Mittwoch, 8. Juli 2015

Vampire Diary

Ehrlich Leute! Ich kenne das Rezept für eine dauerhafte Ehe nicht. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich einer der lausigsten Ehemänner bin  und war. Jedenfalls würde ich es noch nicht einmal unter die ersten 100 der Weltrangliste bringen. Während die "Zweitbeste", gäbe es Ephraim Kishons Urheberrecht, Ideen- und Gebrauchsmuster-Schutz nicht, längst die unangefochtene Nummer eins, also "die Beste von allen" wäre...

Dass wir in ein paar Wochen 40 Jahre verheiratet und 2017 50 Jahre zusammen sind - alles ihr Verdienst. Sie kümmert sich und sie opfert sich. Hätte ich jemals nur einen Anflug von Zweifel, müsste ich nur auf diese heißen Tage warten. Da beobachte ich aus sicherer Distanz hinter den Zanzariere wie das kleine Persönchen sich mit schweren Gießkannen abschleppt, um die Piazza frisch und blühend zu erhalten. Jedes Mal, wenn sie einen Topf wässert, steigt aus ihm eine Wolke blutrünstiger Beißer hoch und fällt über sie her. Aber lässt sie sich dadurch abschrecken? Nie und nimmer!

Dass ich mir dann abends im Bett ihr Gejammer über die vielen Bisse anhören muss, sehe ich nur als fälligen Tribut für ihre Opferbereitschaft. Während ich ihr alle Stellen mit Fenistil betupfe, an die sie nicht herankommt, tue ich mitleidend so, als hielte ich ihre Schilderungen für spannend. Kurioser Weise kann sie sich immer erinnern, wann und wie welches Monster zugebissen  hat. Das ist gewissermaßen ihr Vapire Diary. Ob Mücke oder Papataci. Letztere verursachen auf ihrer weichen Haut kleine Vulkane, so dass - wenn ich sie über den Rücken streichelnd in einen möglichst vom Juckreiz freien Schlaf summe - an Papua Neuguinea denken muss.

Zu einer guten Ehe gehört absolut, dass man dem Partner das eine oder andere Verletzende vor enthält. So verschweige ich ihr, dass ich im ersten Morgengrauen immer wieder von Papataci umschwirrt werde, die es durch unsere Abwehrmechanismen geschafft haben. Nach ein paar Umkreisungen um meine Nase setzen sie sich dann stets seelenruhig auf ihre  Arme, Schultern und Beine, um sich ihren Morgen-Drink zu gönnen. Soll ich die vielleicht abklatschen? Dann wacht meine Königin doch auf! Und ehrlich, was machen schon ein paar Bisse mehr oder weniger bei ihr aus?

Aber irgendwie ließ mir das mit ihrem süßen Blut und dem fast generellen Verzicht auf meines doch keine Ruhe:

Gestern also habe ich die Piazza mit Wasser versorgt. Was soll ich sagen. Es sind weder Wolken aufgestiegen, noch habe ich einen einzigen Biss davon getragen...

Entweder sie saufen sich am Blut der "Zweitbesten" für mehrere Tage satt. Oder sie halten mich generell für ungenießbar. Siehe Einleitung.

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