Mittwoch, 21. September 2022

Benzin-Bredouille

AltersgenossInnen erinnern sich vielleicht noch verschwommen and die Zeit, als für die ungetrübte Reiselust nach Italien die sogenannten "Coupons" erworben werden mussten. Wenn ich mich recht besinne, war die Benzinpreis-Differenz wegen der in Italien mit dem Sprit erhobenen KFZ-Steuer so hoch, dass man diesen Ausgleich nicht nur zum Wohle des Tourismus erschaffen hatte.

Quelle: toonpool.com

O tempora o mores! Dass ich nochmal erleben darf, dass das Standard-Benzin in Italien derart viel billiger ist als in Deutschland. Das kann ja nicht allein am Ukraine-Krieg liegen. Hier gestern im Tal lag der Preis für die Sorte E5 bei 1,69 Euro pro Liter, während er gleichzeitig in Deutschland immer noch um die Zwei-Euro-Marke herum dümpelt. Haben die Italiener günstigere "Quellen"? Oder liegt es daran, dass in ein paar Tagen die vorgezogene Wahl stattfindet, bei der nur ein Wunder Italien vor einer neuerlich faschistischen Regierung bewahren kann? Dabei haben die Italiener in der EU doch angeblich immer noch den höchsten Steuer-Anteil  auf den Liter zu berappen.

Es gibt die These, dass sich auch die Höhe der jeweiligen Inflation im Land auf den Benzinpreis niederschlägt. Aber die wäre ja laut "Statista" mit 9.1 Prozent Ende August auch nur geringfügig höher gewesen als die Deutsche mit 8,8.

Nun gut. Vielleicht liegt es ja an der Zahl der See-Häfen und den kürzeren Routen zu den Lieferanten in Arabien. Italien hat 13 See-Häfen am Mittelmeer beziehungsweise an der Adria. Deutschland hat nur zehn, aber mit einer weitaus höheren Umschlags-Kapazität und zudem bedienen die nicht nur ein Meer, sondern neben Ost- und Nordsee eben auch noch den gesamten Nordatlantik.

Götterdämmerung an der Zapfsäule:
Eine Rückkehr zu Preisen von vor der Pandemie wie auf diesem Bild
schließt das Kassandra-Kartell auch ohne Grundlage schon mal aus.
Bald gehen ja auch nachts die Lichter auf unseren Aitobahnen aus?

Quelle: mdr das erste

Allerdings wirkt die von den Medien in Deutschland ausgelöste Verknappungs-Panik nicht so drastisch auf die Gelassenheit der gerne und leidenschaftlich  protestierenden Mitmenschen hier. Da sind die Themen - wie die Statistik beweist - eher ideologisch und dem Anlass bedingt als dem eigenen Wohlergehen. 

Wenn die Inflation allerdings auf die Restaurant-Rechnung schlägt, wird eben vermutlich mehr zuhause gekocht. Die Untergrenze für ein normales Essen zu zweit ist auf über 60 Euro gestiegen. Am deutlichsten ist die Teuerung bei den Preisen für ein typisches 14gängiges ligurisches All-inclusive-Essen nachzuvollziehen: Unsere Lieblings-Trattoria "Maria" in Vessalico hat den Menü-Preis von 35 Euro pro Person im vergangenen Jahr in diesem auf 45 Euro erhöht und berechnet nun zusätzliche Flaschen Wein und Schnäpse... Auch das "Val Prino" in Prela nahe Dolcedo hat den Menüpreis von 28 Euro auf 35 Euro angehoben und bietet auch nicht mehr alles inklusive.

Was das denn bei einer Firmierung als "Agriturismo", der ja den Großteil des Angebotenen aus eigenen Ressourcen bestreiten sollte, mit dem Benzin-Preis zu tun hätte?

Hätte, hätte Lieferkette vielleicht? Oder aber man erwarb - die Deutschen nachahmend, die das hier klaglos hinnehmen - vorab schon mal eine Krisengewinnler-Mentalität auf Kosten der "German Angst".

So wie das Kassandra-Kartell jammert,
müssten auch die Container-Schiffe
bald per Ruderboot entladen werden

Quelle: d.velop.de


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen