Mittwoch, 8. August 2018

Die andere Persspektive

Ameisen, Ameisen, Ameisen, Ameisen,, Ameisen :
Unser Borgo ist so bewohnt wie selten, aber da alle am  Strand sind oder in den kühlsten Winkeln ihrer Häuser verweilen, ändert sich für uns eigentlich nichts. Aber das ist alljährlich der Moment, in dem ich in die kleinste denkbare Perspektive wechsle.

Jede Stunde halte ich meinen Kopf unter die Fontana, Zunächst wasche ich mir mit dem handwarmen ersten Schwall das Gesicht, dann drehe ich auf und lasse das kalte, kühle Quellwasser über Nacken und Rücken strömen.  Tropfend und triefend wanke ich zu meinem im besten Windkreuz postierten Stuhl und versuche auf dem selben an überhaupt nichts zu denken. Ich strebe wirklich ernsthaft die schwarze Null in meinem Gehirn an, aber wie so oft gelingt mir das nicht.

Das von meinem Kopf tropfende Wasser und der Geruch meiner nassen Haut, erinnert mich an die Zeiten, in denen ich als Schwimmer und Taucher nicht aus dem Wasser zu bekommen war. Wenn es auf die mit Kieseln bepflasterten Piazza tropft, sind  sie aber auch schon da: Die aller kleinsten Ameisen, die wir zu fürchten aber auch zu bewundern, gelernt haben. Und natürlich komme ich nicht zum Nicht-Denken.
Sie geben so manche Rätsel auf. Wieso war der Schatten auf der Piazza eben noch ohne Leben, und wieso sind sie dann sofort da, wenn sie das Wasser riechen?  So ganz klar können sie in ihren winzigen Köpfchen bei der Hitze auch nicht sein.

Ich habe das bestimmt schon einmal geschrieben: So lange die Winzlinge im Bereich der schwarzen Kiesel sind, rasen sie durch die Lücken wie in einem Labyrinth, aber wenn sie im Bereich der weißen Kiesel ankommen, klettern sie auf einmal hoch und drüber, um Ausschau zu halten. - Vielleicht um endlich die "Direttissima" zu den schnell verdunstenden Wasser-Stellen unter meinem Beobachtungspunkt zu erreichen.


Ich habe mit den aller Kleinsten kein Mitleid. Wo immer wir im Haus nur einen Krümel Essbares fallen lassen, stürzen ihre Hundertschaften aus welchen Winkeln auch immer, um ihn zu zerlegen und fort zu tragen. Meine Frau ist oft nahe an der Hysterie wenn Legionen plötzlich aus kaum wahrnehmbaren Kachel-Fugen kommen. Vor Angst wäscht sie das
Geschirr immer zweimal..
Heraus zu finden, woher mitten in der Wüstenei der Piazza das Wasser kommt, scheint ihnen keine Mühe zu machen. Aber die Späher können dann meist dem Ttross nichts mehr vorweisen. Dann wird auf Abdomen getrommelt und es beginnt ein hysterisches Tänzeln.
Fühle ich mich überlegen? Habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihnen anderen Ortes mir "Massenvernichtungswaffen" den Garaus mache?
Nein, nein, nein, nein, nein!
Aber vielleicht doch ein Bisschen, weil ich sie bei dieser Hitze bewundere für ihre Agilität und ihre orientierungslose Emsigkeit zu meinen Füßen. Aber die absolute Null in meinem Hirn haben sie leider sabotiert.

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