Freitag, 20. Juli 2018

Gegen den Strom

Gut kann ich mich noch erinnern, wie in Deutschland der Energie-Markt liberalisiert wurde. Da gab es auf einmal gelben Strom oder einen, der vorgab eine Art Sauerstoff zu sein. Aus der Steckdose kam aber immer nur eine Versorgung mit Elektrizität. Die Lockvogel-Angebote ließen uns kalt, denn wir wussten, dass jeder Markt sich kurz über lang einpreisen würde. So änderte sich in Deutschland für uns nichts.

Mit beinahe einem Jahrzehnt Verspätung fiel auch in Italien das Monopol. Nur gab es hier eine Zwangsscheidung auf italienisch, denn es hüpften auch Anbieter mit unsauberen Methoden auf die nun freie Versorgung mit Strom. Bis der staatliche Konzern ENEL sich gegen Abwerbung sichern und entsprechend für den freien Markt aufstellen konnte, waren Legionen von Callcenter-Leuten damit beschäftigt, Verbraucher in eine Falle zu locken. Was vor allem für jene galt, die des Italienischen - in Maschinengewehr-Tempo  herunter gerattert - nicht mächtig waren. Zwar ist Telefon-Marketing in ganz Europa untersagt, aber wenn es ein Adressen-Leak mit Steuernummern gibt, ist man zunächst machtlos gegen die Fangfragen. Ein Si oder Confirmo an der falschen stelle, und schon wurde das als Einverständnis für einen neuen Vertrag gewertet. Da konnte einer am Ende des Gespräches noch so dringlich beteuern, dass man nichts von all dem verstanden hätte.
Einmal brüllte ich verzweifelt in den Hörer: "M'interesso un cazzo!"

Es half nichts. Plötzlich bekamen wir Rechnungen von Firmen, die sich Greennet oder Iren nannten und als erstes nach neuem Recht die Fernsehgebühr in Rechnung stellten.

Schon einmal hatten wir eine Stromsperre, die hier einen endlosen Nerven-Krieg auslöste. Deshalb warteten wir, wer mahnen würde und ließen uns von unserer Deutsch-Italienischen Freundin beraten.
Das Schwimmen gegen den Strom dauert nur schon 24 Monate. Jetzt endlich ist ENEL auf den "neuen Markt" eingestellt und begrüßt uns - Achtung! - nach beinahe zwei Jahrzehnten als neue Kunden.

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