Freitag, 17. August 2018

Erb-Feindschaften

Eine Dorfgemeinschaft ist bisweilen wie ein Teich, in dem unter der glatten Oberfläche mehr Hechte schwimmen als Karpfen. Oben spiegelt sich das ganze in freundlich, bunten Farben, aber wer den Fehler macht, ein zu tauchen, wird auf einmal mit düsteren Wahrheiten konfrontiert. Also fragen wir nicht nach, wenn wir merken, dass eine Sippe den Kontakt zur anderen meidet.

Ganz blauäugig haben wir für die Piazza-Abendessen einfach alle zusammen getrommelt. Und siehe da. Für einen Abend redeten alle mit allen. Aber Konsequenzen für den Burg-Frieden gab es daraus nicht.

Da wir von wirklich allen immer freundlich begrüßt und nach dem Befinden gefragt werden, ist das auch gut so.

Was aber an Dorf-Tratsch in unsere unkundigen Ohren gelangt, lässt uns manchmal vollkommen erschüttert zurück. Da wird seit Jahrzehnten vor Gericht gerungen (nicht nur weil die Justiz hier so langsam ist, sondern weil es Wege für immer wieder neue Klagen und Gegenklage gibt).

Bis der Hammer fällt, vergehen oft Jahre
Viele Dinge, die wir erledigt haben wollten, wurden mit Handschlag besiegelt, auf den wir uns dann verlassen konnten. Aber untereinander leiden die Dörfler oft an akuter Vergesslichkeit. Wer früher einen Vertrag für etwas wollte, galt als renitent. Aber selbst existierende Verträge weichen auf einmal von einander ab, was die Rechtsfindung nahezu unmöglich macht.

Ein sehr beliebter Vize-Bürgermeister und Mit-Initiator der Konsortiums-Straße, war den Streit hier oben derart leid, dass er in den Hauptort hinunter zog, obwohl er im Borgo ein paar schöne, renovierte Häuser sein Eigen nennt.

Ganz schlimm wird es, wenn ein vernetzter Erblasser im Sterben liegt, dann werden heimlich und rechtzeitig Positionen eingenommen, um den oft gewaltigen Nachlass an Latefundien zu sichern. Wer seiner Meinung nach dabei zu kurz kommt, rächt sich mit Gerüchten und möglichen Schikanen. Sie fangen beim Wegerecht an, gehen mit Anzeigen von nicht genehmigten Umbauten weiter und enden bei gemeinsam abgrenzenden Mauern noch lange nicht

Wir hatten uns vorher über das "Ligurische Wesen" so schlau gemacht, dass wir niemals davon ausgingen, zur Dorfgemeinschaft zu gehören. Und dieser Status quo lässt uns in einer Blase des Wohlgefallens schweben.

Gut, dass unsere Kinder das Haus hier unbedingt übernehmen wollen...

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