Freitag, 30. September 2022

Ein Mord im Morgengrauen?

War am schwersten und erst zuletzt
 zu identifizieren: die ligurische
Berggrasmücke
Quelle: ebird.net
Während ich noch von den globalen Dramen nachts so erschüttert war, dass ich nicht richtig schlafen konnte, musste ich im Dunklen auf den nahen Dächern gegenüber einen Überfall mit anhören, bei dem es um Leben und Tod ging.

Da meine Frau ja die geräumige Vogel-Badeanstalt auf unserer Dachterrasse gleich zu Beginn der Hitze- und Dürreperiode eröffnet hatte, ging es unseren gefiederten Nachbarn ziemlich gut. Diszipliniert warteten die diversen Arten samt ihres frisch flügge gewordenen Nachwuchses, bis jeder an der Reihe war.
Wir hatten so die Muße, in Ruhe zu beobachten, wer uns denn alles ohne Scheu besuchen kam: 
Die ersten war die Bergstelzen-Familie, die zu jeder Tageszeit mit ihrem Nachwuchs herumhüpfte. Wesentlich Scheuer, weil extrem ängstlich um ihren kugeligen Küken besorgt, flatterten die Blaumerlen heran. Meisen und Finken waren uns  ja in den letzten Jahren immer vertrauter geworden, seitdem hier nicht mehr blindwütig auf sie geballert wird.
Erst als alle nach den starken Regenfällen vor vierzehn Tagen nicht mehr so egelmäßig kamen. oder schon fortgezogen waren, fiel uns dieser auf unserer Terrasse eher einzelgängerische Piepmatz auf.

Die Fachzeitschrift für Vogelbeobachter "Der Falke" - das las ich im Internet - feierte diese ligurische Variante der Weißbartgrasmücke 2016 noch als Neuzugang, weil das Verbreitungsgebiet eher weit westlich von hier in Südfrankreich verortet wurde. Ich konnte sie wohl nicht gleich bestimmen, weil sie laut Experten hier in unterschiedlichem Federkleid auftritt. Offenbar hat la "Silvia di Montagna" auch am Hals nicht immer die weißen Federstreifen, die sie auch als Weißbartgrasmücke kennzeichnen.
Unsere Besucherin war mit ihrem eher schüchternen, grauen Federkleid - nachdem ich auch die Vogelstimmen verglichen habe - also das Grasmücken-Weibchen. Das dazu gehörige Männchen hat sich bei Helligkeit allerdings nicht sehen lassen.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/FVYVSQUYKGM2SW3PCJZTKRG53UHMC7C7

Aber wieso beide überhaupt noch da waren, wo sie doch schon seit August auf Zug in die Sahelzone sein sollten? Und dann auch noch deutlich hörbar im September Nachwuchs betreuend?
Gut, wir hatten hier ja mehr als drei Monate quasi auch Sahelzone. Vielleicht haben sich die über Schwanz nur zwölf Zentimeter langen Tierchen gedacht: Wieso denn nach Afrika, wenn es hier genau so heiß ist?

"La Gazza azzurra liguria" ist sehr
viel hübscher als ihre nordischen
Artgenossen, die hier jetzt in der
langsam in der Überzahl sein dürften
Quelle: liguriabirding.net
Der Klimawandel oder einfach bessere Lebensbedingungen, haben neben den Berggrasmücken aber auch die schwarzweiße nordische Elster hier in den Bergen stark zuwandern lassen. Sehr zum Leidwesen der angestammten 
"Gazza azzurra liguria", der hier einst wegen ihrer prachtvolleren Federn besonders als Schmuck für Jägerhüte nachgestellt wurde...
Da ich ja nur Ohrenzeuge war, wage ich es kaum die megaschlaue Elster in diesem Fall unter Mordverdacht zu stellen. Unsere Altvorderen haben den "Galgenvogel" ja sowieso schon immer als diebisch unter Generalverdacht gestellt. Als Angehörige der Gattung Rabenvogel gelingt es ihr immer noch nicht, allein über die ihr eigene, außergewöhnliche Intelligenz definiert zu werden. Forscher stellen diese mittlerweile auf eine Stufe mit der menschlichen.
Im Flug bestechend schön
und erschreckend intelligent
Quelle: nelcoure.org

Aber leider kann sie ihr wie böses Lachen klingendes Keckern im Beute-Rausch nicht abstellen.https://de.wikipedia.org/wiki/Elster Das hat mich bei offenem Fenster noch bei totaler Dunkelheit aus meiner Dämmerung gerissen, denn gleichzeitig erscholl ein vielstimmiges Piepsen aus dem Nest ganz in meiner Nähe. Sehen konnte ich nichts aber die folgenden Geräusche waren eindeutig. Die Grasmücken-Eltern versuchten zwar noch durch wechselnde Warnrufe aus unterschiedlichen Richtungen, die Elster abzulenken, aber der Frühstückshunger der Räuberin war zu zielgerichtet. Die dann nach dem letzten triumphierenden Keckern einsetzende Stille war gruselig.

Ausgerechnet wir Menschen sollten jedoch gerade jetzt nicht aus Mitleid die natürliche Tierwelt in Gut und Böse unterteilen...

Gioachino Rossini
1792 - 1868
Quelle: wikipedia

Die diebische Elster -

La Gazza ladra

Bienvenido a la nueva eraA un mundo sin dolorSin amor, ni imaginaciónDonde la lluvia sacia a un bosqueQue no puedes verSi no navegas por la redLa hermana luna se dejó de peinarPues no encontraba el reflejo en su espejo, el marAlza la vista hasta donde te alcance la razónPodrás ver que el sol se marchóMontado en una nubeDe carbono y gas letalFueron en busca de una florPues el hermano solSe cansó de alumbrarAlimentado por un disco duro y una terminalOh, en satania estásTus pensamientos programados están
Oh, aprieta el botónNavega en mi mundo"deseos.com"Constrúyete un paraísoUn amante virtualMándale orgasmos por e-mailDiséñate un beso tiernoO un gesto de amorAbre un archivo y grábaloCompra un programa especial para llorarDonde, en las lágrimas, puedas elegir variedadOh, en satania estásTus pensamientos programados estánOh, aprieta el botónNavega en mi mundo"deseos.com"La voz de tu amo soy, linkada a tu corazónTe concedo futuro, a cambio de tu libertad
Quelle: LyricFind
La gazza ladra ist eine Opera semiseria in zwei Akten von Gioachino Rossini mit einem Libretto von Giovanni Gherardini. Die Uraufführung erfolgte am 31. Mai 1817 im Teatro alla Scala in Mailand. 

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