die Corona-Krise glaubten ein paar Gutmenschen: Die sei jetzt auch das Signal für einen grundsätzlichen Wandel! Zumal die Chancen ja nicht schlecht standen durch den verminderten CO2-Ausstoß in folge der reduzierten Fliegerei und des beinahe erlahmten Straßen- und Güter-Verkehrs.
"Weniger bringt mehr!", hätte die nachhaltige  Erkenntnis lauten können. Aber die brächte ja bei den bevorstehenden Wahljahren unterm Strich keine Stimmen. Die aber garantieren eben letztlich, doch so weitermachen zu können wie bisher. So kam es nach den Ferien bedingten Erleichterungen auch wieder verstärkt zur Erkenntnis:
Unterm Strich zähl ich!"

Eine Werbeaussage, die sich vor allem der mächtigste Leugner des Klima-Wandels in seinem Lügen-Wahlkampf ungeniert zu eigen macht. Da können Experten ihm noch so oft von todernsten Signalen ins Ohr flüstern.

Selbst von der Burg aus sind die nicht nur durch die weltweite Vernetzung wahrzunehmen. Denn wir leben zwar in diesem Zauberberg-Kokon, sind aber vom Klima her ja mitunter heftig exponiert.
Doch noch nie haben sich die diversen Wetterberichte, die wir heute für unsere Region  aufrufen können, so schwer getan mit  ihren Vorhersagen. Und noch nie haben sie sich auch so häufig quasi kollektiv geirrt.

Wild, aber noch gut zu lesen:
Die Wolken über unserer Terrasse
im Jahr 2007
Foto: "Wolken-Anne" Claus Deutelmoser

In den ersten Jahren auf der Burg war ich durch meine Ausflüge aufs Meer ein regelrechter Wind-Leser. Ich brauchte nur morgens auf die Terrasse zu gehen und konnte dann in den Wolken lesen, wie das Wetter werden würde. Heuer ballten sich häufig riesige Wolken-Berge über dem Borgo, und dann aber fielen nur ein paar Tropfen. Gewitter, weit weniger heftig als sonst, bauten sich massig im Apenin auf, regneten sich dort ab und kamen nur in Ausläufern zu uns. Immerhin war damit unsere Wasser-Versorgung trotz der Trockenheit gesichert. Noch nie mussten die Musik-Professoren und meine "Fürsorgliche" unsere zur Garten-Landschaft  mutierte Piazza derart intensiv wässern. Kein Wunder, dass bei solchen auch für Insekten Ideal-Bedingungen unsere "Haus-Schwalbe" dreimal gebrütet hat (18 flügge gewordenen Jung-Schwalben konnten wir zählen) und immer noch in ihrem Nest hockt, obwohl sie eigentlich längst schon weiter nach Süden hätte ziehen sollen.

Drei Tage hatten wir gerade Sturm aus wechselnden Richtungen, der jede Feuchtigkeit und jeden Wolken-Ansatz einfach fort blies. Bei Temperaturen, die immer noch knapp unter 30 Grad liegen, ist das oberflächlich betrachtet ganz angenehm, aber auch nicht ungefährlich. Da fängt man sich gewissermaßen in Windeseile eine Erkältung ein.

Auch die Wind-Ordnung ist durcheinander: Der Grecale aus Nordosten war hier früher der Schlechtwetter-Wind. Deshalb hat unser Haus an seiner Ost-Fassade nur ein kleines Giebelfenster.
Der Wind aus Norden, der "Tramontana", sorgte immer zwischendurch  für Abkühlung, und wenn aus Südwesten der "Libeccio" übers Meer strich, brachte er - wie alte Romane dies beschrieben - die Seelen eigentümlich in Wallungen. Nun ist das nur noch selten so, wie es sein sollte. Zur Zeit ist es einfach unmöglich, verlässlich eine anhaltende Windrichtung und ihren Einfluss zu bestimmen.

Die konstante Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 70 Prozent verhindert aber offenbar, dass im Talkessel  im ausgehenden Sommer - wie gerade in anderen Teilen der Welt -  die alljährlichen Waldbrände entfacht wurden.  Bislang kamen die Feuer-Flieger noch nicht zum Einsatz. Es gab nur Kontrollflüge.

Dieser Text hier - fällt mir gerade auf - könnte fast eine Parabel sein: Ob meteorologisch, politisch oder geologisch - noch ist wohl leider kein nachhaltiges Klima für einen Wandel zu erwarten. Hoffen wir, dass der Herbst in jedweder Deutung nicht allzu heiß wird.

Möge uns der heiße Herbst verschonen
Foto: pinterest



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