Donnerstag, 10. Juli 2014

Öl oder Butter

"When in Rome do as the Romans do!" - Von diesem Prinzip rücken die "Zweitbeste" und ich in der Fremde nur selten ab. Das heißt, wir passen uns allgemeinen Verhaltensregeln des jeweiligen Gastgeberlandes an und vergessen unsere teutonischen; - nicht etwa aus Anbiederei, sondern aus Respekt.

Bei der Nahrungsmittel-Aufnahme allerdings manchen wir eine drastische Ausnahme. Wo immer es geht, wollen wir auf unsere Deutsche Markenbutter nicht verzichten. Auf Kurztrips haben wir sie schon mal in Kühltaschen dabei, aber auf lange Sicht  - wie hier auf der Burg - kommt es schon mal zum Point of No Return in der Vorratshaltung. 

Obwohl wir hier unseren Butter-Verbrauch - auch aus gesundheitlichen Gründen - drastisch eingeschränkt haben, gehen wir da keine Kompromisse ein. Selbst die Südtiroler Butter aus Sterzing/Vipiteno, die es in die Regale hier geschafft hat, befriedigt unsere Ansprüche da nicht,. Aber weil Europa eben doch zusammenwächst, führt unser Bio-Laden am Hafen in Oneglia "Berchtesgadener Almbutter". Dass er uns für sein exklusives Angebot pro Päckchen 3,50 Euro abknöpft, akzeptieren wir deshalb auch zähneknirschend.

Zur Ehren-Rettung des vielfältigen italienischen Butter-Angebotes muss ich aber sagen, dass es hier ganz ausgezeichnete Varianten gibt - sie schmecken uns nur nicht beim Frühstück oder generell auf Brot.

Zum Kochen unter gleichzeitiger Verwendung von Öl und Butter gibt es hier aber wiederum Produkte, die dann sogar ein wenig besser geeignet sind als unsere Markenbutter. Herausragend ist - um nur ein Beispiel zu nennen - die aus Sahne hergestellte schlohweiße Butter aus der Po-Ebene, die aus meiner Sicht zum Beispiel - wie schon beschrieben - an Bottarga-Spaghetti nicht fehlen darf. Auch für die nur auf der Haut gebratenen Fisch-Filets (hier wird ja Fisch in erster Linie auf dem Kochstein, dem pilastro oder al ligure in der Ofen-Reine gegart)  ist sie hervorragend geeignet. 

Auf das einseitig mit Butter kross gebratene Filet kommt aber dann natürlich beim Servieren auf die Fleisch-Seite ein kräftiger Schuss Extra Vergine als Referenz an die Zweit-Heimat...

Das bringt mich zum eigentlichen Anlass meines heutigen Briefes:

Zutiefst verunsichert durch diverse Berichte in jüngster Zeit haben die "Zweitbeste" und ich  heute eine Extrra-Vergine-Blindverkostung  durchgeführt. Gustavo hat uns nämlich wieder von seinem selbst gepressten Öl aus eigenem Anbau vorbei gebracht, dessen Liter-Preis sich seit Jahren nicht verändert.

Sein Öl trat gegen das Premium-Produkt an, das wir - wie bereits berichtet - gegen die Bonus-Punkte des Supermercato eingetauscht hatten. Zwei Liter vom Letzteren kosten soviel wie fünf vom Ersteren.

Test-Träger waren frisch gewaschene Zeige-Finger links sowie rechts, die in einen zuvor neutralisierten Mund gesteckt wurden.
Jetzt kommt es: 
Das Premium-Öl war dick und smaragdgrün und schmeckte viel intensiver als das von Gustavo, das leicht lindgrün und  auch dünnflüssiger war. Meine Frau bevorzugte sofort das von Gustavo  wegen seines "ehrlichen" Geschmacks. Ich fand das Premium-Öl besser, weil ich gerne mal einfach nur Öl und Salz auf ein ofenfrisches Brot träufele. Aber der "Supermarkt-Bonus" war schon allein zur Farbgebung deutlich sichtbar mit mosto d'oro verschnitten - und auf einen besonderen,  vorrangigen Geschmack hin designed.

Letztlich sind wir froh, dass wir beide haben. Wir werden auch die nächsten Bonuspunkte wieder so eintauschen, aber nicht nur aus preislichen Gründen Gustavos leicht fruchtigem, ehrlichen Öl  den Vorzug geben. 

Da sind wir allemal kompromissbereiter als bei der Butter-Frage...

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