Montag, 12. Juni 2017

Und was habt ihr heute so gemacht?

Gestern kamen unsere Musik-Professoren von gegenüber gut gelaunt und schwer bepackt aus ihrer Heimat-Stadt Turin zurück. Sie waren extra zum Wählen dorthin, um einen weiteren Cinque-Stelle-Syndaco in einer italienischen Millionen-Stadt zu verhindern. Aber überall in Italien wie auch in Frankreich haben die Rechtspopulisten ordentlich eines auf den Hut bekommen. Da hat auch der Helm nichts genutzt den Beppo Grillo beim Wählen in seiner Heimatstadt Genua aufgehabt hat. Turin und Genua bleibt auch in der Stichwahl wohl das Desaster Roms erspart...
Beppo Grillo - wie immer ein Späßchen machend - beim Wählen in Genua
Quelle: DasErste.de

Ist das bereits dank Donald Trump die Abkehr von der Parolen-Politik? Das bleibt nur zu hoffen. Die beiden Musiker, die wie die meisten Intellektuellen Italiens eher linksliberal denken, lieben "Montagna Magica" von Thomas Mann genauso wie ich. Wir pflegen hier auf unserem "Zauberberg" einen ähnlichen Lebens-Stil der Kontemplation. Allerdings ohne Tuberkolose - wie Piero spitzfindig anmerkte.

Das heißt, zweimal pro Woche geht es zum Einkaufen auf die Märkte und gelegentlich an den Strand. Manuela kann sich das auch leisten, denn die klitzekleine "Pensionista" mit der ungeheuer voluminösen Stimme hat immer noch eine sexy Teeny-Figur.

Jetzt, da unsere langjährigen, deutschen Nachbarn wieder einmal ihre Aufenthalts-Intervalle beendet haben, müssen wir ob unserer Faulheit auch kein schlechtes Gewissen mehr haben.
Da die immer nur ein paar Wochen am Stück hier sind, packen sie die Tage voll mit Aktivität, was uns - die Jüngsten in diesem Kreis - natürlich ein leicht schlechtes Gewissen macht.

Aber wir haben ja eine große Teilhabe: Die einen fahren beinahe täglich große Runden durchs nahe kühlere Gebirge und entdecken dabei fabelhafte Restaurants, zu denen wir dann auch mal gemeinsam aufbrechen - wie letztlich zum Lavigna bei Rezzo. Die anderen gehen beinahe täglich zum Strand hinunter und sehen dann aus wie knusprige Brathühnchen. Zum Anbeißen!

Uns ans Ufer zu legen, trauen wir uns mit unseren "ausufernden" Figuren natürlich nicht mehr. Wir haben angst, dass uns Bratspeck-Fans beim Dösen knusprige Scheiben raus schneiden. Oder umweltbewusste Kinder decken uns mit nassen Handtüchern zu und versuchen uns wie gestrandete Wale ins mehr zurück zu ziehen...

Naja, der Witz ist nun auch schon ziemlich abgedroschen. Wie soll ich - wenn sie abends nach einem voll gepackten Erlebnis-Tag zu einem Bier oder Wein zu uns auf die Piazza kommen - die Frage denn sonst, wenn nicht spaßig Beantworten?

"Was habt ihr denn heute so gemacht?" könnte ich schnell beantworten:"Nichts!"

Aber wir wollen ja alles von den anderen erfahren und mit erleben: Den Klatsch vom Strand und die geilen Adressen aus der bergigen Provinz.

Also schmücke ich unsere Erlebnis-Tage mit heiteren Anekdoten aus. Wir eine Jung-Amsel immer gegen das helle Alu-Türblech des aufgelassenen Nachbarhauses geflogen ist, weil sie dachte, da ginge es zum Himmel. Wie sich Leih-Kater Lazaro sich nicht über sie hergemacht hat, sondern mich stattdess aufmerksam machte. Dass die Schimpferei der aufgebrachten aber ihrer Fürsorgepflicht nicht nachgekommenen Amsel-Eltern unverdienter Weise mich traf. Oder ich petze, dass die "Fürsorglichste" beim Sudoku immer nach dem Eintragen einer Zahl gleich hinten nachschaut, um sich Umwege zu ersparen. Es gibt ja so viel zu erzählen.

Dann werden wir auch wieder mitgenommen, damit wir mal unter Leute kommen. Das ergibt schöne, angeregt plaudernde Tafeln in meist malerischer Umgebung.

In Frankreich gibt es für Alters-Reise-Aktivisten eine Organisation "Le Club du Troisième Age".
Lassen es weltweit gerne krachen: Die Mitglieder des
"Dritten Alters"
Wenn ich erzählte, wo und in welchen Hochstimmungen ich diese Reise-Gruppen überall auf der Welt angetroffen habe und uns mit denen vergliche, wäre das gar nicht komisch. Wir sind mit unseren erfüllten Tagen ja jeweils ganz individuell.

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