Mittwoch, 1. Juli 2015

Mond 2

Momentan brauchen wir nachts auf der Terrasse keine Beleuchtung. Bei klarem Nachthimmel scheint der Mond über der Burg derart hell, dass man in seinem Schein fast lesen könnte. Was übrigens die diversen blutgierigen Minimonster nicht davon abhält, sich trotz guter Sicht kräftige Schlucke aus unseren Kreisläufen zu kredenzen...

Die Schönheit des Erdtrabanten regt bis heute diverse Phantasien an (siehe meinen Post vom 11. September 2011) und verleitete die Menschheit zu einem ihrer größten Abenteuer: den Wettlauf, wer als erster wohl auf ihm lande.

Wie hat sich seit dem 21. Juli 1969 die Erde verwandelt? Der Mond ist ein alter Hut, und die Raumfahrt interessiert uns vielleicht gerade einmal, wenn ein medienbegabter Astronaut aus Deutschland schwerelose Reportagen durchführt. Das Rechenzentrum für die Apollo-Missionen füllte einst mit seinen Computern einen mehrstöckigen Gebäude-Kasten und verfügte dennoch über kaum mehr Kapazität als ein hochgerüsteter, aktueller Laptop.

Wer noch nicht auf der Welt war oder vergessen hat, in welcher Stimmung die rund eine halbe Milliarde zählenden TV-Zuschauer live hatten, sollte sich nicht alte Videos auf YouTube anschauen, sondern John Updikes "Unter dem Astronauten-Mond" aus der Rabbit-Reihe lesen.

Denn unten drehte sich die Erde weiter und sie bestärkt uns bis heute täglich in der Erkenntnis, dass wir zwar zum Mond und anderen weiter entfernten Sternen fahren können, aber immer noch zu blöd sind, dauerhaften Frieden zu schaffen.

Und weil das so ist, müssen wir uns auch nicht schämen, wenn wir uns weiterhin Dinge in die platinfarbene "Scheibe" am Himmel träumen.

Romantik? Kitsch? Träumereien? Na und?

Heute Nacht setzte sich der Mond genau auf den Kamin des Nachbarhauses. Weshalb ich Zwiesprache mit ihm hielt. Nicht, dass ich Antworten von ihm erwartet hätte, aber die Erkenntnis beruhigte mich, dass er, der schon alle Kapitel der Welt-Geschichte mit angesehen hatte, meine Anrufung nicht unterbrach. Einmal hatte ich sogar das Gefühl, dass er mir mit dem Mare Tranquilltates - gewissermaßen dem linke Auge vom Mann im Mond - zu zwinkerte. Aber das war in dieser heißen Nacht wohl nur die aufsteigende warme Luft.

Weil ich mir noch nicht einmal sicher war, ob das überhaupt "Das Meer der Ruhe" war, ging ich wieder einmal ins Netz und suchte die interaktive Seite von der Mondoberfläche auf, die die NASA bereit gestellt hat und durch jeden neuen Krater auf dem Laufenden hält...

Spannend, aber ein echter Romantik-Killer! Was wollten wir da oben? Wäre das Geld nicht viel besser für all die vor dem Hunger Flüchtenden hier auf der Erde angelegt worden?

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