Sonntag, 10. Juli 2016

Der Stand der Sonne

Es macht keinen Sinn, in diesem Zusammenhang auf die 100 Gramm Hirnmasse, die wir Männer im Durchschnitt mehr haben als Frauen, zu verweisen. Wären die Frauen nicht erst seit Hundert Jahren in der Lage gewesen, das Joch der Männer abzuschütteln, dann hätten sie den kleinen Unterschied auch da längst überwunden.

In meiner Firma habe ich immer auf die Balance zwischen den Geschlechtern geachtet und dabei festgestellt, dass die Damen stets den zuverlässigeren Part gespielt haben. Deshalb kann ich nicht begreifen, wieso sie überwiegend im Gelände und auf den Land-Karten so orientierungslos sind. Es hat also nichts mit Machismo zu tun, wenn ich ein Erlebnis von Gestern wiedergebe:

Wir waren gestern im La Torre, einem der schönst gelegenen Restaurants von Porto Maurizio zum Mittagessen. Direkt am Zufluss des Prino der diesem westlichsten Ortsteil seinen Namen gab, und in Sichtweite eines sehr gut erhaltenen Sarazenen-Turms. Früher führte das ein bärbeißiger Franzose mit seiner Familie. Jetzt schwingt eine blonde, füllige Ligurierin das Zepter mit deutlichem Qualitäts-Zuwachs und dennoch zu Preisen, die das sonnende und badende Publikum an den Stränden ringsum auch mittags zu zahlen bereit ist...

Man möchte doch meinen, dass Damen, die in Ligurien den ganzen Tag am Strand liegen, über den Stand der Sonne genauestens bescheid wissen. Sie drehen sich ja automatisch wie die Sonnenuhr auf ihren jeweiligen Unterlagen mit.

Als der Maestrale gerade einschlief, und bevor der Libeccio ihn ablöste, zogen  in der Windstille Nebel und Wolken auf. Die Sonne war gerade verschwunden, da kamen drei Strand-Grazien und setzten sich an einen der Tische ohne Sonnenschirm. Die freundlich Bedienung riet, doch lieber einen Tisch mit Schirm zu nehmen, die Sonne käme ja gleich wieder.

Wo steht den dann die Sonne? Die vier rätselten. Die eine vermutete sie im Westen, die Bedienung im Norden, am nächsten kam noch die Jüngste, die mit fahriger Bewegung irgendwie nach Südost zeigte.

Ich sagte zu meiner Frau:
"Wenn man schon keinen Orientierungssinn hat, dann gibt es doch Landmarken, die man zu Hilfe nehmen  kann. Die Sarazenen waren schlaue Strategen. Sie bauten ihre Türme in Sichtweite voneinander, so dass sie sich mit Feuer- und Rauchsignalen verständigen konnten. Sie waren zudem gewahr, dass sie stets einen Panorama-Blick übers Meer brauchten. Mindesten 180 Grad - wenn nicht gar mehr; auf vorgelagerten Landzungen. Die ligurische Küste verläuft trotz ihrer vielen Buchten doch klar von Ost nach West, weshalb sie in levante und ponente unterteilt wird. Also da, wo die Sonne aufgeht und dort, wo sie untergeht. Also wo steht sie jetzt kurz nach Mittag?"

Meine Frau zeigte irgendwo zum nördlichen Wolkenhimmel...

Was soll's? Sie hat ja mich!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen