Montag, 18. Juni 2018

Wo die Geckos leise gurren

Es ist nicht so, dass die derzeitigen Verhältnisse auf dem Globus mich für Glücksgefühle immun machen. Klar, lasse ich böse Dinge zu nah an mich heran, obwohl ich ja sowieso nichts ändern kann. Denn leider bin ich seit langem kein kämpferischer Sieger-Typ mehr. Mir war das Auseinandersetzen immer wichtiger als das Obsiegen. Manche Niederlagen machten mich später regelrecht zufrieden, weil sie mich auf andere Wege zwangen. Und, ich bin dann immer noch angekommen!

Von all den schwindenden Sinnen, ist mein Hören noch phänomenal gut. Wenn ich will, höre ich sprichwörtlich die Flöhe husten.

In den plötzlich ohne Übergang heißen Tagen lege ich mich unter die Markise auf der Terrasse. Eine leichte Brise umweht mich, und ich wechsle vom Sorgen wegen des Großen und Ganzen immer häufiger in meinen Micro-Kosmos, der mir ganz, ganz große Glücksmomente beschert.

Höre und sehe! Sage und schreibe denke ich den Spruch umkehrend. Das kann ich: Vom Lauten bis zum Leisen:

Wenn ich Stimmen auf der Gasse höre, erkenne ich die meisten der Burg-Bewohner unten.

Dann wechsle ich zu den nächst Größeren. Katzen und Hunde: Ich erkenne Sarah, die zwar jeden Tag heulte, aber zum Ggassigehen von Vittorio abgeholt wurde. Weinerliches Gebelle. Seit zwei Tagen ist die unverwüstliche Bügermeister-Witwe wieder auf der Burg, und man hört nichts mehr von dem Spaniel. Und Vittorio merkt dann wieder wie sehr ihm sein Kater Lazaro fehlt. Ich kann das verstehen, mein vor über 15 Jahen verstorbener Hund fehlt mir auch immer noch .. .

Ein geschmeidiger und ein buschiger Kater ringen seither um die Oberhand auf der Piazza, aber das zählt ja nichts, so lange die rolligen Katzen-Mädels noch fern bleiben. Ihr knurrendes Maunzen ist reines Imponiergehabe.

Gut! Auf der Terrasse kann ich leicht auf den nächst kleineren Phon-Level  wechseln. Die Piepmätze lieben uns, seit -wie berichtet - die "Fürsorglichste" als deren Bademeisterin fungiert. Davon haben aber die Mauersegler und Schwalben  nichts, die für ein Eintauchen im Vorbeiflug mindestens eine Badewanne bräuchten.Berg-Finken, Blaumerlen, und Tauben kreuzen ihre Stimmen. Dir Tauben hier oben sind unermüdlich in ihrem Lockruf, der ganz anders klingt als der von den Stadt-Tauben, die am Kai in der Näher der Restaurant warten, ob was von den Tischen fällt. Die machen tatsächlich Ruckedigu wie im Märchen.

Nicht abgestimmtes, sich wiederholendes Zwölf-Uhr-Läuten der drei großen Kirchen  unter uns mahnt alle lauten Stimmen zur gedämpften Mittagspause. Danach herrscht eine Weile wirkliche Stille

Diese Totenstille entspannt mich derart, dass ich mit geschlossenen Augen die Insekten an und in Pflanzen und Blühten unterscheiden kann

Die wilden Berg-Bienen sind am lautesten, dann vernehme ich das böse Sensen der Wespen. Die Hornissen aus dem Kamin des verlassenen Hauses gegenüber, lassen uns meist zufrieden, es sei denn, sie brauchen Schatten wie ihre Beute. Auf die Schlupf-Wespen muss man aufpassen. Generationen von ihnen sind seit Jahrhunderten darauf programmiert, die hölzernen Winkel im Holz unseres Hausen aufzusuchen. Im leisen Flug schleichen sie sich durch offene Fenster, um ihre Waben  zu bauen und Holzmehl aus unseren Dachbalken zu holen. Black&Decker wäre für die Erfindung eines derart gedämpften Bohrgeräusches bestimmt dankbar: Es ist ein leises Singen. Ich höre sie dennoch und vertreibe sie. Und trotzdem hatte ich hinter den Bildern oder im Gehäuse der Fliegengitter schon Nester mit Nachwuchs drinnen. Sieht echt eklig aus.

Mein Tier-Konzert würde der etwa zehn Köpfe zählenden Gecko-Chor um mich herum zum leisen Adagio komplettieren. Wenn sie nach den Partnern gurren, ist für das Gefleuch "höchste" Alarmstufe.

Fressen und gefressen werden denke ich noch kurz, dann bin ich trotz des "Lärms" eingeschlafen.

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