Montag, 8. Mai 2017

Süße Bitternis














Komischer Anfang für eines meiner Rezepte, aber ich bin es ihm schuldig. Nicht nur, weil ich als Überschrift den Titel eines seiner Text-Bände gewählt habe, sondern vor allem, weil er in der Erinnerung an große deutsche Literaten nicht die Erstrangigkeit hat, die er eigentlich verdient. Er war ein kreativer Alleskönner, der jedes Genre mit einer Leichtigkeit bediente, die Hermann Hesse, Walther Kiaulehn und nahezu alle Kritiker seiner Aera zu Lobpreisungen veranlasste. Zeit, ihn wieder oder zumindest neu zu entdecken. Die Text-Sammlung "Süße Bitternis" von Ernst Penzoldt
wäre ein guter Beginn.

Sie fiel mir spontan ein, als ich diesen Tiepido Amaro zusammenstellte. Nicht nur die Homöopathie, sondern auch die Ernährungswissenschaftler schwärmen ja von der Heilsamkeit der sogenannten "Bitterstoffe", denen Blutreinigung, Cholesterin-Senkung und Wachstums-Vermeidung von Krebszellen nachgesagt wird. Nichts davon scheint mir bewiesen, deshalb konzentriere ich mich auf deren Lieferanten zu meinem lauwarmen Frühlings-Salat.




Zutaten für vier Personen:

Das Innere eines normalen Frisee-Kopfes.
Ein Bund Garten-Rauke - nicht das in Plastik verpackte Zeug, das im Supermarkt als Rucola angeboten wird!
Acht junge Artischocken. Hier gibt es zur Zeit die Stacheligen.
Vier kleine Radicchii Trevisiani (der langblättrige Radicchio zum Braten)
Vier mittelgroße, weich kochende Kartoffeln.
Spargelköpfe von einem Bund (Rest für eine Suppe).
Je nachdem ob vegan, vegetarisch oder Freestyle:  Vier gehackte, hart gekochte Eier oder Garnelen, oder gebratene Wachtel-Eier für Obendrauf.
Dazu wie immer reichlich natives Oliven-Öl, Süßsauren Balsamico oder leicht gesüßten Limondensaft sowie Petersilie und Estragon gezupft.

Zubereitung:

Kartoffeln und Artischocken vertragen sich gut im kochenden Wasser. Also zusammen in einen Topf mit reichlich Salz. Spätestens nach 45 Minuten Zupf- und Stichprobe machen. Vorsicht mit den Stacheln! Sie werden nicht weich. Dann Kartoffeln pellen und die Stachel-Blätter bis zum Hellgrünen abzupfen und zur Seite legen. Die Kartoffeln mit reichlich Limonen-S
aft, Pfeffer, Salz, Petersilie pürieren und unter Zugießen des Olivenöls so geschmeidig machen, dass ein zähflüssiges, goldgelbes Dressing ensteht.
Jetzt in einem tiefen Teller das Salat-Bett aus Frisee und Rauke sternförmig anlegen. Die oben sorgfältig von den Stacheln befreiten Artischocken halbiert dazu drapieren. (Manche Artischocken kommen mit Stiel auf den Markt. Den nicht wegwerfen, sondern nach dem Garen wie Spargel bis auf das Mark Schälen und in kleine Scheiben zu den Artischocken geben) Auch die Stachel-Blätter werden nicht fort geworfen, sondern das Hellgrüne von den Blättern unten mit einer Schere ebenfalls über die Hälften schnippeln. Dann den Trevisiano - vom Strunk befreit - samt den Spargel-Spitzen kurz in einer Pfanne mit Butter, Charlotten und ein wenig Knoblauch anschwitzen und über dem Angerichteten verteilen. Dann das lauwarme Kartoffel-Dressing über alles tröpfeln und nach Gusto mit Leckereien (wie oben angeregt) dekorieren







Buon Appetito!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen