Montag, 29. Juli 2019

Akademie der MückInnen

"Isn't It Ironic?" Der Song von Alanis Morissette aus dem Jahr 1995 scheint zur Hymne meiner letzten Jahre als Texter geworden zu sein. Was daran liegt, dass ich oft selbst nicht genau weiß, wie ich mein Geschreibsel meine. Zwar habe ich nie eine Fliege in meinem Chardonnay, geschweige denn im Lotto gewonnen, um an nächsten Tag zu sterben. Aber irgendwie folgt in jüngster Zeit auf Streichel-Einheiten gleich immer eines "in die Fresse", wie Frau Nahles zu sagen pflegte.

Leserinnen und Leser sind verunsichert, ob ich meine Briefe ernst meine oder nicht. Der Schalk im Nacken scheint jedoch mein letzter noch verlässlicher Begleiter zu sein. Deshalb habe ich etwas entwickelt, was man im computerisierten Neu-Deutsch einen "Icon" nennt. So wie mein Hummer kulinarische Themen signalisiert, wird in Zukunft dieser kleine Kerl anzeigen, dass in einem Text von mir wohl nicht alles ernst gemeint ist.

Zum Auftakt steht er für Nachblähungen der Hitze-Welle, die jetzt am Wochenende vermutlich kurz abgeklungen ist. Zuvor aber musste die Piazza mit ihren vielen Pflanzen noch einmal kräftig mit Wasser aus der Fontana versorgt werden. Was ein willkommener Anlass für Mücken-Geschwader war, wieder verstärkt über die Anrainer herzufallen.

Ich werde ja im Vergleich zum "Schnauferl" - wie ich meine Frau bei Temperaturen von über 35 Grad neuerdings gerne nenne - nicht so oft gebissen. Aber wenn ich einmal  an vertrackten Stellen gebissen werde, veranlasst mich das zu der Überlegung, woher die Zanzare ihre detaillierten Kenntnisse von der Anatomie des Menschen nehmen...

Bei den kurzen Lebens-Zyklen kann das ja alleine ein genetische Programmierung nicht sein. Wie wird das an die Folge-Generationen weiter gegeben? Bei einem Opfer wie meiner Frau ist das klar. Sie in ist eine rundum leckere Combat-Zone: kurzärmelig an den Rändern, leicht berockte Knie-Kehlen und einen viel versprechenden Ausschnitt. Da würde ich ja selbst gern zum bluthungrigen Muck.

Aber genau da liegt ja das Problem. Beißen dürfen ja nur die Weibchen, die ihre vegane Kost in Form von Nektar und Pollen ausschließlich für ihre Nachkommenschaft blutrünstig unterbrechen. Das Blut des Wirtes, genauer Hämoglobin und Proteine, sind für die Ausbildung ihrer Eier unabdingbar. Schon allein deshalb  sollten wir uns alle sehr bedeckt halten...

Der Direx meines Gymnasiums, der einen Doktor in Biologie hatte, konnte sich wohl mit seiner gegenteiligen Auffassung zum Begriff "Stechmücke" nicht durchsetzen. Genauso hartnäckig ist das ja mit Stacheln und Dornen. Keiner will das Märchen in Stachelröschen umschreiben, was botanisch korrekt wäre...

Deshalb hier ein wenig weitere Klugscheißerei: Stechen tun Bienen, weil die wie alle stechenden Tiere einen Stachel haben. Mücken jedoch beißen, weil sie im Saugrüssel zwei unwahrscheinlich schnell raspelnde Kiefer-Stangen haben (daher das singende Geräusch der Vorfreude), mit denen sie sogar menschliche Kleidung durchdringen. Der Vorgang des Blut-Abzapfens ist also ein Beiß-Saug-Vorgang mit Injektion von Anti-Gerinnungsmittel und - mitnichten ein Stechen!

Aber das erklärt ja nicht, die Präzision des Beißens an einem Un-Wirt wie mir, bei dem die zukünftigen Stecherinnen für ihre Eier ja einen Haufen medizinisch-chemischer Substanzen in kauf nehmen. Zapfen sie bei mir nun verbrauchtes Venen-Blut ab oder nehmen sie an den eigens übermittelten Plätzen frisch Gereinigtes aus den Adern?

Unten links hinter dem weißen Streifen
der "Audimücks". Ohne Lupe
leider nur schwer zu erkennen:
die StudentInen-LarvInnen
Die Lösung fand ich in den Feucht-Stellen der Fontana, wo ja alljährlich die Sommer-Akademie der MückInnen abgehalten wird. Dank eines großen Fadenzählers aus meiner grafischen Vergangenheit erhielt ich Einblick zu einer Freiluft-Vorlesung für gerade geschlüpfte Larven. Und was glaubt ihr war da an der Tafel zu sehen? Mein schemenhaftes Abbild mit roten Markierungen an den Ellenbogen, den Handrücken und unter dem immer weiter zurück weichenden Haar-Ansatz...

Ich klatsche euch alle ab!

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