Mittwoch, 7. August 2019

Der Himmel über der Burg

pixabay: Sternschnuppen der Perseiden
Wenn etwas so nah und allgegenwärtig ist, vergisst man oft, seine Existenz zu schätzen. Weitab von jeglicher Industrie und in guter und durch Hügel geschützter Entfernung zur Autostrada dei Fiori, wölbt sich in weniger luftfeuchten Nächten ein Himmel überm Castello der an Klarheit fast an den der Mojave-Wüste heran reicht. Und dass, obwohl ja das Meer Luftlinie nur höchsten acht Kilometer entfernt ist. Meine alte Heimat München hat auf dem Deutschen Museum ein Planetarium der Extraklasse, aber unsere Dachterrasse reicht da ran, und sie hat zudem die Naturnähe. Da gibt es als Zugabe nämlich unser Nachtleben unter freiem Himmel:

Geckos meckern, Käuzchen pfeifen, Fledermäuse umkreisen uns, und wenn eine leichte Brise weht, lassen uns auch die singenden Mücken mit ihrer Blutdürstigkeitt in Frieden. Meine Frau und ich rücken im Dunklen die Liegestühle zusammen und verlieren uns sogleich in der Tiefe des Alls.

La Notte di San Lorenzo am 10.August rückt näher, und wir freuen uns schon vorher immer wie kleine Kinder darauf, Sternschnuppen zu zählen. Obwohl die Perseiden dem nördlichen Europa heuer laut der Astronomie ein eheer schlechteres Beobachtungsjahr bescheren, reicht uns das, was uns das seit über 2000 Jahren dokumentierte Meteoriten-Feld bereits jetzt schon schickt. Denn wir sind immer noch so infantil, uns bei jeder Sichtung insgeheim etwas zu wünschen. Was wir natürlich nicht verraten dürfen, weil es ja sonst angeblich nicht in Erfüllung geht...

Da niemand in unserem Alter wunschlos glücklich ist, stimmen aber die geringeren Ansprüche gut mit den heuer spärlicher verglühenden Sternschnuppen überein. Eine derart hohe Zahl wie sie hier vor zwei Jahren niederging, hätte ja einen Effekt wie die unzähligen Goldmedaillen der untergegangenen DDR bei Olympischen Spielen. Keiner kennt sie mehr - die Doping-Helden! Keiner könnte sich so viele Wünsche überhaupt merken.

Es scheint in diesem Jahr auch so, dass die Burggeister im Sterne Gucken eine neues Hobby gefunden haben. Nicht nur, dass es vor ein paar Tagen im Borgo erstmals einen sachkundig geführten Spaziergang zum Bestimmen der Sternbilder über uns gegeben hat, neuerdings werden auch die einschlägigen Apps für das Handy fleißig ausgetauscht.

Bislang haben meiner Frau und mir Konstellationen gereicht, die einer so für den Hausgebrauch kennt, aber dadurch, dass die Nachbarn nun quasi alle Daten gestützte Experten geworden sind, habe auch ich uns für unsere Tablets die empfohlenen Angebote herunter geladen. Eine wahre Wundertüte ist dabei die App von der NASA.

Hoffentlich geht uns aber dadurch nicht ein Teil der romantischen Unwissenheit flöten...
Und der Mond scheint schön dazu:
Da gibt sogar meine  Frau ihre Computer-Resistenz auf.

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