Montag, 9. Juli 2018

Wer früher trinkt, bleibt länger trocken

Die Überschrift ist kein Leitsatz für anonyme Alkoholiker, sondern eine Methode, die ich auf den Fahrten über die Sinai-Halbinsel von Beduinen gelernt und auf der Karawane im Negev später praktisch anwenden konnte.
Kufya auf dem Kopf
allein reicht nicht. In der
Wüste braucht man
die Tricks der
Einheimischen, um
an Wasser zu kommen.
Siehe auch der
Burgschreiber

Allerdings ist das Wüstenklima meist extrem trocken, und lässt einen die Temperaturen eher ohne Schweiß ertragen, wenn man leicht und in mehreren Schichten gekleidet ist. Beduinen trinken das kalte Wasser aus den tiefen Brunnen vor Sonnenaufgang, dann trinken sie noch eine ihrer Reise-Kannen voll Pfefferminz-Tee, und das war es  mit der Flüssigkeits-Aufnahme bis Sonnenuntergang.
Die Beduinen sind wie ihre Tiere Meister im Verbrauch des
kostbaren Wassers. Dabei sitzen sie buchstäblich
auf einer der größten Süßwasser-Kavernen
der Welt, was ihnen in einer gerechten Welt
vermutlich mehr einbrächte als das Öl

Bei feuchtheißen tropischen Temperaturen hilft das allerdings gar nichts. Im Matogrosso wäre ich bei einem kurzen Landgang vom Boot aus beinahe unter dem Laubdach ertrunken. Nach der Fahrtbrise auf dem Amazonas stand die Luft, und ich hatte nach zwei Minuten keinen trockene Faden mehr am Leib. Das blieb so bis zur Rückkehr in die Zivilisation.

Ganz schlimm ist es, wenn in so einem Klima formelle Veranstaltungen besucht werden müssen. Ich bin ein erbärmlicher Schwitzer seit der Kindheit, deshalb habe ich schon einen triefenden Bammel vor solchen Events. Im Süden von Sri Lanka war ich bei einer Einweihung dabei, die vom damaligen Präsidenten Junius Richard Jayevardene vorgenommen wurde. Es wurde um formelle Kleidung gebeten, die ich nicht dabei hatte. Also ließ ich mir in ein paar Stunden einen sogenannte Parliament-Suit anfertigen.
Da stand ich nun neben ein paar Offiziellen von der Deutschen Botschaft in Colombo, und der dünne Baumwoll-Kattun verschaffte meinem Körper quasi eine durchsichtige Hülle. War das peinlich!
Der Mato Grosso wird oft nicht zu unrecht
als "Grüne Hölle" bezeichnet. Wer seinen Wasserhaushalt
nicht regelmäßig ausgleichen kann, droht trotz des vielen
Wassers zu dehydrieren (Fotos: Claus Deutelmoser)


Um die Atmosphäre zu entspannen, raunte ich fragend unseren Diplomaten zu, ob denn das Auswärtige Amt in diesen Breiten ein absolutes Schwitz-Verbot erlassen hätte. Denn die Jungs im dunklen Anzug mit Hemd und Krawatte vergossen keinen Tropfen.
Sie waren dann auch schnell verschwunden.  Nicht ohne mir zur Beruhigung ihren Trick zu verraten:
Sie hatten in ihrem Dienst-Benz eine große Kühlbox für ihre Kleidung...

Seit drei Tagen haben wird nun auf der Burg ein Klima, wie ich es hier selten erlebt habe. Die Sonne erwärmt die Luft auf über 30 Grad im Schatten. Dann wird entweder das Tal im Nebelschleier versteckt oder es entlädt sich ein Gewitter. Dagegen helfen keine Tricks. Mir läuft selbst in meinem Arbeitszimmer der Schweiß derart in Strömen runter, dass ich um einen Kurzschluss beim Schreiben fürchten muss.

Klitschnass warte ich auf die Wohltat eines kühlenden Abends, der zumindest die Nacht erträglich macht. Ein Tipp für Dauerschwitzer wie ich einer bin: Ungeniert einfach laufen lassen. Denn wenn einem das Schwitzen Stress bereitet, hört es erst recht nicht auf

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