Montag, 25. Juni 2018

Alta Moda

Im Urlaub sehen wir alle komisch aus, fand in den 1980er ein Tourismus-Forscher. Wie komisch, das hat Popart-Künstler Duane Hanson in täuschend lebendigen Figuren seinen Landsleuten quasi als Spiegel vorgehalten. Beide Männer sind mittlerweile tot, und die touristische Welt hat sich in punkto  Mode weiter entwickelt. Leider zum Nachteil - wie ich finde.


Man spürt deutlich eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber den Sitten des besuchten Landes. Die Latzhosen-Traveller, die sich überall auf der Welt die Gastfreundschaft erschnorrt haben, meine ichdabei nicht, denn die reisen ja mit leichtem Gepäck. Auch die, die sich unbedingt dem Erscheinungsbild der jeweiligen Länder anpassen wollen, habe ich bei meiner Stil-Kritik nicht im Sinn

Eine üppige Blondine in Pumphosen und Shafira ums Haar wird weder als Araberin noch Muslima wahrgenommen, wenn sie ihre Brüste in hauchdünnen Hemden darbietet.

Als ich noch nicht im Reise-Geschäft war, hatte ich da ein mir heute sehr peinliches Erlebnis als eingefleischter Irland-Fan. Wir waren mit einem befreundeten Paar per Motorboot auf dem Shannon unterwegs. In Athlone hatten wir uns mit typischen Tweed-Hüten und Schieber-Mützen eingekleidet und kamen uns total irisch vor, bis wir in einem Pub ein Guinnes bestellten. "Ah, Your' from the boat" war die Begrüßung. Da nützte es auch nichts, dass ich die meisten Lieder der Dubliner singen konnte.

Wenn ich runter in die Stadt gehe, käme es mir hier nie in den Sinn, das in Shorts und T-Shirt zu tun. Ich bemühe mich unbedingt um adrettes Aussehen, was der Rest der Welt offenbar nicht mehr für notwendig erachtet.

Ich verstehe ja, dass ein Banker oder Geschäftsmann, der tagaus tagein im dunklen Zwirn mit Krawatte herumlaufen muss, sich nach Flipflops, kurzen Hosen und Hawaii-Hemden sehnt. Aber die haben nun mal nichts in Kirchen oder den Einkaufsmeilen zu suchen.

Die Frauen haben es da leichter, weil sie auf dem Markt preiswert schicke, leichte Sachen und hübsche Sandaletten fänden, Aber sie machen keinen Gebrauch davon.

Wenn ich in meiner Lieblings-Bar Ariston an der Piazza Dante sitze, habe ich quasi einen Laufsteg vor mir. Natürlich hat mich die Me-Too-Debatte eingeschüchtert, aber ich kann einfach meinen Blick nicht lösen, wenn ein schwankendes, schwerbrüstiges Dekolletee  mir fast ein Getränk vom Tisch fegt, und abgeschnittene Shorts quasi in der Po-Falte verschwinden...

Jetzt sind Ferien, und die jungen Damen vom Gymnasium nebenan, die schon in ihrem Unterricht recht keck angezogen sind, lassen die Hüllen bis in niedrige Prozent-Bereiche fallen.
In so einem Moment der Trieb gesteuerten Hilflosigkeit frage ich die "Fürsorgliche" immer wieder nach der Motivation der Damenwelt. Tun sie das, um Männer anzumachen oder weil sie sich an der Freiheit ihres Körpers ergötzen und anderen Frauen imponieren wollen.

Aber die frühere "Zweitbeste" hört mich gar nicht, weil sie versonnen, einem braungebrannten Modellathleten mit knappen Shorts und Muscle-Shirt nachschaut...

Trau, schau, wem!

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