Sonntag, 18. Juni 2017

Heer der Fliegen

Weiß nicht, wieso mir für Überschriften immer Verballhornungen von bekannten Titeln einfallen, auch wenn die auf den ersten Blick gar nicht so viel miteinander zu tun haben.

Als der Engländer William Golding 1954 seinen Roman "Herr der Fliegen" veröffentlichte, war nicht abzusehen, dass das Buch ein Klassiker möglicher Verhaltens-Entwicklungen von Knaben und Jungmännern werden sollte. Die Charakter-Studie von den unmündigen, auf einer Insel Verschollenen hat heute trotz aller Friedensbewegungen und humanistischer Lehr-Ansätze eine erschreckende Gültigkeit, für Kinder, die im Heranwachsen sich selbst überlassen bleiben. Eltern sollte Goldings Buch als Pflicht-Lektüre angeordnet werden.

Aber das ist ja gar nicht mein heutiges Thema, sondern mein aussichtsloser Kampf gegen das Heer von Stubenfliegen, die - trotz Fliegengittern vor allen strategisch wichtigen Fenstern - ein Terror-Regime installieren, sobald es draußen anhaltend heiß ist, und die Nächte nicht abkühlen. Während meine Frau Opfer von diversen Stech-Tierchen ist, die mich allesamt ignorieren, scheinen die gemeinen Stubenfliegen (wie passend) sich an meinem von der Pharma-Industrie kontaminierten Schweiß zu dopen.

Wie die Jungs in "Herr der Fliegen" mache ich zunehmend tückische Charakterzüge bei den Quälgeistern war: Da sind die Todesmutigen, die bis zum Schluss sitzen bleiben und am häufigsten Opfer meines Zuschlagens werden. Doch während ich mich noch freue wie einst das tapfere Schneiderlein, rückt dann die zweite strategische Einheit vor, die bevorzugt außer Reichweite auf besonders kitzligen Körperteilen landet...

Schnellste Radar-Warnung: die Facetten-Augen
der gemeinen Stubenfliege.
Quelle: Insektenmodelle.de
Nach wie vor weigere ich mich, Giftgas einzusetzen. Das hält die schwirrenden Entsatz-Truppen auch nicht lange vom Angriff ab. An unserem Gebälk zwischen Küche und Esszimmer hängt eine uralte Fliegenfalle, in die nur etwas Honig eingefüllt werden müsste. Das Ergebnis ist ergiebig aber ebenso eklig wie die guten, alten Klebestreifen die von diversen Decken hängen und der Sage nach meist in Suppentellern landen. Allein diese Vorstellung hält mich vom Einsatz ab.

So prügel ich weiter mit feuchten Handtüchern auf die Geschwader ein. Vertippe mich noch mehr bei meinen Blogs, weil sie am liebsten während des Schreibens auf meinen Händen, Fingern und Unterarmen landen.

Wenn ich dann erschöpft in meinen Nachmittags-Schlaf versinken möchte, passiert was?
Der Oberbefehlshaber landet immer genau in errechneten Intervallen auf meiner Schnarchnase...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen