Freitag, 21. Juni 2019

Das genaue Gegen-Bauhaus

Die Überlegung zu diesem Post treibt mich schon die ganze Zeit hier um. Gerade weil heuer ja der 100. Geburtstag der Gründung des Bauhauses in Weimar begangen wird, wäre es an der Zeit. Ich möchte heute den Baumeistern, die in unserem Burg-Haus hier über die Jahrhunderte ihre schöpferischen Spuren hinterlassen haben, ein paar Zeilen widmen.

Zunächst fällt mir natürlich das Kinder-Lied vom alten Haus von Rocky Docky ein. Wie seines hat unseres auch viel erlebt und es ist kein Wunder, dass es wackelt und auch bebt... Aber die Baumeister von einst haben wegen der Erdbeben hier eben gleich die berühmten, mit Eisen-Seilen verbundenen Anker an seinen Ecken eingesetzt. Die haben das Haus bis heute zusammen gehalten, aber diverse Verformungen konnten sie nicht verhindern.

Das einzige, was ein wenig Bauhaus
wäre, ist die von Baumeister Berthold
2005 erschaffene Treppe mit
Begrenzungsmauer
So wurde aus Casanna, - auch unter den Namen Casa della Francesa  bekannt - das genaue Gegen-Bauhaus. Selbst beim besten Willen ist hier kaum ein rechter Winkel zu finden, und Fenster wurden in seinen Fronten nach Gutdünken verteilt. Ein Blick in den Maler-Winkel im Keller, den ich an unerträglich heißen Tagen aufsuche, offenbart einen der Gründe für die Überlebensdauer:

Fels, auf dem gebaut
werden konnte:
mein Maler-Winkel
im nackten  Gestein
Da muss ich immer gleich an Simon Petrus aus Galiläa und die Bibel denken: "Auf diesen Fels möchte ich mein Haus bauen.." Tatsächlich ruht fast das gesamte Fundament auf einem Fels-Kamm. Durch einen Spalt könnte gar die Nachbarin belauscht werden, die versetzt jenseits des Felsen ihr Schlafzimmer hat. On y soit qui mal y pense! Die einst wilde Sammlerin buntester Jogging-Anzüge hat ja ihren Männer-Konsum durchaus eingeschränkt.

die Piazza-Front
wölbt sich nach außen,
Die Gassen-Front
neigt isch bedächtig,
Mit jedem Erdstoß haben sich die derart gestützten Außenmauern zwischen den Ankern verformt und wurden dann wieder durch ergänzendes Mauerwerk gestützt. So ist der ursprüngliche Wohnbereich über drei Etagen eher mandelförmig und nur die jeweils angebauten Zimmer  und die Dach-Terrasse weisen tatsächlich einigermaßen rechte Winkel auf. Die einstigen Trockenmauern wurden hie und da gestützt und verputzt, was eben auch die meterdicken Mauern erzeugte; toll im Sommer, ein Vermögen an Heizung verschluckend im Winter.

So alt und krumm es ist, wird es dennoch abgöttisch von der ganzen Familie geliebt und bleibt hoffentlich eine Weile noch Unterschlupf für unsere Sippe.
Und an der
gesamten
Ostfront gibt es nur
ein Giebel-Fenster

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