Freitag, 10. Mai 2019

Die letzten Tage des Winters?

Am 9. Mai 2019 war der Appenin beim Blick
von unserer Terrasse noch derart verschneit. Die links hinterm
Vorgebirge verborgenen tief in Weiß gehüllten Alpen-Gipfel hatten in den vergangenen
Wintern weniger Schnee als jetzt im Frühling
Nicht nur Donald Trump, sondern die gesamte Ultra-Rechte der Welt - von Brasilien bis Brandenburg - tut sich schwer mit dem Bekenntnis zum Klimawandel. Die Bauern, die Agrar-Multis und die Glyphosat-Hersteller würden die grünen Aktivisten am liebsten in der Gülle und dem Nitrat ersäufen, das sie damit überproportional ausbringen. Was kümmert mich die Belastung von heute als Krebs-Erreger von morgen?

Die Politik - noch dazu bei den anstehenden Europa-Wahlen - eiert auf einem (sorry aber der Gag muss jetzt sein) nicht Muh- noch Mäh-Kurs herum. Wahlen und Legislatur-Perioden haben eben rein gar nichts zu tun mit der Notwendigkeit nachhaltiger Verantwortung.

Bienen zu retten und freitags zu demonstrieren beruhigt im Hinblick auf einen Teil verantwortungsbewusster Mitmenschen. Aber auf Dauer hilft eben nur strikt, noch unverdorbene Parteien zu wählen, die den Arten-Schutz und den Klimawandel voran stellen und nicht leugnen..,

Unser ligurisches Burgdorf stirbt aus, und demonstriert damit ungewollt die Macht der Natur. Das Haus gegenüber, das wegen Tod und Alter seit zwei Jahren unbewohnt ist, bietet im Dach - wie das Gebäude direkt daneben im seit Jahren nicht gebrauchten Kamin - nun Unterschlupf für die andernorts vom Aussterben bedrohten Hornissen und mindestens zwei Wildbienen-Arten. Von unserer Terrasse aus ist der Flug-Verkehr schön und mit exklusiven Vergnügen zu beobachten. Moos holt sich auf den Nebengassen Fuge um Fuge zurück. Und wir sehen im dritten Frühjahr hintereinander, dass der eigentlich niedrigere Appenin immer noch verschneite Gipfel zeigt. Der Wonne-Monat Mai, der unsere Planung für den Ortswechsel stets beherrschte, hat uns in den letzten Tagen wieder gezwungen, die Heizung morgens und abends für Stunden anzuwerfen, damit die dicken Mauern halbwegs heimelig werden. Nachts kuscheln wir uns unter drei Decken zusammen, schlafen aber dafür ohne schlechtes Gewissen bestens. Im Glashaus mussten wir schon ab ende März kaum noch heizen...

Heute dann der Wandel: Von einer Stunde auf die andere scheint die Sonne näher an den Borgo heran gerückt zu sein. Auf der Terrasse, auf der wir nur bibbern und den erfrorenen Pflanzen nachtrauern konnten, schien die Sonne um acht Uhr noch derart intensiv, dass es gerade noch auszuhalten war. Normal ist das nicht mehr.

Geregnet hat es in den Wintermonaten offenbar genug - wie oben auf dem Foto zu sehen ist - aber die sich ankündigenden Hitze stellt die Natur hier vermutlich dann auch paranormal auf die Probe.

Am 24. Mai soll die Durchschnitts-Temperatur schon bei 26 Grad liegen. Es ist anzunehmen, dass sie - wie im vergangenen Jahr - dann bis Oktober nicht mehr zurück geht. Wenn nördlich des Alpen-Hauptkammes ein Dürre-Sommer mit Starkregen-Überschwemmungen prognostiziert wird, kann es auch hier hingegen wieder mit der Wasserversorgung eng werden...

Es ist eben so: Die Natur macht uns Menschen in jedem Fall alle platt. Und wir haben es verdient.

Das Weingut "Rocca San Nicolao" zu Füßen unseres Burgberges steht nun seit Jahren unter Kuratel. Zwar wurden die Weinstöcke beschnitten, aber Verwaltungs-Gebäude, der schöne Schauraum und die hochherrschaftliche Auffahrt wuchern und ranken zu. Aus jedem Riss des Asphalts sprießen Büsche und Staueden. So schnell geht das, wenn der Mensch nicht mehr eingreift.

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