Mittwoch, 7. September 2022

Als die Frauenbewegung erstmals ihren Kopf verlor

Aubrey Beardsley's
Jugendstil-Plakat zu
Lysistrata

Quelle: wikipedia









Nach meinem Baerbock-Post vom vergangenen Montag ist dieser Beitrag zum heutigen Datum nur logische Konsequenz. Zwar beschäftigte sich schon Aristophanes um 411 vor Christus in seiner Komödie "Lysistrata" damit, was passieren könnte, wenn Frauen sich durch Verweigerung von Sex gegen Krieg und der damit verbundenen Geldverschwendung erheben könnten. Aber sie war eben doch aus dem Blickwinkel des Mannes geschrieben worden. Wie im übrigen auch die Französische Revolution - trotz ihrer Symbol-Frau Marianne - in ihren Manifesten reine Männersache war.
Quelle: pinterest

Das stieß der am 7. September 1748 als "Bastardtochter" des Landedelmanns Jaques Lefranc de Pompignon in Montauban geborenen Marie Gouze  in den postrevolutionären, von der Guillotine blutig geprägten Tagen derart sauer auf, dass sie 1791 ihre Kampfschrift "Die Rechte der Frau" veröffentlichte.
Da hatte sie - der Zeit entsprechend - schon ein typischen Frauen-Dasein hinter sich: Mit 17 zwangsverheiratet, bald verwitwet und erst in dritter Ehe 1768 nach Paris gelangt, war sie quasi noch Analphabetin und sie sprach Aquitanisch, den rauen nordfranzösischen Dialekt. Mit einem kaum vorstellbaren Willen und unbändigem Fleiß erfand sich die Aufklärerin in einer Qualität neu, die sie befähigte bereits 1784 unter dem neuen Namen "Olympe de Gouges" ihr erstes Theaterstück auf die Bühne zu bringen.

Olympe de Gouges auf
einem Pastell von
Alexander Kucharski

Ihre erste Version von  der "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" könnte auch heute noch als Grundsatzpapier der Frauenbefreiung gelten. Das passte dem Robespierre-Terror natürlich gar nicht, zumal die Streitbare und Unbeugsame ihn auch öffentlich an den Pranger stellte. Zwei Jahre nach ihrer "Déclaration" wird sie verhaftet, und um sie zu brechen, durch verschiedene Kerker der jungen Republik geschleift. Am 3, November 1793 starb sie unter dem Fallbeil.

Tuschzeichnung von Lavis de:Matteis
von 1793
Alle Zeitdokumente
aus wikipedia
In der Urteilsbegründung spielten natürlich andere konterrevolutionäre Ansichten wie ihr Girondismus und die Treue zur Monarchie eine vorrangige Rolle. Aber ihr Einsatz für die Rechte der Frauen wurde so zudem als eine unerwünschte Einmischung in die "den Männern vorbehaltene Politik" gebrandmarkt.

Robespierre starb übrigens im Jahr darauf bei einer Schau-Hinrichtung - ganz sicher nicht "einträchtig" -auf  der "Place de la Concorde".

Als Frauenrechtlerin geriet Olympe de Gouges in den beiden folgenden Jahrhunderten durch ein verstärktes Interesse an Suffragetten und weiblichen Politikerinnen bei verbesserter Nachrichtenlage vor allen Dingen in Frankreich und England beinahe in Vergessenheit.
Dass Rosa Luxemburg ein vergleichbares Schicksal erlitt, brachte sie zumindest bei HistorikerInnen der Gegenwart wieder auf den Schirm.

Übrigens gab es bis in die 1990er auch im BGB Deutschlands immer noch Passagen, die Frauen eindeutig benachteiligten...

Rosa Luxemburg
Quelle: LEMO


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