Freitag, 9. Juli 2021

Un deux trois qui a la clé?

So, wie das in der Gerüchte-Küche im Borgo so gekocht wird, könnte wieder einmal eine Geschichte von den komischen Deutschen im Umlauf sein. Sie werden hinter unserem Rücken tuscheln, dass wir die jungen Frauen, die bei uns das Haus in Ordnung bringen, so lange einsperren bis wir sie nach Prüfung ihrer Leistung wieder rauslassen...

Die wahre Geschichte ist natürlich eine ganz harmlose. Wenn Selia - unsere Vertraute seit vielen Jahren - sich daran macht unser Chaos halbwegs zu beseitigen, nutzen wir die Gelegenheit, zum Einkauf und einem Snack am Meer. Selia hat ja ihren eigenen Schlüssel und schließt dann nach getaner Arbeit hinter sich ab, Natürlich erfolgt jedesmal die Frage zur Absicherung: "Hai la chiave die noi?" Und sie beruhigt uns: "Si, si certo!"

Also schließen wir sie ein. Damit niemand eindringen kann, wenn sie wie immer im dritten Stock anfängt.

Es gibt ja nichts Schöneres als nach einem gemütlichen Einkaufs-Vormittag in ein blitzendes Haus zurück zu kehren. Nur gestern nicht. wir hatten gerade unseren genussvollen Meerblick bei einen Gläschen Wein, da rief meine beste Freundin ein wenig vorwurfsvoll aber doch eher in Panik an: "Ihr habt die Selia eingesperrt! Die muss ja unbedingt raus, sonst bekommt ihr verwöhnter Lebenspartner nicht sein Pranzo!"

Also die sonst so nervig langsam die kurvige Straße hinauf schleichende Fürsorglichste von allen im Rallye-Tempo hoch, und ich mit nur den halben Einkäufen auf dem Rücken am Krückstock die 200 Meter hinauf gehastet, um die Holde aus ihre "Verlies" zu befreien. Diese allerdings war viel schuldbewusster als ich, weil sie schlichtweg die Schlüssel verwechselt hatte...

Als ich dann versuchte, wieder Luft in meine Lungen und vor allem ins Hirn zu bekommen, kam mir eine uralte Geschichte aus meiner Kindheit in Erinnerung:

Aus "eins zwei drei wer hat den Ball" wurde
abends die Frage: "Eins zwei drei wer hat den Schlüssel"
Der Autor (Mitte) mit seinen Schwestern...

"Les tantes", die natürlich keine Verwandschaft-Tanten waren, sondern dem "Harem" angehörten, den mein Vater während seiner Studienzeit in Frankreich unterhielt, hielten alljährlich ein Ferienhaus irgendwo an der Cote d'Azur bereit, damit die "Trololos" - wie sie unsere Familie nannten - eine Anlaufstation für ein zeitnahes Wiedersehen hatten. Die Vier hießen nach dem Alter gestaffelt Marcel, Marguerite, Alice und Criquet. Alice fehlte meistens, weil sie die einzige war, die verheiratet war und selbst Kinder hatte. Die drei anderen wurden samt uns Kindern und meiner Mutter von meinem Vater unerbittlich zu diversen hochsommerlichen Wander-Ausflügen getrieben. 

Meine pragmatische Mutter (links) mit Marguerite auf
einer stets unvermeidlichen Wanderung:
Die Freundinnen meines Mannes sind auch meine...

Von denen kamen wir allesamt so fertig  zurück, dass die Tanten gerne vergessen hatten, wer von ihnen den Schlüssel der Unterkunft bei sich trug. So entstand aus dem französischen Kinderlied "Un deux tris qui a la balle" unsere bis ins Teeny-Alter ?" im Chor gekreischte Variante "Un deux troir qui a la clé?"

Den werde ich der Selia beim nächsten Mal vorsingen...

Freundschaften, die über den Krieg ein
Leben lang hielten: Hier ein letztes Foto
vom traditionellen "Piquenique"
in den Alpes-Maritimes.
Mein Vater ganz rechts hinten an der Wand


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