Montag, 4. Juni 2018

In bocca al lupo

Es heißt ja, wir Deutschen liebten die Perfektion, aber im Sprachgebrauch sind wir sehr nachsichtig mit Menschen, die unsere Sprache auch Jahrzehnte nach ihrem Zuwandern nicht richtig beherrschen.
Die meisten der Wirte meiner Lieblings-Italiener zum Beispiel. Ganz im Gegenteil, wir finden es charmant. So charmant, dass bei uns viele Stars geworden sind, gerade weil sie Deutsch nur  radebrechen.

Hier auf der Burg sind wir all die Jahre mit schlechtem Italienisch zurecht gekommen, weil die Hälfte der Nachbarschaft auch  nicht richtig Italienisch kann, und die Italiener für uns langsam und deutlich sprechen. Die Fürsorglichste von allen kommt mit allen gut zurecht, weil sie sich im Rausch des Erzählens über alle Sprachregeln mit Händen und Füßen hinweg setzt.

Ich hatte immer den Eindruck, dass mein Italienisch - zusammen gesetzt aus Gehörtem - für die wichtigsten Unterhaltungen ausreicht. Nun ist es leider so, dass man damit nicht gegen Bauernfängerei gewappnet ist. Wir dachten, dass auch in Italien der europäische Bann von sogenanntem Telefon-Marketing gelte. Aber mitnichten! So bald jemand im Besitz unserer Daten, respektive der  Steuernummer ist, versuchen uns beinahe täglich Call-Center irgendetwas anzudrehen. Wie sie in den Besitz der Daten gekommen sind, hinterfragen wir nicht. Aber unsere deutsch-italienische Freundin, meint, dass der Adress-Handel zur Berechtigung von Marketing-Anrufen blühe.

Als der Handel mit Energie in Italien frei gegeben wurde, war so ein Adress-Händler wohl sehr agil mit den Daten von Ausländern. Am Anfang wiesen wir noch freundlich darauf hin, dass wir nur Dinge zusagen, die uns auch schriftlich vorliegen. Aber die im Maschinen-Pistolen-Tempo vorgetragenen Texte enthielten so viele Suggestiv-Fragen, dass ich irgendwie an den Haken geriet und mit Si oder No antwortete, bevor ich ganz deutlich machte, dass ich nichts verstanden hätte.

Schließlich wurde ich so wütend, dass ich meine gute Kinderstube vergaß und in den Hörer schrie:
"Non ho capito un cazzo!", Freundlich übersetzt heißt das: Ich habe einen Scheißdreck verstanden!

Aber auch dieser Ausbruch schützte uns nicht davor, ins Fadenkreuz gleich dreier Anbieter zu geraten, die uns seither mit Rechnungen bombardieren. Um wieder beim neu firmierenden, alten Versorger zu landen, kostet es jetzt Geduld und möglicher Weise bedarf es auch einiger Anzeigen bei der speziellen Polizei für Post und Daten.

Als ich eines der Marketing-Gespräche mit der Preisgabe meiner mangelnden Sprachkenntnisse beenden wollte, warf mir einer der Telefonisten tatsächlich vor, wieso ich denn ein Haus in Italien hätte, wenn ich die Sprache nicht könne.

Woher nur wusste er, dass ich Hausbesitzer bin?

Wenn jetzt noch ein Marketing-Anruf kommt, sage ich nur: "Grazie!" und etwas schärfer: "In bocca al Lupo".

Das bedeutet "viel Glück", aber bei mir im wahrsten Sinne des Wortes auch "Hals- und Beinbruch!"

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