Mittwoch, 28. September 2022

Ein Dolchstoß. der eher nicht zur Legende taugt

 Wie sich Giorgia Meloni, die künftige Ministerpräsidentin Italiens, in den ersten 100 Tagen ihrer Regentschaft verhalten wird, zwingt auch sogenannte Insider zu Mutmaßungen. Bleibt sie bei ihren neofaschistischen Attitüden, wie sie sie im Wahlkampf gepflegt hat, wird das Traumziel einer "Europäischen Einheit" einmal mehr infrage gestellt.

Die Wölfin, die Mussolini immerfort als einen Politiker preist, der gut für Italien war, wird wohl kaum mit Kreide gurgeln, um die scheckerstarrte Führungsriege der EU zu beruhigen. Der Berlusconi-Schützling mit der eigenen Partei-Gründung wird die Konfrontation mit Europa bis an die Schmerzgrenze ausreizen. Sie wird die bald drei Billionen Euro Staatsverschuldung die Italien mit all den gescheiterten Regierungen der letzten Jahre angehäuft hat, als Erpressungspotenzial einsetzen. Und zwar mit der Begründung, dass sie ja in der Opposition war und vor allem deshalb gewählt wurde, weil Italien einen Kurswechsel wünscht, um wieder ein europäischer Wirtschaftsfaktor von einstigem Rang zu werden

Werden die Fascho-Schwestern dafür sorgen, dass
dem  demokratisch gewachsenen  Europa das Lachen vergeht?
Montage: euronews


Die 45jährige gelernte Journalistin ist ein hochintellektuelles, mehrsprachiges Kraftpaket. dass sich nicht viel von der neun Jahre älteren Marie Le Pen abgucken musste. Sie ist nämlich eigentlich schon mindestens gleichlang im Politgeschäft und hat sogar schon - im Gegensatz zur der französischen Faschistin -   unter Berlusconi  ein Ministerinnen-Amt bekleidet. Der Vergleich mit dem Mussolini-Hitler-Duo - mit ähnlichem Timing - drängte sich mir schon bei Berichten von den ersten gemeinsamen Auftritten dieser Powerfrauen auf. Mussolini war ja anfangs von ganz links auch Journalist. Man geht den Parolen der beiden Blondinen so leicht auf dem Leim, weil sie in der typischen, temperamentvollen Diktion ihrer "Landsmänninen" rüberkommen: in einer oft gar nicht uncharmanten Mischung aus Marktfrau und Grande Dame,  

Marie Le Pen hat sich ja bereits vor einiger Zeit spektakulär ihres Vaters an der Parteispitze entledigt. So leicht wird es Meloni mit ihren "Fratelli d'Italia" nicht haben, Berlusconi  und seine "Forza" los zu werden, Denn der 85jährige Medienmogul, Multimillionär und Europa-Abgeordnete will  noch den 81jährigen Sergio Mattarella als Italiens Präsident beerben. Zudem ist er essentiell für die Bildung der kommenden Regierung, bei der viele gespannt sein dürften, ob der Name Mussolini im Kabinett vertreten ist...

Sollte es deshalb alsbald in der angestrebten Koalition knirschen? Zumal ja der ehemalige Vize-Ministerpräsident und Innenminister Matteo Salvini mit seiner Lega derart abgestürzt ist, dass für ihn sein früheres Amt als Innenminister logischerweise wohl nicht wieder in Reichweite wäre. Meloni wird mit ihrer Europapolitik nicht in eine Ungarn-Rolle geraten wollen, aber darf auch nicht ihr Gesicht verlieren.

Scheiterte sie wie die letzten Regierungen Italiens vorzeitig , wäre sie allerdings kreativ genug. daraus den verräterischen Dolchstoß von Verbündeten zu zaubern. Dann wäre es an den letzten aufrechten Europäern, daraus nur keine Legende erwachsen zu lassen.

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