Dienstag, 16. Mai 2017

...Opa sein - noch mehr!

Was bleibt einem eigentlich von den ersten beiden Lebensjahren als Menschenskind?
Bei mir war das eine Reise zu den Großeltern in eine Bayrischen Markt-Gemeinde. Meinen Opa nahm ich dabei kaum wahr, umso mehr meine Großmutter, die mir erhalten blieb, bis wir von Hamburg nach München gezogen waren. Eine Schönheit und Grand Dame - bis zu einer Lungen-Entzündung, die sie als Greisin zurück ließ. Ich liebte sie sehr, und später überlegte ich tatsächlich, was das für eine Ehe geworden wäre, wenn der von mir heiß geliebte Vater meiner Mutter, die heiß geliebte Mutter meines Vaters geheiratet hätte. Sie wären für einander geschaffen gewesen.

Aber zurück zu meiner ersten großen Reise in einem Wander-Cabrio von reichen Freuden meiner Eltern. Ich erinnere mich bis heute an die Laub-Tunnel auf den Landstraßen mit dem flackernden Sonnenlicht. Ich erinnere mich an den Kontrast Großstadt-Landleben, und an das Trauma, das mir die Haushalts-Hilfe meiner Großeltern bescherte.
Sie war vom Hof nebenan und meinte, ich müsse unbedingt die Kühe im Stall sehen. Sie drückte mich an den üppigen Busen. - ja, anscheinend hatte ich auch schon  damals diesen prägenden Instinkt - und hielt mich riesigen schlabbernden Zungen und fauchenden Nasenlöchern entgegen. Bis zum Teenager-Alter hatte ich angst vor frei grasenden Kühen. Als ich alt genug war, um den männlichen Mut gegen die Ur-Angst einzusetzen, geriet ich in einen "Nachschlag". Als ich nämlich vorgetäuscht selbstbewusst auf eine Weide von nicht kastrierten Jungbullen geriet. Die Corrida überlebte ich zwar, aber Matador wollte ich dann doch nicht werden, obwohl mich  dann als Reporter später ein Andalusischer Stier-Züchter echt gegen einen Stier-Azubi mit Horn-Polstern antreten lassen wollte...

Also, es gibt ja im Deutschen den Spruch: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!
Wieso aber spricht  nie jemand von den Opas?

                                                                          Nach zwei Tagen mit meinem Enkel auf der Burg muss ich sagen: Einfach ist auch das Dasein eines Großvaters in schwierigem Umfeld nicht!


Denn mein Enkel scheint vor nichts angst zu haben.
Er kam auf eigenen Beinen (mit eineinhalb Jahren!) vom Parkplatz unten über die Treppen hinauf zur Piazza und hat nicht einen Moment gezögert, die alten Gemäuer, die ja nun wirklich nicht Kleinkind gerecht sind, zu seinem Abenteuer-Spielplatz zu machen. Er jagte sofort Kater Lazaro ums Karee hinterher, ohne die Orientierung zu verlieren , half seiner Großmutter beim Gießen der Blumen und winkte allen Nachbarn zu, die ihn von den Zinnen grüßten. Vielleicht ist er die nächste Generation hier oben, die den einzigartigen Borgo zu schätzen weiß...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen