Mittwoch, 13. Juli 2016

Ich sehe was, was du nicht siehst

 Inzwischen sind sie ja wieder aus der Mode gekommen: die 3-D-Bilder. In den 1990ern war das Kult, durch Draufstarren die versteckten Motive plastisch zu machen. Da gab es ganze Buchreihen. Auf unserer Piazza kann ein mit Phantasie Begabter etwas derartiges auch "erstarren"

Die normalen, mit Kiesel-Ornamenten belegten Vorplätze in Ligurien sind meist bunt und ihre Muster eindeutig. Einer der schönsten Plätze dieser Art ist vor der Kirche von Riva Ligure zu begehen (Vorsicht mit Stöckelschuhen!). Dem hiesigen Grafengeschlecht, das die Piazza 1975 dem Hörensagen nach gesponsert haben soll, hat es aber gefallen, das  Ornament geradlinig und nur in schwarz-weiß anlegen zu lassen. Wobei ich bis heute nicht herausgefunden habe, wofür der fünfzackige Stern in dessen Mitte stehen soll.
Vermutlich ist es einmal wieder so, dass der multikulti verwendete "Drudenfuß" hier die Bösen Geister vom Spuken in der Burg abhalten soll. Unsere fünf Kirchlein im Borgo reichen da wohl alleine nicht immer aus.

Und dann hockt da noch so ein durchgeknallter Deutscher ganze Tage ohne sichtbar Tätigkeit im Schatten und starrt die einzementierten Kiesel an. Meine sich der Unrast des Alters hingebenden Nachbarn haben mich vermutlich auch schon als Fall für die Psychiatrie abgeschrieben. Sie gehen oft irritiert vorbei, wenn ich nicht aufblicke. Dass ich ein dilettierender Maler bin, haben sie zwar akzeptiert,  und sie hängen auch Bilder von mir auf, aber jetzt können sie oder wollen mir nicht weiter folgen. Dabei bin ich mitnichten ein Geisterstarrer, obwohl ich in den  Kiesel-Mustern immer wieder Erstaunliches entdecke:
Ganz offensichtlich ist es wohl nicht, denn ich muss, wenn einer fragt, was ich da mache, schon Fingerzeige zu dem geben, was sich in meiner Phantasie so eindeutig darstellt.

Wenn ich bei meinem Nachbarn auf der von Windkreuzen klimatisierten Stufe sitze, sehe ich zu meinen Füßen eine Friedenstaube - oder ist es eine von den Druden versteinerte Amsel, die zu laut gesungen hat? Selbst mein Gesellschafter, der Kater Lazaro, guckt mich an, als hätte ich eine Meise, wenn ich ihm von dem Vogel erzähle. Gut dass es Computer-Programme gibt, die das Unsichtbare sichtbar machen...

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