Montag, 12. September 2022

Die Angst vorm Hund

Es ist in ihren Genen: Mias Artgenossen  - die Beaucerons  -
sind verlässliche Hüter und  Beschützer. Da muss
sich auch das im Vergleich winzige Lämmchen
nicht davor fürchten,, einmal als "schwarzes Schaf"
in seiner Herde zu bestehen
Quelle: Easy Dogs Hundeschulen
Meine vierbeinige Freundin Mia ist, seit wir hier sind, zu einer stattlichen Hündin herangewachsen. Der Lebensgefährte meiner Schweizer Freundin ist ein durchtrainierter Mann, der sein Leben lang hart körperlich gearbeitet hat. Wenn er von seinem Garten-Paradies wieder auf die Burg und über die Piazza kommt, hat er sich die lange Hundeleine schon vorsorglich um die Schulter geschlungen. Mia zerrt ihn nämlich unerbittlich zu unserer immer offenen Haustür, weil sie weiß, dass da stets eine Scheibe Salami oder ein anderes Leckerli auf sie wartet. Trotz ihrer beachtlichen Größe ist Mia ein liebenswertes Tier, was sich vor allem bei kleineren Rüden herausstellte, als sie zum ersten Mal läufig war. Mit den Zwergen auf Freiers Pfoten tobte sie den üblichen Reigen, ohne dass es zu Verletzungen kam. Dennoch haben viele Dorfbewohner und vor allem die Touristen oft Angst, wenn sie mal ohne Leine ausgebüchst ist.

Wurde auch nicht eifersüchtig,
als mein Vater aus der
Zweisamkeit ein Trio
machte: Flak, der erste Terrier
in der Familien
Wie die Angst vor Spinnen und Schlangen scheint dass Misstrauen oder der ängstliche Respekt vor Hunden in vielen Menschen tief genetisch verankert zu sein, seit Wolf und Homo Sapiens erstmals aufeinander trafen. Es ist eine Ur-Angst gewissermaßen. Sie ist aber heute mit Geduld und Wandel durch behutsame Annäherung durchaus zu überwinden:

Meine Mutter zum Beispiel hatte als Teenager trotz ihrer mächtigen Körperlichkeit eine schier unüberwindliche Angst  - selbst vor den kleinsten Hunden. Mein Großvater kaufte ihr dennoch einen Airedale-Terrier. Die erste Begegnung der beiden ist immer noch Familien-Legende, obwohl alle Beteiligten längst gestorben sind. Der noch junge Welpe wartete geduldig schwanzwedelnd vor einem Sofa, auf  das meine Mutter gesprungen war und nicht mehr herunter wollte. Sein Hundeleben lang waren die beiden kurze Zeit später  unzertrennlich - selbst als mein Vater ins Leben meiner Mutter trat.

Als unser Papageno - zufällig auch ein Airedale - eher unverhofft in unser Leben stürmte, kam es zwischen ihm und meinem Sohn - beide noch mit Milchzähnen ausgestattet - zu erbitterten und mitunter schmerzhaften Kämpfen um die Rangfolge im Familien-Rudel. "Der Hund muss weg!" schrie er immer wieder. Am Ende seines Hundelebens war es mein Sohn, der Papageno zärtlich durch dessen letzte Stunden half. Auch unsere Haushaltshilfe, die wegen des Hundes schon ihren jahrelangen Job kündigen wollte, wurde durch den fürsorglichen Charme des Rabauken von ihrer beinahe panischen Hundeangst befreit.

Nachdem die Rangfolge im Rudel abgeklärt war
wurde Papageno ein wachsamer und duldsamer Reisebegleiter.
Hier beim "Gassigehen" auf Elba

Wieso ich das alles schreibe? Vielleicht hätten alle, die  bei Wladimir Wladimirowitch  Putin antichambriert haben, einmal besser darüber nachdenken müssen. was das für ein Mensch ist, als er unsere bekanntermaßen unter Hundeangst leidende Bundeskanzlerin bei einem Staatsbesuch beiläufig mit seinem nicht angeleinten, bedrohlich großen Hund konfrontierte. Wer sich einen Hund allein dafür hält, damit andere Angst vor ihm haben oder sein Herrchen nur so respektieren, kann charakterlich nicht wirklich einwandfrei sein...
Nicht umsonst ist ja immer wieder ein Hunde-Führerschein im Gespräch,

Quelle: Deutschlandfunk Kultur



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