Mittwoch, 12. Juni 2019

Die Liebe im Wandel

Neulich kamen wir im Kreise jüngerer Paare auf die Dauer unserer Beziehung und Ehe zu sprechen. Wie immer reagierten meine Frau und ich mit gequälten Witzen zu den gemeinsamen über fünf Jahrzehnten, die hinter uns liegen. Es ist uns vielleicht peinlich, wo doch heute die Ehe auf Zeit propagiert wird.

Die Paare  - zum Teil seit kurzem verheiratet oder einfach nur miteinander lebend - machten sich keine Illusionen darüber, dass das lebenslange ein Bündnis von gestern sei, und selbst gemeinsame Kinder durch diverse, errungene Mechanismen damit schon klar kämen. In der Tat waren meine an ihrer Schule noch so ziemlich die einzigen, deren Eltern nicht geschieden waren.

Gut, auch wir sind die Ehe nicht im Glauben "bis dass der Tod uns scheide" eingegangen. So, wie wir uns vom ersten Moment unserer Beziehung zum Teil auch in der Öffentlichkeit gefetzt haben, konnte ja keiner von Dauerhaftigkeit ausgehen. Aber unterschwellig war wohl immer der Willen zum Erhalten der Verbindung da: Beim Ringen gegen die lange Kinderlosigkeit, beim Eingehen von beruflichen und später geschäftlichen Risiken, bei der von vielen Klippen erschwerten Erziehung unserer Heranwachsenden.

Am Ende jedes Ringens war da ein Konsens, der uns dann noch enger zusammen schmiedete, gar glücklicher machte.

Das Alter bringt es jetzt mit sich, dass man häufiger zurück denkt. Hätten wir da und dort an einer Gabelung einen anderen, vielleicht besseren Weg einschlagen können?

Wer weiß das schon im Nachhinein? Aber was wir  aus der langen  Ehe gelernt haben, sind folgende Fakten:

Den Partner für so eine lange Reise zu finden, ist mehr als ein Sechser im Lotto.
Die Liebe der ersten Jahre erfährt unabdingbar einen Wandel und muss sich dann neu definieren.
Die neuen Ebenen der Liebe erreicht man nur durch harte Arbeit an der Beziehung.
Ob das vielleicht ein Rezept war?
Das Ja-Wort gaben wir uns erst nach acht Jahren,
die Kinder kamen noch vier Jahre später...
Erst im ruhigen Wasser vor der Mündung des Lebensflusses ins Meer der Vergänglichkeit können wir endlich mit dem Rudern aufhören, den Kopf heben und den Partner voller Innigkeit anschauen. - Selbst wenn dann gleich wieder darüber gestritten wird, wer das Steuern übernimmt.

Die Zweitbeste, die Fürsorglichste und die Sparsamste - wie ich meine Frau in diesen Blogs gerne bezeichne, liest die nie. Deshalb kann ich mir diese Reminiszenz auch leisten, ohne von ihr  als zu sentimental bezeichnet zu werden...

Ich habe das hier ja auch nur geschrieben, weil wir beide vor vier Tagen das Datum unserer ersten Küsse  erstmals nach 52 Jahren  übersehen und zu erwähnen vergessen haben..

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