Freitag, 1. Juli 2016

Zucchini-Blüten im Bierteig

 Mein heutiger Snack-Tipp ist vermutlich eine Zumutung, weil Zucchini-Blüten nördlich der Alpen allenfalls an schon gereiften Früchten angeboten werden. Was bedeutet, dass sie zu klein sind sowie schon die Spannkraft verloren haben und nur noch einen Bruchteil des Geschmacks bieten. Wenn ich jetzt auch noch empfehle, die langen männlichen Blüten zu nehmen, wird es mit deren Beschaffung noch schwieriger. Da muss einer schon einen italienischen Gemüse-Händler in der Nähe haben, der zudem Restaurants beliefert.

Aber wer gerade in Italien unterwegs ist und eine Möglichkeit zum Kochen hat, sollte an den großartigen Sträußen nicht vorbei gehen, denn schneller geht es nicht, seine Gäste zum Wein mit einer Delikatesse zu verwöhnen.
Auf unserem Markt in Oneglia habe ich drei Sträuße für 5 Euro bekommen. Einen Strauß haben wir im Gemüsefach drei Tage aufgehoben, weil als Hauptgericht ein Strauß pro Person schon über dem Sättigungs-Limit läge, aber man kann dann eben einfach nicht aufhören. Die männlichen Blüten waren übrigens auch nach dem Kühlschrank-Aufenthalt noch straff und aufrecht - wie man es von ihnen erwartet.

Bei den typischen, ligurischen Restaurant-Gelagen mit bis zu 14 Gängen werden die Blüten gerne am Ende der Vorspeisen gereicht und zwar gefüllt mit Kartoffel-Mangold-Muss oder einer Kräuter-Polenta. Die werden in der Raine gebacken und liegen dann viel zu lange. Sie erfüllen einen gemeinen Zweck. Sollen sie doch mit ihrer "Pampfigkeit" die Forderung nach Nachschlägen bei den "teureren" Haupt-Gerichten dämpfen...

Meine gute Freundin Camilla aus dem Valpolicella taucht die Blüten erst in Eiweiß dann in Mandingo-Gries und frittiert sie in Sonnenblumen-Öl. Die kann man dann toll knuspern, aber den typischen, und wie ich finde einzigartigen,  Geschmack büßen sie dabei nahezu ein.

Zutaten:

Es hat lange gedauert, bis ich mich selbst mal an das Zubereiten gewagt habe. Die ersten Ergebnisse haben mich nicht überzeugt. Da hätte ich die Blüten auch Roh als Salat essen können - was ein Kalorien sparender Tipp wäre. Dann erinnerte ich mich daran, wie in Bayern Holler-Blüten im Bierteig gemacht werden:
Ich mache den Bierteig gewürzt und frei Schnauze. Zuerst hacke ich Petersilie, Basilikum, Koriander und Knoblauch ganz fein, dann gebe ich zu den Kräutern je einen Teelöffel feines Salz und braunen Zucker sowie Pfeffer nach Gusto. Ein Schäufelchen Mehl  und ein Ei dazu und das Ganze dann mit Bier und dem Schneebesen verquirlen, bis der Teig in dicken Tropfen abfließt. Die Schüssel kommt noch einmal in den Kühlschrank zum Durchziehen - was auch die Vorbereitung unkompliziert macht.
Könnten meine Nachbarinnen das Folgende Lesen, steinigten sie mich auf der Piazza. Ich gebe nämlich mein bestes  Oliven-Öl in die Wok-Pfanne.
Bevor ich die Blüten, die auf keinen Fall gewaschen werden dürfen (die Hitze macht sie dann ja keimfrei), quirle ich den Teig einmal mehr durch und gebe - falls er zu aufgequollen ist - noch einen Schluck Bier hinzu. Dann nehme ich die Teile an den Stängeln und tauche sie kopfüber in den Teig, wende sie ein paarmal und gebe sie dann ins siedende Öl.
Mir geht Frische und Wärme dabei über alles. Deshalb mache ich sie nicht einzeln, sondern lasse es zu, dass sich mit den Blüten eine Art Pfannkuchen bildet. So schön wie auf dem Bild sehen meine also  nicht aus. Aber diese Methode hat den Vorteil, dass man alle auf einmal wenden kann. Dass erhält die Blüten saftig und geschmackvoll und sie können trotzdem auf dem Servierteller mit einer Gabel leicht getrennt werden. die Stängel sind dabei übrigens der Gar-Indikator. Wenn die in der Pfanne dunkler werden, wird es Zeit. Sie schmecken - obwohl roh leicht stachelig - gebraten wie grüner, gegrillter Spargel...

Ein Snack, bei dem ratzeputz alles verwendet wird. Den restlichen Teig in die noch heiße Pfanne gießen, und schon hat man im Handumdrehen noch einen feinen Kräuter-Crepe.

Buon Appetito!


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